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Die "Zebras" trainieren in der neuen Orlen-Arena in Plock.
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Raul Alonso |
Seit dem späten Samstagabend befinden sich die Handballer des THW Kiel
im Trainingslager im polnischen Plock. Neben zahlreichen anstrengenden
Trainingseinheiten steht als krönender Abschluss vom kommenden Donnerstag
bis Sonnabend mit dem "Orlen Handball Cup" der erste echte Härtetest für
die "Zebras" auf dem Programm. Beim Turnier im Modus "Jeder gegen Jeden"
bekommen es die Kieler mit dem slowenischen Vizemeister RK Velenje, der
japanischen Nationalmannschaft und abschließend mit dem Gastgeber und
polnischen Handballmeister Wisla Plock zu tun.
In einem Hotel im rund 12 Kilometer von der Weichselstadt Plock entfernten
Lack hat der THW sein Lager aufgeschlagen - wo mittlerweile auch die kommenden
Turniergegner aus Japan und Slowenien ihr Quartier bezogen haben. Die Bedingungen für effiziente
Trainingseinheiten sind laut Trainer
Alfred Gislason
optimal, lediglich bei der Anreise gab es Probleme: Weil der Flug aus Hamburg
erst mit Verspätung nach München startete, verpasste das Team am Samstag den
Anschluss nach Warschau. Der nächste Flieger in die polnische Hauptstadt ging
erst sieben Stunden später, so dass die Mannschaft erst um 2 Uhr nachts das
Hotel erreichte. Seitdem stehen täglich ein Vormittags- und ein Nachmittagstraining
sowie taktische Besprechungen auf dem Programm. Am Dienstagvormittag standen im
Anschluss an das Training zudem noch 800-Meter-Läufe für die Spieler an.
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Die "Zebras" trainieren in der neuen Orlen-Arena in Plock.
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Raul Alonso |
Mit dem polnischen Meister SPR Wisla Plock S.A. ist der THW Kiel bereits seit
rund einem Jahr in Kontakt,
Alfred Gislason und
Plocks dänischer Trainer Lars Walther kennen sich schon seit Jahren. Es entstand
die Idee einer Kooperation: Während die "Zebras" noch bis zum 7. August die
Gastfreundschaft der Polen genießen, kommt Wisla Plock Ende des Monats auf
Trainingslager-Stippvisite nach Kiel und wird am 26. August auch am traditionellen
"Unser Norden"-Cup teilnehmen.
Der "Orlen Handball Cup" schlägt derweil in Polen hohe Wellen: Die Spiele
der Gastgeber - also auch das Spiel am Samstag um 19.30 Uhr gegen den THW -
werden vom polnischen TV-Sender "TVP Sport" übertragen, der auch einen
Livestream dieser Partien auf seiner Homepage
anbietet. Wisla-TV, das Videomagazin des polnischen Meisters, begleitet
das Turnier mit Vor- und Nachberichten. Unter anderem wurde der THW Kiel
bereits beim Training gefilmt. Das Video finden Sie
hier
(Film Nummer 3 im Menü unterhalb des Videos). Alle Partien werden in der
neuen, fast 5.500 Zuschauer fassenden "Orlen Arena" ausgetragen.
Die Gegner des THW
RK Gorenje Velenje
Mit RK Gorenje Velenje trifft der THW zunächst auf einen Gegner, der
in der vergangenen Saison lange Zeit unbeirrbar auf Kurs slowenische
Meisterschaft lag. Nach einem starken Start schien spätestens nach
den begonnenen Sparmaßnahmen beim Dauerrivalen aus Celje der Titel
schon fast unter Dach und Fach, mit sechs Punkten Vorsprung auf
RK Cimos Koper wurde die große Punktspielrunde abgeschlossen. Doch
in der anschließenden Meisterrunde lief nicht mehr viel zusammen beim
Titelträger von 2009, bei dem schon große Namen wie Siarhei Rutenka,
Ivan Cupic,
Vid Kavticnik und auch
Momir Ilic erstmals auf sich aufmerksam
machten: So musste man am Ende RK Koper den Vortritt lassen.
Auch weiterhin wird in der 33.000-Einwohner-Stadt Velenje auf die
Jugend gesetzt: So standen allein vier Spieler von Trainer Branko
Tamse im Kader der slowenischen U21-Nationalmannschaft, die vor
wenigen Tagen bei der WM in Griechenland den achten Platz erreichten.
Den drei Abgängen Aljosa Stefanic, Matevz Skok und Aleksandar Stanojevic
stehen mit Fahrudin Melic, Marko Dujmovic, Jure Dolenec und Emir
Taletovic vier Neuzugänge gegenüber. Aus der Bundesliga bekannt ist
Mittelmann Nikola Manojlovic, der für Frisch Auf Göppingen und die
Rhein-Neckar Löwen spielte. Obwohl Velenje seit 2004 immerhin viermal
in der Champions League spielte, traf man noch nie in einem Pflichtspiel
auf den THW.
Japan
Die japanische Nationalmannschaft dürfte für die Spieler
des THW Kiel ein unbeschriebenes Blatt darstellen. Aber zweifelsohne
ist der Handball beim asiatischen Inselstaat im Vormarsch: In diesem
Jahr war Japan zum vierten Mal nach 1970 (10. Platz), 1995 (23. Platz)
und 1997 (15. Platz) bei einer Weltmeisterschaft am Start und wartete
in Schweden u.a. mit einem sensationellen 33:30-Erfolg über Österreich
auf.
