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15./16.12.2010 - Letzte Aktualisierung: 16.12.2010 DHB-Pokal

DHB-Pokal: THW quält sich in Lübbecke ins Viertelfinale

DHB-Pokal, Achtelfinale: 15.12.2010, Mi., 20.15: TuS N-Lübbecke - THW Kiel: 29:30 (14:15)
Update #3 Fotos, KN-Spielbericht, Spielbericht und Stimmen ergänzt ...

Andreas Palicka hielt in der Schlussphase zwei Siebenmeter und damit seine Mannschaft im Pokal.
Klicken Sie zum Vergrößern! Andreas Palicka hielt in der Schlussphase zwei Siebenmeter und damit seine Mannschaft im Pokal.
Der THW Kiel hat zum zehnten Mal in Folge das Viertelfinale um den DHB-Pokal erreicht. Beim Ligakonkurrenten TuS N-Lübbecke gewannen die "Zebras" am Mittwochabend in einer dramatischen Partie mit 30:29 (15:14). Die Ostwestfalen standen dabei vor einer großen Überraschung, erst fünf Paraden in der Schlussphase von Andreas Palicka und das goldene Tor von Aron Palmarsson brachten dem THW den Sieg. Bester Torschütze bei den Kielern war Filip Jicha mit 8/2 Treffern, bei Lübbecke war Tomasz Tluczynski ebenfalls achtmal erfolgreich.
Da sich die beiden zuletzt angeschlagenen Christian Sprenger und Christian Zeitz einsatzbereit meldeten, hatte Alfred Gislason auch in Lübbecke wieder die Qual der Wahl. Der Isländer ließ zunächst weder den zuletzt im Angriff starken Tobias Reichmann noch den Rekonvaleszenten Kim Andersson auf den Spielberichtsbogen setzen und den letzten Platz frei, um gegebenenfalls noch während des Spiels reagieren zu können. Zudem vertraute der Kieler Coach von Beginn an auf Robert Arrhenius am Kreis.

Henrik Lundström bot eine starke Leistung und erzielte sechs Treffer.
Klicken Sie zum Vergrößern! Henrik Lundström bot eine starke Leistung und erzielte sechs Treffer.
Den weitaus besseren Start hatten aber die Gastgeber, obwohl sie kurzfristig auf ihren grippekranken Kapitän und Top-Torschützen Thorir Olafsson verzichten mussten. Da TuS-Keeper Milos Putera einen glänzenden Start erwischte und Würfe von Ilic, Jicha und Zeitz parieren konnte, ging Lübbecke schnell mit 3:1 in Führung. Die "Zebras" wirkten noch nicht richtig wach, besonders in der Abwehr bekamen sie Lübbeckes Kreisläufer Frank Löke nicht in den Griff. Und wenn es nicht der nur im Angriff eingesetzte Norweger richtete, so konnten auch die Abwehrspezialisten Siodmiak und Gustafsson per zweiter Welle oder schneller Mitte am Kreis freigespielt werden. Dadurch führte der TuS nach sieben Minuten trotz zweier Treffer von Sprenger mit 6:4. Als Löke anschließend einen Siebenmeter herausholte, den Tluczynski verwandelte, und Siodmiak nach einem Anspiel des umsichtigen Niemeyer nicht nur zum 8:4 vollstreckte, sondern auch Arrhenius für zwei Minuten auf die Strafbank musste, feierten die nur rund 1.700 Zuschauer in der Merkur Arena erstmals lautstark ihr Team.

