04.06.2012 | Mannschaft |
Alfred Gislason und sein erstes Triple. |
Bei der Frage nach seinem Erfolgsgeheimnis verweist der dreifache Familienvater aus dem nordisländischen Akureyri immer wieder auf die unglaubliche Qualität seines Kaders: "Es ist die beste Mannschaft, die ich je trainiert habe." Er hat Recht. Wahrscheinlich ist es sogar die beste, die es je gab.
Und doch ist der Anteil des studierten Historikers am Kieler Höhenflug nicht hoch genug einzuschätzen. Die jüngsten Erfolge sind das Ergebnis vor allem seiner harten Arbeit. Bis zu sechs Stunden sitzt Meistermacher und Perfektionist Gislason täglich vor dem Fernseher und betreibt Videostudien. "Ich bin von Berufs wegen unzufrieden. Ich schaue nicht auf das Ergebnis. Ich schaue nur: Wer macht was falsch?", erklärte Gislason einst. Bei der Analyse bezieht er seine Spieler häufig mit ein. Gislason will mündige Handballer. Er hört sich ihre Vorschläge an, gibt ihnen ein Mitspracherecht. "Ich erkläre den Jungs, warum sie Sachen machen sollen. Wenn sie etwas anderes meinen, reden wir drüber", so Gislason: "Die Spieler sind für mich wie eigene Kinder. Ich liebe diese Mannschaft."
Gislason ist ein Getriebener, besessen vom Erfolg seiner Mannschaft. Auf der Jagd nach Titeln und Triumphen ist er unersättlich, sein unbändiger Ehrgeiz verbietet es ihm, sich nach großen Siegen selbst auf die Schulter zu klopfen.
Und dennoch: Für den nur auf den ersten Blick etwas dröge daherkommenden Gislason ist das Triple die Krönung seiner Karriere. Sechs von acht möglichen Titeln hat er auf nationaler Ebene errungen, seit er 2008 von seinem Freund, dem Ex-THW-Manager Uwe Schwenker, für eine Ablöse von 750 000 Euro vom VfL Gummersbach auf die Kieler Trainerbank geholt wurde. Zudem gewann er 2010 und 2012 die Champions League.
Nach dem Party-Marathon freut sich Gislason nun auf die handballfreie Zeit in seinem Urlaubsparadies in der Nähe Magdeburgs. "Selbst, wenn die Geschäftsstelle abbrennen sollte, will ich davon nichts wissen." In seinem ehemaligen Kutscherhaus in Wendleben rücken Titel und Rekorde ausnahmsweise mal in den Hintergrund, und Alfred Gislason kann sich wieder voll und ganz seinen Hobbys widmen: Rosen züchten und Geschichtsbücher wälzen.
(von Imke Schröder, Kerstin Börß, Merle Schaack, Wolf Paarmann, Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 04.06.2012)
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