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29./30.04.2012 - Letzte Aktualisierung: 30.04.2012 Champions League

Champions League: THW ringt Zagreb nieder und erreicht Finalturnier in Köln

CL, Viertelfinale, Rückspiel: 29.04.2012, So., 17.30: THW Kiel - RK Zagreb: 33:27 (16:16)
Update #2 KN-Bericht, weitere Stimmen, Spielbericht und Fotos ergänzt ...

Marcus Ahlm, Daniel Narcisse und Filip Jicha reißen jubelnd die Arme hoch -  der THW ist in Köln dabei!
Klicken Sie zum Vergrößern! Marcus Ahlm, Daniel Narcisse und Filip Jicha reißen jubelnd die Arme hoch - der THW ist in Köln dabei!
Der THW Kiel steht zum zweiten Mal nach 2010 im Finalturnier um die Champions League, dem "VELUX EHF Final4" in Köln. Am frühen Sonntagabend gewannen die "Zebras" vor über 10.000 begeisterten Zuschauern in der Sparkassen-Arena das Viertelfinal-Rückspiel gegen den kroatischen Serienmeister RK Zagreb dank einer starken zweiten Halbzeit mit 33:27 (16:16), nachdem das Hinspiel in der Vorwoche 31:31 unentschieden geendet hatte. Bester Torschütze beim THW war Filip Jicha, der sechs seiner sieben Treffer nach dem Seitenwechsel erzielte.
Riesige Stimmung herrschte von Beginn an in der Sparkassen-Arena, eine schwarz-weiße Wand wollte den THW auf der letzten Etappe auf dem Weg nach Köln lauthals unterstützen. Und die Fans sahen einen ausgeglichenen Beginn: Linksaußen Manuel Strlek setzte den ersten Treffer der Partie, der THW konterte durch Sprenger und Narcisse. Nach dem Ausgleich durch Kopljar sorgte Kim Andersson mit einem Doppelschlag - einem Aufsetzer und einem Tempogegenstoß - für die erste Kieler Zwei-Tore-Führung. Doch Zagreb blieb ruhig, Josip Valcic und Gojun egalisierten, und nachdem ein Treffer Kleins nicht gegeben wurde, weil der Kieler Linksaußen angeblich abgestanden hatte, bekamen die Gäste gar die Chance auf die nächste Führung. Der junge Lovko Sprem, der an der Spitze der offensiven Deckung agierte, sprintete alleine auf Thierry Omeyer zu, doch der französische Nationalkeeper parierte und setzte damit das erste Ausrufezeichen.
Erster Kieler Zwischenspurt
Thierry Omeyer gewann diesmal das Torhüterduell gegen Marin Sego.
Klicken Sie zum Vergrößern! Thierry Omeyer gewann diesmal das Torhüterduell gegen Marin Sego.
Nach ausgeglichenen zehn Minuten legte der THW nun nach: Der stark beginnende Sprenger drehte den Ball von außen zum 5:4 an Sego vorbei, und nach einem Steal von Daniel Narcisse legte Kiels Rechtsaußen per Gegenstoß zum 6:4 nach. Auch von einer ärgerlichen Zeitstrafe, nachdem sich Kim Andersson wegen eines vermeintlichen Stürmerfouls zu energisch zu Wort meldete, ließen sich die "Zebras" nicht aus der Bahn werfen: Narcisse und Sprenger mit seinem vierten Treffer erhöhten gar auf 8:5 für die Gastgeber, die Sparkassen-Arena brodelte.
Zagreb mit 5:0-Lauf
Jedoch geriet in der Folgezeit Sand ins Kieler Angriffsgetriebe, was Zagreb eiskalt zu nutzen wusste: Zunächst setzte Ivano Balic Gojun am Kreis in Szene, der Abwehrspezialist verkürzte auf 6:8. Dann scheiterte Zeitz an Sego, was Strlek per Gegenstoß zum 7:8 bestrafte. Als Zeitz dann noch ein Ballverlust unterlief und erneut Strlek per Konter den Ausgleich markierte, fing die Partie quasi wieder von vorne an. Doch damit nicht genug: Nachdem Andersson im Gegenstoß an dem in dieser Phase starken Sego scheiterte, brachte Marino Maric seine Farben gar wieder in Front, und als ein raffiniertes Eingreifen Balics in der Abwehr gegen Andersson als Stürmerfoul des Schweden gewertet wurde, führten die Gäste plötzlich gar mit 10:8 (22.).
Ilic und Palmarsson bringen THW zurück ins Spiel
Kim Andersson erzielte fünf Treffer.
Klicken Sie zum Vergrößern! Kim Andersson erzielte fünf Treffer.
Alfred Gislason hatte mittlerweile Ilic und Palmarsson für Narcisse und den zunächst unglücklich abschließenden Jicha aufs Parkett beordert. Und diese behielten in dieser Phase kühlen Kopf: Ilic bediente Ahlm zum 9:10, nach dem 9:11 durch Kopljar legte Kiels Kapitän gleich noch einen Treffer nach. Und nachdem Sego den ersten Wurf Ilics noch an die Latte lenken konnte, vollstreckte der Serbe im Nachwurf zum 11:11-Ausgleich.

