28.12.2010 | Mannschaft / WM 2011 |
Das Vertrauen des Isländers in die Stabilität seiner Mannschaft hat zuletzt offensichtlich stark gelitten, führte Kiel doch noch mit sechs Toren (29:23), als der gute Thierry Omeyer wieder zwischen die Pfosten rückte. "Ich wollte nichts riskieren", sagte Gislason, dem der erneute Wechsel nicht leicht gefallen war. "Das tat mir für Palle leid. Vielleicht wollte er zu viel, weil das Spiel auch im schwedischen Fernsehen übertragen wurde." Zuletzt hätte er bei seinen Einwechslungen stets gute Leistungen gebracht, diesmal nicht. Der 51-Jährige glaubt aber nicht, dass Palicka das WM-Aus in eine Krise stürzen wird. "Er hat noch viel Zeit und seine Kurve zeigt klar nach oben."
Dominik Klein, in Friesenheim mit neun Toren bester Werfer, nahm seinen Status als Wackelkandidat in den Plänen von Heiner Brand dagegen mit Humor. "Ob er mich angerufen hat? Keine Ahnung, ich habe mein Handy ausgeschaltet." Das hat er natürlich nicht, schließlich rechnet er täglich mit einer Antwort auf die Frage, wie der Bundestrainer zwischen ihm, Torsten Jansen (HSV) und Uwe Gensheimer (Rhein-Neckar Löwen) entscheiden wird. Ein Warten, das er nach der aktuellen Bekanntgabe des 19er-Kaders mit großer Ruhe übersteht. "Entscheidend wird sein, wie wichtig es Heiner ist, auch eine offensive Abwehr stellen zu können." Hier sieht Klein seine Chance, als Spitze in einer 3:2:1- oder 5:1-Deckung. "Diese Rolle macht mir viel Spaß, schließlich bin ich als Außen dann auch einmal mitten im Geschehen." Er hätte seit seinem letzten Auftritt beim Testspiel gegen Polen in Köln (28:22) ein gutes Gefühl. Alles andere hätte er sowieso nicht in der Hand.
Ein gutes Gefühl hat auch wieder Gislason, der seiner Mannschaft einen klaren Aufwärtstrend bescheinigte. Namentlich lobte er Aron Palmarsson, den zuletzt stark kritisierten Milutin Dragicevic ("Er macht Fortschritte) und Momir Ilic, der nach wochenlanger Talfahrt in Friesenheim ein Lebenszeichen von sich gab. "Bei ihm geht es wieder steil nach oben", sagte Gislason, der auch gesehen hatte, dass der Serbe vor allem in der holprigen Anfangsphase des THW ein stabiles Element gewesen war.
Freude herrschte trotz der Zehn-Tore-Klatsche auch bei den Besiegten. "Wir haben gegen Kiel das Maximale herausgeholt", sagte Geschäftsführer Werner Fischer, der die Bestätigung für die gute Leistung seiner TSG darin fand, dass Gislason in der zweiten Halbzeit eine Auszeit nehmen musste, weil der THW in Bedrängnis geriet. Außerdem wäre jedes Heimspiel der "Eulen" nahezu ausverkauft und das Konzept, auf Talente zu bauen, hätte bislang seine Erstliga-Tauglichkeit unter Beweis gestellt. "Wir setzen auf Handballer, denen die Spielanteile wichtiger sind als Geld. Das können sie auch später noch verdienen." Friesenheim und Kiel im Glück, nur Palicka nicht.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 28.12.2010)
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