Der Kieler Traum von der erhofften Triple-Verteidigung ist
geplatzt: Am frühen Samstagabend unterlagen die "Zebras" im
Halbfinale der "VELUX EHF Champions League"
einem bärenstarken HSV Hamburg mit 33:39 (16:19). In der
ausverkauften Lanxess-Arena in Köln fand der THW besonders
in der Abwehr zu keinem Zeitpunkt in die Partie und rannte
ab der 20. Spielminute einem Rückstand hinterher. Trotz
10/4 Treffern von Marko Vujin
gelang es den Kielern nicht, die Hansestädter mit ihrem
überragenden Spielmacher Domagoj Duvnjak (11 Tore) noch
zu stellen. Während Hamburg am Sonntag (18 Uhr) im Endspiel
den FC Barcelona fordert, geht es für den THW um 15.15 Uhr
gegen KS Vive Targi Kielce aus Polen um den dritten Platz.
Alles schien angerichtet für das erhoffte Traumfinale, nachdem
der FC Barcelona relativ souverän Kielce im ersten Halbfinale
mit 28:23 ausschalten konnte. Die mit
20.000 Zuschauern restlos gefüllte Lanxess-Arena war wie schon
2010 und 2012 fest in schwarz-weißer Fanhand, und der THW hatte
gegen den HSV Hamburg seit fünf Pflichtspielen nicht mehr
verloren. Alfred Gislason konnte
allerdings nicht wie erhofft personell aus dem Vollen schöpfen,
denn Christian Zeitz hatte seinen
Mittelhandbruch noch nicht auskuriert und fiel für das
Finalturnier aus. Ansonsten standen aber alle 14 "Zebras" bereit,
um zum siebten Mal in der Vereinsgeschichte das Endspiel der
Königsklasse zu erreichen.
Rasante Partie von Beginn an
Einmal mehr der überragende Hamburger: Domagoj Duvnjak
erzielte elf Treffer.
Und die Partie zwischen dem neuen und alten deutschen Meister und
dem Bundesliga-Fünften nahm von Beginn an ordentlich Fahrt auf:
Pascal Hens erkämpfte einen Siebenmeter, den Lindberg zum 1:0
für Hamburg verwandelte, und nachdem Jicha
mit seinem Geschoss nur die Latte traf, sorgte Duvnjak vom Kreis
sogar für das 2:0. Alfred Gislason nahm
bereits jetzt eine erste Veränderung im Deckungssystem vor:
Statt Daniel Narcisse deckte nun
Filip Jicha vorgezogen in der 3:2:1-Deckung,
und tatsächlich fanden die Kieler nun in die Partie: Narcisse
bediente einmal Marko Vujin und
einmal Marcus Ahlm - 2:2. Und nachdem
Duvnjak die Hansestädter noch einmal in Front brachte, gelang
dem THW durch Sprenger per Gegenstoß nach weitem
Omeyer-Pass, Marko Vujin
mit einem fantastischen Hüftwurf und Marcus Ahlm
nach schnellem Pass von Jicha die 5:3-Führung.
Dies veranlasste Martin Schwalb dazu, bereits in der 8. Spielminute
die erste Auszeit zu nehmen.
Ausgeglichenes Spiel mit vielen Toren
Tatsächlich fand der Außenseiter nun wieder zurück in die Partie -
auch, weil Daniel Narcisse bei Lijewskis
Treffer zum 4:5-Anschluss eine Zeitstrafe aufgebrummt bekam. Das
Spiel blieb rasant, die Führung wechselte ständig: Jicha
tankte sich in Unterzahl auf der rechten Seite zum 6:5 durch, doch
Lindberg und Jansen drehten den Spielstand zugunsten der Hamburger,
die nach zwei fulminanten Hens-Sprungwürfen gar auf 9:7 erhöhten.
Glücklicherweise blieb Marko Vujin
vom Siebenmeterpunkt cool und egalisierte per Doppelschlag. Da
Omeyer zudem einen Lijewski-Wurf
parierte und dem Polen wenig später ein technischer Fehler unterlief,
lagen die "Zebras" durch einen Sigurdsson-Treffer
nach einer Viertelstunde sogar wieder in Führung.
Indes: Besonders mit der Abwehrleistung konnte Alfred Gislason
so gar nicht zufrieden sein. Der Isländer stellte daher noch einmal
um und wechselte Momir Ilic und
Rene Toft Hansen ein, die fortan den
Mittelblock der 6:0-Deckung bildeten. Im Angriff übernahm
zudem Aron Palmarsson die Spielmacherposition.
