Der THW Kiel hat kurz vor Schluss beim kroatischen Serien-Meister RK Zagreb
noch einmal den Kopf aus der Schlinge gezogen: Vor rund 11.000 frenetischen Fans
in der Zagreb-Arena spielten die Kieler am Ende 31:31 (12:15)-Unentschieden und
wahrten somit im
Viertelfinale der "VELUX EHF Champions League"
alle Chancen auf das Weiterkommen. Nach einem 6:1-Traumstart verloren die
Kieler in der kroatischen Hauptstadt zeitweilig völlig den Faden und lagen 22 Minuten
vor dem Ende mit sieben Toren in Rückstand. Die ruhige Spielführung von
Aron Palmarsson, ein starker
Henrik Lundström, ein gegen Ende aufdrehender
Filip Jicha, mit 8/1 Treffern Haupttorschütze, sowie unglaubliche
Aktionen von
Christian Zeitz in den letzten
fünf Minuten ließen die Zebras zumindest über einen Teilerfolg jubeln.
In Zagreb hatte nach einer Viertelstunde nichts auf einen derart dramatischen Spielverlauf
hingedeutet. Der THW begann konzentriert und störte das Aufbauspiel des Gegners konsequent
mit seiner offensiven Abwehr. Zudem behielten die Kieler Angreifer in einer hektischen
Anfangsphase häufiger als die der Gastgeber den Überblick. Die Folge: Die Zebras setzen sich
nach dem 1:1 durch Horvat durch Tore von
Kim Andersson,
Jicha,
Daniel Narcisse und
Lundström, der
einen
Andersson-Traumpass eiskalt verwertete, mit 6:1 ab. Neun Minuten
lang erzielten die Kroaten keinen Treffer.
Bruch nach der RK-Auszeit
Zagrebs Neu-Coach Goluza beorderte seine Mannen daraufhin zur Auszeit - doch zunächst nur mit
mäßigem Erfolg. Zwar trafen seine Mannen jetzt, doch der THW Kiel hatte immer eine schnelle
Antwort parat. So nach
Momir Ilic' Lattentreffer, den
Marcus Ahlm reaktionsschnell sicherte und aus dem rechten Rückraum zum
8:3 traf. Dann aber kriselte das Kieler Angriffsspiel: Es wurde zu hektisch der Abschluss
gesucht, Sego im Tor der Kroaten durfte sich so zu großer Form aufschwingen. Hinzu kam ein
wenig Pech im Abschluss:
Ilic,
Lundström
und auch der inzwischen eingewechselte
Christian Zeitz scheiterten am
Gebälk. Die plötzliche Abschlussschwäche des THW nutzten die Gastgeber eiskalt: Fünf Minuten
benötigten sie, um vor allem durch Spiler und den nicht in den Griff zu bekommenden 2,10-Meter-Riesen
Marko Kopljar sowie einen Gegenstoß nach Steal von Ivano Balic zum Ausgleich zu kommen.
Der Hexenkessel Zagreb-Arena war angefeuert...
4:12 in 15 Minuten
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Achtfacher Torschütze: 2,10-Meter-Riese Marko Kopljar.
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Nach 20 Minuten begann die Partie quasi von vorn. Allerdings mit geänderten Vorzeichen: Jetzt
diktierten die Gastgeber das Geschehen. Auch, weil sich Sego immer wieder gegen frei vor ihm
auftauchende Zebras durchsetzte. Auch, weil die Kieler Torhüter beide einen mehr als gebrauchten
Tag erwischten und kaum einen Ball anfassten. Aber auch, weil die Kroaten plötzlich an ihre Chance
gegen den THW Kiel glaubten. Allen voran der Haupttorschütze Horvat, Kopljar und Spiler. Mit variablem
Rückraumspiel fanden sie immer wieder Lücken in der Kieler Defensive. balic, Spiler und Horvat machten
binnen 70 Sekunden aus dem 8:9 eine 11:9-Führung für Zagreb. Dann landete ein
Narcisse-Pass
bei Balic, der Horvat zum 12:9 schickte. Die Auszeit, von
Gislason beim Stand
von 8:8 genommen, zeigte keine Wirkung. Gut nur, dass
Jicha den
am Kreis wartenden
Narcisse sah, der die erneute fünfminütige Torflaute
beendete, und dass
Ahlm
einen Gegenstoß zum 11:12 verwandelte. Allerdings: Zweimal ließ die Kieler Abwehr die RK-Außen
Vukic und Horvat gewähren, und Vukic verwandelte wenige Sekunden vor dem Halbzeitpfiff erneut
sicher zum 15:12 für RK. Die Kieler waren in der zweiten Hälfte des ersten Durchgangs mächtig
unter die Räder geraten: Mit 4:12 verloren sie die Phase zwischen der 15. und 30. Minute.
