27.-29.05.2012 - Letzte Aktualisierung: 29.05.2012 | Champions League |
Update #3 | KN-Berichte, Stimmen, Video und Spielbericht ergänzt... |
Triple 2012! |
Der THW Kiel ist Champions-League-Sieger 2012! |
Daniel Narcisse setzte den entscheidenden Treffer. |
(Aus Köln: Christian Robohm)
Ich bin sehr zufrieden, dass wir gewinnen konnten. Unsere Abwehr war fantastisch heute und Thierry Omeyer hat einen super Job gemacht.
Wir haben drei Mal hier gespielt, wir hatten immer das spätere Spiel, es fehlten uns jedes Mal 2:45 Stunden.Dazu kam, dass wir die einfachen Tore nicht geschossen haben, letztes Jahr an Saric und dieses Jahr an Omeyer gescheitert sind.
Dazu kam, dass wir heute Nacht ein Problem hatten, Entrerrios lag mit 40 Grad Fieber im Bett. Gratulation an Kiel, aber man muss auch sehen, was hier im Spiel passiert ist.
Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft. Was sie dieses Jahr geschafft hat, verdient meinen höchsten Respekt. Wenn jemand mein Leben für dieses Team verlangen würde, würde ich auf der Stelle "hara-kiri" begehen.
[Frage: Ist das die beste Mannschaft in der Sie je gespielt haben?]
Ja, das könnte schon sein! Wir haben in der Abwehr heute super gespielt, ich bin total überglücklich. Heute wird groß gefeiert!Wir sind glücklich, die Fans sind glücklich - aber nichtsdestotrotz ist das im Moment schwer zu realisieren. Aber nach diesem "Triple" können Sie sicher sein, dass nicht nur eine tolle Stimmung in unserem Team ist. Tatsächlich ist jeder stark fokussiert. Man weiß dann einfach, wofür man das alles tut.
Ich weiß noch gar nicht, was ich sagen soll, es war heute ein sehr knackiges Spiel, sehr eng, in der ersten Halbzeit wenig Tore, genauso, wie wir das erwartet haben.Wir wussten, dass wir 60 Minuten um diese Medaille kämpfen müssen. Und jetzt ist es toll, auch noch zu schwedischer Musik hier zu feiern.
[Frage: Wie groß war der Druck? Die Experten meinten, Sie könnten sich nur selbst schlagen?]
Gestern war der Druck größer. Wir hatten Berlin ja schon dreimal geschlagen, heute war das 50:50.Wir haben eine Saison gespielt wie nie zuvor. Jetzt wollten wir die Null halten. Es ist wirklich Wahnsinn und so ein tolles Gefühl, die Saison so zu beenden und die Champions League mit dem THW zu gewinnen. In den kommenden Tagen werden wir einiges trinken, wenn ich das sagen darf.
Wir haben alles getan, was wir konnten, und letztendlich haben wir es verdient. "Titi" hat während der letzten drei Spiele nicht so viel gehalten, aber heute hat er wieder gezeigt, dass er unser Mann für die wichtigen Momente ist. Wir haben jetzt zwei Tage frei und ich denke, wir trinken ein oder zwei Bier.
Es war ein tolles Match mit einer unglaublichen Athmosphäre. Ich bin stolz, Teil eines solchen Teams zu sein. Es war ein schweres Spiel, aber ich glaube, Madrid startete ein bisschen besser in die erste Halbzeit, aber in den letzten 30 oder 40 Minuten bekamen wir das Spiel in den Griff und in der zweiten Halbzeit waren wir einfach das bessere Team.
Der Pokal ist gut genug, um ein wenig Gewichte zu stemmen nach dem Spiel. Das Tolle heute war, dass wir nicht nur eine Kurve sondern die gesamte Halle hinter uns hatten. Das begann schon am Sonnabend beim Aufwärmen und setzte sich bis heute Abend fort. Die Saison sah leicht aus, aber es war sehr schwer, das heutige Spiel zu gewinnen. Wir haben uns in der Halbzeit gesagt, dass wir unsere Leistung verbessern müssen, und das haben wir gemacht. Es ist immer etwas besonderes, ein Champions-League-Final zu gewinnen.
