22./23.12.2010 - Letzte Aktualisierung: 23.12.2010 | Bundesliga |
Update #3 | Fotos, KN-Spielbericht und Stimmen ergänzt ... |
Henrik Lundström begann stark
und markierte vier Treffer.
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Oliver Krato |
Bei der Pokalpartie in der vergangenen Woche bekamen die "Zebras" vor allen Dingen die Lübbecker Kreisläufer nicht in den Griff und wollten es diesmal besser machen. Doch zunächst knüpften Frank Löke sowie die bei schneller Mitte und zweiter Welle am Kreis lauernden Abwehrspezialisten Siodmiak und Gustafsson nahtlos an ihre Leistung der Vorwoche an. Nach vier Spielminuten hatte bereits jeder von ihnen einen Treffer gegen Thierry Omeyer erzielt, zusammen mit einem von Tluczynski verwandelten Strafwurf bedeutete dies eine 4:2-Führung für die Gastgeber.
Nach anfänglichen Schwierigkeiten bekam die Kieler Abwehr
TuS-Kreisläufer Frank Löke immer besser in den Griff.
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Oliver Krato |
Henrik Lundström beendete per Gegenstoß die Kieler Torflaute, und nachdem Niemeyer ein zweites Mal geblockt wurde, legte Andersson per zweiten Welle zum 11:10 nach. Markus Baur gönnte Niemeyer daraufhin eine Pause und brachte Stephan Just in die Partie, zudem kam Alvanos für Svensson. Beide Mannschaften taten sich nun schwer mit dem Torewerfen, bis zur 28. Minute (13:12) konnten die "Zebras" ihren knappen Vorsprung behaupten. Dann jedoch ergab sich doch noch die Chance für den THW, ein kleines Polster mit in die Halbzeitpause zu nehmen: Nachdem Alvanos Sprenger bei einem Wurf in den Arm griff, musste der Grieche für zwei Minuten auf die Bank. In Überzahl erhöhten Ilic per Siebenmeter und Sprenger nach einer schnellen Kombination über Jicha und Andersson auf 15:12. Markus Baur nahm für die letzte halbe Minute vor der Pause seine Auszeit, um durch letzte Instruktionen noch zu verkürzen. Es fruchtete, Alvanos wuchtete den Ball zum 13:15 in die Maschen. Doch ein unglaublicher Hammer von Filip Jicha aus 17 (!) Metern bedeutete mit der Halbzeitsirene dann doch das 16:13 und damit eine kleine, aber längst nicht beruhigende Pausenführung.
Lübbeckes Abwehrchef Artur Siodmiak tauchte nur selten am
Kieler Torkreis auf, verwandelte aber seine beiden Chancen
sicher.
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Oliver Krato |
Nichts deutete in den folgenden fünf Spielminuten darauf hin, dass es hier noch einmal eng werden könnte. Zwar trafen die Ostwestfalen auch wieder das Tor, doch auf die Treffer der lange Zeit völlig abgemeldeten Löke und Siodmiak hatten die Kieler immer gleich eine Antwort parat. Jicha mit zwei Gewaltwürfen sowie ein von Omeyer eingeleiteter Sprenger-Gegenstoß bedeuteten nach 40 Minuten eine 24:17-Führung für den Rekordmeister, der die Partie souverän zu verwalten schien. Jedoch sah man besonders Kim Andersson, der im Angriff bis dahin durchgespielt hatte, nun deutlich seinen Trainingsrückstand an, der schwedische Linkshänder wirkte verständlicherweise völlig ausgepowert. Da Thorir Olafsson zudem Filip Jicha an die kurze Leine nahm, schwächelte das Kieler Angriffsspiel. Ilic und Andersson nahmen sich Verlegenheitswürfe und scheiterten an Putera, auch einige technische Fehler und zwei falsche Sperren von Arrhenius schlichen sich ein. Dies nutzten Löke und Svensson zunächst zur Ergebniskosmetik, die spätestens nach einem Siebenmeter-Treffer von Olafsson zum 20:24 zum Hoffnungsschimmer wurde. Alfred Gislason reagierte und brachte mit Reichmann und Fernandez eine "frische" rechte Seite. Doch nachdem Ilic einen Strafwurf an den Pfosten setzte, war die Verunsicherung bei den Kielern endgültig zu spüren - auch bei den Lübbecker Fans, die ihr Team nun wieder nach vorne peitschten.
Momir Ilic übernahm in der
engen Schlussphase Verantwortung.
