Der THW Kiel hat sich im Hinspiel des
Achtelfinals in
der "VELUX EHF Champions League" beim polnischen Meister Orlen Wisla Plock eine
hervorragende Ausgangsposition für das Rückspiel am kommenden Sonntag verschafft. Vor
5.492 Zuschauern in der modernen "Orlen Arena" in der Weichsel-Stadt dominierten die
Kieler die zu Beginn ausgeglichene Partie in der zweiten Halbzeit und siegten am
Ende deutlich mit 36:24 (14:12). Erfolgreichster Torschütze bei den "Zebras" war
Filip Jicha mit 7/3 Treffern, zudem zeigte
Andreas Palicka eine starke Leistung im Tor.
Die "Orlen Arena" war bis auf den letzten Platz gefüllt, und die polnischen
Schlachtenbummler fabrizierten schon vor dem Anpfiff einen Höllenlärm. Dies
führte sich auch während der Partie fort, mit lautstarkem Gesang und Choreographien
wussten die Anhänger durchaus zu überzeugen.
Plock mit gutem Start
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Die polnischen Fans sorgten für fantastische Stimmung.
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Und ihre Mannschaft ließ sich von der großartigen Stimmung offenbar
anstecken. Obwohl die Kieler gleich durch einen
Jicha-Gegenstoß
nach einem Kavas-Fehlpass in Führung gingen, gehörte die Anfangsphase
zweifellos den Gastgebern: Spielmacher Eklemovic holte am Kreis einen
Siebenmeter heraus, den Spanne im Nachwurf zum 1:1-Ausgleich verwandelte.
Nachdem Wichary einen Rückraumwurf
Jichas
parierte und
Lundström einen weiten
Omeyer-Pass nicht unter Kontrolle brachte,
gelang Eklemovic mit einem Schlagwurf die erste Führung für Wisla, die
Rechtsaußen Spanne vom Kreis gar auf 3:1 ausbaute.
Gislason nimmt frühe Auszeit
Auch nach dem Anschluss durch eine feine Einzelaktion
Narcisse' wirkte der THW weiterhin nervös,
während die Mannschaft von Trainer Lars Walther sich und das Publikum
mit jeder gelungenen Aktion weiter aufputschte. Eklemovic ließ sich bei
seiner Spielgestaltung von der offensiven 3:2:1-Deckung der Kieler -
egal ob mit
Jicha oder
Narcisse
an der Spitze - nicht aus der Ruhe bringen. Demgegenüber hatten die
"Zebras" ihre liebe Mühe mit der nominell defensiven, aber gerne
offensiv raustretenden Abwehr der Gastgeber um Toromanovic und
Kubisztal im Mittelblock. Als
Lundström
nach
Jicha-Anspiel vom Kreis an Wichary
scheiterte,
Ilic mit einem Siebenmeter nicht
an Dudek vorbei kam und Wisniewski und der stark aufspielende Linkshänder
Kavas das Ergebnis gar auf 5:2 für Wisla Plock stellten, nahm
Alfred Gislason bereits nach etwas mehr als
acht Minuten seine Auszeit.
Mit 6:0-Deckung zum Erfolg
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Torhüter Marcin Wichary war bester Spieler Plocks.
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Doch zunächst hielten die Polen ihren Vorsprung, hatten dabei aber
auch Glück, dass Eklemovic einen bereits verlorenen Ball beim
6:3 wieder erlangte und den Ball doch noch zu Toromanovic durchstecken
konnte. Im Angriff lief es dafür bei den Kielern jetzt ein wenig besser,
Sprenger und
Jicha
per Siebenmeter hielten die Schwarz-weißen in der Partie. Mittlerweile
hatte
Alfred Gislason seine Deckung auf die
6:0-Variante umgestellt, und damit zog er Plock nun den Zahn: Nach dem
7:4 durch den starken Spanne wollte den Polen fast acht Minuten kein
Treffer mehr gelingen - und das, obwohl
Thierry Omeyer
im Kieler Tor nicht seinen besten Tag erwischt hatte. Die Kieler Abwehr
stand, und vorne gelang durch
Andersson und
einen weiteren
Jicha-Strafwurf nicht nur der
Anschluss zum 6:7, sondern durch
Marcus Ahlm
wenig später auch der Ausgleichstreffer. Doch damit nicht genug: Einen
technischen Fehler der Gastgeber bestrafte
Sprenger
zur ersten Kieler Führung seit dem 1:0, und nachdem der Rechtsaußen in
einen Pass von Kubisztal sprintete, traf er im Gegenstoß gar zum 9:7 für
den THW.
