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09.03.2012 Mannschaft

Kieler Nachrichten: Gislason macht alleine weiter

Trainer des THW Kiel auch in der nächsten Saison ohne Assistent - Keine Einigung mit Wunschkandidat Kubes

Aus den Kieler Nachrichten vom 09.03.2012:

Kiel. Daniel Kubes wird den Handball-Rekordmeister THW Kiel im Juni verlassen, der Abwehrspezialist unterschrieb einen Zwei-Jahresvertrag beim Bundesligisten MT Melsungen. Eine Zukunft, auf die der 34-Jährige sich freut. Eine Zukunft, die er aber gerne gegen eine als Co-Trainer beim THW eingetauscht hätte. Warum er es nicht geworden ist, weiß Kubes bis heute nicht. Klar ist, dass Alfred Gislason als Trainer ein Ein-Mann-Unternehmen bleibt. Erst einmal.
Im Herbst schienen sich die Verantwortlichen des 16-maligen Meisters mit Kubes einig zu sein. "Ich habe keine Zeit, einen Co-Trainer einzuarbeiten", sagte Gislason Ende Oktober gegenüber unserer Zeitung. "Bei Kubi wäre das nicht nötig. Außerdem kommt er aus dem Handball und ist ein intelligenter Typ." Seit dem Abschied von Athletiktrainer Ole Viken, der im Sommer vergangenen Jahres nach Norwegen zurückgekehrt war, kümmert sich der Isländer allein um das Training der "Zebras". Ein Zustand, den auch Manager Klaus Elwardt damals als bedenklich einstufte. "Die Belastung ist für eine Person auf alle Fälle zu viel."

Mit Kubes schien der optimale Co-Trainer gefunden zu sein. Vor einem Heimspiel wurde sogar ein Interview mit dem 113-maligen Nationalspieler auf der Videowand eingespielt, in dem er vor ausverkauften Rängen sagen durfte, was für eine große Ehre ein solches Amt für ihn sein würde. Doch kurz vor Weihnachten sagte Elwardt ihm ab. "Zwischen September und Dezember muss sich etwas entwickelt haben, was ich nicht ganz nachvollziehen kann", sagt Kubes heute. Er könne sich nicht vorstellen, dass es an seinen Gehaltsvorstellungen gelegen haben kann. "Das kann für den Etat keine wirkliche Belastung gewesen sein. Wenn ein Verein wie der THW einen Co-Trainer haben will, dann stellt er den auch ein."

Über Zahlen will keiner sprechen, aber der zweifache Familienvater wird schätzungsweise einen Betrag von 5000 bis 6000 Euro netto verlangt, der Verein die Hälfte geboten haben. "Für mich und meine Familie war es viel zu wenig", sagt Kubes. Für einen Co-Trainer, so die Auffassung der THW-Verantwortlichen, war es offenbar genug. "Die Zahlen lagen weit auseinander", bestätigt Elwardt, der bedauert, dass sie sich nicht einigen konnten. "Das ist schade. Zumal er bereits im Training der A-Jugend mitarbeitet." Anscheinend wurde mit dem Tschechen nicht weiter verhandelt, und bei Kubes verdichtete sich das Gefühl, doch nicht gewollt zu sein.

Gislason bedauert den Abschied von Kubes, akzeptiert aber die Entscheidung der Vereinsführung. "Ich mache erst einmal alleine weiter", sagt er. "Auf jeden Fall noch in der nächsten Saison." Für ihn wäre ein ehemaliger Handballer der optimale Assistent. "Die wissen, wie ich arbeite." Deshalb wäre "Kubi eine gute Sache gewesen". Möglicherweise wird nun Gudjon Valur Sigurdsson, der im Sommer aus Kopenhagen kommen wird, mittelfristig in diese Rolle hineinwachsen. Ob der Isländer ein Kandidat ist, will Elwardt nicht ausschließen. Auch Raul Alonso, derzeit für den Nachwuchsbereich zuständig, könnte demnach einer sein. "Die Entscheidung liegt bei Alfred", sagt Elwardt. "Er arbeitet gerne allein, deshalb ist es auch ein Lernprozess für ihn, Verantwortung abzugeben."

Er sei enttäuscht, dass es anders gekommen ist, sagt Kubes. Verärgert sei er nicht. "Kiel ist eine wunderbare Reise. Ich lerne viel über Handball und über mich", sagt Kubes, der die B-Lizenz gemacht hat und weiter an eine Zukunft als Trainer glaubt. Mit seinen geringen Einsatzzeiten hadert er nicht. "Ich hatte ein Jahr Zeit, Alfred zu überzeugen. Das ist mir nicht gelungen. Aber ich genieße jede Minute, die ich spielen darf."

Als Schlüsselerlebnis sieht er für sich den 28:24-Sieg in Wetzlar im November vergangenen Jahres. Da wäre er nicht in der Lage gewesen, den verletzten Marcus Ahlm als Kreisläufer zu ersetzen. "Hätte ich zehn Tore geworfen, wäre ich auch gegen Magdeburg erste Wahl gewesen. Habe ich aber nicht."

Beim 33:26-Sieg in Magdeburg gab deshalb Filip Jicha sein Debüt als Kreisläufer. "Er hat es viel besser gemacht", sagt Kubes, der sich für Gislason wünschen würde, dass er bald einen Co-Trainer bekommt. "Die Belastung für Alfred ist unglaublich und auf lange Sicht für ihn und den Verein nicht optimal." Gerade Spieler, die nicht so oft zum Einsatz kommen würden, oder verletzt gewesen seien, bräuchten eine intensivere Betreuung. "Das kann Alfred allein gar nicht leisten."

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 09.03.2012)


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