29.05.2012 | Champions League |
Daniel Kubes. |
Weil vor allem der lange Däne Nikolaj Markussen die THW-Abwehr vor Probleme stellte, wechselte Alfred Gislason ihn ein. "Er war Lösung Nummer drei, die ersten beiden haben nicht geklappt." Vor dem Anpfiff hatte er Kubes noch daran erinnert, dass vor zwei Jahren die Ersatzspieler Börge Lund und Igor Anic zu Schlüsselfiguren geworden waren, als der THW zum zweiten Mal die Champions League gewann. Vor allem Anic, der als Manndecker des bis dato überragenden Siarhai Rutenka (FC Barcelona) persönliches Neuland betreten hatte, ist seitdem der Inbegriff für Überraschungsmomente. Auch Kubes war ein solcher. "Ich glaube, die Spanier hatten Angst, als ich gekommen bin", sagt der 34-Jährige, der so knallhart spielt und seine Aktionen anschließend mit Samtstimme so fachkundig erklären kann.
Er war der Turm in einer Abwehrschlacht, in der auf beiden Seiten die Grenzen des Erlaubten überschritten wurden. Auch Kubes hatte zweimal das Glück, dass den Unparteiischen offenbar die Sicht auf den Tatort versperrt gewesen war. Nach jeder gelungenen Aktion rannte er hinter die Bank, ballte seine riesigen Fäuste und entlud die angesammelten Emotionen in einem Urschrei. "Ich freue mich für Kubi, dass es so gut geklappt hat", sagte Gislason, der ihn zuletzt nur sporadisch eingesetzt hatte. "Aber mit der Option, ihn in einem solchen Spiel zu bringen, habe ich mich schon lange beschäftigt."
Im Halbfinale war Kubes nur Zuschauer gewesen. Mit einer Ausnahme: Als der elfmalige Torschütze Filip Jicha bei 23:23 (57.) zum Siebenmeter gegen den famosen Petr Stochl antrat, verhüllte er seine Aussicht mit dem Handtuch. "Dominik, der neben mir saß, wollte wissen, wie Filip werfen wird", sagte Kubes, der glaubte, es zu wissen: klassisch. Zweimal täuschen und dann links oben versenken. Ein Wurf, den Stochl im Trainingsalltag der tschechischen Nationalmannschaft bereits reihenweise gegen seinen Freund Jicha pariert hatte. Für beide ist es im Nationalteam ein Ritual geworden, einen Arbeitstag mit dem Werfen von 40 Siebenmetern zu beenden. Deshalb war der Berliner guten Mutes, diesen entscheidenden Ball halten zu können. Doch dann griff Jicha zu einem gefühlvollen Leger, ein Wurf, den er in Kiel einstudiert hatte. Ganz heimlich. Ein Wurf, mit dem Stochl nicht gerechnet hatte. Und Kubes auch nicht. "Ich konnte es nicht glauben, als Dominik mir erzählt hat, wie er das Tor geworfen hat."
(von Reimer Plöhn und Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 29.05.2012)
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