Rückstand wächst an
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Überragender Zagreber: Torhüter Marin Sego.
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Auch der Start in die zweite Hälfte misslang den Kielern gründlich. Erst liefen sie sich in
der offensiven Zagreber Abwehr fest, was Sprem zum 16:12 nutzte. Dann scheiterte
Andersson aus aussichtsreicher Position, was postwendend mit dem 17:12 durch
Horvat bestraft wurde - das sechste Gegenstoß-Gegentor für die Kieler.
Lundström
beendete die erneute Durststrecke mit einer Einzelleistung zum 13:17 (33.), doch dann wurde es
ganz bitter für den THW: In Unterzahl kassierten sie das 13:18 durch Horvat vom Siebenmeter-Strich,
dann machte Spiler völlig freistehend das 19:13, und als
Lundström
aus einem unmöglichen Winkel an Sego scheiterte, lief Sprem den Gegenstoß zum 20:13 - das 0:3 in
Unterzahl und der Sieben-Tore-Rückstand ließen
Gislason zum taktischen Wechsel in der Offensive greifen.
Er brachte
Palmarsson, um für Ordnung im Aufbauspiel zu sorgen. Doch auch
der Isländer schaffte es zunächst nicht, Sego zu bezwingen. Dafür schnappte sich
Zeitz
in der Abwehr einen Ball und vollendete wuchtig zum 14:20 (37.).
Pesic hält Siebenmeter
Die Kroaten ließen sich davon aber nicht irritieren. Sie spielten weiter variantenreich und schnell.
Nach Horvats 22:15 musste
Andersson angeschlagen raus,
Zeitz rückte von Rechtsaußen auf seine angestammte Position im rechten
Rückraum,
Christian Sprenger kehrte zurück aufs Feld. Eine gute Entscheidung,
wenig später schickte
Zeitz den Rechtsaußen zum 16:22 auf die Reise. Dann
holte
Ahlm einen Siebenmeter und eine Zeitstrafe gegen Spiler heraus,
der Abwehrbeton der Kroaten bekam Risse.
Ilic verwandelte den Strafwurf,
Balic unterlief ein Stürmerfoul, was
Sprenger
eiskalt zum 18:22 nutzte. Dann machte sich
Jicha auf den Weg zum 19:22, scheiterte
mit seinem Konter aber am überragenden Sego. Auf der Gegenseite erhöhte Horvat per Strafwurf wieder
auf 23:18 (43.). Als Pesic dann noch einen Siebenmeter von
Ilic hielt,
tobten die Fans auf den Rängen - und der THW Kiel schien endgültig ins Hintertreffen zu geraten.
Aufholjagd beginnt schleppend
Doch die Kroaten machten jetzt auch Fehler im Angriff.
Palicka schickte
Lundström zum 19:23 auf die Reise, kassierte dann aber von Kopljar
einen Schuss durch die Hosenträger.
Palmarsson tankte sich zum erneuten
Anschluss durch, was erneut Kopljar mit einem Geschoss in die lange Ecke beantwortete. Dann rissen
Zeitz und
Jicha das Spiel erstmals an sich:
Der Linkshänder holte clever einen Siebenmeter heraus, Gojun musste zudem für das Foul an
Zeitz für zwei Minuten zuschauen.
Jicha
verwandelte den Siebenmeter und wurde jetzt zum Motor der Aufholjagd. Mit Einzelaktionen
bezwang er endlich den kroatischen Tausendsassa Sego. Dann unterlief Kopljar einer seiner
wenigen Fehler: Er erlaubte sich ein Stürmerfoul,
Jicha reagierte
blitzschnell und passte auf
Sprenger, der zum 23:26 (50.). Dann kaufte
sich
Omeyer einen freien Wurf von Maric,
Jicha
brachte im Gegenzug den THW erneut mit einer Einzelleistung beim 24:26 wieder in Reichweite der Kroaten.