Ein hitziges Duell über 60 Minuten: Arne Niemeyer und Christian Zeitz schenkten sich nichts.
Klicken Sie zum Vergrößern! Ein hitziges Duell über 60 Minuten: Arne Niemeyer und Christian Zeitz schenkten sich nichts.
In Unterzahl wirkten die "Zebras" nun aber endlich wacher in der Abwehr, ließen keinen Gegentreffer zu und verkürzten sogar durch Zeitz-Steal und -Gegenstoß. Wenig später verwertete Arrhenius einen Abpraller zum weiteren Anschluss, ehe Niemeyer einen Fehler von Zeitz für den ersten Rückraumtreffer des Gastgebers zum 9:6 ausnutzte. Doch die Kieler waren nun in der Partie angekommen: Lundström nach schönem Anspiel Jichas, Zeitz erneut allein auf weiter Flur nach Ballgewinn in der Abwehr und noch einmal der Linkshänder mit einem ansatzlosen Rückraumgeschoss sorgten für den Ausgleich. Lübbecke aber blieb bei seinem Konzept, über den Kreis zum Torerfolg zu kommen, und ging durch Gustafsson und den überragenden Löke noch einmal mit 11:9 (19.) in Führung.

Doch nun riss der Faden beim TuS vollends, insbesondere dem an der Hand angeschlagenen Spielmacher Henrik Hansen und Linkshänder Kristian Svensson unterliefen im Aufbauspiel haarsträubende Fehler. Die "Zebras" nutzten diese Schwächephase einigermaßen konsequent aus, Lundström, Zeitz, Jicha und Sprenger bestraften Lübbeckes Fehler zum 13:11 für den THW. Da die Kieler Abwehr nun auch Frank Löke einigermaßen im Griff hatte, erhöhten die Gäste sogar noch auf 15:11 (27.), verpassten in den letzten drei Minuten der ersten Halbzeit aber, den Vorsprung auszubauen. Halbherzige Würfe von Palmarsson und Jicha verfehlten den Kasten, Sprenger scheiterte aus ganz ungünstigem Winkel an Putera. Die Gastgeber, bei denen Markus Baur nun auf Alvanos sowie Spielmacher Stephan Just im Rückraum setzte, verkürzten daher bis zum Seitenwechsel nach einem Doppelpack von Verjans wieder bis auf einen Treffer.

Robert Arrhenius hatte gegen die Lübbecker Abwehrhünen Siodmiak und Gustafsson einen schweren Stand.
Klicken Sie zum Vergrößern! Robert Arrhenius hatte gegen die Lübbecker Abwehrhünen Siodmiak und Gustafsson einen schweren Stand.
Zur zweiten Halbzeit brachte Alfred Gislason Jerome Fernandez im linken Rückraum für den blassen Momir Ilic, Jicha tunnelte Putera im ersten Angriff zum 16:14. Doch Lübbecke hatte durch die Aufholjagd Ende des ersten Durchgangs längst Blut geleckt. Mit Stephan Just im Rückraum war nun wieder deutlich Struktur im TuS-Angriffsspiel vorhanden, Tluczynski und Löke trafen zum 16:16. Der THW legte aber postwendend nach, Arrhenius, Zeitz, Sprenger und Jicha hatten auf jeweilige Ausgleichstreffer stets eine passende Antwort parat. Und als Omeyer dann einen Wurf von Alvanos parierte und den Ball weit nach vorne auf Lundström passte, waren die "Zebras" beim 21:19 wieder mit zwei Treffern vorne. Mittlerweile war Ilic für Fernandez in die Partie zurückgekehrt und behauptete mit seinen ersten beiden Toren den knappen Kieler Vorsprung. Allerdings verpasste es die Mannschaft in dieser Phase, vorentscheidend davonzuziehen: Sprenger, bei dessen Konter Arne Niemeyer den Ball im letzten Moment wegtippen konnte, und Ilic hatten es jeweils in der Hand, die Führung auf drei Treffer zu erhöhen und damit vielleicht Lübbeckes Widerstand zu brechen. So aber blieb es in dieser Partie bis zum 26:24 (48.) durch einen Siebenmeter Jichas bei einem knappen Kieler Vorsprung.