Ich bin glücklich, dass meine Mannschaft gewonnen hat. Wegen unserer Abwehr konnten wir einige einfache Gegenstoßtore machen.
Es war fantastisch, aber das Spiel war extrem schwer und hart. Aber wir haben diesen Kampfgeist, der einen die Schmerzen vergessen lässt. Mein Bein tut weh. Thierry Omeyer ist seit drei Wochen verletzt, auch wenn niemand das wusste. Kim Andersson hat sich den Finger zehn Sekunden vor der Pause ausgerenkt und bat den Arzt, ihn wieder einzurenken, damit er weiter für das Team kämpfen kann.Es war so schwer, aber während des gesamten Spiels hatten wir nie das Gefühl, dass Atletico uns schlagen könnte. Das ist so ein tolles Gefühl. Wir haben jeden möglichen Wettbewerb in dieser Saison gewonnen und wir werden das heute Nacht feiern, weil wir bald nach Mallorca fliegen!
Dieser Sieg ist ein gerechtes Ergebnis für eine fantastische Saison. Das war wunderbarer Handball, der nicht nur von vielen einzigartigen Individualisten zelebriert wurde, sondern durch diese vor allem als Team. Wir alle sind sehr glücklich.
Zuerst bin ich einmal sehr stolz auf meine Mannschaft, und wir werden nächste Saison wieder kämpfen, um 2013 wieder hier zu sein und den Titel zu holen.Wir haben heute gegen alle, alle, alle gekämpft.
Glückwunsch an den THW Kiel und an alle für die tolle Organisation dieses Events.
Es war ein sehr leidenschaftliches Spiel. Wir waren gehandicapt, weil wir drei verletzte Spieler hatten. Das bedeutete, dass wir nicht 60 Minuten konstant spielen konnten. Wir waren nicht müde, aber in der Deckung waren Jurkiewicz and Guardiola verletzt und Entrerrios konnte wegen Fieber nicht spielen.
Wir wussten, dass es sehr hart werden würde, aber wir hatten heute nicht genug Kraft, weil wir zwei Abwehrspieler in dieser Woche verloren haben und Alberto Entrerrios vergangene Nacht krank war - genauso wie ich. Ich dachte, ich könnte spielen, aber ich habe nicht gut gespielt. Ich bin nun sehr müde und will einfach schlafen.
Am Ende, als wir vier Tore hinten waren, haben wir unsere Chancen nicht genutzt. Omeyer machte uns das Leben mit seinen Paraden schwer.
Aus den Kieler Nachrichten vom 29.05.2012:
Daniel Narcisse war es, der Gislason in dem Trubel entdeckte, ihn aus der Nachdenklichkeit riss. Er zog ihn in die Mitte der Bühne, legte ihm den schweren Pokal in die Hände und bugsierte ihn in den Kreis der Feiernden. Jetzt gehörte der Cup auch Gislason. Der Isländer stieß das Objekt der Begierde in die Höhe, genoss den Auftritt, spürte den Kontakt mit den Fans. Allerdings nur kurz, das Bad in der Menge ist nicht seine Sache. Schon bald gab er den Pokal zurück in die Hände der Mannschaft, dann stürmte er nach oben schnurstracks Richtung Narcisse. Er schnappte sich seinen Franzosen für eine feste Umarmung. Es war keine Umarmung wie sie normal ist zwischen Trainer und Spielern, es war eine Umarmung unter Freunden. In diesem Moment hatte sich der Kreis geschlossen. Der Kreis zwischen den ersten gemeinsamen Trainingstagen der Saison, der teambildenden Maßnahme auf La Reunion, jener Insel im Indischen Ozean, auf der Narcisse geboren wurde und die er seinen Mitspielern zeigen wollte. "Dort haben wir uns von einer anderen Seite kennengelernt, nicht nur über Handball gesprochen, sondern sind uns vor allem privat nähergekommen", erklärte der 31-Jährige. Im Paradies wuchs jene Mannschaft zusammen, die am Pfingstsonntag ihre historische Saison mit dem Triple aus Meisterschaft, DHB-Pokal und Champions League krönte. Genau dieser Kreis hatte sich jetzt geschlossen, das wusste auch Gislason.
