29./30.04.2012 - Letzte Aktualisierung: 30.04.2012 | Champions League |
Update #2 | KN-Bericht, weitere Stimmen, Spielbericht und Fotos ergänzt ... |
Marcus Ahlm, Daniel Narcisse und Filip Jicha reißen jubelnd die Arme hoch - der THW ist in Köln dabei! |
Thierry Omeyer gewann diesmal das Torhüterduell gegen Marin Sego. |
Kim Andersson erzielte fünf Treffer. |
Abwechslungsreich ging die Partie auch in der Schlussphase der ersten Halbzeit weiter: Zagreb legte durch drei Horvat-Treffer weiter vor, der THW konterte postwendend: So traf Palmarsson nach schönem Andersson-Pass vom Kreis zum 12:12, Andersson selbst ließ eine "Fackel" aus dem linken Rückraum zum 13:13 ab, und Ahlm verwertete einen frechen Bodenpass Jichas artistisch zum 14:14, während Omeyer die Kieler Fans mit einer grandiosen Doppelparade gegen Kopljar und Strlek von den Sitzen riss. Palmarsson und endlich auch Jicha mit seinem ersten Treffer brachten den THW kurz vor der Pausensirene erstmals seit elf Minuten wieder in Führung, doch Strlek sorgte noch vor dem Wechsel für den verdienten 16:16-Ausgleich. Nach 90 von 120 Spielminuten im Viertelfinale stand es also immer noch Unentschieden, ein Handballkrimi schien in der Kieler Luft zu liegen.
Henrik Lundström vollendete vier Gegenstöße in der zweiten Halbzeit. |
Die "Zebras" bedanken sich nach dem Spiel bei den Fans für die großartige Anfeuerung. |
(Sascha Krokowski)
Den Spielbericht aus dem NDR-"Sportclub" finden Sie für die ersten sieben Tage
nach dem Spiel hier:
http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/sportclub/sportclub2677.html.
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Wir hatten großen Respekt vor dem Rückspiel. Zagreb hat eine fantastische Mannschaft mit viel Erfahrung und vielen guten jungen Spielern, die einen intelligenten Handball spielt. Auch heute hatten wir in der ersten Halbzeit große Probleme mit der Abwehr, die viele Fehler erzwungen hat. So kam RK zu vielen Gegenstößen. In der zweiten Halbzeit haben wir besser gespielt, trotzdem war die Partie bis kurz vor Schluss offen. Es war ein hartes Spiel, wir mussten um jedes Tor kämpfen. Ich bin stolz auf meine Mannschaft, die dieses große Spiel zwischen zwei guten Mannschaften in einer unglaublichen Atmosphäre gewonnen hat. Heute haben wir besser gespielt als im Hinspiel, deshalb fahren wir nach Köln.Für uns war es sehr wichtig, dass wir in diesem Jahr wieder beim "VELUX EHF Final4" dabei sein können. Wir waren nicht gerade erfreut, dass wir im vergangenen Jahr die Teilnahme verpasst hatten. Es ist das größte Ereignis des Welthandballs und sogar größer als die Olympischen Spiele. In Köln sehen 20.000 Fans die besten Vereinsmannschaften der Welt, und diese spielen jeweils einen besseren Handball, als Nationalmannschaften es können. Das Turnier ist der Höhepunkt jeder Saison, und ich bin stolz, mit dieser Mannschaft wieder dabei sein zu können.
In zwei Tagen haben wir aber schon wieder ein schweres Spiel vor der Brust. Gegen den SC Magdeburg müssen wir wieder konzentriert und engagiert spielen, um zu gewinnen. Wir denken wie immer nur von Spiel zu Spiel.
Der THW Kiel hat heute mehr gezeigt als wir, deshalb haben die Kieler gewonnen. Unsere Chancen auf ein Weiterkommen haben wir jedoch bereits im Hinspiel in Zagreb eingebüßt. Trotzdem sind wir optimistisch nach Kiel gefahren, wir wollten hier gewinnen. Aber in der zweiten Halbzeit hat der THW Kiel jeden unserer vielen technischen Fehler ausgenutzt. Trotzdem bin ich stolz auf meine Mannschaft und unsere Vorstellung in den beiden Spielen. Ich wünsche dem THW Kiel von ganzem Herzen den Titel. Es war schön, nach so vielen Jahren wieder einmal Teil dieser fantastischen Atmosphäre in dieser tollen Halle gewesen zu sein.
In der zweiten Hälfte haben wir viele technische Fehler im Angriff gemacht. Die Kieler Verteidigung und die Paraden von Omeyer haben den Kielern viele Gegenstöße ermöglicht, und in unserer Abwehr hat in den letzten 20 Minuten die Aggressivität gefehlt.