Wieder einmal holte Löke dann einen Siebenmeter heraus, den Tluczynski locker zum 25:26 verwandelte. Filip Jicha traf anschließend mit einem Gewaltwurf nur die Unterkante der Latte und Stephan Just sorgte in der 51. Spielminute zum 26:26 - dem ersten Ausgleich seit dem 19:19. Und nicht nur das: Die Kieler vertendelten im Angriff den Ball und Verjans brachte den TuS sogar erstmals seit Mitte der ersten Halbzeit wieder in Führung. Alfred Gislason reagierte nun und brachte Palicka für Omeyer ins Tor. Der Schwede parierte auch sofort den ersten Wurf Justs, doch da der THW im Angriff noch immer von der Rolle war, nahm Kiels Coach kurz darauf eine Auszeit. Aron Palmarsson kam für Ilic in die Partie, doch nach einem Ballverlust von Zeitz und einem Wurf Niemeyers aus heiterem Himmel führten die Gastgeber plötzlich mit 28:26 (54.) und schnupperten mehr denn je an der Pokal-Überraschung.

Licht und Schatten bei Aron Palmarsson - der junge Isländer erzielte aber den entscheidenden Treffer.
Klicken Sie zum Vergrößern! Licht und Schatten bei Aron Palmarsson - der junge Isländer erzielte aber den entscheidenden Treffer.
Im nächsten Kieler Angriff holte sich Arne Niemeyer, der sich über die gesamte Spielzeit hitzige Duelle mit Christian Zeitz lieferte, seine längst überfällige erste Zeitstrafe ab. In Überzahl bediente Jicha Arrhenius, doch der Kreisläufer scheiterte an Putera. Auf der Gegenseite holte Frank Löke einen weiteren Strafwurf heraus, doch nach vier Treffern vom Punkt gegen Omeyer fand Tluczynski nun in Palicka seinen Meister. Zeitz verkürzte auf 27:28, doch wieder schaffte es der TuS, in Unterzahl Frank Löke zu bedienen und damit einen Siebenmeter zu ergattern. Diesmal trat Routinier Stephan Just gegen Palicka an, und der Schwede parierte erneut und hielt den THW weiterhin im Spiel. Filip Jicha zeigte es den Gastgebern dann, wie man Strafwürfe verwandelt, und sorgte zweieinhalb Minuten vor Schluss für den Ausgleich. Andreas Palicka krönte seine starke Leistung mit weiteren Paraden gegen Niemeyer und Just, ehe Jicha 70 Sekunden vor Schluss mit einem Gewaltwurf gar die Kieler Führung zum 29:28 gelang. Markus Baur nahm nun seine Auszeit, brachte Kristian Svensson zurück in die Partie. Der Schwede fand erneut Frank Löke am Kreis, der nur durch ein Foul von Daniel Kubes gebremst werden konnte. Während für den Kieler Abwehrspieler damit zumindest die reguläre Spielzeit beendet war, überwand Tluczynski vom Siebenmeterpunkt das Lübbecker Palicka-Trauma zum 29:29. Eine halbe Minute war noch zu spielen, und die Gastgeber gingen offenbar davon aus, dass die dezimierten "Zebras" ihren letzten Abschluss erst kurz vor der Schlussirene setzen würden. Doch Aron Palmarsson fand die Lücke und überwand den verdutzten Putera acht Sekunden vor Schluss zum 30:29. Lübbecke versuchte noch zu kontern, das schnelle Anspiel Niemeyers auf Tluczynski konnte die Kieler Deckung aber unterbinden und damit den Sieg in der Merkur Arena festhalten.