Dramatische Schlussphase
Das war der Auftakt für eine Schlussphase, in der der THW physisch und psychisch enorm
gefordert wurde.
Jicha hämmerte den Ball in Unterzahl aus zwölf Metern zum
26:28 (54.) ins Tor, Zagreb konterte durch Spiler. Dann bediente der tschechische Weltklasse-Spieler
Kapitän
Ahlm mustergültig zum 27:29, Zagreb konterte nach einem
ausgebliebenen Siebenmeter-Pfiff nach Foul an
Lundström durch Valcic.
Gislason ordnete in der Auszeit seine Reihen für die letzten drei Minuten -
und die hatten es richtig in sich:
Palmarsson jagte zum Auftakt der
Schlussoffensive den Ball zum 28:30 in die Maschen. Was folgte, war die große
Zeitz-Show: Am Kreis hechtete er in ein Balic-Anspiel auf den
Kreisläufer, bediente
Narcisse noch im Sprung. Dieser
legte auf
Lundström ab, der zum 29:30 traf. Dann wehrte
Omeyer einen Kopljar-Wurf nach vorn ab,
Zeitz
sprintete dem Abpralle hinterher, schnappte sich den Ball, hängte drei Gegenspieler ab und
hämmerte den Ball zum 30:30 in die Maschen (59.) - urplötzlich war der THW Kiel wieder im Spiel.
Nach Kopljars erneutem Führungstreffer war es dann erneut
Zeitz, der
zum Ausgleich traf. Kurz vor Schluss kamen die Kieler dann sogar noch einmal in Ballbesitz, zum
Sieg sollte die Zeit aber nicht mehr reichen.
Entscheidung fällt in Kiel
Im fünften Duell auf Zagreber Boden gelang den Kielern
zum zweiten Mal ein Unentschieden. Wichtiger war allerdings, dass die Zebras nach dem
deutlichen Sieben-Tore-Rückstand wieder in die Partie zurückkehrten und mit unglaublichem
Willen die schon verloren geglaubte Partie beinahe noch gedreht hätten.
Die Entscheidung über den Halbfinaleinzug fällt nun in der Sparkassen-Arena: Am
Sonntag, dem 29. April, brauchen die Zebras im Kieler Hexenkessel gegen die
bärenstarken Kroaten unbedingt einen Sieg, um die Teilnahme beim "VELUX EHF Final4" in Köln
zu sichern. Für die Partie gibt es noch Tickets in allen Kategorien (siehe
Extra-Artikel).
Vor den eigenen Fans müssen die Kieler allerdings über 60 Minuten eine starke Leistung zeigen,
um das Ziel Köln tatsächlich zu erreichen. Die Zebras sind gewarnt - und werden
am Sonntag alles in die Waagschale werfen, um sich den Traum vom Endturnier in Köln zu
erfüllen.
(Christian Robohm)
Lesen Sie bitte auch
Wir sind überraschend gut gestartet, haben dann aber begonnen,
langsamer zu spielen, aber unsere Entscheidungen schneller
zu treffen. Es war trotzdem eine großartige Leistung, einen Sieben-Tore-Rückstand in ein
letztlich glückliches Unentschieden umzuwandeln. Zagreb
spielt auswärts noch stärker als zu Hause, wir werden am Sonntag
also ganz anders auftreten müssen.
RK-Trainer Slavko Goluza gegenüber den KN:
Wir haben es in den vergangenen Tagen geschafft, uns als Team wieder
zu sammeln und zu sortieren. Mit unserer Leistung können
wir zufrieden sein, aber für meine Spieler tut es mir Leid, sie
hätten einen Sieg verdient gehabt. Aber in den letzten zwei
Minuten sind wir einfach zu hektisch geworden.
THW-Linkshänder Kim Andersson gegenüber den KN:
Wir hatten auch nach dem guten Start unsere
Chancen, sind aber immer wieder am Torhüter gescheitert. Der
hat wahrscheinlich seit Jahren nicht mehr so gut gehalten. Ich
bin sehr enttäuscht darüber, dass wir diesen Vorsprung verspielt
haben. Aber - es steht noch 0:0 und wir wissen jetzt,
woran wir mit Zagreb sind.