Abwechslungsreich ging die Partie auch in der Schlussphase der ersten Halbzeit weiter: Zagreb legte durch drei Horvat-Treffer weiter vor, der THW konterte postwendend: So traf Palmarsson nach schönem Andersson-Pass vom Kreis zum 12:12, Andersson selbst ließ eine "Fackel" aus dem linken Rückraum zum 13:13 ab, und Ahlm verwertete einen frechen Bodenpass Jichas artistisch zum 14:14, während Omeyer die Kieler Fans mit einer grandiosen Doppelparade gegen Kopljar und Strlek von den Sitzen riss. Palmarsson und endlich auch Jicha mit seinem ersten Treffer brachten den THW kurz vor der Pausensirene erstmals seit elf Minuten wieder in Führung, doch Strlek sorgte noch vor dem Wechsel für den verdienten 16:16-Ausgleich. Nach 90 von 120 Spielminuten im Viertelfinale stand es also immer noch Unentschieden, ein Handballkrimi schien in der Kieler Luft zu liegen.

Narcisse und Lundström bringen THW nach vorne
Henrik Lundström vollendete vier Gegenstöße in der zweiten Halbzeit.
Klicken Sie zum Vergrößern! Henrik Lundström vollendete vier Gegenstöße in der zweiten Halbzeit.
Zumal die Gäste aus Zagreb nach Wiederanpfiff den besseren Start hatten: Kopljar traf zum 17:16, und Ivano Balic beantwortete einen Andersson-Treffer von der Rechtsaußen-Position mit einem Sprungwurf zum 18:17 für Zagreb. Die Sparkassen-Arena merkte, dass der THW jede Unterstützung brauchte, und unter der Anfeuerung der Fans übernahm nun Daniel Narcisse Verantwortung: Der Franzose tanzte sich erst zum 18:18 durch die kroatische Abwehr, nach einer Parade Omeyers gegen Horvat ließ Narcisse noch einen Sprungwurf folgen, der durch die Beine Segos zum 19:18 im Netz landete. Und als der THW nach einem Schrittfehler Zagrebs schnell schaltete und der nach dem Seitenwechsel gekommene Henrik Lundström per Gegenstoß zum 20:18 vollendete, schien sich das Blatt langsam endgültig Richtung THW zu verschieben.
Jicha nicht mehr zu stoppen
Zwar gelang Strlek der Anschlusstreffer, doch nach einem von Jicha herausgeholten und Ilic verwandelten Strafwurf und einem von Omeyer eingeleiteten Gegenstoß Lundströms führten die "Zebras" gar mit 22:19. Zagreb versuchte den Traum von Köln noch aufrecht zu erhalten, mit purer Willenskraft verkürzte Spiler zum 20:22, Horvat von außen zum 21:23. Doch beim THW war mittlerweile der Motor von Filip Jicha warm gelaufen, der Tscheche war nun nicht mehr zu stoppen. So verwertete er von der Linksaußen-Position ein Andersson-Anspiel zum 24:21 und tunnelte den nachlassenden Sego zum 25:21. Als Andersson den Anschlusstreffer von Maric zum 26:22 konterte, nahm Gästecoach Goluza seine Auszeit. Doch weder von dieser noch von einer Zeitstrafe gegen Momir Ilic ließen sich die Kieler nun noch stoppen. In Unterzahl gelangen stattdessen Henrik Lundström zwei weitere Gegenstoßtreffer, so dass der THW in der 50. Spielminute plötzlich auf 28:22 enteilt war.
Zagrebs letztes Aufbäumen vergeblich
Die "Zebras" bedanken sich nach dem Spiel bei den Fans für die großartige Anfeuerung.