Jubel nach dem Schlusspfiff: der THW Kiel steht im Viertelfinale des DHB-Pokals.
Klicken Sie zum Vergrößern! Jubel nach dem Schlusspfiff: der THW Kiel steht im Viertelfinale des DHB-Pokals.
Bereits am Dienstag blieben zwei weitere der zehn verbliebenen Bundesligisten in direkten Duellen auf der Strecke. Dabei erwischte es auch Titelverteidiger HSV Hamburg - nach dem 27:31 bei den Berliner Füchsen wird damit das "Lufthansa Final Four" in der O2-World Hamburg erstmals seit 2005 ohne den "Gastgeber" stattfinden. Die SG Flensburg-Handewitt erreichte das Viertelfinale hingegen mühelos durch einen 27:21-Erfolg bei der TSV Hannover-Burgdorf. Am Mittwoch folgten diesen Teams dann die weiteren Bundesligisten MT Melsungen (26:22 in Nordhorn), die Rhein-Neckar Löwen (47:29 bei der HSG Gensungen/Felsberg) und der SC Magdeburg (40:25 in Emsdetten) mit Favoritensiegen. An einer großen Sensation schnupperte der Bergische HC, der Süd-Zweitligist scheiterte erst nach Verlängerung mit 28:30 am Tabellen-Fünften der TOYOTA-HBL, Frisch Auf Göppingen. Im Duell zweier Nord-Zweitligisten behauptete sich der VfL Bad Schwartau durch einen klaren 34:24-Erfolg über den Dessau-Roßlauer HV.

Die Viertelfinals werden am 1./2. März ausgetragen. Die Auslosung findet am kommenden Dienstag, den 21. Dezember im Rahmen der Bundesligapartie zwischen Berlin und Magdeburg statt. Als Glücksfee fungiert dann die Tennisspielerin Sabine Lisicki. Die Auslosung ist vorgesehen zwischen 20.30 Uhr und 20.45 Uhr, Sport1 überträgt live. Sowohl Fans als auch Spieler des THW hätten wohl nichts dagegen, wenn es als letzte Hürde auf dem Weg zum "Lufthansa Final Four" mal wieder ein Heimspiel geben würde. Bei den letzten 40 Pokalspielen mussten die "Zebras" ganze 27 Mal auswärts antreten, das letzte Heimspiel datiert aus dem September 2009.

Für den THW geht es im Jahresendspurt am Sonntag auf die dritte von sechs Etappen. Zu Gast in der Sparkassen-Arena-Kiel ist dann Altmeister VfL Gummersbach um die drei ehemaligen Kieler Christoph Schindler, Adrian Wagner und Igor Anic.

(Sascha Krokowski)

Lesen Sie auch den ausführlichen KN-Spielbericht.

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Alfred Gislason:
Ich wusste, dass es schwer sein würde hier zu spielen. Lübbecke hat in der Vergangenheit sehr gut gespielt. Wir haben schlecht ins Spiel gefunden, konnten uns dann aber steigern. Wir haben aber versäumt vor der Pause den Vorsprung auszubauen, ein paar Fehler gemacht und überhastete Würfe genommen.

In der zweiten Halbzeit haben wir sehr gut gekämpft und trotz des Siegtreffers in den letzten Sekunden verdient gewonnen. Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft, dass sie es so geschafft hat.

[Frage: Was wünschen Sie sich für die Auslosung der nächsten Runde am Dienstag?]
Ein Heimspiel wäre schon fantastisch.

Lübbeckes Trainer Markus Baur:
Ich habe bereits vor dem Spiel gesagt, dass man keine Fehler machen darf. Wir haben aber den Ball vier Mal direkt zum Gegner gespielt. Dass wir zur Halbzeit nur mit einem Tor hinten lagen, hat uns für die zweite Halbzeit bestärkt. Wir haben clever in Angriff und Abwehr gespielt, aber dann hatte Alfred das glücklichere Händchen und hat den Torwart ausgewechselt. Wir können erhobenen Hauptes aus der Halle gehen. Dieses war ein weiterer Schritt nach vorne.
THW-Rückraumspieler Filip Jicha gegenüber Sport1:
Wir hatten richtig Probleme mitder Lübbecker Achse Rückraum-Kreis, die hat uns unglaubliche Probleme bereitet, die hatten wir das ganze Spiel über nicht im Griff. Ausschlaggebend für unsere Führung in der ersten Halbzeit war zunächst, dass wir die zweite Welle und unser Angriffsspiel gut durchgezogen haben. Aber dann führen wir 15:11 und verlieren die letzten zwei Minuten vor der Pause mit 0:3. Da hatten wir nicht mehr den Mut, zum Tor zu gehen und unser Spiel zu machen.