Getragen wurde der Finalsieg von vielen Schultern. Kim Andersson (7) und Filip Jicha (6) warfen die meisten Tore, Aron Palmarsson (3) war in wichtigen Momenten ein wirkungsvoller Antreiber und Torschütze. Auch Dominik Klein (3) setzte schmerzhafte Nadelstiche. Christian Zeitz, Momir Ilic und Narcisse rieben sich in der Abwehr auf, eine Abwehr in die überraschend auch Daniel Kubes hineinrutschte. Der Tscheche baute sich zum Wellenbrecher gegen die Madrider Riesen auf. Maßgeblichen Anteil am Finalsieg aber besaß Thierry Omeyer. 21 schwere Bälle hielt der Franzose an, gewann mit 46 Prozent klar das Duell gegen seinen Weltklasse-Gegenüber Arpad Sterbik (23 Prozent).
Dabei hätte sich der Triple-Traum am Sonnabend in dem nervenaufreibenden Halbfinale (25:24) gegen Berlin fast in Luft aufgelöst. Nach souveränem Start und einer Sechs-Tore-Führung verloren die Kieler den Faden. Jicha war es, der klaren Kopf behielt. Der Tscheche übernahm Verantwortung, sicherte seinem Team mit elf Toren gegen den überragenden Torhüter Petr Stochl den Einzug ins Finale.
Den dritten Sieg in der Königsklasse feierten die "Zebras" ausgelassen wie eine Premiere. Während Daniel Narcisse Tränen seines Landsmannes Luc Abalo trocknete, erklomm Filip Jicha gleich nach dem Schlusspfiff die Stufen der gigantischen Lanxess-Arena, fand den Platz von Ehefrau Hana und Tochter Valeria mühelos heraus unter den 20 000, die dem Final4 an zwei Tagen den Rahmen für eine unvergessliche Party gegeben hatten. Jicha küsste und herzte seine Liebsten, bevor er sich fertigmachte für den großen Feiermarathon. Den starteten die Kieler noch in der Arena. Klein schwang sich zum Dirigenten auf, als er den THW-Tross und rund 15 000 verbliebene Fans per Mikrofon aufforderte, sich hinzusetzen. "Gib mir ein H, gib mir ein U, gib mir ein Ausrufezeichen", posaunte Kiels Linksaußen in die Sprechtüte, um in der Karnevalshochburg das unvermeidliche Humba-Täterä anzustimmen. Später genossen die Kieler erste gemeinsame Momente in ihrer Kabine, ließen dort schlicht die Puppen tanzen.
Derweil entblößte sich Madrids heißblütiger Coach Talant Duschebajew als schlechter Verlierer. Vor laufenden Kameras drückte der gebürtige Kirgise zwar artig allen THW-Spielern die Hand - nur Omeyer nicht -, umarmte auch EHF-Generalsekretär Michael Wiederer. Doch bei der Pressekonferenz blieb der Respekt vor der Leistung des Siegers auf der Strecke. Duschebajews Kurz-Statement gipfelte in der Beschwerde, dass Kiel das erste Halbfinale haben spielen dürfen. "So fehlten uns wie schon in den vergangenen Jahren zwei Stunden und fünfundvierzig Minuten." Sein Team hatte dem Druck nicht standgehalten, es reihte sich ein in die enttäuschenden Resultate der berühmten Fußball-Teams des Landes. Auch Real und Barcelona waren kurz vor dem Erreichen ihrer Champions-League-Ziele gestolpert.