Klicken Sie zum Vergrößern! Die "Zebras" bedanken sich nach dem Spiel bei den Fans für die großartige Anfeuerung.
Doch Zagreb gab sich auch nach dem 29:23 durch Palmarsson noch nicht geschlagen, zwei schnelle Tore von Tonci Valcic, ein Treffer per schneller Mitte von Kopljar und ein Gegenstoß Balics nach eigenem Steal brachten die Gäste beim 27:30 (57.) noch einmal gefährlich nah heran. Als sich dann aber Jicha einmal mehr durchtankte und gefühlvoll mit einem Dreher vollendete und Omeyer den Wurf Valcics parierte, konnten Mannschaft und Fans endgültig durchatmen: Während sich die Zuschauer von ihren Plätzen erhoben, sorgten Ilic und Jicha für den Endstand. Der Rest war großer Jubel: Aus den Boxen schallte "Viva Colonia", Mannschaft und Fans stimmten sofort mit ein.
Auch Berlin, Madrid und Kopenhagen in Köln
Neben dem THW Kiel qualifizierte sich auch Vorrunden-Gruppengegner AG Kopenhagen für das "VELUX EHF Final4" in Köln. Die Dänen um Welthandballer Mikkel Hansen und die beiden zukünftigen "Zebras" Gudjon Valur Sigurdsson und Rene Toft Hansen warfen Titelverteidiger FC Barcelona aus dem Wettbewerb: Nach dem 29:23-Hinspielerfolg im "Parken" in Kopenhagen genügte dem dänischen Meister am Samstag eine 33:36-Niederlage bei den Katalanen, um gleich bei der ersten Champions-League-Teilnahme das Finalturnier zu erreichen. Ein großes Ausrufezeichen setzten am Sonntagnachmittag die Füchse Berlin: Gegen Ademar Leon gelang den Bundeshauptstädtern tatsächlich das erhoffte Wunder, durch den 29:18 (13:6)-Erfolg über den spanischen Tabellendritten machten die Füchse tatsächlich noch die 23:34-Hinspielniederlage wett und zogen durch die mehr erzielten Auswärtstore ins Halbfinale ein. Das Teilnehmerfeld in der Lanxess-Arena komplettiert der spanische Vorjahresfinalist und dreifache Königsklassengewinner Atletico Madrid (vormals Ciudad Real): Das Starensemble von Trainer Talant Dujshebaev musste sich allerdings gegen den slowenischen Meister RK Koper strecken, erst in der Schlussphase konnte am Samstag beim 31:24-Erfolg der 23:26-Rückstand aus dem Hinspiel wettgemacht werden. Die Halbfinal-Auslosung findet am Mittwoch, den 2. Mai um 11.30 Uhr in Köln statt. Informationen zum Vorverkauf des Kieler Karten-Kontingents (500 Tickets) folgen in der kommenden Woche, von Anfragen an die Geschäftsstelle bitten wir abzusehen.
Die Erntezeit beginnt am Dienstag
Das "VELUX EHF Final4" am 26./27.05. stellt für den THW Kiel den Höhepunkt im "Erntemonat Mai" dar. Doch zunächst gilt die Konzentration den nationalen Wettbewerben. Bereits am Dienstag will der deutsche Rekordchampion mit einem Heimsieg über den SC Magdeburg die 17. Meisterschaft eintüten. Am kommenden Wochenende soll dann schon der nächste Titel folgen: In der Hamburger O2-World steht die Endrunde um den DHB-Pokal, das "Lufthansa Final Four", an. Am Samstag trifft der THW in der Vorschlussrunde auf den HSV Hamburg, danach ermitteln die SG Flensburg-Handewitt und der TuS N-Lübbecke den zweiten Finalisten für das Endspiel am Sonntag.