THW-Toptorschütze Filip Jicha gegenüber den KN:
Ich hatte das Gefühl, dass wir in der zweiten Halbzeit
unsere Linie verloren haben. Dieser hohe Rückstand war in
dieser Saison eine neue Erfahrung für uns, da haben wir nicht
mehr so cool gespielt wie sonst. Allerdings haben wir uns als
Mannschaft aus dieser Situation befreit. Das ist neben dem Ergebnis
das einzig Positive.
THW-Regisseur Aron Palmarsson gegenüber den KN:
Wir wollten unbedingt gewinnen, aber das
Unentschieden ist auch ein gutes Ergebnis. Bei dem Sieben-Tore-Rückstand ist der Trainer vielleicht
ein bisschen nervös geworden, wir Spieler nicht (lacht).
THW-Torhüter Thierry Omeyer gegenüber den KN:
Ein Spiel dauert 60 Minuten, es war klar, dass
ein solcher Start nicht bis zum Ende durchzuhalten ist. Zwischenzeitlich
drohte uns sogar eine Niederlage mit zehn Toren,
aber wir haben kühlen Kopf bewahrt. Zu meiner Leistung? Zagreb
kam zu vielen Gegenstößen, da ist es für einen Torhüter
nie leicht. Und: Eine Mannschaft gewinnt und verliert gemeinsam.
RK-Torhüter Marin Sego gegenüber den KN:
Es war wichtig für uns, gegen die
Kieler ein gutes Spiel zu machen. Schade, dass wir gegen
dieses tolle Team nicht gewonnen haben. Wir wussten aber die
ganze Zeit, dass ihre zehn Minuten noch kommen werden. Irgendwann
kamen sie dann.
Es ging Hin und Her. Erst haben wir hoch geführt, dann
lagen wir deutlich im Rückstand. Man nimmt es zwar nicht
so wahr, weil man vollkommen auf sich fokussiert ist,
aber natürlich sieht man das Ergebnis. Aber wir wussten:
Wenn wir kühlen Kopf bewahren und unser System durchspielen,
dann wird das belohnt. So ist es dann auch gekommen.
Wir sind froh, dass wir dieses Spiel noch herumbiegen
und uns durchkämpfen konnten. Das Unentschieden geht
in Ordnung.
Ich rechne mit einem ähnlich engen
Rückspiel am kommenden Sonntag. Wir wollen natürlich
gewinnen, wir wissen aber auch, dass wir gegen diese
tolle Zagreber Mannschaft eine sehr gute Partie abliefern müssen.
Wir sind sehr zufrieden mit diesem Ergebnis. Zagreb hatte ja schon
in den vorherigen Runden - unter anderem mit dem Sieg in Barcelona -
gezeigt, zu welchen Leistungen diese Mannschaft fähig ist.
Und die Kroaten stehen eben nicht umsonst in der Runde
der letzten acht. Es war das erwartet schwere Spiel für
unsere Mannschaft. Natürlich ist es vermessen zu sagen,
dass man bei einem Sieben-Tore-Rückstand nicht ein wenig
unruhig wird. Aber ich habe immer an die Stärken unserer
Mannschaft geglaubt. Wir kommen immer wieder zurück,
das macht uns aus.
Letztlich hat Aron Palmarsson das Angriffsspiel
geordnet, und dank einer Energieleistung von Christian Zeitz
haben wir noch ein Unentschieden erreicht. Jetzt hoffen wir auf eine volle
Arena beim Rückspiel. Gemeinsam mit unseren Fans im Rücken haben
wir sehr gute Chancen, nach Köln zu fahren.
- RK Zagreb (CRO ):
-
Sego (1.-60., 16 Paraden),
Pesic (2 Siebenmeter, 1 Parade);
Maric (1),
Brozovic,
Kopljar (7),
Sprem (3),
Spiler (6),
Sebetic,
Gojun,
Strlek,
Horvat (8/4),
J. Valcic,
Vukic (2),
T. Valcic (2),
Balic (2);
Trainer: Goluza
- THW Kiel:
-
Omeyer (1.-23., 31.-38., 49.-60., 6 Paraden),
Palicka (23.-30, 38.-49., 2 Paraden);
Andersson (2),
Lundström (5),
Sprenger (3),
Ahlm (3),
Kubes (n.e.),
Reichmann (n.e.),
Zeitz (4),
Palmarsson (2),
Narcisse (2),
Ilic (2/2),
Klein (n.e.),
Jicha (8/1);
Trainer: Gislason
- Schiedsrichter:
-
Vaidas Mazeika / Mindaugas Gatelis (Litauen)
- Zeitstrafen:
-
Zagreb: 3 (Spiler (41.), Vukic (43.), Gojun (47.));
THW: 2 (2x Ilic (34., 53.))