Später zwängten sich die "Zebras" in ihre Ausgehanzüge, die lange Nacht endete in einer Brauerei in der Kölner Innenstadt. Während der Pokal in Begleitung der THW-Offiziellen am Morgen danach die Heimreise antrat, flogen die Spieler nach Mallorca. Gislason hatte grünes Licht gegeben. "Das haben sie sich verdient." Zwei Tage wird gefeiert, intern Abschied genommen von den Spielern, die den THW verlassen werden. Am Donnerstag wartet Hildesheim mit dem vorletzten Punktspiel auf die "Zebras". Ihm sei es völlig egal, ob die Null gehalten werde, sagte Kim Andersson. "Wir haben alles erreicht, mehr geht nicht." Er erntete Widerspruch von Filip Jicha: "Wie ich meine Mannschaft kenne, will sie jedes Spiel gewinnen. Bis zum Ende."
(von Wolf Paarmann und Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 29.05.2012)
Aus den Kieler Nachrichten vom 29.05.2012:
Das Spektakel unter freiem Himmel hat aber nicht nur eingefleischte THW-Fans angelockt. Elena Kredel kommt aus Berlin und hatte mit diesem Sport nicht viel am Hut - bis das Studium sie nach Kiel verschlug. "Die Menschen hier sind total begeistert von ihrem Handballverein", stellt die 23-Jährige fest. Und die Stimmung ist ansteckend. "Das ist ja sogar für mich spannend!", sagt sie. Das Vortages-Aus der Füchse hat sie schmerzlos verkraftet. "Ich finde, man sollte mit der Stimmung gehen", sagt sie. Je näher die heiße Endphase rückt, desto emotionaler wird mitgegangen. Stehende Ovationen für Omeyer, kollektives Aufspringen bei jedem THW-Tor. Die letzten Minuten erleben alle im Stehen. "Steht auf, wenn ihr Kieler seid" und "Oh, wie ist das schön" schallen weit hörbar durch den Park, denn nun, wenige Sekunden vor dem Schluss ist es klar: Der THW ist Champions-League-Sieger 2012. Mit dem Abpfiff bricht ein Freudentaumel aus, und ein neuer Schlachtruf wird geboren: "Triple-Meister ist nur der THW".
(aus den Kieler Nachrichten vom 29.05.2012)
Aus den Kieler Nachrichten vom 29.05.2012:
Torjäger - Kopenhagens Europameister Mikkel Hansen gewann die Torjägerkrone des Final4, wurde für 98 Erfolge als Nummer eins ausgezeichnet, auf den Rängen folgen Kiril Lazarov (Madrid, 97) und Zlatko Horvat (Zagreb, 94) Bester Kieler ist Filip Jicha (93).
Showteil - Das Rahmenprogramm und die Organisation des Handball-Events in Köln war gelungen. Die EHF-Verantwortlichen hatten erstmals sogar einen musikalischen Live-Act ins Programm gehoben. Die schwedische Kultband Europe spielte am Finaltag ihren Superhit "the final countdown". Für einen guten Zweck golften ehemalige Handballstars wie Stefan Lövgren, Staffan Olsson, Daniel Stephan oder Stefan Kretzschmar eine Runde. 30 000 Euro kamen dabei zusammen, die der Deutschen Krebshilfe gespendet wurden.
Prämien - Insgesamt schüttet die EHF-Marketing-Abteilung 3,03 Millionen Euro Prämien an die Teilnehmer des Final4 aus. Den Löwenanteil des Etats leistet Hauptsponsor Velux, der geschätzte zwei Millionen Euro investiert. Gewinner THW Kiel kassiert, auch bedingt durch den Vorrundensieg, den möglichen Höchstbetrag von 495 000 Euro.
(von Wolf Paarmann und Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 29.05.2012)
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