Palmarsson besorgt Pausenführung
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Alfred Gislason konnte trotz Führung
mit der ersten Halbzeit nicht zufrieden sein.
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Nachdem der Ex-Berliner Michal Kubisztal dann noch an
Omeyer scheiterte, drohten die Gastgeber
nun doch schon früh den Anschluss zu verlieren. Doch der starke Wichary
parierte einen guten Rückraumversuch
Anderssons,
und nachdem der nun auf Rückraummitte agierende Luka Dobelsek
Toromanovic zum 8:9 bediente, witterte Plock wieder Morgenluft.
Nach
Sprengers Antwort zum 10:8 sorgte
Kavas mit einem Doppelschlag gar wieder für den Ausgleichstreffer, was
die polnischen Fans zu neuerlichen Jubelstürmen hinriss.
Gislason brachte nun
Palicka für Omeyer
und Palmarsson
für den unglücklich agierenden Narcisse,
nachdem er zuvor schon Ilic für Jicha
aufs Parkett geschickt hatte. Und Palmarsson
setzte sogleich Kim Andersson in Szene,
der zum 11:10 einnetzte. Dobelsek und postwendend Ahlm
setzten die nächsten Treffer, ehe Kubisztal, der heute schwache
Saison-Toptorschütze der Gastgeber, für zwei Minuten auf die Bank musste.
Das Überzahlspiel wusste der THW allerdings nicht zu nutzen.
Der gut freigespielte Lundström scheiterte
aus gutem Winkel an Wichary, auf der Gegenseite konnte
Sprenger einen Kempaversuch von Spanne
auf Twardo nur auf Kosten einer eigenen Zeitstrafe unterbinden.
So glich Spanne mit einem Rückraumkracher wieder zum 12:12 aus.
Immerhin gelang Palmarsson in der
Schlussphase mit einem Doppelschlag noch die 14:12-Führung,
die Palicka mit einer Parade gegen den
glücklosen Kubisztal in die Kabinen rettete.
THW sorgt schnell für Vorentscheidung
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Dominik Klein traf fünfmal im
zweiten Durchgang, scheiterte aber auch zweimal per Gegenstoß
an Wichary.
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Alles deutete darauf hin, dass die Partie bis zur Schlussphase
spannend bleiben würde - wie beim Vorbereitungsturnier
des THW Kiel an selber Stelle, bei dem die "Zebras" knapp mit
31:29 erfolgreich waren. Doch es sollte
anders kommen:
Kim Andersson setzte nach
Wiederanpfiff gleich den ersten Treffer und besorgte so die erste
Drei-Tore-Führung für den THW. Dann parierte
Palicka
gegen Toromanovic und der kurz vor dem Seitenwechsel für
Lundström gekommene
Dominik Klein
traf im Gegenstoß zum 16:12. Nur wenige Sekunden später schickte
Palicka seinen Linksaußen erneut auf
die Reise - 17:12. Und nachdem
Palicka
eine weitere Glanztat zeigte, hatte
Klein
gar die Chance auf einen lupenreinen Hattrick - doch der Kieler
scheiterte an Wichary, der sich mehr und mehr zum besten Spieler
seiner Mannschaft mauserte.
Lars Walther nahm nach diesem Katastrophenstart seiner Mannschaft eine Auszeit,
doch der THW hielt das Tempo hoch und legte eiskalt nach:
Jicha mit einem Siebenmeter und einem
Aufsetzer sowie ein Doppelpack von Ahlm
bedeuteten das 21:13 - mit einem 7:1-Lauf binnen sechs Minuten
hatten die Kieler in der "Orlen Arena" urplötzlich für klare
Verhältnisse gesorgt.
Palicka und Wichary überragen
Den Zuschauern schien dies allerdings egal zu sein: Sie feierten
weiter ihre Mannschaft und sich selbst. Und das Team von Lars Walther
wachte endlich wieder auf, nachdem Wichary einen Gegenstoß
Anderssons spektakulär abwehrte. Wisniewski
und Toromanovic verkürzten auf 15:21, doch die Kieler behielten die
Partie nun im Griff.
