Robert Arrhenius verstärkt ab sofort den THW Kiel. © Aragon

Für Robert Arrhenius ist die TOYOTA Handball-Bundesliga kein unbekanntes Terrain: Von 2003 bis 2006 spielte er bei der HSG Nordhorn, ehe es den 174-maligen schwedischen Nationalspieler (344 Tore) nach Saragossa zu CAI BM Aragon zog. Mit den Spaniern stand er 2007 im Endspiel um den EHF-Pokal, scheiterte dort aber am SC Magdeburg. Weitere Stationen in der Karriere des 1,95m großen Skandinaviers waren IFK Skövde HK in der Heimat und CB Cantabria Santander (2000 bis 2003) im Norden Spaniens.

"Robert hat sich kurzfristig bereit erklärt, uns in dieser Situation zu helfen und ist ab sofort spielberechtigt. Er wird unseren Kader gut ergänzen und sicher zur Stabilität in unserer Defensive beitragen", so THW-Geschäftsführer Uli Derad. "Wir sind froh, dass wir einen so erfahrenen Spieler kurzfristig verpflichtet und die Verantwortlichen von BM Aragon ihn so schnell freigegeben haben. Seine Erfahrung international wie auch aus der TOYOTA Handball-Bundesliga wird uns sicher helfen", so Derad weiter. Auch Schwedens Nationaltrainer Ola Lindgren, der Arrhenius für die WM im Januar im eigenen Land fest für den Mittelblock einplant, zeigte sich gegenüber dem "Aftonbladet" über den Wechsel erfreut: "Das ist positiv für uns. In Spanien würde er nur noch drei Spiele bis zum Jahresende bestreiten, in Kiel können es doppelt so viele werden."

Da die HBL rechtzeitig die Freigabe erteilte, könnte Robert Arrhenius bereits am Mittwoch beim Bundesliga-Spitzenspiel bei den Rhein-Neckar Löwen sein Debüt im Kieler Trikot mit der Nummer 4 feiern. Am kommenden Sonntag in Barcelona hingegen muss Alfred Gislason auf seinen Neuzugang verzichten - Arrhenius ist für die Gruppenphase der Champions League nicht spielberechtigt.

(Sascha Krokowski)

 

Von Dr. Oliver Schulz:

Arrhenius dritter schwedischer Nothelfer beim THW Kiel

Robert Arrhenius war an einer Einigung des THW mit CAI Aragon sehr interessiert, da ihm diese nach seiner langen Verletzungspause gerade im Hinblick auf die WM in der Heimat die dringend benötigten Spielanteile verspricht. Nach dem Turnier erhofft er sich durch sein Engagement in Kiel eine gute Physis für die zweite Saisonhälfte in der Liga Asobal.

Wie das "Aftonbladet" berichtet, sei die Übereinkunft am späten Dienstagabend erzielt worden. "Das hört sich echt Klasse an. Alles ging richtig schnell. Das passt mir sehr gut. Sie haben viele Verletzte und brauchen sicher Hilfe in Abwehr und Angriff", zitiert das Blatt Arrhenius, der erstmals am Montagabend vom Kieler Interesse gehört haben soll. Bereits um 12.30 Uhr am Mittwoch habe der Kreisläufer ein Flugzeug von Barcelona nach Frankfurt bestiegen. Auch der viele Schnee und die klirrende Kälte in der Mainmetropole, die den Flugverkehr zeitweise erschwerte, schienen ihn nicht davon abhalten zu können, zu guter Letzt in Mannheim einzutreffen.

Seit Magnus Wislander 1990 als erster Schwede die Reise über die Ostsee antrat, ist Arrhenius der sechzehnte Schwede im THW-Trikot. Vor dem 31-Jährigen hatten bereits seine Landsleute Tobias Karlsson und Herdeiro Lucau kurzfristiges Verletzungspech an der Förde gelindert.

Im November 2008 musste dem Neu-Kieler nach einem Zusammenprall mit Abraham Rochel im Ligaspiel gegen Torrevieja ein Hoden entfernt werden. Im Juni dieses Jahres zog er sich beim Bankdrücken im Kreis des Nationalteams einen Abriss des linksseitigen Brustmuskels zu, der ihn erst Ende Oktober auf das Handballparkett zurückkehren ließ. Der Wiedereinstieg beim Tabellensiebten verlief erwartungsgemäß nicht ganz einfach.

