04.06.2013 | Mannschaft |
Er hatte ein Spiel erlebt, in dem der THW ohne den verletzten Christian Zeitz (Mittelhandbruch) in der Deckung kein Rezept gegen einen HSV fand, der sich vor 20 000 Zuschauern in einen Rausch spielte. Entsprechend deprimiert traten die "Zebras" tags darauf gegen Kielce an. Teilnahmslos erlebten sie mit, wie die keineswegs übermächtigen Polen auf 14:5 enteilten und zur Pause mit 19:12 führten. "Die erste Halbzeit war eine reine Katastrophe", schimpfte Torhüter Andreas Palicka, der sein erstes Tor für den THW warf ("Der Ball ist mir sogar noch abgerutscht") und in der zweiten Halbzeit seinen Anteil daran hatte, dass die Kieler fast noch den Ausgleich geschafft hätten: "Wir sind der THW, so dürfen wir uns nicht präsentieren." Sie seien viel zu schlecht gewesen, um Hamburg zu besiegen, sagte Palicka. Und besser als Kielce wären sie auch nicht gewesen: "Deshalb haben wir es nicht verdient, die Champions League zu gewinnen." Der Schwede befürchtet aber nicht, dass der THW im Heimspiel gegen Wetzlar (morgen, 20.15 Uhr) und beim Saisonkehraus in Aschaffenburg gänzlich die Flügel hängen lassen wird: "Nach dem Wetzlar-Spiel werden einige große Handballer verabschiedet. Da ist es wichtig, dass wir vorher eine gute Leistung zeigen."
Am Sonntag hatten die "Zebras" sich in Köln mit ihren Frauen und Freundinnen noch im "Hyatt" getroffen, um sich in kleiner Runde Trost zu spenden. "Die waren alle ganz schön platt", sagte Manager Klaus Elwardt, der ihnen keinen Vorwurf machen wollte. "So gut habe ich Hamburg noch nie gesehen. Und wir hatten keine Abwehr und keine Torhüter - der HSV war einfach die beste Mannschaft an diesem Wochenende." Es seien zwar Tage der Trauer, sagte Elwardt, aber die dürften den Blick auf eine "geile Saison" auch nicht dauerhaft trüben. "Morgen ist wieder ein ganz normaler Arbeitstag, und am Sonnabend feiern wir eine schöne Party." Im Anschluss an die Partie beim TV Großwallstadt, die auf dem Rathausplatz im Rahmen einer Konferenzschaltung übertragen wird. Allerdings - nach dem Aus gegen den HSV konnte sich noch keiner der Enttäuschten vorstellen, tatsächlich mit großer Ausgelassenheit auf dem Rathausbalkon zu erscheinen. "Wir haben zwar zwei Titel gewonnen", sagte Kapitän Marcus Ahlm, "trotzdem werde ich ein paar Tage lang enttäuscht sein".
Die Befürchtung, dass seine Spieler nun im dramatischen Abstiegskampf der Bundesliga eine unglückliche Rolle einnehmen werden, hegt Alfred Gislason nicht. Schließlich hätten sie auch in der zweiten Halbzeit gegen Kielce "großen Charakter" bewiesen. "Wir denken nicht an Gummersbach und auch nicht an Großwallstadt", sagte Gislason. "Wir haben gar nichts zu verschenken und sind auch der Liga verpflichtet." Gummersbach (15. Platz/16:50 Punkte) hat noch ein Heimspiel gegen den bereits abgestiegenen TV Neuhausen zu bestreiten, Großwallstadt (15:51), als Tabellen-16. derzeit erster Absteiger, müsste Kiel schlagen, um noch auf ein Wunder hoffen zu dürfen. Gummersbach erhielt nach einer Zitterpartie gestern immerhin die Lizenz für die nächste Saison. Großwallstadt wurden von der HBL zehn Tage eingeräumt, bestehende Liquiditätslücken zu schließen.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 04.06.2013)
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