- Siebenmeter:
-
Zagreb: 4/4;
THW: 4/3 (Pesic hält Ilic (44.))
- Spielfilm:
-
1. Hz.: 0:1, 1:1 (2.), 1:6 (11.), 2:7 (13.), 3:8 (15.), 8:8 (20.), 9:9, 12:9 (25.), 12:11 (27.),
14:11 (29.), 15:12;
2. Hz.: 17:12 (32.), 17:13 (33.), 20:13 (36.), 22:15 (38.), 22:18 (41.), 23:19, 24:20 (47.),
25:21, 26:22 (49.), 26:24 (51.), 27:25, 28:26 (54.), 30:27 (56.), 30:30 (59.), 31:30, 31:31.
- Zuschauer:
-
11.000 (Arena Zagreb, Zagreb (CRO))
Die Füchse Berlin brauchen im
Viertelfinale der VELUX EHF Champions League ein
kleines Wunder, um nach Köln zu fahren. Die Berliner verloren das
Hinspiel
bei den heimstarken Spaniern von Reale Ademar Leon mit 23:34 (9:15). Eurosport überträgt das
Rückspiel am Sonntag, dem 29. April, live. Die Partie in der Max-Schmeling-Halle wird um 16 Uhr
angepfiffen.
Alle Ergebnisse aus der "VELUX EHF Champions League" finden Sie hier.
Im Halbfinale des EHF-Pokals gewannen die
Rhein-Neckar Löwen gegen den Titelverteidiger Frisch Auf Göppingen in der SAP-Arena
knapp mit 33:32 (15:13). Das Rückspiel
findet am Freitag, dem 27. April, um 19.30 Uhr in der EWS-Arena in
Göppingen statt. Im zweiten EHF-Pokal-Halbfinale
musste der SC Magdeburg gegen den französischen Vertreter
Dunkerque HB Grand Littoral Lehrgeld bezahlen: Mit 25:30 (9:13) verloren
die Magdeburger ihr Heimspiel und brauchen nun am am Sonntag, dem 29. April,
um 17 Uhr in Frankreich ein kleines Wunder für den Finaleinzug.
Für das Finale planen kann die SG Flensburg-Handewitt im
Halbfinale des Pokalsieger-Cups: Das Hinspiel
vor den eigenen Fans gegen
den spanischen Vertreter CAI BM Aragon gewannen die Flensburger klar mit 39:30 (19:13). Das Rückspiel in Spanien findet am Sonnabend, dem 28. April,
um 18.30 Uhr statt. Schwer wird es hingegen für den VfL Gummersbach:
Die Oberbergischen verloren ihr
Halbfinale des Pokalsieger-Cups bei Celje Pivovarna
Lasko in Slowenien mit 27:34 (13:21). Zum Rückspiel erwarten die
Gummersbacher ihren Gegner dann am Sonnabend, dem 28. April, um 19 Uhr in der Gummersbacher
Eugen-Haas-Halle.
Aus den Kieler Nachrichten vom 23.04.2012:
THW-Kampf gegen Zagreb mit 31:31 belohnt
THW-Rückraum-Ass Christian Zeitz bläst die
Wangen auf, Momir Ilic kann sich nicht anders helfen
und greift Zagrebs Kreisläufer Marino Maric in den Arm: Der deutsche Rekordmeister aus Kiel tat
sich schwer im Viertelfinal-Hinspiel bei RK Zagreb,
jagte seine fünf Fans unter den 11 000 in der
riesigen WM-Arena durch ein Wechselbad der
Gefühle.
Nach einem 6:1-Start verloren die "Zebras"
zunächst völlig den Faden, lagen zu Beginn der zweiten Halbzeit mit sieben Toren zurück und
drohten vorzeitig alle Chancen auf den Einzug ins
Final4 der Champions League einzubüßen.