(Sascha Krokowski)

 

Den Spielbericht aus dem NDR-"Sportclub" finden Sie für die ersten sieben Tage nach dem Spiel hier:
http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/sportclub/sportclub2677.html. Danach geht er automatisch offline.

Hier geht's zu weiteren Fotos vom Spiel...

 

Lesen Sie bitte auch


Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Alfred Gislason:
Wir hatten großen Respekt vor dem Rückspiel. Zagreb hat eine fantastische Mannschaft mit viel Erfahrung und vielen guten jungen Spielern, die einen intelligenten Handball spielt. Auch heute hatten wir in der ersten Halbzeit große Probleme mit der Abwehr, die viele Fehler erzwungen hat. So kam RK zu vielen Gegenstößen. In der zweiten Halbzeit haben wir besser gespielt, trotzdem war die Partie bis kurz vor Schluss offen. Es war ein hartes Spiel, wir mussten um jedes Tor kämpfen. Ich bin stolz auf meine Mannschaft, die dieses große Spiel zwischen zwei guten Mannschaften in einer unglaublichen Atmosphäre gewonnen hat. Heute haben wir besser gespielt als im Hinspiel, deshalb fahren wir nach Köln.

Für uns war es sehr wichtig, dass wir in diesem Jahr wieder beim "VELUX EHF Final4" dabei sein können. Wir waren nicht gerade erfreut, dass wir im vergangenen Jahr die Teilnahme verpasst hatten. Es ist das größte Ereignis des Welthandballs und sogar größer als die Olympischen Spiele. In Köln sehen 20.000 Fans die besten Vereinsmannschaften der Welt, und diese spielen jeweils einen besseren Handball, als Nationalmannschaften es können. Das Turnier ist der Höhepunkt jeder Saison, und ich bin stolz, mit dieser Mannschaft wieder dabei sein zu können.

In zwei Tagen haben wir aber schon wieder ein schweres Spiel vor der Brust. Gegen den SC Magdeburg müssen wir wieder konzentriert und engagiert spielen, um zu gewinnen. Wir denken wie immer nur von Spiel zu Spiel.

RK-Trainer Slavko Goluza:
Der THW Kiel hat heute mehr gezeigt als wir, deshalb haben die Kieler gewonnen. Unsere Chancen auf ein Weiterkommen haben wir jedoch bereits im Hinspiel in Zagreb eingebüßt. Trotzdem sind wir optimistisch nach Kiel gefahren, wir wollten hier gewinnen. Aber in der zweiten Halbzeit hat der THW Kiel jeden unserer vielen technischen Fehler ausgenutzt. Trotzdem bin ich stolz auf meine Mannschaft und unsere Vorstellung in den beiden Spielen. Ich wünsche dem THW Kiel von ganzem Herzen den Titel. Es war schön, nach so vielen Jahren wieder einmal Teil dieser fantastischen Atmosphäre in dieser tollen Halle gewesen zu sein.
Zagrebs Rückraumspieler Marko Kopljar:
In der zweiten Hälfte haben wir viele technische Fehler im Angriff gemacht. Die Kieler Verteidigung und die Paraden von Omeyer haben den Kielern viele Gegenstöße ermöglicht, und in unserer Abwehr hat in den letzten 20 Minuten die Aggressivität gefehlt.
THW-Rückraumspieler Momir Ilic:
Wir haben 60 Minuten gekämpft und verdient gewonnen. Wir wussten vorher, dass es auch zu Hause gegen Zagreb schwer werden würde. Aber am Ende haben wir unsere Qualitäten gezeigt und das Spiel gedreht.

Im "VELUX EHF Final4" erwarten uns zwei schwere Spiele an einem Wochenende. Entscheidend wird für uns das Abschneiden im Halbfinale sein. Aber zuerst warten wir einmal die Auslosung am Mittwoch ab.

