10.01.2013 | DHB |
Zu einer möglichen Funktion beim größten Handballverband der Welt wollte er sich gestern gegenüber unserer Zeitung nicht äußern. Er wolle aber dieser Sportart auf jeden Fall erhalten bleiben. "Handball war immer Teil meines Lebens." Er betonte, noch immer sehr gut informiert und vernetzt zu sein, auch wenn er seit knapp vier Jahren nicht mehr in der ersten Reihe gestanden hätte. "Der Handball in seiner Gänze hat derzeit ein großes Problem", sagte Schwenker. "Die Vereine, die Liga und der Verband." Andere Sportarten, wie Eishockey und Basketball, hätten dem Handball den Rang abgelaufen.
Schwenker und Hanning als Tandem beim DHB? Eine Möglichkeit, die Hanning nicht ausschließen will. "Denkbar wäre alles", sagte der Manager des Bundesligisten Füchse Berlin, der die treibende Kraft bei den bevorstehenden Veränderungen sein soll. Er hätte zu Schwenker immer ein ausgezeichnetes Verhältnis gehabt. "Ich schätze ihn sehr und hoffe für ihn, dass er bald mit seinem Thema durch ist." Sein Thema - das ist der Vorwurf, 92 000 Euro aus der Kasse des THW Kiel veruntreut zu haben.
An der neuen Zukunft des DHB will auch Stefan Kretzschmar mitwirken. Er, der derzeit bei Sport1 als Handball-Experte beschäftigt ist, könne sich vorstellen, ein "Oliver Bierhoff des Handballs" zu werden, eine Art Teammanager also. Vorausgesetzt, es würden auf dem im September stattfindenden Bundestag "Menschen gewählt, die im Präsidium wirklich etwas bewegen können". Schwer vorstellbar, dass bei einer derartigen Revolution das Amt des Bundestrainers unberührt bleiben würde. Bislang hat der DHB sein Personal stets aus den eigenen Reihen rekrutiert. Für Ex-Nationalspieler wie Markus Baur und Christoph Schwarzer fielen Posten im Nachwuchsbereich ab, wobei sich besonders bei Schwarzer die Frage nach der entsprechenden Qualifikation aufdrängt. Auf Heiner Brand, der 2007 Weltmeister wurde und sich dann nicht mehr motivieren konnte, den überfälligen Umbruch einzuleiten, folgte Martin Heuberger, der sich im Jugendbereich des DHB einen guten Namen gemacht hatte, allerdings über wenig Bundesliga-Erfahrung verfügt. Er gab zuletzt auch ein unglückliches Bild ab, als er öffentlich dem Flensburger Holger Glandorf das nötige Feuer für die Nationalmannschaft absprach und damit wieder die Gräben zwischen dem DHB und der Handball-Bundesliga (HBL) aufriss. Ganz wie Brand, der nicht müde wird, die Vereine als Sündenböcke für die aktuelle Krise abzustempeln.
Das Ass im Ärmel der Reformer könnte Alfred Gislason werden, den viele Experten nicht erst seit der abgelaufenen Triple-Saison des THW Kiel für den besten Trainer der Welt halten. Der Isländer, bis 2014 beim Rekordmeister unter Vertrag, hätte das nötige Format, das Premium-Produkt Nationalmannschaft wieder in Schwung zu bringen. "Es ist offensichtlich, dass sich im DHB etwas ändern muss", sagte Gislason, der mit Schwenker und Kretzschmar gut befreundet ist. Er hätte immer gesagt, dass er eines Tages die "Endlos-Schleife" als Bundesliga-Trainer durchbrechen wolle, in dessen Kalender an jedem dritten Tag ein Spiel stünde: "Ich möchte irgendwann einmal eine Nationalmannschaft trainieren, und die interessanteste auf der Welt ist die deutsche." Seine Gegenwart sei allerdings der THW Kiel. "Das ist die beste Adresse im Handball, und ich habe hier noch riesigen Spaß."
Sollte dieses Quartett tatsächlich eines Tages das Ruder übernehmen, müsste einer wohl endgültig seinen Hut nehmen: Heiner Brand, der im DHB derzeit als Sportmanager beschäftigt wird, tatsächlich dem Verband aber keinerlei Impulse mehr gibt.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 10.01.2013)
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