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04.03.2011 DHB-Pokal

Kieler Nachrichten: Steffels peinlicher Auftritt

Füchse-Präsident bezichtigt den THW Kiel bei Pokal-Niederlage des Betrugs

Aus den Kieler Nachrichten vom 04.03.2011:

Berlin. Die Berliner zeigten sich nach dem Viertelfinal-Aus im DHB-Pokal als schlechte Verlierer. Direkt im Anschluss an die 25:31 (13:17)-Niederlage gegen den deutlich besseren THW Kiel wurden die Schiedsrichter Holger Fleisch und Jürgen Rieber als Mitschuldige ausgemacht. Eine besonders fragwürdige Rolle spielte Füchse-Präsident Dr. Frank Steffel.
Im Gegensatz zu dem CDU-Politiker, immerhin Mitglied im Sportausschuss des Bundestages, differenzierten die anderen Besiegten ihr Urteil. So lobte Silvio Heinevetter die bärenstarke Abwehr der Kieler. Gegen die, so der neuerdings im Räuber-Hotzenplotz-Outfit auftretende Nationaltorhüter, sei es sehr schwer, Tore zu werfen. Und die Schiedsrichter? "Ein Heimvorteil sieht anders aus." Sein Trainer Dagur Sigurdsson bezeichnete die erste Niederlage in der Max-Schmeling-Halle seit 378 Tagen als "hochverdient". Er räumte ein, ein "schlechter Verlierer" zu sein, als er den Unparteiischen eine gewisse Parteilichkeit unterstellte. "Ich muss es trotzdem sagen: Es bleibt ein bitterer Beigeschmack."

Sigurdsson und Heinevetter blieben im Rahmen, Steffel nicht. Vielleicht lag es daran, dass er am Mittwoch seinen 45. Geburtstag feierte und die Füchse, deren Sponsor der Unternehmer ist, ihm Redefreiheit geschenkt hatten. Im Oktober 2001 hatte er als selbsternannter "Kennedy von der Spree" versucht, Regierender Bürgermeister zu werden. Das Plagiat scheiterte kläglich und das Stadtmagazin "tip" kürte ihn seinerzeit zum "peinlichsten Berliner des Jahres". Warum, das ließ sich bei der Pressekonferenz nach dem Pokalspiel erahnen. Der Raum, einem Hörsaal nicht unähnlich, war so strukturiert, dass die zu Befragenden unten saßen und die Journalisten, wie Studenten, deutlich erhöht. Ganz oben saß Steffel, der eine unangenehme Stimmung verbreitete.

Weil Sigurdsson minutenlang auf Alfred Gislason und Uli Derad warten musste, mutmaßte Steffel, dass "die Kieler noch in der Kabine mit den Schiedsrichtern feiern". Auch während der Partie hatte er, gut sichtbar für viele der 9000 Zuschauer, im Rücken des Kampfgerichts die Finger mit eindeutiger Gestik bewegt. Seine Botschaft: Kiel hat das Spiel gekauft. Als sich ein Berliner Journalist bei Gislason nach dessen Meinung zu den Schiedsrichtern erkundigte, jubelte Steffel ("Endlich fragt das einer"). Als Gislason von einer "objektiven" Leistung sprach, erntete er höhnisches Gelächter vom Füchse-Boss. Der Isländer blieb cool, lud alle zum Videostudium ein, um auch noch einmal die 23:26-Niederlage der Kieler in Berlin am vierten Bundesliga-Spieltag zu analysieren. "Obwohl ich auch ein schlechter Verlierer bin, habe ich damals kein Wort über Schiedsrichter gesagt." Sicher, nicht alle Entscheidungen von Fleisch/Rieber seien richtig gewesen. Auch sechs kleine Schritte des Berliner Spielmachers Jaszka blieben sechs Schritte, sagte Gislason, der mit seiner Schlagfertigkeit irgendwann auch Steffel zur Ruhe brachte.

Zuvor hatte er seine Mannschaft gelobt und dabei Marcus Ahlm hervorgehoben. Er hätte mit starken Schmerzen im Oberschenkel gespielt, noch beim Aufwärmen sei ein Einsatz unsicher gewesen. "Er hat sich durchgebissen, das war wichtig für uns." Möglich, dass der Kapitän am Sonntag (18.30 Uhr, Eurosport) geschont wird, wenn sich der THW in Kielce den fehlenden Punkt verdienen will, um die Champions-League-Vorrunde als ein Gruppensieger abzuschließen.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 04.03.2011)


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