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Oliver Krato |
Doch Lübbecke gab sich nicht auf, Stephan Just verkürzte mit seinem ersten Treffer zum 25:27. Kim Andersson scheiterte an Putera und Tim Remer netzte den neunten (!) Lübbecker Siebenmeter ein zum Anschlusstreffer. Daraufhin bediente Ilic Christian Sprenger, doch auch der Nationalspieler scheiterte an Putera, so dass Lübbecke die Chance auf den Ausgleich bekam. Die Kieler Deckung kämpfte, Filip Jicha blockte die Wurfversuche von Just und Svensson, so dass die Unparteiischen auf Zeitspiel entschieden. Der THW schaltete schnell, schickte Christian Sprenger auf die Reise - doch statt des vorentscheidenden 28:26 fand der im zweiten Durchgang unglücklich agierende Rechtsaußen erneut in Putera seinen Meister; statt des vorentscheidenden 28:26 gelang Tim Remer im Gegenzug zwei Minuten vor Schluss der erste Ausgleich für Lübbecke seit Mitte der ersten Halbzeit.
Die Schlussphase wurde hektisch: Zunächst holte die Achse Ilic/Arrhenius einen weiteren Siebenmeter heraus, Fernandez behielt die Nerven und traf zum 28:27. Doch noch waren 100 Sekunden zu spielen. Arne Niemeyer übernahm Verantwortung, warf 45 Sekunden vor Schluss aber am Kieler Tor vorbei. Auf der Gegenseite fand Fernandez 25 Sekunden später eine Lücke in der Lübbecker Abwehr, doch wieder hielt Putera und gab seiner Mannschaft damit eine weitere Chance auf ein Unentschieden. Doch die Kieler machten Svensson fest, die Schiedsrichter hielten die Zeit erst sehr spät an. Dies brachte wiederum TuS-Coach Markus Baur auf die Palme, der kurzerhand das Spielfeld stürmte und ebenfalls eine Zwei-Minuten-Strafe für einen seiner Spieler in Kauf nahm. Zwei Sekunden verblieben Lübbecke für eine letzte Aktion, Erinnerungen an das Unentschieden gegen Gummersbach vom vergangenen Wochenende wurden bei den Kieler Fans wach. Siomiak legte den Ball zurück auf Svensson, dessen Unterarmwurf aber geblockt wurde. Doch Blümel/Loppaschewski gaben noch Nachschlag. Anderssons Check gegen Siodmiak bedachten die Schiedsrichter mit der roten Karte für den Schweden und ließen noch einen direkten Freiwurf ausführen. Dieser Wurf von Tim Remer landete aber in den Pranken von Filip Jicha, der Auswärtssieg war endlich unter Dach und Fach.
Das dritte kraftraubende Spiel binnen acht Tagen haben die "Zebras" damit hinter sich, die weihnachtliche Verschnaufpause fällt allerdings wie gehabt sehr kurz aus. Denn bereits am Sonntag, dem 2. Weihnachtsfeiertag, sind die Kieler bereits wieder im Einsatz: Um 16.00 Uhr erfolgt der Anpfiff beim Aufsteiger TSG Ludwigshafen-Friesenheim.
(Sascha Krokowski)
Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Kompliment an meine Mannschaft, die 45 Minuten besser gespielt hat als vor einer Woche und verdient so hoch geführt hat. Nicht zufrieden war ich mit den vergebenen Chancen am Ende, wir haben es nicht geschafft, den Sack zuzumachen. Eine absolute Katastrophe aber waren die Schiedsrichter, sie waren absolut parteiisch. Der Sieg war unter dem Strich aber verdient.
Ich will wegen den Schiedsrichtern nicht ins gleiche Horn stoßen, sonst müsste auch die Frage erlaubt sein, warum Kiel sieben Tore in Führung gehen konnte. Bitter, dass wir den Ausgleich nicht geschafft haben. Kiel hat den letzten Wurf nicht zugelassen, da sind sie noch einen Schritt weiter als wir. Der Sieg geht aber in Ordnung.
In der ersten Halbzeit haben wir gut gespielt, waren heiß. Leider haben wir in der letzten Viertelstunde das Spiel zu früh abgehakt, die Zügel schleifen lassen, haben oft die falschen Entscheidungen getroffen. Das wäre fast noch daneben gegangen. Ich habe mich ganz gut gefühlt, allerdings fehlt noch einiges zur Bestform. Ich glaube nicht, dass ich für meine Rote Karte eine Sperre kassieren werden, das haben die Schiris jedenfalls angedeutet. Der Grund ist, dass ich nicht den Ball führenden Spieler gefoult habe.
Wir haben einen tollen Kampf geliefert, es sollte leider nicht sein. Kiel bekommt immer einen Bonus, das nervt.
