Der THW Kiel geht nach einer Saison der Superlative mit viel
Selbstbewusstsein auf die neuerliche Titeljagd. "Eine Saison
wie die vergangene ist etwas Einmaliges, aber wir wollen wieder
um jeden Titel mitspielen", kündigte THW-Geschäftsführer
Klaus Elwardt bei der traditionellen
Saison-Eröffnungspressekonferenz im Haus der Provinzial-Versicherung an.
Trainer
Alfred Gislason gab als Saisonziel
die Titelverteidigung in der Meisterschaft und die Qualifikation
für das "VELUX EHF Final4" in Köln aus: "Soweit ich weiß, konnte
sich der Titelverteidiger noch nie für Köln qualifizieren. Diesen
Fluch wollen wir besiegen."
Eröffnet hatte die Pressekonferenz "Hausherr" Jörg Tomalak-Plönzke,
Vorsitzender des Vorstands der Provinzial Nord Brandkasse AG, der
als "Neuzugang" der Provinzial und sportbegeisterter Mensch seine
Verbundenheit und sein Interesse am THW Kiel ausdrückte.
Aufsichtsratsvorsitzender Klaus-Hinrich Vater bedankte sich bei
der Provinzial für mehr als 30 Jahre Unterstützung. "Diese
Nachhaltigkeit und das gegenseitige Vertrauen steht stellvertretend
für unsere gesamte Sponsorenschaft." Sportlich sei es unmenschlich,
zu erwarten, dass man die vergangene Saison "eins zu eins wiederholen"
könne. "Aber unsere Neuzugänge sind eine Bereicherung, und wir wollen
in allen Wettbewerben vorn dabei sein." Vater dankte den Sponsoren
und den "großartigen Fans, die hinter unserer Mannschaft stehen".
9,5 Millionen Euro Etat
Klaus Elwardt bezifferte den Saison-Etat
auf 9,5 Millionen Euro. Damit geht der THW Kiel mit einem zur
Vorsaison unveränderten Finanzvolumen in die Spielzeit. Angesprochen
auf den Konkurs von AG Kopenhagen erklärte
Elwardt, dies sei eine "Katastrophe nicht
nur für die dänische Liga, sondern für den Handball insgesamt".
Gleichzeitig sei AG Kopenhagen aber auch ein Beispiel dafür, dass
man im Handball auf eine breitgefächerte Sponsorenlandschaft setzen
sollte. THW-Trainer
Alfred Gislason
erklärte, man habe schon lange Gerüchte über die finanziellen
Probleme des dänischen Clubs gehört. "Darüber haben wir auch mit
Kim gesprochen." Es sei immer gefährlich,
wenn man finanziell von einer Person abhängig sei. "Das Ende ist
traurig für den dänischen Handball, weil Kopenhagen ihm neues Leben
eingehaucht hatte." Das Ende bei AGK sei schlimm für den
internationalen Handball. "Aber noch viel schlimmer ist es für die
Spieler, die von einem Tag auf den anderen arbeitslos wurden."
Klaus Elwardt betonte, dass "natürlich
einige Spieler des Clubs auch für den THW Kiel interessant sind,
aber man muss immer im Auge behalten, was finanziell machbar ist".
Schwierige Vorbereitung
THW-Trainer
Alfred Gislason sagte, dass
die Vorbereitung auf die neue Saison schwierig gewesen sei. "Den
kompletten Kader habe ich wegen der olympischen Spiele erst heute
Abend zusammen." Trotz der schwierigen Voraussetzungen hätten die
verbliebenen Zebras "überragend gearbeitet, es lief hervorragend".
Die kompakte Vorbereitung beginne am Freitag mit dem "Unser Norden"-Cup.
Und auch wenn man den Super Cup am Dienstag in München gegen die SG
Flensburg-Handewitt unbedingt gewinnen wolle, so sei auch diese Partie
eine Art Vorbereitungsspiel: "In dieser Situation ist jedes Spiel
auch ein Testspiel." Flensburg ordnete der Isländer in den Kreis
der Titelfavoriten für die neue Saison ein. Ganz oben mitreden
werden nach Ansicht des THW-Trainers auch die Füchse Berlin. "Sie
haben eine eingespielte Mannschaft und den Vorteil, nur einen Spieler
bei Olympia gehabt zu haben." Der HSV Hamburg gehöre wieder zum
erweiterten Titelkreis, wenn die Hansestädter von Verletzungen
verschont blieben. "Ich erwarte einen wesentlich stärkeren HSV."
In die Phalanx der "großen Vier" könnten nach Ansicht von
Gislason auch die Rhein-Neckar Löwen
vorstoßen: "Sie haben sich stark gesund geschrumpft und einen guten
Kader." Insgesamt erwarte er eine "enge Saison", so
Gislason.