Ahlm und
Zeitz
stellten den Acht-Tore-Vorsprung wieder her, und nachdem der immer
stärker werdende
Palicka einmal mehr
gegen Toromanovic parierte und
Jicha
im Fallen das 24:15 (43.) durch
Sprenger
auflegte, war die Partie endgültig entschieden.
Doch man merkte dem THW an, dass ein Sieg allein nicht ausreichen
sollte. Die Ausgangsposition für das Rückspiel am kommenden Sonntag
sollte so gut wie möglich ausfallen, daher gaben Aron Palmarsson,
Filip Jicha und Co. weiter Vollgas. Durch
einen Klein-Gegenstoß betrug der Vorsprung
daher beim 27:17 (47.) erstmals zehn Tore. Und wenn nicht Marcin Wichary
weiterhin ein paar "Hundertprozentige" weggefischt hätte - der THW wäre
noch deutlicher davongezogen. Doch auch dank der insgesamt zwölf
Paraden von Palicka und grandioser
Aktionen von Filip Jicha als
Ahlm-Ersatz am Kreis wurde es letztlich
ein klarer 36:24-Erfolg - damit sollten die "Zebras" bereits mit
zwei von vier Hufen im Viertelfinale stehen.
Vorverkauf für das Rückspiel läuft auf Hochtouren
Der freie Vorverkauf für
das Rückspiel, das am kommenden Sonntag um 17.30 Uhr in der Sparkassen-Arena angepfiffen wird,
läuft auf Hochtouren (siehe
Extra-Bericht). Jetzt sind auch die "Rückläufer" aus
dem Gästekontingent in den Verkauf gegangen, so dass es wieder in allen Kategorien Karten
gibt. Wer den THW Kiel einmal in einem besonderen Ambiente live erleben möchte, für den
gibt es auch noch freie Plätze im Business-Seats-Bereich und in den Logen. Interessenten
für die THW-Business-Lounge und die Logen wenden sich bitte telefonisch unter
0431/6703916 an den THW Kiel.
(Sascha Krokowski)
Lesen Sie bitte auch
- Orlen Wisla Plock (POL ):
-
Wichary (1.-60., 15 Paraden),
Dudek (bei zwei Siebenmetern, 1/1 Parade);
Kwiatkowski,
Bäckström (n.e.),
Eklemovic (2),
Spanne (6),
Wisniewski (5),
Kubisztal,
Kavas (4),
Dobelsek (3),
Zolotenko,
Twardo,
Toromanovic (4),
Syprzak,
Olsen (n.e.);
Trainer: Walther
- THW Kiel:
-
Omeyer (1.-23., 4/1 Paraden),
Palicka (23.-60., 12 Paraden);
K. Andersson (5),
Lundström,
Sprenger (5),
Ahlm (5),
Zeitz (2),
Palmarsson (3),
Narcisse (1),
Ilic (3/2),
Klein (5),
Jicha (7/3);
Trainer: Gislason
- Schiedsrichter:
-
Bogdan Nicolae Stark / Romeo Mihai Stefan (Rumänien)
- Zeitstrafen:
-
Plock: 3 (2x Kubisztal (25., 34.), Spanne (43.));
THW: 1 (Sprenger (26.))
- Siebenmeter:
-
Plock: 1/0 (Omeyer hält Spanne (2., Nachwurf verwandelt));
THW: 6/5 (Dudek hält Ilic (8.))
- Spielfilm:
-
1. Hz.: 0:1, 3:1 (5.), 3:2, 5:2, 5:3, 6:3 (10.), 6:4, 7:4 (12.), 7:9 (17.), 8:9,
8:10, 10:10 (22.), 10:11, 11:11, 11:12, 12:12 (27.), 12:14;
2. Hz.: 12:18 (34.), 13:18, 13:21 (36.), 15:21, 15:24 (43.),
16:24, 16:25, 17:25, 17:27 (47.), 19:27, 19:28, 20:28, 20:30 (53.),
21:30, 21:32, 23:32 (56.), 23:34, 24:34, 24:36.
