03.01.2012 | Bundesliga |
Das Anforderungsprofil des neuen Trainers könnte komplexer kaum sein: Der neue Übungsleiter sollte in der Lage sein, sich und seinen Sport in der Medienstadt Hamburg zu verkaufen. Vor allem aber muss er erfahren sein im Umgang mit Spitzenteams, eine natürliche Autorität ausstrahlen. Und zudem ein guter Psychologe sein, der die Kunst beherrscht, die Stars dieses Sports, die sich im HSV-Kader nur so tummeln, auf leistungsfördernde Art zu führen.
Manche Beobachter betrachten dieses Team als untrainierbar. Zumal Stars wie die französischen Brüder Bertrand und Guillaume Gille einen Trainer enorm fordern. Sie verlangen vom Chef, gleichstarke Mannschaften mit überraschenden taktischen Tricks auszumanövrieren. Das gelang Carlen nicht.
Die Herkulesaufgabe wird nur wenigen Trainern zugetraut. Neben Serdarusic noch dem Isländer Alfred Gislason, der allerdings beim THW Kiel glücklich ist. Auch der dänische Nationalcoach Ulrik Wilbek wäre ein Kandidat, doch der bereitet sich derzeit auf die Olympia-Kampagne vor. Der letzte Mann in dieser Riege der Hochkaräter ist Talant Dushebajew, der schon seit 2006 mit großem Geschick das Weltklasseteam von Athletico Madrid (ehemals Ciudad Real) führt. Und der gebürtige Kirgise scheint nicht abgeneigt: "Man muss sich jedes Angebot anhören, besonders bei einer so starken Mannschaft wie Hamburg", erklärte er der "Hamburger Morgenpost".
Andere Trainer im Lostopf waren Markus Baur, der das deutsche Team 2007 als Kapitän zur Weltmeisterschaft führte, doch Baur tritt wohl im Sommer einen Job beim Deutschen Handballbund (DHB) an. Auch über die beiden schwedischen Nationaltrainer Ola Lindgren und Staffan Olsson wird spekuliert. Und neuerdings taucht auch der Name Frank Carstens auf, Trainer beim SC Magdeburg und Co-Trainer der deutschen Nationalmannschaft. "Das wäre mir neu", sagt jedoch SCM-Manager Marc-Henrik Schmedt. "Es gab keine Anfrage bei uns. Alle Zeichen stehen auf Vertragsverlängerung über 2013 hinaus."
Da dem HSV an einer Schadensbegrenzung für die restliche Saison gelegen ist, gilt folgende Variante als wahrscheinlich: Zunächst übernimmt wieder HSV-Präsident Martin Schwalb, der das Team 2011 zur ersten Meisterschaft führte. Dass er weiterhin als Trainer denkt und lebt, bewies er Mitte Dezember, beim Pokalspiel des HSV bei den Rhein Neckar-Löwen: Damals brüllte er bereits Spielzüge aufs Feld, da das Team einer erneuten Niederlage entgegensteuerte. Der HSV siegte. Aber diese Kommandos waren der Anfang vom Ende des Trainer Carlen.
(Von Erik Eggers, aus den Kieler Nachrichten vom 03.01.2012)
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