Lübbecke ist kein Gegner, den man auf die leichte Schulter nehmen sollte, aber dass das so eng werden würde, dass wir uns erst 15 Sekunden vor Schluss durchsetzen, hatte ich auch nicht gedacht. Aber das ist der DHB-Pokal, auch wenn es ein Klischee ist, da herrschen andere Gesetze. Man hat nur dieses eine Spiel, kann nichts mehr reparieren. In 60 Minuten entscheidet sich, ob man ausscheidet oder weiter ist. Und wie man gestern gesehen hat, kann vieles passieren.

Für uns war dieser Sieg unglaublich wichtig, gerade wie wir das geschafft haben... Wir hatten in den letzten Spielen Probleme, aber das heute sollte uns weiter helfen und frisches Blut geben.

Lübbeckes Kreisläufer Frank Löke gegenüber Sport1:
Wir hatten heute alle Chancen, Kiel zu schlagen, Kiel war nicht so stark, aber nach unserer Zwei-Tore-Führung hätten wir das nicht mehr aus der Hand geben dürfen. Aber keine Schuldzuweisung. Diese Saison können wir gegen jeden gewinnen und verlieren. In einer Woche spielen wir erneut gegen Kiel, dann gibt es Revanche.

DHB-Pokal, Achtelfinale: 15.12.10, Mi., 20.15: TuS N-Lübbecke - THW Kiel: 29:30 (14:15)

Logo TuS N-Lübbecke:
Blazicko (bei zwei Siebenmetern, keine Parade), Putera (1.-60., 10 Paraden); Verjans (4), Gustafsson (2), Löke (6), Siodmiak (2), Hansen, Svensson, Tluczynski (8/5), Konitz, Just (4), Niemeyer (2), Alvanos (1), Remer (n.e.); Trainer: Baur
Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-51., 8 Paraden), Palicka (51.-60., 5/2 Paraden); Arrhenius (2), Andersson (n.e.), Lundström (6), Dragicevic (n.e.), Sprenger (4), Kubes, Zeitz (6), Palmarsson (2), Ilic (2), Klein (n.e.), Jicha (8/2), Fernandez; Trainer: Gislason
Schiedsrichter:
Christoph Immel / Ronald Klein
Zeitstrafen:
TuS: 1 (Niemeyer (54.));
THW: 4 (Arrhenius (10.), Jicha (15.), Ilic (47.), Kubes (60.))
Siebenmeter:
TuS: 7/5 (Palicka hält Tluczynski (55.) und Just (56.));
THW: 2/2
Spielfilm:
1. Hz.: 1:0, 1:1, 3:1 (4.), 3:2, 4:2, 4:3, 5:3, 5:4 (7.), 8:4 (10.), 8:6, 9:6 (12.), 9:9 (17.), 11:9 (19.), 11:15 (26.), 14:15;
2. Hz.: 14:16, 16:16, 16:17, 17:17, 17:18 (35.), 18:18, 18:19, 19:19, 19:21 (39.), 20:21, 20:22, 21:22, 21:23, 22:23, 22:24 (45.), 23:24, 23:25, 24:25, 24:26 (48.), 28:26 (54.), 28:29 (59.), 29:29, 29:30.
Zuschauer:
1.687 (Merkur Arena, Lübbecke)
Spielgrafik:
Spielgrafik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 16.12.2010:

Andreas Palicka rettet den THW ins Viertelfinale

Der Torhüter hält die entscheidenden Siebenmeter - Palmarsson trifft zum 30:29
Lübbecke. Sollte der THW Kiel das Final Four am 7./8. Mai 2011 in Hamburg erreichen, hat er es Andreas Palicka zu verdanken. Der junge Schwede rettete den Handball-Meister gestern in einem dramatischen Pokal-Achtelfinale beim TuS N-Lübbecke, das Aron Palmarsson erst sieben Sekunden vor dem Abpfiff mit seinem Tor zum 30:29 (15:14) entschied.