"Für mich ist das eine Chance, da ich eine Verletzung hinter mir habe. Das Wichtigste ist, so viel wie möglich zu spielen. Im nächsten Monat findet die WM in meinem Land statt. Mein Ziel ist, dabei zu sein. Ich muss mich weiter in Form bringen, um in der Nationalmannschaft zu stehen, ein gutes Turnier zu spielen und in Höchstform nach Saragossa zurückzukehren, um dann die Rückrunde in der Liga zu bestreiten", äußerte der schier unverwüstliche Spieler auf der Homepage von CAI Aragon.

Der frühere Nordhorner dankte seinem Verein für die Möglichkeit, das orangefarbene Trikot mit der Nummer 22 für einen Monat gegen den Zebradress mit der 4 zu tauschen: "Ich bin dem Klub sehr dankbar, dass er von Beginn an Verständnis für meine Situation gezeigt hat und wir schnell zu einer Lösung gelangt sind, die beide Parteien zufriedenstellt".

"Ich bin hochzufrieden und fühle mich sehr stolz, dass ein Verein wie der THW Kiel auf mich zählt, um den Ausfall von Marcus Ahlm auszugleichen. Ich glaube, es ist die beste Mannschaft der Welt. Für mich wird das eine schöne Erfahrung sein", teilte er der Homepage der Spanier im Hinblick auf sein Intermezzo an der Kieler Förde weiter mit.

Der Blitztransfer hilft aber nicht nur dem THW und dem Kreisläufer, sondern führt auch zu zufriedenen Mienen bei Nationaltrainer Ola Lindgren. "Für uns ist das positiv. Anstelle der drei Spiele, die in der spanischen Liga vor der WM noch anstehen, bekommt er nun die doppelte Anzahl in Kiel. Er ist mit dabei, darf in dem Umfeld trainieren, bekommt natürlich Spielanteile und sicher auch wichtige Aufgaben in der Abwehr", erläuterte Lindgren, bis vor kurzem selbst an der Seitenlinie der Rhein-Neckar Löwen tätig, dem Aftonbladet. Ob Arrhenius auch beim World-Cup am 7./8. Dezember in Halmstad und Malmö gegen Norwegen, Dänemark und Island auflaufen werde, ließ der Trainer indes offen.

(von Dr. Oliver Schulz)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 02.12.2010:

Kraftpaket: Robert Arrhenius wird ein "Zebra"

Handball-Bundesligist THW Kiel verpflichtet den schwedischen Kreisläufer als Ersatz für den verletzten Marcus Ahlm

Kiel. Der THW Kiel hat auf die Verletzung von Kreisläufer Marcus Ahlm reagiert und kurzfristig Robert Arrhenius verpflichtet. Der 31-jährige Schwede kommt vom spanischen Club CAI BM Aragon und soll helfen, die prekäre Personalsituation beim deutschen Handballmeister zu überbrücken. "Mit Robert sind wir im Kader wieder breiter aufgestellt", sagte Manager Uli Derad.

Der 174-fache Nationalspieler war gestern Morgen von Barcelona nach Frankfurt geflogen und pünktlich zum THW-Spiel in Mannheim eingetroffen. Weil Derad eine "Nachtschicht" eingelegt hatte, lag gestern bereits die Spielberechtigung vor. Integrationsprobleme sind bei Arrhenius nicht zu erwarten, Arrhenius hat drei Jahre (ab 2003) in Nordhorn gespielt, spricht daher gut Deutsch. Es wäre allerdings keine Überraschung, würde der Schwede sein Engagement beim deutschen Meister bereits Ende Dezember beenden - dann, wenn Marcus Ahlm wieder fit ist.

Arrhenius hatte sich im Juni beim Krafttraining einen Brustmuskel gerissen und war erst im Oktober nach Spanien zurückgekehrt. Die schwere Verletzung hat er auskuriert, allerdings war er zuletzt nicht mehr erste Wahl im Team des Ex-Kielers Demetrio Lozano. "Das fühlt sich richtig gut an", sagte Arrhenius der schwedischen Tageszeitung "Aftonbladet", als er am Dienstagabend vom Interesse der Kieler erfuhr. Das Kraftpaket gilt als starker Abwehrspieler und soll dem Meister wohl in erster Linie in der Deckung helfen.

Neben Arrhenius gab es nach Informationen der Kieler Nachrichten auch Kontakte mit Ex-"Zebra" Pelle Linders und Johnny Jensen (ehemals SG Flensburg-Handewitt). Beide mussten aber wegen Verletzungen passen.

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 02.12.2010)