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31.03.2011 Bundesliga / Mannschaft

Kieler Nachrichten: Gislason: "Wir hatten viel zu viele Ausfälle"

25:28-Pleite: THW-Trainer räumt Mitschuld ein

Aus den Kieler Nachrichten vom 31.03.2011:

Kiel. Auch am Tag nach der 25:28 (12:12)-Heimniederlage gegen den TV Großwallstadt steckte dem THW Kiel das denkwürdige Erlebnis noch in den Gliedern. Bis auf Christian Zeitz hatte kein "Zebra" Normalform erreicht, auch Alfred Gislason räumte eine Mitschuld ein. "Vielleicht war es ein Fehler, mit der ungewohnten Aufstellung zu beginnen", sagt der THW-Trainer, der mit Andreas Palicka, Milutin Dragicevic und Tobias Reichmann Spieler starten ließ, die in der Regel eingewechselt werden.
"Wir hatten viel zu viele Ausfälle", sagt Gislason. "Aber es ist möglich, dass ich mit der Aufstellung einen Grund geliefert habe, den Gegner nicht ernst zu nehmen." Andererseits: In der vergangenen Saison hätte es sich im Champions-League-Finale ausgezahlt, dass er zuvor Spielern wie Börge Lund oder Igor Anic Vertrauen geschenkt hatte. Spielern, die auch nicht zur ersten Sieben gehörten. Als sie dann gebraucht wurden, seien sie bereit gewesen.

"Kiel hat gar keine B-Mannschaft", sagt Uli Wolf, der nicht daran glauben wollte, dass die Aufstellung der Grund für den ersten Sieg in Kiel seit elf Jahren gewesen sein soll. Der TVG-Manager vermutete die Ursache eher in der Einstellung. "Ich habe mich auf dem Weg nach Hause hundertmal gefragt, was Kiel da gemacht hat?" Der 36-jährige, der selbst 256 Spiele als Kreisläufer für die Mittelfranken absolvierte, kam zu der Gewissheit, dass der hohe Favorit sie unterschätzt hatte. Indizien dafür fand er im Hallenheft, in dem der Tabellen-Zehnte als "graue Maus" abgestempelt wurde. "Eigentlich sind wir das auch", sagt Wolf. "Aber jetzt stellt sich die Frage, welchen Titel der bekommt, der gegen eine solche Maus verliert?"

Möglicherweise könnte dieser Sieg dem klammen Traditionsklub eine Tür in eine bessere Zukunft öffnen. "Wir haben eine gute Mannschaft mit einem großen Potenzial. Das hat sie in Kiel gezeigt", sagt Wolf, der hofft, dass nun weitere Sponsoren ihr Herz für den TVG entdecken. Schließlich überzeugten mit Steffen Weinhold (7 Tore), Csaba Szücs (3) und Kapitän Andreas Kunz (4) auch drei Spieler, deren Verträge nicht verlängert werden, weil das Geld fehlt.

Es war ein Abend, an dem deutlich wurde, wie schmal der Grad für Leistungssportler ist. Held oder Verlierer - die Übergänge sind gnadenlos. Das musste auch Daniel Narcisse spüren, der in der 53. Minute ein Tor warf, das auch in dieser Arena einmalig gewesen sein dürfte. Mit dem Rücken zum Tor schnappte er sich ein Zuspiel von Thierry Omeyer, drehte sich in der Luft und hämmerte den Ball zum 22:24 ins Netz. Ohne den Boden zu berühren. Ein Tor, das den Gesetzen der Schwerkraft widersprach. Die Halle tobte, der THW hoffte und Kunz traf eiskalt zum 22:25.

"Ich bin sehr enttäuscht, das war ein ganz schlechtes Spiel von uns", sagte Marcus Ahlm, der in der 58. Minute die letzte Chance verpasste, die Partie zu kippen. Freistehend scheiterte der Kapitän an Mattias Andersson, der, auf der Linie stehend, einen unglaublichen Reflex aus der Trickkiste holte. Im Gegenzug traf Michael Spatz zum 25:27 und die Feierlichkeiten auf der TVG-Bank nahmen ihren Anfang. Ahlm wollte die Champions League nicht als Ausrede bemühen. Drei Tage zuvor hatte der Titelverteidiger sich zwar bei Kolding IF im Achtelfinal-Hinspiel (36:29) kräftig quälen müssen. Aber müde seien sie nicht gewesen. Für den THW bietet sich bereits am Sonnabend (17 Uhr) im Rückspiel gegen Kolding die Gelegenheit, die Fans zu versöhnen.

"Ich habe den Glauben an mich und die Mannschaft nicht verloren", sagt Filip Jicha, der einen rabenschwarzen Tag erwischte. Dem Tschechen, bis dato mit 150 Saisontoren erfolgreichster THW-Werfer in der Bundesliga, gelang nur ein Tor. "Als wir in die Pflicht genommen wurden, waren viele nicht da. Auch ich nicht." Der Welthandballer blickte nach einer unruhigen Nacht aber schon wieder nach vorne. Für den Handball hätte diese Niederlage auch eine schöne Seite gehabt. "Viele behaupten, die Bundesliga sei nicht spannend. Das war der Gegenbeweis."

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 31.03.2011)


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