THW-Linksaußen Henrik Lundström:
Man muss einfach nur ruhig bleiben, wenn es eng wird. In Zagreb hatten wir große Probleme, weil am Ende auch ein wenig die Kraft fehlte. Heute waren wir frischer, und jetzt geht es weiter.
THW-Kapitän Marcus Ahlm:
In der ersten Hälfte fehlte immer ein bisschen. In der zweiten Halbzeit war das dann besser, wir haben den Ball erobert, sind die Gegenstöße gelaufen und haben die Chancen verwandelt. Dann kommt man in den Spielfluss, und dann läuft es. Thierry Omeyer hat heute unglaublich wichtige Bälle gehalten, das hat uns Sicherheit gegeben. Es war uns sehr wichtig, in diesem Jahr in Köln dabei sein zu dürfen. Das "VELUX EHF Final4"-Turnier ist eine Riesensache, das größte Event des Vereinshandballs. Wir hatten dort 2010 viel Spaß, und den wollen wir in diesem Jahr dort auch haben.
THW-Torhüter Thierry Omeyer gegenüber den KN:
Wir freuen uns riesig auf das Final4, aber es war wie erwartet in beiden Spielen sehr schwer gegen Zagreb. Jetzt besitzen wir noch alle Optionen in allen Wettbewerben.
THW-Linksaußen Dominik Klein gegenüber den KN:
Wir waren körperlich präsenter als in Zagreb, wichtig waren die Gegenstoßtore von Henrik Lundström. Trotzdem haben wir erst ein kleines Ziel erreicht. Jetzt wollen wir mehr, kennen das Gefühl des Sieges in der Champions League aus dem Jahr 2010. Das ist überwältigend, das möchten wir ein weiteres Mal erleben.
THW-Rückraumspieler Filip Jicha gegenüber Eurosport:
Man hat heute in der Halle gemerkt, wie wichtig dieses Spiel heute für uns war. Wir haben Geduld bewiesen in beiden Spielen. Wir lagen ja im ersten Spiel schon mit sieben Toren zurück und wollten heute dann das Spiel von Anfang an dominieren. Das ist uns nicht gelungen, es ging nur über ein geduldiges Spiel, was gar nicht so einfach ist.

In der zweiten Halbzeit waren wir etwas aggressiver, haben die Deckung umgestellt. Das hat ganz gut geklappt, vorne haben wir unsere Chancen besser verwertet und auch weniger technische Fehler gemacht. Ich freue mich unheimlich!

 


Champions League, Viertelfinale, Rückspiel: 29.04.12, So., 17.30: THW Kiel - RK Zagreb (CRO): 33:27 (16:16)

Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-60., 13 Paraden), Palicka (n.e.); Andersson (5), Lundström (4), Dragicevic (n.e.), Sprenger (4), Ahlm (3), Kubes (n.e.), Reichmann, Zeitz, Palmarsson (3), Narcisse (4), Ilic (3(2), Klein, Jicha (7); Trainer: Gislason
Logo Zagreb RK Zagreb (CRO Flagge CRO):
Sego (1.-26., 31.-48., 11 Paraden), Pesic (26.-30., 48.-60. und ein Siebenmeter, keine Parade); Maric (3), Brozovic (n.e.), Kopljar (4), Matulic (n.e.), Sprem, Spiler (1), Sebetic (n.e.), Gojun (2), Strlek (7), Horvat (5/3), J. Valcic (1), Vukic (n.e.), T. Valcic (2), Balic (2); Trainer: Goluza
Schiedsrichter:
Sorin-Laurentiu Dinu / Constantin Din (Rumänien)
Zeitstrafen:
THW: 3 (Andersson (13.), Ahlm (25.), Ilic (49.));
Zagreb: 2 (2x Kopljar (28., 42.))
Siebenmeter:
THW: 2/2;
Zagreb: 3/3
Spielfilm:
1. Hz.: 0:1, 2:1, 2:2 (6.), 4:2, 4:4 (10.), 6:4, 6:5, 8:5 (15.), 8:10 (22.), 9:10, 9:11, 11:11, 11:12, 12:12 (25.), 12:13, 13:13, 13:14, 14:14, 14:15, 16:15, 16:16;
2. Hz.: 16:17, 17:17, 17:18 (35.), 20:18 (39.), 20:19, 22:19 (43.), 22:20, 23:20, 23:21, 25:21 (47.), 25:22, 28:22 (50.), 28:23, 29:23, 29:25, 30:25, 30:27 (57.), 33:27.

