Die deutsche Handball-Nationalmannschaft scheint
für die beiden wichtigen EM-Qualifikationsspiele
gegen Tschechien im April gut gerüstet. Am Wochenende
siegte sie in zwei Tests gegen die Schweiz mit
36:22 und mit
30:25.
Bundestrainer Martin Heuberger zog zum Abschluss des Lehrgangs
in Rotenburg an der Fulda und den Länderspielen gegen die Schweiz
ein positives Fazit: "Der Anfang dieser Maßnahme war mit Blick
auf viele verletzte Spieler etwas holprig, aber wir konnten trotzdem
einiges versuchen. Wir haben weitere junge Spieler an internationales
Niveau herangeführt - von daher war die Woche sicher ein Erfolg. Für
Experimente ist Tschechien in der EURO-Qualifikation zu stark, aber
ich möchte den Umbruch ganz bewusst weiter forcieren."
Frühe Entscheidung am Samstag in Wetzlar
Vor 4.412 Zuschauern in der Wetzlarer RITTAL-Arena
drückten zwei HSG-Spieler in ihrem "Wohnzimmer" der
Partie ihren Stempel auf: Die Flügelzange um
Kevin Schmidt und Ex-"Zebra"
Tobias Reichmann
erzielte gemeinsam 14 Treffer beim deutlichen 36:22-Erfolg
gegen die Eidgenossen.
Dominik Klein
und
Patrick Wiencek standen ebenso
in der Startformation wie Debütant
Christian Dissinger von
den Kadetten Schaffhausen, der zusammen mit
Wiencek
in Abwesenheit von Oliver Roggisch und Stefan Kneer (beide
mit ihren Vereinen im Europapokal unterwegs) den Mittelblock
der 6:0-Deckung stellte. Und die junge deutsche Mannschaft
sorgte schnell für klare Verhältnisse: Über 3:0 und 9:3
zog die Mannschaft von Martin Heuberger und dessen neuen
Co-Trainer Jan Gorr bis auf 18:6 (26.) davon, die Partie
war zu diesem Zeitpunkt bereits entschieden. Neben
Dissinger
feierten auch Fabian Gutbrod (HBW Balingen-Weilstetten) und
Torhüter Jens Vortmann (GWD Minden) ihr Debüt in der
A-Nationalmannschaft.
- Deutschland:
-
Vortmann, Heinevetter, Lichtlein; Häfner (2), Sellin (3),
Wiencek (2), Reichmann
(5), Dissinger (3), Theuerkauf (1), Pevnov, Weinhold (2), Danner, Strobel (2),
Schmidt (9/5), Gutbrod (1), Fäth, Pfahl (4/1), Klein
(2); Trainer: Heuberger
- Schweiz:
-
Portner, Merz; Liniger (2/1), Pendic (8/3), Reber (1), Graubner (3),
Milosevic (2), Hess, Heer (1), Hofstetter (4), Ramseier (1), Quadrelli,
Huwyler, Maros, Spengler, Svajlen; Trainer: Perkovac
- Schiedsrichter:
-
Jiri Opava / Pavel Valek (Tschechien)
- Zeitstrafen:
-
Deutschland: 1 (Dissinger);
Schweiz: 1 (Svajlen)
- Siebenmeter:
-
Deutschland: 6/6;
Schweiz: 4/4
- Spielfilm:
-
1. Hz.: 3:0 (4.), 4:3 (7.), 9:3 (11.), 18:6 (26.), 19:7;
2. Hz.: 19:10 (35.), 23:13 (39.), 27:17 (48.), 32:20 (52.), 36:22.
- Zuschauer:
-
4.412 (ausverkauft) (RITTAL-Arena, Wetzlar)
Ausgeglichenere Partie in Koblenz
Wer auch am Sonntagnachmittag in Koblenz einen Kantersieg
des DHB-Teams erwartete, sah sich getäuscht: Die Eidgenossen
präsentierten sich vor 3.208 Zuschauern in der Conlog-Arena
stark verbessert, konnten den Favoriten aber nicht stürzen.
Dabei startete Deutschland erneut furios, auch dank des
starken
Patrick Wiencek am Kreis,
der immer wieder Siebenmeter für sein Team erkämpfte, legte
man eine 4:1-Führung hin. Doch die Schweizer ließen sich diesmal
nicht so schnell abschütteln und hatten den Ausgleichstreffer
mehrfach in Aussicht. Durch zwei tolle
Reichmann-Treffer
erarbeitete sich die Mannschaft von Martin Heuberger rechtzeitig
zum Pausenpfiff zwar doch noch ein kleines Polster, welches
nach dem Seitenwechsel aber schnell wieder aufgebraucht war.
Erst ein Zwischenspurt mit acht Treffern in Folge vom 16:15
auf 24:15 zog den Eidgenossen letztlich den Zahn, die sich aber
in der Schlussphase noch einmal steigern konnten und so ein
achtbares Resultat erzielten.