- Zuschauer:
-
5.492 (ausverkauft) (Orlen Arena, Plock (POL))
Aus den Kieler Nachrichten vom 15.03.2012:
CL: "Zebras" dürfen für das Viertelfinale planen
36:24: Handball-Rekordmeister ließ Plock keine Chance - Palicka starker Rückhalt
Plock. Polen war für den THW eine Reise wert. Die Kieler gewannen
das Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League bei Wisla Plock
mit 36:24 (14:12) Toren und dürfen getrost für die nächste Runde
planen. Das Rückspiel am kommenden Sonntag in der Sparkassen-Arena
(17.30 Uhr) hat realistisch betrachtet nur noch statistischen
Wert. Im Sport gibt es Wunder, für den Einzug von Plock ins Viertelfinale
wird es aber keines geben.
Filip Jicha, mit sieben Toren Kiels erfolgreichster
Torschütze, machte den Gastgebern in freundlicher Manier dennoch Hoffnungen.
Seine Mannschaft werde sich bis zum Sonntag voll auf diese Partie fokussieren,
sagte der Tscheche. "Ich bin natürlich froh, dass wir gewonnen haben, aber
im Sport ist alles möglich, gerade im Handball kann es ganz schnell gehen."
Im Sommer 2011 hatten die beiden Champions-League-Kontrahenten ihre Kräfte
bereits zweimal in Freundschaft gemessen. Im Finale des Orlen-Cups in Plock
tat sich der THW beim 31:29 noch schwer, wenige Wochen später beim Kieler
"Unser-Norden-Cup" überrannten die "Zebras" ihren Gegner dann mit 26:11 Toren.
Gestern begannen die "Zebras" wie beim ersten Sommer-Treffen. Die 3:2:1-Deckung
mit Jicha an der Spitze machte den Gastgebern das
Offensivleben zwar schwer, doch im eigenen Angriff lief zunächst kaum etwas
zusammen. Die Kieler wirkten müde, ohne Inspiration, zudem hatten sie Marcin
Wichary, Polens momentane Nummer eins im Tor der Nationalmannschaft, schnell
warm geworfen. Als der sonst so treffsichere Momir Ilic
auch noch von der Strafwurflinie an Bartosz Dudek scheiterte, Bostjan Kavas
den folgenden Gegenstoß in der 9. Minute zum 5:2 für Plock verwandelte, griff
Alfred Gislason erbost zur Grünen Karte, nahm eine
ganz frühe Auszeit - und redete seinen Spielern die Müdigkeit aus den Beinen.
Es war ein Weckruf zur rechten Zeit. Richtig rund lief die THW-Maschinerie
in der Offensive zwar weiterhin nicht, aber die Abwehr stand besser, bekam
noch mehr Stabilität, als Gislason
Andreas Palicka für
Thierry Omeyer zwischen die Pfosten beorderte.
Insgesamt hielt der Schwede 13 Bälle auf, wurde zum großen Rückhalt. Schritt
für Schritt kämpften sich die "Zebras" jetzt heran, wurden wacher - auch weil
der Trainer früh rotierte, jeden Spieler ins Feuer warf.
Marcus Ahlm warf in der 15. Minute zum 7:7-Ausgleich
ein, der von Beginn an hellwache Christian Sprenger
traf von Rechtsaußen zweimal nacheinander zum 9:7.
In die Kieler Aktionen kehrte Sicherheit ein, die Vorentscheidung fiel dann
gleich nach der Pause, aus der der polnische Meister vollkommen konfus herauskam.
Kim Andersson und Dominik Klein
bestraften die Schwächen, sorgten beim 17:12 zugleich für eine superschnelle Auszeit
von Wisla-Coach Lars Walther, der nach 160 Sekunden die Grüne Karte zog. In der
ersten Halbzeit habe sein Team das umgesetzt, was besprochen worden sei. "Da haben
wir gut gespielt" sagte der Däne. Mit Beginn der zweiten Halbzeit seien aber unerklärliche
Fehler passiert. Das sei der Schlüssel zur Niederlage gewesen.
"Wenn man dem THW die Möglichkeit zum Tempospiel gibt, hat man schon verloren."
Walthers Auszeit bewirkte nichts, vielmehr kam der THW richtig ins Rollen, setzte
sich deutlich ab und ließ auch nicht mehr locker, als der Sieg längst in trockenen
Tüchern war. Gegenwehr auf polnischer Seite lieferten jetzt nur noch die großartigen
Fans. Bis zum Schluss gaben sie alles, feierten ihren besten Mann, Torhüter Wichary,
mit Sprechchören und verabschiedeten auch die Sieger mit Beifall. Den hatten sich die
"Zebras" letztlich verdient. Dank einer starken zweiten Halbzeit.
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 15.03.2012)