Wir haben 60 Minuten gekämpft und verdient gewonnen. Wir wussten vorher, dass es auch zu Hause gegen Zagreb schwer werden würde. Aber am Ende haben wir unsere Qualitäten gezeigt und das Spiel gedreht.Im "VELUX EHF Final4" erwarten uns zwei schwere Spiele an einem Wochenende. Entscheidend wird für uns das Abschneiden im Halbfinale sein. Aber zuerst warten wir einmal die Auslosung am Mittwoch ab.
Man muss einfach nur ruhig bleiben, wenn es eng wird. In Zagreb hatten wir große Probleme, weil am Ende auch ein wenig die Kraft fehlte. Heute waren wir frischer, und jetzt geht es weiter.
In der ersten Hälfte fehlte immer ein bisschen. In der zweiten Halbzeit war das dann besser, wir haben den Ball erobert, sind die Gegenstöße gelaufen und haben die Chancen verwandelt. Dann kommt man in den Spielfluss, und dann läuft es. Thierry Omeyer hat heute unglaublich wichtige Bälle gehalten, das hat uns Sicherheit gegeben. Es war uns sehr wichtig, in diesem Jahr in Köln dabei sein zu dürfen. Das "VELUX EHF Final4"-Turnier ist eine Riesensache, das größte Event des Vereinshandballs. Wir hatten dort 2010 viel Spaß, und den wollen wir in diesem Jahr dort auch haben.
Wir freuen uns riesig auf das Final4, aber es war wie erwartet in beiden Spielen sehr schwer gegen Zagreb. Jetzt besitzen wir noch alle Optionen in allen Wettbewerben.
Wir waren körperlich präsenter als in Zagreb, wichtig waren die Gegenstoßtore von Henrik Lundström. Trotzdem haben wir erst ein kleines Ziel erreicht. Jetzt wollen wir mehr, kennen das Gefühl des Sieges in der Champions League aus dem Jahr 2010. Das ist überwältigend, das möchten wir ein weiteres Mal erleben.
Man hat heute in der Halle gemerkt, wie wichtig dieses Spiel heute für uns war. Wir haben Geduld bewiesen in beiden Spielen. Wir lagen ja im ersten Spiel schon mit sieben Toren zurück und wollten heute dann das Spiel von Anfang an dominieren. Das ist uns nicht gelungen, es ging nur über ein geduldiges Spiel, was gar nicht so einfach ist.In der zweiten Halbzeit waren wir etwas aggressiver, haben die Deckung umgestellt. Das hat ganz gut geklappt, vorne haben wir unsere Chancen besser verwertet und auch weniger technische Fehler gemacht. Ich freue mich unheimlich!
Frisch Auf Göppingen hat derweil im Bundesliga-Duell mit den Rhein-Neckar Löwen das Endspiel um den EHF-Pokal erreicht. Der Titelverteidiger bezwang im Halbfinal-Rückspiel die Mannheimer bereits am Freitag mit 33:29 (16:13), nachdem die Löwen eine Woche zuvor nur ein 33:32 vorlegen konnten.
Im zweiten EHF-Pokal-Halbfinale gewann der SC Magdeburg am Sonntagnachmittag zwar beim französischen Vertreter Dunkerque HB Grand Littoral mit 22:18 (10:9). Doch dies war zu wenig, um die 25:30 (9:13)-Heimniederlage aus der Vorwoche vergessen zu machen.
Im Pokalsieger-Cup steht ein rein deutsches Endspiel an. Der SG Flensburg-Handewitt reichte am Samstagabend eine 31:34 (13:16)-Niederlage bei den Spaniern von CAI BM Aragon, nachdem die Norddeutschen in der Vorwoche in der Campushalle ein deutliches 39:30 vorgelegt hatten. Und auch Titelverteidiger VfL Gummersbach schaffte noch die Wende und feierte am Samstag den vierten Europapokaleinzug in Folge. Nach dem 27:34 bei Celje Pivovarna Lasko besiegten die Oberbergischen die Slowenen in einem Herzschlagfinale mit 32:25 (16:9) und erreichten damit aufgrund der mehr erzielten Auswärtstore das Finale.