"Den Vorteil, mit einer eingespielten Mannschaft an den Start gehen
zu können, haben wir allerdings an andere Teams abgetreten." In der
"
VELUX EHF Champions League" sei er froh,
einer der stärksten Gruppen zugelost worden zu sein. "Wir lieben es,
wenn wir die Konkurrenz von Anfang an vor unserer 'Flinte' haben."
Spieler nicht "satt"
Dass die THW-Spieler nach den großartigen Erfolgen des vergangenen
Jahres "satt" sein könnten, wies
Gislason
weit von sich. "Das wird in meiner Mannschaft nie der Fall sein.
Dafür sind die Jungs zu ehrgeizig, und die vergangene Saison ist
längst abgehakt. Sie wissen, dass sie sehr hart arbeiten müssen,
um wieder Meister zu werden - was im vergangenen Jahr passiert ist,
hilft dabei nicht weiter."
Die Worte des Trainers unterstrich Kapitän Marcus Ahlm.
"Wir sind heiß auf die Saison." Die vier Neuzugänge zu integrieren,
sei kein Problem. "Wir haben eine gefestigte Mannschaft und ein super
Umfeld. Die Jungs sind klasse." Die Situation mit drei Kreisläufern
sei keine Belastung für ihn, so Ahlm. "Wir
müssen was für den Nachwuchs tun und den Neuen das eingespielte System
näherbringen", schmunzelte Ahlm. "Aber viel
weniger spielen möchte ich trotzdem nicht." Mit seinem Abschied nach
der Saison beschäftige er sich erst, wenn es soweit sei, so
Ahlm. "Der THW ist eine Herzensangelegenheit,
und ich möchte, dass er erfolgreich bleibt." Ob eine weitere Verlängerung
seines Vertrages möglich sei, wollte Ahlm
nicht kommentieren. "Aber ich habe auch gelernt, dass man in diesem
Geschäft niemals nie sagen kann."
Neuzugänge
Die vier Neuzugänge stellten sich auch erstmals gemeinsam den Fragen
der rund 40 Pressevertreter.
Patrick Wiencek
betonte, dass die Vorbereitung für ihn sehr anstrengend gewesen sei.
"Wir sind doppelt so viel gelaufen wie bei meinen bisherigen Vereinen.
Jetzt weiß ich, warum der THW in der Schlussphase der Spiele noch
zulegen kann." Mit Blick auf den Bundesligastart am 25. August, bei
dem
Wiencek im schwarz-weißen Trikot
ausgerechnet bei seinen ehemaligen Mannschaftskameraden in Gummersbach
antreten muss, erklärte
Wiencek, das sei
kein Problem: "Ich habe zu vielen ehemaligen Mitspielern noch Kontakt,
aber ich freue mich auf dieses Spiel."
Marko Vujin, der von MKB Veszprem an die Förde wechselte, sagte, er
habe sich in Ungarn sehr wohl gefühlt. "Aber ich wollte immer beim
besten Club der Welt spielen - und jetzt bin ich hier." Seine
Deutschkenntnisse wolle er in den nächsten Wochen verbessern. "Heute
habe ich mit den Deutschstunden begonnen."
Rene Toft Hansen, der bei seinem
zweiten Vornamen "Toft" gerufen wird, konnte sich hingegen
noch kein Bild von der Stadt machen. "Ich bin erst seit drei
Tagen hier - aber ich habe bereits festgestellt, dass hier sehr
professionell gearbeitet wird. Und ich möchte meinen Teil dazu
beitragen, zahlreiche Titel zu gewinnen."
Gudjon Valur Sigurdsson, der wie
Toft Hansen von AG Kopenhagen an die
Förde gewechselt war, sagte, dass für ihn mit dem Wechsel zum
THW Kiel ein Traum in Erfüllung gehe. Daran habe
Alfred Gislason einen großen
Anteil: "Er kennt mich von klein auf - und er hat mich stets
unterstützt." Auch er wollte Teil des THW werden und dafür
sorgen, dass man an der Förde weitere Erfolge feiern könne:
"Wir alle sind heiß auf Titel!"
Imagebroschüre
Unter
Presse-Infos können Sie sich die aktuelle Image-Broschüre
des THW Kiel herunterladen.
Aus den Kieler Nachrichten vom 17.08.2012:
"Ich hoffe, es geht hier so weiter"
THW stellte seine Neuzugänge vor - Handball-Rekordmeister will wieder angreifen - 9,5 Millionen Saisonetat
Kiel. Die Handballsaison nimmt Fahrt auf in Kiel.