 

Die anderen deutschen Europapokal-Teilnehmer

Die Füchse Berlin haben das erhoffte Wunder im Viertelfinale der VELUX EHF Champions League tatsächlich geschafft: Von Beginn an setzten sich die Bundeshauptstädter am Sonntagnachmittag im Rückspiel gegen den spanischen Tabellendritten Ademar Leon ab, Mitte der zweiten Halbzeit (21:10, 42.) war die 23:34-Hinspielpleite bereits wettgemacht. In der Schlussphase entwickelte sich dann ein Krimi, bei dem die Füchse durch das 29:18 (13:6) aufgrund der mehr erzielten Auswärtstreffer das bessere Ende für sich hatten.

Frisch Auf Göppingen hat derweil im Bundesliga-Duell mit den Rhein-Neckar Löwen das Endspiel um den EHF-Pokal erreicht. Der Titelverteidiger bezwang im Halbfinal-Rückspiel die Mannheimer bereits am Freitag mit 33:29 (16:13), nachdem die Löwen eine Woche zuvor nur ein 33:32 vorlegen konnten.

Im zweiten EHF-Pokal-Halbfinale gewann der SC Magdeburg am Sonntagnachmittag zwar beim französischen Vertreter Dunkerque HB Grand Littoral mit 22:18 (10:9). Doch dies war zu wenig, um die 25:30 (9:13)-Heimniederlage aus der Vorwoche vergessen zu machen.

Im Pokalsieger-Cup steht ein rein deutsches Endspiel an. Der SG Flensburg-Handewitt reichte am Samstagabend eine 31:34 (13:16)-Niederlage bei den Spaniern von CAI BM Aragon, nachdem die Norddeutschen in der Vorwoche in der Campushalle ein deutliches 39:30 vorgelegt hatten. Und auch Titelverteidiger VfL Gummersbach schaffte noch die Wende und feierte am Samstag den vierten Europapokaleinzug in Folge. Nach dem 27:34 bei Celje Pivovarna Lasko besiegten die Oberbergischen die Slowenen in einem Herzschlagfinale mit 32:25 (16:9) und erreichten damit aufgrund der mehr erzielten Auswärtstore das Finale.

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 30.04.2012:

"Wichtiger als Olympia"

THW zieht nach 33:27-Sieg gegen Zagreb ins Final4 der Champions League ein
Kiel. Ein Wackler, ein zweiter, den Ball einmal auftippen, um ihn dann unter den Füßen von Ivan Pesic in Richtung Tor zu drehen. Weil dieser Schleich-Wurf von Filip Jicha eine Geschwindigkeit von 14 Stundenkilometern erreichte, blieben den Zuschauern im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League gefühlt einige Sekunden, um den Atem anzuhalten. Es geschah in der 58. Minute, als der Ball zum 31:27 für den THW Kiel ins Tor von RK Zagreb kullerte, und es auf den Rängen kein Halten mehr gab.

Nach zähem Ringen besiegten die "Zebras" gestern Abend den kroatischen Serienmeister 33:27 (16:16) und erreichten nach dem 31:31 vom Hinspiel das Final4 in Köln, dessen Halbfinals am Mittwoch ausgelost werden. Die gewaltige Arena am Rhein ist mit 20 000 Zuschauern ausverkauft, wenn der zweimalige Champion am 26. und 27. Mai um den Titel spielt. Die Stimmung wird gigantisch sein, doch an die, die gestern den THW durch einige Täler trug, wird sie nicht herankommen. Minuten nach dem Abpfiff stand das Publikum noch geschlossen in der Halle, applaudierte den "Zebras", die in der 35. Minute (17:18) vor dem Aus gestanden hatten.