Wir sind natürlich sehr froh, dass wir hier zwei Punkte mitgenommen haben - und das trotz aller widriger Umstände. Wir hatten heute beinahe das Gefühl, dass wir nicht nur gegen Lübbecke spielen mussten. Natürlich haben wir vorne viele Chancen vergeben, aber da waren einige Fehlentscheidungen der Schiedsrichter dabei, die so einfach nicht gehen. Ich habe aktuell das Gefühl, dass es einen Trend gibt, gegen den THW zu pfeifen.
Aus den Kieler Nachrichten vom 23.12.2010:
Die Gastgeber starteten in der mit 3300 Zuschauern ausverkauften Merkur-Arena flott. Nach 80 Sekunden führte das Team von Markus Baur bereits mit 2:0, das Strickmuster ihrer Angriffe war bereits deutlich. Weil sie den starken Thierry Omeyer aus dem Rückraum nicht überwinden konnten, sollten sie es immer wieder über den Kreis versuchen. Ein Erfolgsrezept, das auch im Pokalspiel-Achtelfinale fast von Erfolg gekrönt gewesen wäre. Doch der THW wirkte zumindest in den ersten 40 Minuten wacher, hatte zudem mit Kim Andersson zunächst einen Spieler in der Startformation, der im rechten Rückraum intelligent Bälle verteilte. Acht Monate nach seiner schweren Knieoperation humpelte der Schwede nach jedem Angriff zwar zur Bank, um hier mit Abwehrspezialist Daniel Kubes zu wechseln. Aber er deutete an, wie wichtig er für den Rekordmeister wieder werden könnte. Mann der ersten Halbzeit war einmal mehr Filip Jicha, der beim Seitenwechsel schon sechs Tore erzielt hatte. Besonders wichtig war der Treffer zum 16:13, als er kurz hinter der Mittellinie abhob und mit Wucht den Ball durch die Beine des überraschten TuS-Torhüters Milos Putera zum Pausenstand in die Maschen jagte. Baur hatte kurz zuvor eine Auszeit genommen, den letzten Spielzug angesagt und seinen Spielern den Auftrag erteilt, mit einem 13:15 die Seiten zu wechseln. Zwar traf Kristian Svensson wie befohlen, doch Jicha hatte keiner mehr auf der Rechnung.
Zeitweise führten die Schützlinge von Alfred Gislason, die einen Blitzstart in die zweite Halbzeit erwischten, mit sieben Toren (24:17/39.). Doch der THW machte es noch einmal spannend und holte die bereits Besiegten wieder ins Spiel zurück. Im Angriff lief nicht mehr viel zusammen. Auch der sonst von der Siebenmeterlinie so zuverlässige Momir Ilic, der gestern seinen 29. Geburtstag feierte, scheiterte in dieser Phase. Nach drei sicher verwandelten Strafwürfen setzte er den vierten an den Pfosten. Der Vorsprung schmolz wie Butter, Lübbecke warf sechs Tore in Folge. Bei Kiel lief nichts mehr zusammen, auch Gislason verlor die Nerven, als er nach einem heftigen Disput mit den Unparteiischen eine Zeitstrafe kassierte. In der 53. Minute hatte Lübbecke auf 24:25 verkürzt und das Publikum, das zwischendurch ein gellendes Pfeifkonzert gegeben hatte, stand nun wieder wie eine Wand hinter dem TuS. Die 53. Minute. Ein Zeitpunkt, an dem sich Geschichte wiederholen sollte. Andreas Palicka hatte im Pokalspiel mit zwei gehaltenen Siebenmetern in der Schlussphase ein bereits verloren geglaubtes Spiel noch aus dem Feuer gerissen. Diesmal parierte er gegen Thorir Olafsson. Trotzdem, es blieb ein schmaler Grat, auf dem der THW wandelte. Auch weil Christian Sprenger gleich dreimal verwarf und sich ein Einzelgespräch mit Gislason einhandelte, das er so schnell nicht vergessen wird. Als Jerome Fernandez mit einem Siebenmeter zum 28:27 in der vorletzten Minute traf, wurde es hektisch auf dem Spielfeld. Arne Niemeyer hämmerte den Ausgleich über die Latte, Fernandez schloss zu schnell ab und Lübbecke kam noch einmal in Ballbesitz. Die letzten drei Sekunden wurden zu Minuten, erlebten zwei Freiwürfe des TuS, eine Zeitstrafe gegen Baur und einen Platzverweis für Andersson, der Löke foulte. Als der Ausgleich schließlich doch in der schwarz-weißen Mauer strandete, kannte die Freude keine Grenzen mehr. "Ich freue mich, dass wir trotz der widrigen Umstände gewonnen haben", atmete Manager Uli Derad durch. Umstände? "Die Schiedsrichter haben es nicht gut mit uns gemeint."
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 23.12.2010)
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