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12.02.2011 Bundesliga

Kieler Nachrichten: Abpfiff: DHC Rheinland: Abstieg nur ein Missverständnis?

Aus den Kieler Nachrichten vom 12.02.2011:

Der DHC Rheinland hat am Dienstag beim Amtsgericht Düsseldorf Insolvenz beantragt und steht damit als erster Absteiger aus der Handball-Bundesliga fest. Aber war den Verantwortlichen diese Konsequenz bewusst? Offensichtlich nicht. Aufsichtratsvorsitzender Heinz Hilgers glaubte, den Antrag folgenlos zurückziehen zu können, wenn sich vor der Eröffnung des Insolvenzverfahrens noch ein Sponsor finden würde. In diesem Fall, so Hilgers, könne der DHC noch um den Ligaverbleib kämpfen. Ein Irrtum.
Frank Bohmann, Geschäftsführer der Handball-Bundesliga (HBL), stellt richtig: Ein Verein ist in dem Moment abgestiegen, in dem er die Insolvenz beantragt und nicht erst bei der Eröffnung des Verfahrens. Bitter für die Rheinländer, haben andere Erstligisten doch deutlich größere Sorgen. So schuldet der TV Großwallstadt seinen Spielern noch den Dezember-Lohn, der DHC hat dagegen bereits die Hälfte des Januar-Gehaltes überwiesen. Hätte der DHC die Liga rechtzeitig über eine "drohende Zahlungsunfähigkeit" informiert, wäre, so Bohmann, der Klassenerhalt möglich gewesen. Das hat der Geschäftsführer Heinz Lieven, der angeblich im Dezember mit einem sechsstelligen Betrag aus seinem Privatvermögen ausgeholfen haben soll, aber nicht getan.

Warum? Wahrscheinlich hat den ehrbaren Kaufmann der Wunsch geleitet, den Spielern noch vor Ablauf der Wechselfrist am Mittwoch die Möglichkeit zu bieten, sich einen neuen Job zu suchen. Drei Akteure haben bislang die Chance genutzt: Kapitän Kristian Nippes wird als Ersatz für Oscar Carlen (Kreuzbandriss) mit der SG Flensburg in Verbindung gebracht, doch der Linkshänder wird wohl zum Zweitligisten Bergischer HC zurückkehren.

Der Isländer Sigurbergur Sveinsson (23) schloss sich dem Bundesligisten TSV Hannover-Burdgorf an. Und der Weißrusse Vitali Feshanka könnte schon morgen ein Wiedersehen mit den Ex-Kollegen feiern - als Torhüter der MT Melsungen.

Eine Massenflucht ist nicht zu erwarten, entscheidet über die Transfers doch nun der Insolvenzverwalter. Und Dirk Andres will die Profis nur gegen Ablöse ziehen lassen. Findet sich kein Käufer, droht die Arbeitslosigkeit, wenn der DHC den Spielbetrieb einstellt. Wie wahrscheinlich das ist? Sehr. Das Heimspiel gegen Melsungen ist gesichert, das Gastspiel am Mittwoch in Flensburg aber bereits fraglich. Die Dormagener wünschen sich, dass Bus und Hotelübernachtungen bezahlt werden, doch Holger Kaiser weigert sich. Er könne nicht auf Kosten der eigenen Fans und Sponsoren einen anderen Verein sanieren, sagt der SG-Manager, der aber bereit ist, An- und Abreise zu bezahlen.

Was bedeutet die Insolvenz für die Liga? In diesem Fall kam sie überraschend, war das Konzept doch seriös. Aber die Pleite des Hauptsponsors, einem Internet-Jobportal, hinterließ ein Loch von 350 000 Euro in dem 1,6-Millionen-Euro- Etat. Ein Loch, mit dem keiner rechnen konnte. Der DHC nicht, die HBL nicht. Es zeigt aber, dass einige Etats auf sehr dünnem Eis stehen. Den Vorschlag der Liga, sich verpflichtend ein Monatsgehalt für die Spieler als Reserve anzulegen, hatten die Vereine abgelehnt. Zur Umsetzung fehlt einigen wohl das Geld. Gerade die Etats der Erstligisten aus dem mittleren und unteren Tabellenfeld werden zu mehr als 70 Prozent von Sponsoren getragen. Die jährlichen Fernsehgelder von 150 000 Euro sind auch für sie nur der berühmte Tropfen auf den heißen Stein. Deshalb wäre auch eine Verkleinerung der Liga auf 16 oder gar 14 Vereine keine Lösung, würde sich so doch die Abhängigkeit von Sponsoren nur noch weiter erhöhen. Mittelfristig hilft nur, die Kosten zu reduzieren. Und das bedeutet auch, dass die Spieler Abstriche machen müssen.

(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 12.02.2011)


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