Die Kieler erwischten den besseren Start, führten dank des flinken Daniel Narcisse, der als Spitze der offensiven Deckung eine gute Figur machte, mit 8:5 (10.). Doch die Nerven konnte dieses Polster nicht beruhigen. Das Team von Alfred Gislason kämpfte mit großer Leidenschaft, vergab aber beste Chancen mit ebenso großer Leichtigkeit. So drehten die Kroaten den Spieß um, trafen fünfmal in Folge, führten 10:8 und machten deutlich, dass auch ein Besuch der derzeit solidesten Festung in der Handballwelt sie nicht verängstigt.

Es war kein großartiges Spiel, aber oft ein kurioses. So traf Momir Ilic mit Wucht nur die Latte, doch der Abpraller landete in seinen Händen, und der Weg zum 11:11 (24.) war frei, weil Marin Sego, der Kiel-Schreck aus dem Hinspiel, bereits auf dem Boden saß. Sollte es Absicht gewesen sein, wird der Wurf als Ilic-Trick in die Geschichtsbücher eingehen: Latte, Abpraller, Tor. Wahrscheinlicher ist aber, dass der Serbe Glück hatte. Glück, das die Kieler sich verdienten. So trafen sie fünfmal in Unterzahl und zermürbten mit der dauerhaften Rotation im Rückraum einen Gegner, der erst ab der 52. Minute allmählich die Flügel hängen ließ.

Zu einem Zeitpunkt, als Jicha in die Partie gefunden hatte und Henrik Lundström zum Helden wurde. Der Schwede, der Kiel am Saisonende verlassen wird und sein letztes Heimspiel in der Champions League bestritt, wurde viermal mit langen Bällen auf die Reise geschickt und traf immer. "Wenn ich auf das Tor zulaufe, denke ich an nichts. Nur daran, ruhig zu bleiben", sagte der 32-Jährige, der ein Sonderlob von Gislason erhielt. "Er ist einer der sichersten Gegenstoßspieler der Bundesliga, seine Tore waren super wichtig", sagte der Trainer, dessen Shirt ähnlich verschwitzt war wie die Arbeitskleidung seiner Spieler. Erschöpft, aber glücklich gestattete der sonst so coole Isländer einen Blick in sein aufgewühltes Inneres. "Das Final4 ist das Handball-Ergebnis des Jahres und noch wichtiger als die Olympischen Spiele." Er sei unglaublich glücklich darüber, dass seine Mannschaft in Köln dabei sein werde.

Als Lundström nach dem Abpfiff in einem Interview mit Hallensprecher Torben Pöhls gewürdigt werden sollte, musste der Linksaußen minutenlang warten, weil der Lärmpegel in der Arena keine Ansprache zuließ. Diese Zeit nutzte Dominik Klein, um mit ihm in alle vier Kurven zu rennen und mit den Zuschauern zu feiern. Momente des Glücks, die auch Marcus Ahlm aufsog wie ein trockener Schwamm. Der Kapitän schritt ganz allein das Feld ab, bedankte sich mit breitem Grinsen bei den Fans, die mit ihrem Feuer seiner Mannschaft Flügel verliehen hatten. Auf der Ersatzbank hingen derweil die Besiegten ermattet in den Sitzen. Sie hätten längst unter der Dusche stehen können, doch auch sie wollten sich den letzten Akt dieses Spektakels nicht entgehen lassen. Eines, an dem sie maßgeblichen Anteil gehabt hatten.

Noch in der 40. Minute stand die Partie bei einer 20:19-Führung der Kieler auf der Kippe. Dann hob sich der Vorhang für den starken Thierry Omeyer im Tor. Auch Jicha und Lundström, die nun neun ihrer elf Tore erzielen sollten, erstrahlten im Bühnenlicht. Den Sieg an diesem Trio festzumachen, würde aber den Kern verfehlen. Es war der Triumph einer Mannschaft, die mit ihrem Willen und dem Vertrauen in ihre Stärken Berge versetzt. Auch richtig große. Auch solche vom Balkan, die bekannt dafür sind, ein besonderes Kaliber zu sein.

(von Wolf Paarmann und Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 30.04.2012)


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