Der HSV Hamburg aber blieb von der neuen Abwehrvariante unbeeindruckt,
der niemals zu bändigende Domagoj Duvnjak traf zum 10:10, ehe
Lijewski mit einem Sprungwurf Hamburg in Überzahl wieder in Front
warf. Bei den Kielern lief in dieser Phase auch im Angriff nicht
mehr viel zusammen: Ekberg bekam einen
Schrittfehler abgepfiffen, Palmarsson
scheiterte an Bitter und Vujins Hüftwurf
flog am Tor vorbei. So erarbeiteten sich die Hamburger, die sich
im Angriff mehr und mehr in einen Rausch spielten, ein kleines
Polster. Symptomatisch die Situation in der 22. Spielminute:
Lijewski bediente Vujin mustergültig, der Kroate knallte
den Wurf an die Latte, doch der Abpraller fand seinen Weg
zurück zu Lijewski, der den Ball am Kieler Block vorbei
zum 14:11 in die Maschen drosch.
Kiel verkürzt noch nach Sechs-Tore-Rückstand
Pascal Hens überzeugte mit acht Treffern und guten Anspielen.
Wutentbrannt nahm Alfred Gislason
seine Auszeit, doch seine laute Ansprache konnte das Spielgeschehen
nicht entscheidend beeinflussen. Das kleine Hamburger Polster wuchs in den folgenden Minuten
kontinuierlich an, weil Johannes Bitter sich in dieser Phase
mehrmals auszeichnen konnte, während der Hamburger Rückraum
um Hens, Lijewski und Duvnjak gegen die zu defensiv agierende
Kieler Deckung immer wieder Lösungen parat hatte. Als Lijewski
den an den Kreis auflösenden Duvnjak bediente, betrug der
Vorsprung des HSV bereits fünf Tore, und nachdem auch der
gut aufgelegte Vujin an Bitter
scheiterte und dieser Jansen zum Gegenstoß auf die Reise
schickte, war Hamburg bereits auf 19:13 enteilt. Immerhin
gelang den "Zebras" in den letzten drei Minuten vor dem
Seitenwechsel noch Ergebniskosmetik: Narcisse
per Sprungwurf, ein Gegenstoß durch Ekberg
und ein Durchbruch Jichas brachten
die aufopferungsvoll kämpfenden Kieler immerhin noch auf 16:19
heran.
Hamburg kontert Kieler Aufholjagd
Nach dem Seitenwechsel sollte die große Aufholjagd weiter
gehen - so zumindest der Wunsch des schwarz-weißen Anhangs
in der Arena. Und nachdem NarcisseSigurdsson zum 17:19 bediente und
Jicha in Unterzahl das 18:20
folgen ließ, schien der THW wieder in Schlagdistanz zu kommen.
Hamburg aber blieb weiterhin unbeeindruckt, Pascal Hens sorgte
mit einem sehenswerten Anspiel auf Vori und einen eigenen
Sprungwurf wieder für eine Vier-Tore-Führung. Die Kieler zogen
das Tempo noch mehr an, schlossen ihre Angriffe immer schneller
ab und hatten damit durch Ahlm,
Jicha, Vujin
und Narcisse
in dieser Phase auch Erfolg. Jedoch stand die THW-Deckung auch
im zweiten Durchgang nicht so sattelfest wie gewohnt, so dass
der HSV seinen Vorsprung durch zwei Lijewski-Treffer verteidigte.
Als der Pole dann aber seinen nächsten Wurf über den mittlerweile
von Andreas Palicka gehüteten Kasten
drosch, hätten die "Zebras" beim Stand von 22:25 wieder bis
auf zwei Treffer verkürzen können. Vujin
scheiterte jedoch an Bitter und Vori bestrafte dies postwendend
zum 26:22. Dann scheiterte auch Ilic
an Hamburgs Schlussmann, und nachdem sich Flohr erfolgreich in
ein riskantes Anspiel Narcisse' auf
Ilic stürzte, war Hamburg durch zwei
Lindberg-Treffer sogar wieder auf 28:22 enteilt.
Duvnjak aus dem Spiel, THW verkürzt
Alfred Gislason nahm eine erneute
Auszeit und brachte Thierry Omeyer
zurück in die Partie. Gegen die Treffer des bärenstarken
Duvnjak war der Franzose aber machtlos, so dass die Kieler
trotz der Tore Vujins und
Palmarssons nicht verkürzen konnten.