- Deutschland:
-
Vortmann, Heinevetter, Lichtlein; Häfner, Sellin (2),
Wiencek, Reichmann
(4), Dissinger, Theuerkauf (2), Pevnov, Weinhold (4), Danner (2),
Strobel (2), Schmidt (10/7), Gutbrod (2), Pfahl, Klein
(2); Trainer: Heuberger
- Schweiz:
-
Portner, Merz, Quadrelli; Liniger, Pendic (7/4), Reber, Graubner,
Milosevic (5), Hess (1), Heer (1), Hofstetter (3), Ramseier (2),
Huwyler, Maros (2), Spengler (1), Svajlen (3); Trainer: Perkovac
- Schiedsrichter:
-
Jiri Opava / Pavel Valek (Tschechien)
- Zeitstrafen:
-
Deutschland: 3 (Dissinger, Wiencek, Schmidt);
Schweiz: 5 (Ramseier, Spengler, Milosevic, Svajlen, Hess)
- Siebenmeter:
-
Deutschland: 7/7;
Schweiz: 4/4
- Spielfilm:
-
1. Hz.: 3:0 (3.), 4:3 (10.), 9:6 (19.), 10:9 (25.), 14:10 (29.), 15:11;
2. Hz.: 15:12 (32.), 16:15 (35.), 21:15 (42.), 24:15 (46.), 29:23 (56.), 30:25.
- Zuschauer:
-
3.208 (Conlog-Arena, Koblenz)
Aus den Kieler Nachrichten vom 11.03.2013:
Ein Muster ohne Wert
Handball-Nationalmannschaft siegt mit B-Auswahl zweimal gegen die Schweiz - "Endspiele" gegen Tschechien
Wetzlar/Koblenz. Martin Heuberger lächelte nur ganz
kurz. Der Handball-Bundestrainer wirkte angespannt,
irgendwie rastlos und blickte immer wieder
nervös auf seine kupferfarbene Armbanduhr. Die Zeit
bis zu den richtungweisenden EM-Qualifikationsspielen
gegen Tschechien in knapp vier Wochen tickt
unaufhörlich. Auch deshalb wollte Heuberger den
Formtest gegen die Schweiz quasi in Windeseile analysieren
- und dann ganz schnell abhaken.
"Die Jungs haben das gut gemacht, dieser Mannschaft gehört
die Zukunft. Mir wäre es aber lieber gewesen, das eigentliche
Team dabei zu haben. Ich hätte die Lehrgänge und die Zeit lieber
mit der vermeintlich besten Mannschaft genutzt", sagte Heuberger,
der am Wochenende in den Freundschaftsspielen gegen die Eidgenossen
auf zahlreiche Stammspieler verzichten musste.
Eigentlich hätte ihn das Auftreten seiner Youngster ja durchaus
zuversichtlich stimmen können. Eigentlich, aber auch Heuberger erkannte,
dass der ungefährdete 36:22-Sieg am Sonnabend in Wetzlar und das 30:25
tags darauf in Koblenz Muster ohne Wert waren. Viel zu harmlos waren die
Schweizer, international allenfalls zweitklassig und der Auswahl des
Deutschen Handballbundes (DHB) in Sachen Spielwitz, Tempo und Ausdauer
deutlich unterlegen. Eine gute Möglichkeit also für Heuberger, auch
Alternativen zu testen.
"Experimente wird es gegen Tschechien aber nicht geben, das können wir
uns in der hammerharten Quali nicht erlauben. Wir müssen die Verlustpunkte
vom Spiel gegen Montenegro wettmachen", sagte Heuberger. Gegen Tschechien
(4. April in Brünn, 7. April in Halle/Westfalen) benötigt Deutschland auch
deshalb in den beiden Spielen mindestens drei Punkte, um die Endrunde 2014
in Dänemark aus eigener Kraft zu erreichen. Nur die besten zwei Teams fahren
zur EM.
"Ich werde jetzt drei Wochen die Liga beobachten und dann entscheiden, wer
einsteigt. Ich bin mir sicher, dass wir eine schlagkräftige Truppe aufstellen
werden", meinte der 48-Jährige. Sicherlich dabei sein wird dann auch wieder
Abwehrchef Oliver Roggisch (Rhein-Neckar Löwen), der ebenso wie seine Teamkollegen
Patrick Groetzki (beide wegen des EHF-Cups nicht im Kader) und Uwe Gensheimer
(Achillessehne) kurzfristig anreiste und die DHB-Auswahl in Zivil unterstützte.
"Das spricht für den Mannschaftsgeist", stellte Heuberger klar: "Das ist eine
gute Basis, um erfolgreich zu sein." Wegen ihrer Einsätze im EHF mussten auch
Stefan Kneer (SC Magdeburg) und Michael Haaß (FA Göppingen) absagen. Ob in den
Qualifikationsspielen die beiden Flensburger Lars Kaufmann und Holger Glandorf,
die für die WM in Spanien verletzungsbedingt abgesagt
hatten, in den Kader rücken, ließ der Bundestrainer bislang offen.
Zumindest vorsichtig optimistisch dürfte Heuberger mit Blick auf die anstehenden
Begegnungen gegen die Tschechen und ihren Kieler Superstar
Filip Jicha das schnelle Umschaltspiel gestimmt haben,
das schon bei der WM in Spanien ein Schlüssel zu Platz
fünf war. Auch der bärenstarke Abwehrriegel überzeugte einmal mehr. "Dort habe ich
den Grundstein für den Erfolg gesehen. Da haben wir aus der Abwehr heraus das Tempo
gemacht und schnell Sicherheit gefunden", erklärte Heuberger.
Überhaupt präsentierte sich seine nochmals verjüngte Truppe unbekümmert und
voller Spielfreude. "Für die junge Garde war es wichtig, sich zu zeigen", betonte
Heuberger, der "viele Erkenntnisse" gewonnen hat. Beispielsweise, dass sich die
Perspektivspieler "überraschend schnell und gut" eingefügt haben. Dennoch dämpfte
der Chef aufkommende Euphorie: "Gegen Tschechien wäre es für diese Mannschaft
sicher noch zu früh."
(aus den Kieler Nachrichten vom 11.03.2013)