Aus der "Handballwoche" 34/2012:
Seit 2003 trägt
Marcus Ahlm das Trikot des THW Kiel. Mit den "Zebras"
gewann der 114-fache schwedische Nationalspieler siebenmal die
Deutsche Meisterschaft, fünfmal den DHB-Pokal, einmal den EHF-Cup und
dreimal die Champions-League. Im Interview mit der HANDBALLWOCHE
spricht der 34-Jährige, dessen Vertrag nach der Saison 2012/13
ausläuft, über
Olympia, die Neuzugänge und die kommende Spielzeit.
- "Handballwoche":
-
Bevor wir auf die neue Saison zu sprechen kommen, werfen wir doch
noch einmal kurz einen Blick auf die Olympischen Spiele. Wie sehr
haben Sie mit der schwedischen Mannschaft bei der
21:22-Finalniederlage gegen Frankreich mitgelitten?
- Marcus Ahlm:
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Ich habe das gar nicht so direkt mitbekommen. Wir saßen im Flugzeug
auf dem Rückweg von unserem Trainingslager in Polen. Aber ich habe
das Ergebnis nach der Landung gehört. Es tat schon weh, dass zu
hören. Aber Schweden hat ein tolles
Olympisches Turnier gespielt. Die
Jungs können stolz auf ihre Leistung sein. Das hat niemand von ihnen
erwartet.
- "Handballwoche":
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Wären Sie noch einmal gerne ein Teil des Teams gewesen? Immerhin
fehlt Ihnen trotz Ihrer vielen Erfolge eine Olympische Medaille.
- Marcus Ahlm:
-
Ich habe mich vor vier Jahren aus der Nationalmannschaft
verabschiedet. Das Thema ist für mich abgehakt.
- "Handballwoche":
-
Bei aller Trauer mit den Schweden - haben Sie sich dann jedenfalls
ein bisschen über die Goldmedaille für ihre französischen
Mannschaftskollegen beim THW Kiel, Thierry Omeyer und
Daniel Narcisse, gefreut?
- Marcus Ahlm:
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Innerhalb des THW gönnen wir einander die Erfolge und deshalb ist es
schön für die beiden, dass sie Olympiasieger geworden sind. Wir haben
das Glück, dass wir viele erfolgreiche Nationalspieler beim THW
haben. Irgendeiner bringt immer etwas mit, ob das nun bei der EM, WM
oder Olympia ist.
- "Handballwoche":
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So schön der Erfolg auch für die Franzosen war, Ihr Trainer
Alfred Gislason dürfte weniger erfreut gewesen sein. Schließlich hat die
Vorbereitung auf die neue Saison durch das Fehlen der Olympia-Fahrer
gelitten.
- Marcus Ahlm:
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Ja, das stimmt. Aber mit den Spielern, die da waren, haben wir sehr
gut trainiert. Wir haben sehr viel an der Fitness gearbeitet und
gehen sehr gut vorbereitet in die Saison. Nun müssen wir sehen, dass
die Spieler, die bei Olympia waren, auch schnell fit werden und dass
vor allem die Neuen unsere Spielphilosophie verinnerlichen. Wir haben
zwar Weltklassespieler hinzubekommen, die individuell sehr stark
sind, aber der Star bleibt bei uns weiterhin die Mannschaft. Wenn man
am Ende ganz oben stehen will, muss jeder sein Ego hintenanstellen
und sich unterordnen.
- "Handballwoche":
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Wie verläuft die Integration der vier Neuzugänge
(Marko Vujin,
Rene Toft Hansen,
Patrick Wiencek,
Gudjon Valur Sigurdsson/Anm. d. Red.)?
- Marcus Ahlm:
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Sehr gut. Da wird es keine Probleme geben. Das sind Siegertypen. Alle
tragen schon dieses Sieger-Gen, das den THW auszeichnet, in sich. Mit
- "Handballwoche":
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Rene Toft Hansen und
Patrick Wiencek hat der THW gleich zwei junge
Kreisläufer verpflichtet, die bei Ihnen in die Lehre gehen sollen.
Wird der alte Platzhirsch Marcus Ahlm sein Revier verteidigen oder
wird er den jungen Leuten die Tricks und Kniffe eines
Weltklassekreisläufers zeigen, auf die Gefahr hin, dass die
Einsatzzeiten auf dem Spielfeld weniger werden?
- Marcus Ahlm:
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(lacht) Ich werde
nicht alles dafür tun, dass ich wenig spiele. Spaß beiseite. Wie ich
vorhin schon sagte, die Mannschaft zählt, nicht der Einzelne. Das
gilt auch für meine Position. Da darf man keine Unterschiede machen.
Deshalb wird es wichtig sein, dass Rene und Patrick schnell in unsere
Spielabläufe eingebunden werden und dass sie so Handball denken, wie
ich Handball denke. Letztlich entscheidet aber immer noch die
Leistung auf dem Spielfeld. Und jeder der mich kennt, weiß, dass ich
immer spielen will. Ich finde es schöner auf dem Spielfeld zu sein
als auf der Bank. Ich bin auch noch nicht so alt, dass ich viele
Pausen brauche. Ich freue mich auf den Konkurrenzkampf mit den
Jungen.
- "Handballwoche":
-
Ihr Vertrag beim THW läuft nach dieser Saison aus? Was kann Sie noch
umstimmen, vielleicht doch noch ein weiteres Jahr dranzuhängen?
- Marcus Ahlm:
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Ich habe gelernt, dass man nie nie sagen soll, zumal ich mich noch
topfit fühle und noch auf hohem Niveau spielen kann. Ich will mich
aber erst einmal auf diese Saison konzentrieren und hoffe, dass die
Saison genauso erfolgreich wird wie die vergangene.
- "Handballwoche":
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Was ist in der neuen Saison möglich?
- Marcus Ahlm:
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Die letzte Saison mit dem Gewinn des Triples zu wiederholen, wird
schwierig, und dass wir noch einmal ohne Punktverlust Meister werden,
glaube ich nicht. Das war etwas Einmaliges. Aber wir wollen
versuchen, in allen drei Wettbewerben wieder ganz vorne zu landen.
Das Potenzial haben wir.
(Das Interview führte Joachim Hobke, aus der "Handballwoche" 34/2012)