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29.12.2010 Interview

KN-Interview mit Andreas Palicka: "Handball als Spaß verstehen"

Andreas Palicka über das Leben als Nummer zwei

Andreas Palicka:  "Wenn der Club es will, bleibe ich noch  20 Jahre."
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Aus den Kieler Nachrichten vom 29.12.2010:

Kiel. Er hatte bis zuletzt gehofft, aber am 22. Dezember hatte er Gewissheit: Andreas Palicka, Torhüter Nummer zwei beim Champions-League-Sieger THW Kiel, wird die WM im eigenen Land (13. bis 30. Januar 2011) verpassen. Seine Nationaltrainer haben Mattias Andersson, Johan Sjöstrand und Dan Beutler den Vorzug gegeben.
Mit Andreas Palicka sprach Wolf Paarmann.
Kieler Nachrichten:
Wie groß war die Enttäuschung, nicht dabei sein zu dürfen?
Andreas Palicka:
Unglaublich groß. Es ist zwar auch eine logische Entscheidung, schließlich werde ich in Kiel meistens nur eingewechselt und zeige dabei sehr unterschiedliche Leistungen. Aber meine Nationaltrainer haben sich auch nicht die Mühe gemacht, wirklich sehen zu wollen, wie ich hier arbeite, welche Fortschritte ich mache. In eine Krise werde ich deshalb nicht geraten. Ich habe bereits eine Urlaubsreise gebucht, darauf freue ich mich. Vielleicht schaue ich mir die Spiele im Fernsehen an, vielleicht auch nicht.
Kieler Nachrichten:
Warum hätten Staffan Olsson und Ola Lindgren Sie nominieren sollen?
Andreas Palicka:
Ein Grund ist, dass ich von den fünf Torhütern, die zum 28er-Kader gehört haben (Nummer fünf ist Per Sandström, Anm. d. Red.), der einzige bin, der anders ist, der nicht die schwedische Schule durchlaufen hat. Ich habe schon einige Fragen, die ich ihnen stellen möchte. Das werde ich aber erst nach der WM machen. Für Schweden hoffe ich, dass sie den richtigen Beschluss gefasst haben.
Kieler Nachrichten:
Bekommen Sie hinter Thierry Omeyer genug Licht, um auf sich aufmerksam machen zu können?
Andreas Palicka:
Titi ist nicht das Problem, ein Vereinswechsel ist für mich überhaupt kein Thema. Wenn der Club es will, bleibe ich noch 20 Jahre. Ich will der beste Torhüter der Welt werden. Darüber kann gerne gelacht werden, aber das ist mein Ziel. Dafür kämpfe ich jeden Tag. Und wo kann ich es besser erreichen als beim besten Club der Welt? Und außerdem werden alle großen Spieler älter, auch ein Omeyer.
Kieler Nachrichten:
In Friesenheim kamen Sie in der 43. Minute und wurden in der 47. Minute ausgewechselt, ohne einen Ball gehalten zu haben. Was war los?
Andreas Palicka:
Ich wollte zu viel, ich wollte alle Würfe parieren. Dabei habe ich mich zu sehr unter Druck gesetzt, Dinge gemacht, die ich nicht machen sollte. Und schon ging das Selbstbewusstsein, das ich mir in den letzten Wochen aufgebaut hatte, runter. Außerdem führten wir mit zehn Toren, da lässt die Abwehr um drei, vier Prozent nach. Einer macht eine Pause und die ganze Deckung ist kaputt. Es ist nicht leicht, in einer solchen Situation eingewechselt zu werden. Aber in erster Linie ist mein Kopf das Problem.
Kieler Nachrichten:
Wie lösen Sie dieses Kopfproblem, sprechen Sie beispielsweise mit Omeyer darüber?
Andreas Palicka:
Nein, Titi und ich sprechen eigentlich gar nicht über Handball. Alfred (Gislason/Trainer, Anm. d. Red.) ist ein wichtiger Partner, er kennt mich sehr gut. Ich überlege auch, mit einem Mentaltrainer zu arbeiten. Als Torhüter bist Du eben immer allein. Kaum ein Zuschauer sieht, wenn ein Feldspieler drei, vier Fehler in Folge macht. Aber wenn ein Torhüter ein paar Bälle nicht hält, bekommt das jeder mit. Ich muss lernen, Handball mehr als Spaß zu verstehen. Denke ich nicht, so wie beim Pokalspiel in Lübbecke, halte ich besser.
Kieler Nachrichten:
Sehen Sie denn beim THW derzeit eine Perspektive?
Andreas Palicka:
Klar. Ich darf auch nicht vergessen, dass ich durch meine schwere Verletzung (Muskelabriss im Oberschenkel, Anm. d. Red.) ein Jahr verloren habe. Wenn ich das berücksichtige, bin ich mit meiner Situation sehr zufrieden, auch wenn sie nicht einfach ist. Ich will einen Schritt nach dem anderen gehen. Der nächste wird sein, in der Rückrunde noch mehr Einsatzzeiten zu bekommen. Ich werde beim THW perfekt behandelt und weiß, dass meine Zeit noch kommen wird!
(Das Gespräch führte Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 29.12.2010)


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