Gestern Morgen erklärten die Verantwortlichen
des Rekordmeisters vor rund 60 Journalisten bei
der Jahrespressekonferenz ihre Ziele für die kommende
Spielzeit, am Nachmittag strömten dann über Tausend
Fans in die Sparkassen-Arena, um die neuen "Zebras"
beim öffentlichen Showtraining unter die Lupe zu
nehmen, heute (ab 17.30 Uhr) kämpft der THW beim
"Unser-Norden-Cup" um erste Pokalehren.
Die Fans freuten sich über ein Showtraining mit einem
bunten Rahmenprogramm, hatten selbst Spaß beim Torwandwerfen
oder Fotoaktionen und den Kontakt mit THW-Stars.
Klaus-Dieter Petersen und
Raul Alonso eröffneten
den abwechslungsreichen Reigen nachmittags mit ihrem
"Zebra"-Nachwuchsstall, am Abend beendete
Alfred Gislason einen langen
Tag mit der Übungseinheit der Profis.
Ein langer Tag war es vor allem für THW-Cheftrainer
Gislason, Kapitän
Marcus Ahlm und die vier
Neuzugänge, die bereits ab elf Uhr im Kieler Provinzialhaus
von Jörg Tomalak-Plötzke, dem neuen Vorstandsvorsitzenden
des THW-Hauptsponsors, begrüßt wurden.
Kiels "Neue", Rene Toft Hansen,
Gudjon Valur Sigurdsson (beide AG
Kopenhagen), Patrick Wiencek (VfL
Gummersbach) und Marko Vujin
(MKB Veszprem), standen erstmals im THW-Outfit einer dicht
gedrängten Journalistenschar Rede und Antwort.
In dieser erinnerte THW-Aufsichtsratschef Klaus-Hinrich Vater
an die grandiosen und einmaligen Erfolge der vergangenen
Saison, dämpfte aber Erwartungen für die kommende. Sportlich
sei es unmenschlich, zu erwarten, dass man all das eins zu eins
wiederholen könne, bemerkte Vater. "Aber unsere Zugänge sind
eine Bereicherung, wir wollen natürlich in allen Wettbewerben
wieder vorne dabei sein." Einen weiteren Neuzugang stellte
Vater für das THW-Umfeld vor, den in der Sommerpause
installierten Pressesprecher Christian Robohm.
Der werde seine Sache gut machen, versprach er,
"Christian ist ein Mann
mit Herz und ganz viel Sachverstand."
Der Handballhunger in Kiel bleibt ungestillt. In Rekordzeit
seien sämtliche 10 200 Dauerkarten abgesetzt worden, erklärte
Vater, Manager Klaus Elwardt sprach
von einem wirtschaftlich erfolgreichen Jahr und bezifferte den
Saisonetat auf 9,5 Millionen Euro, exakt dieselbe Summe wie im
Vorjahr. Um alle Titel mitkämpfen, umriss
Elwardt die sportlichen Ziele des
17-fachen Meisters. "Die Konkurrenz muss es erst einmal
schaffen, an uns vorbei zu kommen." Gislason
bedauerte die Probleme, die in der Saisonvorbereitung durch die
Olympischen Spiele entstanden seien.
Sieben THW-Spieler fehlten ihm, kämpften in London um Edelmetall.
"Das Trainingslager in Plock war trotzdem ein voller Erfolg,
meine Leute haben überragend gearbeitet", sagte
Gislason. Als Titel-Mitkonkurrenten
nannte er die SG Flensburg-Handewitt ("Da wird noch eine
Steigerung kommen"), HSV Hamburg ("Die haben einen guten Kader"),
die Füchse Berlin ("Weil nur ein Spieler wegen Olympia
fehlte, hatten die eine gute Vorbereitung") und die Rhein-Neckar Löwen.
Dieser Club, so Gislason, habe sich gesund
geschrumpft.
"Eine Katastrophe" nannte Elwardt
den Konkurs des dänischen Meisters AG Kopenhagen, "für den dänischen
Handball und den Handball allgemein." Noch viel schlimmer sei es aber
für jene Spieler, die von einen auf den anderen Tag arbeitslos
geworden seien. Dazu zählt auch Ex-"Zebra" Kim Andersson.
Man habe schon länger Gerüchte über die drohende Pleite gehört,
ergänzte Alfred Gislason. "Darüber
haben wir auch mit Kim gesprochen.
Es ist immer gefährlich, wenn ein Verein von einer Person abhängig
ist." Gudjon Valur Sigurdsson blickte
derweil nach vorn und sorgte zugleich für eine heitere Stimmung
im Podium. Er wolle nicht der erste Spieler sein, der es schaffe,
diese intakte Kieler Mannschaft kaputt zu machen, sagte der
isländische Linksaußen, gefragt nach seinen Zielen. "Nein, ich
hoffe, es geht hier so weiter wie zuletzt."
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 17.08.2012)