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23.08.2012 Presse

"Handballwoche"-Interview mit Marcus Ahlm: "Das Team zählt, nicht der Einzelne"

Aus der "Handballwoche" 34/2012:

Marcus Ahlm.
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Seit 2003 trägt Marcus Ahlm das Trikot des THW Kiel. Mit den "Zebras" gewann der 114-fache schwedische Nationalspieler siebenmal die Deutsche Meisterschaft, fünfmal den DHB-Pokal, einmal den EHF-Cup und dreimal die Champions-League. Im Interview mit der HANDBALLWOCHE spricht der 34-Jährige, dessen Vertrag nach der Saison 2012/13 ausläuft, über Olympia, die Neuzugänge und die kommende Spielzeit.
"Handballwoche":
Bevor wir auf die neue Saison zu sprechen kommen, werfen wir doch noch einmal kurz einen Blick auf die Olympischen Spiele. Wie sehr haben Sie mit der schwedischen Mannschaft bei der 21:22-Finalniederlage gegen Frankreich mitgelitten?
Marcus Ahlm:
Ich habe das gar nicht so direkt mitbekommen. Wir saßen im Flugzeug auf dem Rückweg von unserem Trainingslager in Polen. Aber ich habe das Ergebnis nach der Landung gehört. Es tat schon weh, dass zu hören. Aber Schweden hat ein tolles Olympisches Turnier gespielt. Die Jungs können stolz auf ihre Leistung sein. Das hat niemand von ihnen erwartet.
"Handballwoche":
Wären Sie noch einmal gerne ein Teil des Teams gewesen? Immerhin fehlt Ihnen trotz Ihrer vielen Erfolge eine Olympische Medaille.
Marcus Ahlm:
Ich habe mich vor vier Jahren aus der Nationalmannschaft verabschiedet. Das Thema ist für mich abgehakt.
"Handballwoche":
Bei aller Trauer mit den Schweden - haben Sie sich dann jedenfalls ein bisschen über die Goldmedaille für ihre französischen Mannschaftskollegen beim THW Kiel, Thierry Omeyer und Daniel Narcisse, gefreut?
Marcus Ahlm:
Innerhalb des THW gönnen wir einander die Erfolge und deshalb ist es schön für die beiden, dass sie Olympiasieger geworden sind. Wir haben das Glück, dass wir viele erfolgreiche Nationalspieler beim THW haben. Irgendeiner bringt immer etwas mit, ob das nun bei der EM, WM oder Olympia ist.
"Handballwoche":
So schön der Erfolg auch für die Franzosen war, Ihr Trainer Alfred Gislason dürfte weniger erfreut gewesen sein. Schließlich hat die Vorbereitung auf die neue Saison durch das Fehlen der Olympia-Fahrer gelitten.
Marcus Ahlm:
Ja, das stimmt. Aber mit den Spielern, die da waren, haben wir sehr gut trainiert. Wir haben sehr viel an der Fitness gearbeitet und gehen sehr gut vorbereitet in die Saison. Nun müssen wir sehen, dass die Spieler, die bei Olympia waren, auch schnell fit werden und dass vor allem die Neuen unsere Spielphilosophie verinnerlichen. Wir haben zwar Weltklassespieler hinzubekommen, die individuell sehr stark sind, aber der Star bleibt bei uns weiterhin die Mannschaft. Wenn man am Ende ganz oben stehen will, muss jeder sein Ego hintenanstellen und sich unterordnen.
"Handballwoche":
Wie verläuft die Integration der vier Neuzugänge (Marko Vujin, Rene Toft Hansen, Patrick Wiencek, Gudjon Valur Sigurdsson/Anm. d. Red.)?
Marcus Ahlm:
Sehr gut. Da wird es keine Probleme geben. Das sind Siegertypen. Alle tragen schon dieses Sieger-Gen, das den THW auszeichnet, in sich. Mit
"Handballwoche":
Rene Toft Hansen und Patrick Wiencek hat der THW gleich zwei junge Kreisläufer verpflichtet, die bei Ihnen in die Lehre gehen sollen. Wird der alte Platzhirsch Marcus Ahlm sein Revier verteidigen oder wird er den jungen Leuten die Tricks und Kniffe eines Weltklassekreisläufers zeigen, auf die Gefahr hin, dass die Einsatzzeiten auf dem Spielfeld weniger werden?
Marcus Ahlm:
(lacht) Ich werde nicht alles dafür tun, dass ich wenig spiele. Spaß beiseite. Wie ich vorhin schon sagte, die Mannschaft zählt, nicht der Einzelne. Das gilt auch für meine Position. Da darf man keine Unterschiede machen. Deshalb wird es wichtig sein, dass Rene und Patrick schnell in unsere Spielabläufe eingebunden werden und dass sie so Handball denken, wie ich Handball denke. Letztlich entscheidet aber immer noch die Leistung auf dem Spielfeld. Und jeder der mich kennt, weiß, dass ich immer spielen will. Ich finde es schöner auf dem Spielfeld zu sein als auf der Bank. Ich bin auch noch nicht so alt, dass ich viele Pausen brauche. Ich freue mich auf den Konkurrenzkampf mit den Jungen.
"Handballwoche":
Ihr Vertrag beim THW läuft nach dieser Saison aus? Was kann Sie noch umstimmen, vielleicht doch noch ein weiteres Jahr dranzuhängen?
Marcus Ahlm:
Ich habe gelernt, dass man nie nie sagen soll, zumal ich mich noch topfit fühle und noch auf hohem Niveau spielen kann. Ich will mich aber erst einmal auf diese Saison konzentrieren und hoffe, dass die Saison genauso erfolgreich wird wie die vergangene.
"Handballwoche":
Was ist in der neuen Saison möglich?
Marcus Ahlm:
Die letzte Saison mit dem Gewinn des Triples zu wiederholen, wird schwierig, und dass wir noch einmal ohne Punktverlust Meister werden, glaube ich nicht. Das war etwas Einmaliges. Aber wir wollen versuchen, in allen drei Wettbewerben wieder ganz vorne zu landen. Das Potenzial haben wir.
(Das Interview führte Joachim Hobke, aus der "Handballwoche" 34/2012)


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