Am Ende durfte sich der THW aber erneut auf seine
überragende Schluss-Viertelstunde und den jetzt
überragenden Filip Jicha (8 Tore) verlassen,
schaffte noch den 31:31-Endstand. Die Entscheidung
für den Einzug ins Halbfinale von Köln fällt
am kommenden Sonntag in Kiel. Prognose: Gegen
dieses starke Team aus Kroatien ist alles
möglich.
Die Füchse Berlin haben dagegen kaum
noch Hoffnung, verloren ihr Viertelfinal-Hinspiel
bei Ademar Leon sensationell hoch mit 23:34 Toren
und benötigen im Rückspiel ein Wunder. Im
Pokalsieger-Wettbewerb steht die SG Flensburg-Handewitt nach dem 39:30-Halbfinal-Hinspielsieg
über das spanische Team aus Aragon mit einem Bein im Finale.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 23.04.2012)
Aus den Kieler Nachrichten vom 23.04.2012:
Aufholjagd verhinderte Debakel
Nach 31:31 im Viertelfinal-Hinspiel bleibt zwischen Zagreb und Kiel alles offen - Auf Filip Jicha war Verlass
Zagreb. Am 26. und 27. Mai werden in Köln die
Halbfinalisten der Champions League ihren Sieger
küren. Der THW Kiel geht fest davon aus, ein prägendes
Element dieser Handball-Party zu werden.
Nach dem 31:31 (12:15) im Viertelfinal-Hinspiel bei
RK Zagreb müssen die "Zebras" nun aber fürchten,
das Final Four zum zweiten Mal in Folge zu verpassen.
Es wäre ein tragischer Tiefschlag in einer Saison, die so
makellos verläuft. So könnte das Team von Alfred Gislason
am 1. Mai gegen den SC Magdeburg vorzeitig die
Meisterschaft feiern. Doch wer wird in THW-Kreisen
feiern, wenn die Champions League erneut im Viertelfinale
endet? Am Sonntag wird sich die Gemütslage klären. Dann, wenn Zagreb
in Kiel zum Rückspiel antritt (17.30 Uhr/Eurosport).
Ein Gegner, der in der Vorrunde beim FC Barcelona gewinnen konnte. Dem Titelverteidiger.
Entsprechend beunruhigt blickte Gislason nach einem kuriosen Sonnabend
in der Arena Zagreb nach vorne. "Den Kroaten ist es völlig egal, ob sie von
11 000 Zuschauern ausgepfiffen werden." Gegen sie
gäbe es keinen Heimvorteil.
Dabei hatte seine Mannschaft beste Aussichten, ein solches Endspiel zu verhindern.
Die Kieler starteten furios, führten schnell 6:1 (10.). Als Marcus Ahlm zum
8:3 (15.) traf, gaben die fünf mitgereisten THW-Fans den Ton in der mit 11 000 Zuschauern
gefüllten Halle an.
Die Kulisse sprachlos, Ivano Balic und Co verunsichert.
Kein Wunder, blickten sie doch auf turbulente Tage zurück.
Überraschend hatte die Vereinsführung den von ihnen geschätzten Trainer
Ivica Obrvan entlassen. Eine politische Entscheidung, sagen die, die sich in dem
sehr hierarchisch geführten Club auskennen.
Obrvan sollte den Sündenbock dafür spielen, dass Zagreb in der neuen Balkan-Liga
den Titel und satte Prämien verpasst hatte.
Mit Slavko Goluza fand sich zwar zügig ein Nachfolger, der das Team gut kennt. Der
40-Jährige ist kroatischer Nationaltrainer, und Zagreb stellt das Gros dieser Auswahl.
Doch das Obrvan-Aus hatte Spuren hinterlassen. Während
die Gastgeber einen Schock-Start erlebten, grollten in den Logen erneut
die Bosse. Goluza, so ihr Befinden, hätte schneller eine
Auszeit nehmen müssen. Als er es beim 1:6 tat, hatte er offenbar
den Schalter gefunden. Die Kroaten deckten nun viel besser, und einige
wuchsen gar über sich hinaus.
Wie Torhüter Mario Sego, der 17 Bälle hielt. So der Slowene David Spiler,
einziger Ausländer im Team, der auf der rechten Deckungsseite
der Kieler viele Fragezeichen entstehen ließ.