Aus den Kieler Nachrichten vom 30.04.2012:
Nach zähem Ringen besiegten die "Zebras" gestern Abend den kroatischen Serienmeister 33:27 (16:16) und erreichten nach dem 31:31 vom Hinspiel das Final4 in Köln, dessen Halbfinals am Mittwoch ausgelost werden. Die gewaltige Arena am Rhein ist mit 20 000 Zuschauern ausverkauft, wenn der zweimalige Champion am 26. und 27. Mai um den Titel spielt. Die Stimmung wird gigantisch sein, doch an die, die gestern den THW durch einige Täler trug, wird sie nicht herankommen. Minuten nach dem Abpfiff stand das Publikum noch geschlossen in der Halle, applaudierte den "Zebras", die in der 35. Minute (17:18) vor dem Aus gestanden hatten.
Die Kieler erwischten den besseren Start, führten dank des flinken Daniel Narcisse, der als Spitze der offensiven Deckung eine gute Figur machte, mit 8:5 (10.). Doch die Nerven konnte dieses Polster nicht beruhigen. Das Team von Alfred Gislason kämpfte mit großer Leidenschaft, vergab aber beste Chancen mit ebenso großer Leichtigkeit. So drehten die Kroaten den Spieß um, trafen fünfmal in Folge, führten 10:8 und machten deutlich, dass auch ein Besuch der derzeit solidesten Festung in der Handballwelt sie nicht verängstigt.
Es war kein großartiges Spiel, aber oft ein kurioses. So traf Momir Ilic mit Wucht nur die Latte, doch der Abpraller landete in seinen Händen, und der Weg zum 11:11 (24.) war frei, weil Marin Sego, der Kiel-Schreck aus dem Hinspiel, bereits auf dem Boden saß. Sollte es Absicht gewesen sein, wird der Wurf als Ilic-Trick in die Geschichtsbücher eingehen: Latte, Abpraller, Tor. Wahrscheinlicher ist aber, dass der Serbe Glück hatte. Glück, das die Kieler sich verdienten. So trafen sie fünfmal in Unterzahl und zermürbten mit der dauerhaften Rotation im Rückraum einen Gegner, der erst ab der 52. Minute allmählich die Flügel hängen ließ.
Zu einem Zeitpunkt, als Jicha in die Partie gefunden hatte und Henrik Lundström zum Helden wurde. Der Schwede, der Kiel am Saisonende verlassen wird und sein letztes Heimspiel in der Champions League bestritt, wurde viermal mit langen Bällen auf die Reise geschickt und traf immer. "Wenn ich auf das Tor zulaufe, denke ich an nichts. Nur daran, ruhig zu bleiben", sagte der 32-Jährige, der ein Sonderlob von Gislason erhielt. "Er ist einer der sichersten Gegenstoßspieler der Bundesliga, seine Tore waren super wichtig", sagte der Trainer, dessen Shirt ähnlich verschwitzt war wie die Arbeitskleidung seiner Spieler. Erschöpft, aber glücklich gestattete der sonst so coole Isländer einen Blick in sein aufgewühltes Inneres. "Das Final4 ist das Handball-Ergebnis des Jahres und noch wichtiger als die Olympischen Spiele." Er sei unglaublich glücklich darüber, dass seine Mannschaft in Köln dabei sein werde.
Als Lundström nach dem Abpfiff in einem Interview mit Hallensprecher Torben Pöhls gewürdigt werden sollte, musste der Linksaußen minutenlang warten, weil der Lärmpegel in der Arena keine Ansprache zuließ. Diese Zeit nutzte Dominik Klein, um mit ihm in alle vier Kurven zu rennen und mit den Zuschauern zu feiern. Momente des Glücks, die auch Marcus Ahlm aufsog wie ein trockener Schwamm. Der Kapitän schritt ganz allein das Feld ab, bedankte sich mit breitem Grinsen bei den Fans, die mit ihrem Feuer seiner Mannschaft Flügel verliehen hatten. Auf der Ersatzbank hingen derweil die Besiegten ermattet in den Sitzen. Sie hätten längst unter der Dusche stehen können, doch auch sie wollten sich den letzten Akt dieses Spektakels nicht entgehen lassen. Eines, an dem sie maßgeblichen Anteil gehabt hatten.
Noch in der 40. Minute stand die Partie bei einer 20:19-Führung der Kieler auf der Kippe. Dann hob sich der Vorhang für den starken Thierry Omeyer im Tor. Auch Jicha und Lundström, die nun neun ihrer elf Tore erzielen sollten, erstrahlten im Bühnenlicht. Den Sieg an diesem Trio festzumachen, würde aber den Kern verfehlen. Es war der Triumph einer Mannschaft, die mit ihrem Willen und dem Vertrauen in ihre Stärken Berge versetzt. Auch richtig große. Auch solche vom Balkan, die bekannt dafür sind, ein besonderes Kaliber zu sein.
(von Wolf Paarmann und Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 30.04.2012)
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