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26.03.2012 Champions League

Kieler Nachrichten: Berlin schockte den HSV

Füchse stehen nach 24:23 in Hamburg im CL-Viertelfinale - Heinevetter überragte

Aus den Kieler Nachrichten vom 26.03.2012:

Hamburg. Auch eine gute halbe Stunde nach Schlusspfiff konnte Silvio Heinevetter sein Glück nicht fassen. "Das Ding war schon so gut wie weg", sagte der Torwart von den Füchsen Berlin. 20 Minuten vor Schluss hatte der Außenseiter schon fünf Tore zurückgelegen im Achtelfinal-Rückspiel in der Champions League beim HSV Handball.
"Wir waren im tiefsten Tief", so beschrieb es Heinevetter. Doch dann folgte ein sensationelles Comeback eines Teams, "das einfach immer wieder zurückkommt" (Füchse-Manager Bob Hanning). Nach dem 24:23 (10:11)-Auswärtssieg stehen die Füchse in der Runde der letzten Acht, da sie auch das Hinspiel (32:30) gewonnen hatten.

"Die Mannschaft hat einen tollen Kampf geliefert, darauf müssen wir aufbauen", sagte HSV-Coach Martin Schwalb, der auch eine schwere Knieverletzung des Torwarts Johannes Bitter zu beklagen hatte. "Wie es im Handball so ist, am Ende entscheiden Kleinigkeiten, Abpraller, Pfostenwürfe." Füchse-Trainer Dagur Sigurdsson sagte: "Wir sind überwältigt, das ist eine Riesensache für uns", als der größte Erfolg in der Clubgeschichte feststand. "Das war überragend, wie sich die Mannschaft zurückgekämpft hat", jubelte Heinevetter.

Der Nationaltorwart allerdings hatte selbst den wichtigsten Part in diesem Schauspiel übernommen. Schon in der ersten Halbzeit hatte der 27-Jährige die Hamburger Angreifer mit spektakulären Reflexen zur Verzweiflung gebracht. Der HSV führte zwar früh mit 4:2 (12.), dessen Angriffssysteme wirkten auch durchdachter und ausgereifter als die bei den Füchsen. Aber sie kamen einfach nicht an Heinevetter vorbei. Als der HSV nach einem Tempogegenstoß des Linksaußen Markus Richwien mit 8:10 (27.) mit zwei Toren zurücklag, hatte Heinevetter schon elf Bälle entschärft.

Doch der HSV reagierte auf diesen Rückstand mit Wut und Wucht, und als Pascal Hens acht Sekunden vor der Halbzeitsirene mit einem Sprungwurf zum 11:10 einwarf, da lag das Momentum wieder beim Deutschen Meister. Nach der Pause klappte alles beim Gastgeber, sie erzielten Tore in Unterzahl, Keeper Dan Beutler stahl den Gästen ein paar Bälle, und nach einem 9:2-Lauf zum 17:12 (40.) schienen die Füchse schon geschlagen. "Da hatten wir doch alles in der eigenen Hand", jammerte HSV-Coach Schwalb.

Doch die Auszeit, die Trainer Sigurdsson daraufhin nahm, brachte die Wende. Fünf Tore in Folge erzielten die Gäste, speziell der junge Kreisläufer Evgeni Pevnov brach mit seiner starken Physis nun immer wieder Hamburgs 6:0-Abwehr. Und Heinevetter hielt wieder wie der Teufel.

Einmal warf Blazenko Lackovic den HSV noch in Führung, aber danach zeigte sich die HSV-Offensive immer ratloser gegen die bewegliche 6:0-Deckung der Füchse, die hervorragend von Denis Spoljaric und Torsten Laen organisiert wurde. Und auch auf die Manndeckung, in die der HSV vier Minuten überging, hatten die Füchse die richtige Antwort: Mit vielen Läufen ohne Ball und Bodenpässen auf Linkshänder Alexander Petersson, der seine vier Würfe sämtlich verwandelte, sogar in Unterzahl zum 22:23 traf (58.), brach der Außenseiter dem Gastgeber das Genick.

"Wir haben in dieser Saison einfach die Seuche", klagte Martin Schwalb hinterher. Die Maßnahme vor zwei Wochen, den HSV-Präsidenten und -Geschäftsführer wieder auf die Trainerbank zu beordern, war also nicht von Erfolg gekrönt. "Wir müssen nun sehen, dass wir in der Bundesliga einen Champions League-Platz erreichen", sagte er, "und wir müssen uns auf das Pokalhalbfinale konzentrieren". Da allerdings wartet mit dem THW Kiel die überragende Mannschaft Deutschlands.

(von Erik Eggers, aus den Kieler Nachrichten vom 26.03.2012)


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