So auch der 2,10 Meter große Linkshänder Marko Kopljar, der nicht nur von
Kim Andersson gelobt wurde. "Der hat alles getroffen.
Für ihn war heute schon Weihnachten", sagte der
Schwede, den Schmerzen in der linken Schulter behinderten.
Weil die Kieler nicht trafen und die THW-Torhüter
nichts hielten, wendete sich das Blatt in dramatischer
Weise. In der 38. Minute führte Zagreb mit 22:15, den Gästen drohte ein Debakel.
Letztlich sorgten die größeren personellen Alternativen
einer müde wirkenden Kieler Mannschaft dafür, dass das Hinspiel doch keine
Vorentscheidung brachte. Mit Aron Palmarsson
wurde die Ruhe eingewechselt,
und Christian Zeitz narrte wiederholt den zweimaligen
Welthandballer Balic, dem die Abwehrarbeit nicht so leicht von der Hand
geht wie seine genialen Anspiele
an den Kreis.
Zudem war einmal mehr auf den achtfachen Torschützen
Filip Jicha Verlass,
der in der Wendephase zwischen der 47. und 54. Minute
an sechs der sieben THW-Treffer beteiligt war. "In
Köln dabei zu sein, gehört einfach zu einer Saison dazu",
sagte der Tscheche, der eines auf keinen Fall will:
Ende Mai ein freies Wochenende.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 23.04.2012)
Aus den Kieler Nachrichten vom 23.04.2012:
Hoher Lärmpegel blieb aus, Pfeifkonzert per Knopfdruck
Arena Zagreb keine "Hölle" - Pfiffe für die Franzosen und Ilic
Zagreb. Die Arena Zagreb ist die
größte des Landes. Gebaut wurde sie
anlässlich der Handball-WM, deren Gastgeber Kroatien vor knapp drei
Jahren gewesen ist. Bei ihrer Einweihung im Dezember 2008 feierten
15 200 Fans auf den ausverkauften Rängen die kroatische Nationalmannschaft,
die damals in einem Freundschaftsspiel Russland besiegte.
Das WM-Finale zwischen dem Gastgeber und Frankreich ging
schließlich als eines der lautesten und hitzigsten in die Geschichte dieser
Sportart ein.
Für die Inneneinrichtung haben sich die Architekten offenbar die
Baupläne der Mannheimer SAP-Arena entliehen. Extravagant ist dagegen
die Hülle, die auch ein Fußballstadion
schmücken würde. Eine, das wie ein Nest in eine Reihe gewaltiger
Betonpfeiler eingefasst ist, die an Stoßzähne afrikanischer Elefanten
erinnern. Ein imposanter Rahmen, der für das Kiel-Spiel einen
höllischen Lärmpegel erwarten ließ.
Doch der blieb aus. Die Halle war nicht ausverkauft, das Interesse am
Ligahandball hält sich in Kroatien in überschaubaren Grenzen. Zudem
fesselte die Sportnation der zeitgleich stattfindende "Clasico" in der
spanischen Fußball-Meisterschaft. Das Duell zwischen dem FC Barcelona
und Real Madrid rangierte in der Gunst der Kroaten deutlich vor dem
Volkshelden Ivano Balic und seinen Getreuen. Bei der Vorstellung der
Kieler gab es lediglich für
Thierry Omeyer, Daniel Narcisse und
Momir Ilic Pfiffe. Die beiden Franzosen hatten
im WM-Finale 2009 maßgeblichen Anteil daran gehabt, dass die
stolzen Kroaten (19:24) in ihrem Wohnzimmer gedemütigt worden
waren. Das ist auf dem Balkan unvergessen.
Und Ilic ist Serbe, das genügt,
um in Zagreb unbeliebt zu sein.
Allerdings - der Eindruck blieb, dass das Pfeifkonzert größtenteils
elektronischer Natur war. Als Ilic eingewechselt wurde (10.), blieb die
Kulisse überraschend stumm. Vielleicht lag es daran, dass Kiel 6:1 führte
und die Fans andere Sorgen hatten, als den Lieblingsfeind zu beschimpfen.
Wahrscheinlicher ist aber, dass der zuständige Hallentechniker
wohl schlicht vergessen hatte, den entsprechenden Knopf zu
drücken.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 23.04.2012)