Aron Palmarsson traf mit Island
ebenfalls in der Vorrunde auf Japan, zum deutlichen 36:24-Erfolg
steuerte der Kieler Spielmacher einen Treffer bei. Alle Spieler des
WM-Kaders - Durchschnittsgröße 1,83 Meter - standen bei heimischen
Clubs unter Vertrag, den bleibendsten Eindruck hinterließ in Schweden
der flinke Makoto Suematsu, der allein 12 Treffer zum 33:32-Erfolg
über Brasilien beisteuerte.
Wisla Plock
Als krönender Abschluss und - so erhoffen es vor allem die Gastgeber -
Endspiel steht am Samstag um 19.30 Uhr dann das Duell des THW Kiel mit
Wisla Plock an. Die Mannschaft von Lars Walther konnte sich überraschend
die Meisterschaft in Polen sichern. Nach der Punktrunde noch Zweiter
hinter dem punktgleichen Favoriten aus Kielce, glaubte kaum jemand an
eine Wachablösung - zu deutlich fiel unter anderem im März das Pokalfinale
zwischen den beiden Mannschaften aus, welches Kielce mit 35:22 für sich
entschied. Doch in den Meisterschafts-Playoffs trumpfte Wisla Plock
plötzlich auf und entschied die Serie im Modus "Best of Five" mit
3:1 (25:31, 32:30, 32:25, 26:23) für sich. Durch den Gewinn der siebten
Meisterschaft qualifizierte sich Plock zum ersten Mal seit drei Jahren
wieder für die
Gruppenphase der Champions League
und bekommt es dort u.a. mit dem HSV Hamburg zu tun. Der Kader, mit u.a.
dem Slowenen Luka Dobelsek, dem in der vergangenen Saison aus Kopenhagen
gekommenen Serben Vukasin Rajkovic und dem treffsicheren Flügelspieler
Arkadiusz Miszka stark besetzt, wurde dafür noch einmal deutlich verstärkt:
Mittelmann Nikola Eklemovic aus Veszprem und Kreisläufer Muhamed Tormomanovic
aus Kolding verfügen über Königsklassen-Erfahrung, hinzu kommt mit Michal
Kubisztal von den Füchsen Berlin ein Allrounder für den Rückraum.
Plock und der THW Kiel trafen bislang einmal in der Gruppenphase der
Champions League aufeinander: In der Saison 2005/2006 unterlagen die
"Zebras" überraschend mit
31:32 in Polen, im
Rückspiel in der Ostseehalle feierten die Kieler dann aber einen
37:22-Kantersieg.
(Sascha Krokowski)
- Spielplan des "Orlen Handball Cup":
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- Donnerstag, 04.08.2011:
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- 16.30: RK Velenje (SLO) - THW Kiel
- 19.30: Wisla Plock (POL) - Japan
- Freitag, 05.08.2011:
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- 16.30: THW Kiel - Japan
- 19.30: Wisla Plock (POL) - RK Velenje (SLO)
- Samstag, 06.08.2011:
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- 16.30: Japan - RK Velenje (SLO)
- 19.30: Wisla Plock (POL) - THW Kiel
Aus den Kieler Nachrichten vom 02.08.2011:
THW tankt Kondition in polnischem Trainingslager
Eine Anreise mit Hindernissen - Erste Standortbestimmung ab Donnerstag bei Turnier mit Plock, Velenje und Japan
Kiel. Rekordmeister THW Kiel landete am Sonnabend
erst nach einem Fehlstart in seinem Trainingslager in der
Nähe von Plock, der Stadt des aktuellen polnischen Handballmeisters.
Als "Katastrophe" bezeichnete Trainer Alfred Gislason
die Anreise, die sich um rund acht Stunden verzögert hatte, weil die "Zebras"
verspätet München erreicht und ihren Anschlussflug Richtung Warschau verpasst
hatten. So ging es statt um 14.45 Uhr erst um 21.30 Uhr weiter Richtung Nordosten.
Sonntagnacht um zwei traf der THW-Tross im Mannschaftshotel Debowa Gora in
Lack ein.
Laut Gislason war der Ärger aber schnell verflogen.
"Die Polen sind hervorragende Gastgeber, so ist die Stimmung im Team mittlerweile
hervorragend, wir finden hier alles vor, was wir benötigen." Die obligatorischen
Trainingslager-"Folterwerkzeuge" wie Sporthalle, Laufstrecken um einen See und durch
den Wald befinden sich in direkter Hotelnähe. Zwei Physiotherapeuten und zwei Betreuer
sorgen für Entspannung, Pflege und Verpflegung zwischen und nach den Einheiten.
Traditionell hatten die "Zebras" Grundlagen für Kraft und Kondition jahrelang in
Standorten im Ems-, bzw. Friesland getankt. Die Verlegung des Trainingslagers
nach Polen steht im Zusammenhang mit der Einladung zum Turnier um den "Orlen-Cup",
das am Donnerstag in Plock angepfiffen wird und am Sonnabend endet. Der Rückflug
nach Deutschland ist für Sonntag geplant. Alle Kosten werden vom Veranstalter
übernommen. Gut möglich, dass der Mineralölkonzern Orlen in naher Zukunft auch im
THW-Sponsorenpool auftaucht. Die Verhandlungen laufen.
Turnierteilnehmer neben Kiel sind Wisla Plock, der slowenische Spitzenclub Gorenje
Velenje und die japanische Nationalmannschaft. Das Interesse am THW ist riesig.
Schon bei den Trainingseinheiten sind Fernsehteams und Presseleute Stammgäste. Ab
Donnerstag wird jedes Turnierspiel live im polnischen TV übertragen.
Alfred Gislason streicht dann eine Trainingseinheit
aus dem Programm, auf die Spiele, die nachmittags um 16.30 Uhr beginnen,
kann und will er keine besondere Rücksicht nehmen. "In der Trainingshalle geben
wir weiterhin Vollgas."
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 02.08.2011)