Obwohl die Halle nicht ausverkauft war, entfachte das Publikum von Beginn an einen heißen Rückenwind. Die Hausherren begannen flott, fanden immer wieder den bärenstarken Frank Löke am Kreis. 8:4 führten sie in der 9. Minute, der Norweger hatte gegen eine brüchige Kieler Deckung dreimal getroffen und einen Siebenmeter erarbeitet. Trainer Alfred Gislason hatte sich entschieden, ganz auf Milutin Dragicevic zu verzichten. Für den Serben verteidigte Robert Arrhenius, das "Dezember-Zebra". Der Schwede hatte zwar nur wenige Trainingseinheiten mit seinen Kollegen absolviert, aber die schwache Abwehrleistung von Dragicevic hatte Gislason keine Wahl gelassen.

An Arrhenius allein lag es nicht, dass die Kieler nicht aus den Startblöcken kamen. Sie wirkten alle zu passiv, schlossen zudem ihre Angriffe zu schnell ab. Außerdem erwischte der slowakische TuS-Torhüter Milos Putera einen guten Abend. Erst in Unterzahl, Arrhenius brummte auf der Strafbank, wachte der THW auf. Christian Zeitz klaute sich einen Pass auf Arne Niemeyer und traf im Gegenstoß zum 5:8 aus Kieler Sicht, ein Lebenszeichen. Als der achtfache Torschütze Filip Jicha zwei Minuten absitzen musste, wiederholte Zeitz das Kunststück - 8:9 (17.).

Es blieb ein rasantes Spiel. Eines, in dem offensichtlich wurde, dass der neue Trainer Markus Baur den Ostwestfalen eine große Portion Mut eingeimpft hatte. Bis zum 11:9 (19.) lag der Bundesliga-Elfte ständig vorne, dann schlichen sich erste Fehler ein. Henrik Hansen warf einen Pass ins Publikum, Alexandros Alvanos hätte einen Teleskoparm haben müssen, um ein Niemeyer-Zuspiel zu erwischen und auch der bis dato unfehlbare Löke verpasste nun zwei Anspiele - der schwarz-weiße Express raste auf 15:11 davon, verpasste aber im Rausch die Vorentscheidung.

Mit nur einem Tor Vorsprung starteten die "Zebras" in den zweiten Durchgang. Als dann der Hallensprecher verkündigte, dass der Erzrivale GWD Minden in der Zweiten Liga gegen Hildesheim verloren hatte, war die gute Laune in der Merkur-Arena endgültig zurück. Und das sollte so bleiben, bot der TuS dem sechsfachen Cup-Sieger doch bis zum Ende die Stirn. In der 52. Minute ging das Baur-Team wieder in Führung (27:26) und Gislason wechselte Andreas Palicka ein. Der Schwede parierte Siebenmeter von Tomasz Tluczynski und Stephan Just, Niemeyer kassierte nach einer dummen Attacke gegen Zeitz, den die Fans nun übel beschimpften, eine Zeitstrafe - die Tür, die bereits geschlossen schien, öffnete sich für Kiel doch noch einmal. Jicha traf per Strafwurf und einmal mit Macht, die "Zebras" zogen noch einmal den Kopf aus der Schlinge. "Andreas hat uns gerettet", freute sich der verletzte Kapitän Marcus Ahlm für seinen Landsmann. "Gehen die Siebenmeter rein, verlieren wir."

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 16.12.2010)


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