Nach 46 Minuten stand es 30:24 für die Mannschaft von Trainer
Martin Schwalb, als der THW Kiel seine Deckung einmal mehr
umstellte: Aron Palmarsson agierte
nun an der Spitze einer 5+1-Deckung und versuchte Duvnjak aus
dem Spiel zu nehmen. Tatsächlich hatten die "Zebras" mit dieser
Maßnahme etwas Erfolg. Das Hamburger Angriffsspiel lahmte
kurzzeitig, lediglich Pascal Hens konnte in den folgenden
fünf Minuten mit einem überraschenden Schlagwurf Thierry Omeyer
überraschen. Die Hoffnung auf einen Kieler Finaleinzug wurde
bei den lautstarken Fans von Minute zu Minute wieder größer,
zumal der THW nun auch endlich einmal Glück hatte: Ein
Vujin-Wurf wurde von Johannes
Bitter an den Pfosten gelenkt, doch von dort trudelte der
Ball noch einmal gegen den Hamburger Schlussmann und letztlich
hinter die Torlinie zum zwischenzeitlichen 26:30. Und spätestens,
als die Kieler ein Duvnjak-Geschoss abblockten und Vujin
mit seinem zehnten Treffer auf 28:31 verkürzte, hatten der THW und
seine Fans acht Minuten vor Schluss wieder Morgenluft gewittert.
Allerdings nur für fünf Sekunden: Hamburg antwortete sofort
per schneller Mitte und nutzte den Kieler Wechsel von
Marko Vujin auf Momir Ilic
eiskalt aus: Während Hens sich zum 32:28 durch die THW-Deckung
tankte, bekam Marcus Ahlm zudem eine
Zeitstrafe aufgebrummt. Die "Zebras" blieben aber zunächst
auf der Überholspur: Sigurdsson
traf in Unterzahl vom Kreis, Narcisse
beantwortete einen Hens-Treffer postwendend zum 30:33 und sorgte
gleichzeitig für eine Hinausstellung gegen Lijewski. Die
Überzahlsituation vermochte der THW allerdings nicht konsequent
zu nutzen: Nachdem Vori das 34:30 erzielte, bevor
Marcus Ahlm aufs Parkett zurückkehrte,
setzte Sigurdsson einen Heber neben
das Tor.
Dennoch konnten die Kieler auch weiterhin auf die
Wende hoffen, als Lindberg einen Siebenmeter per Heber an die
Latte warf und Narcisse postwendend
auf 31:34 stellte. Doch Domagoj Duvnjak traf im Gegenzug vom
Kreis zum 35:31, und nachdem Jicha
an Bitter scheiterte und Duvnjak mit seinem mittlerweile
zehnten Treffer gar das 36:31 für Hamburg erzielte, war die
Partie entschieden.
Am Sonntag gegen Kielce
Während die Hansestädter über ihren ersten
Finaleinzug in der Champions League jubelten, verließen die
Kieler gesenkten Hauptes das Parkett. Am Sonntag muss der THW
daher nun schon um 15.15 Uhr antreten, statt des Traumfinals
gegen Barcelona geht es nun um den Bronzerang gegen Kielce -
und um eine zusätzliche Prämie von immerhin 50.000 Euro.
Natürlich bin ich traurig und enttäuscht, dass wir es nicht in
das Finale geschafft haben. Gratulation an den HSV. Sie waren
heute das bessere Team und haben verdient gewonnen. Bei uns
haben viele Sachen nicht geklappt, die hätten klappen müssen,
um zu gewinnen. Wir hatten Probleme in der Abwehr und ließen
sowohl in der 3:2:1-Deckung als auch in der 6:0-Formation die
Aggressivität vermissen. Noch einmal Glückwunsch an den HSV.
Der HSV hat den Sieg verdient, sie waren das bessere Team.
Wir haben zu viele Chancen vergeben und zu viele Fehler gemacht.
Ich bin enttäuscht, dass wir das Finale nicht erreicht haben,
aber um das zu schaffen, hätten wir besser spielen müssen.
Hamburgs Trainer Martin Schwalb:
Offensichtlicherweise war es eine Partie auf sehr hohem Level,
besonders hinsichtlich der zweiten Welle und der Tore, die wir
aus unserer Abwehrarbeit heraus gemacht habem. Ich glaube, dass
beide Abwehrreihen Probleme hatten. 39:33 ist ein ungewöhnliches
Ergebnis für uns. Natürlich sind wir sehr glücklich, dass wir
mit dem THW mithalten konnten und über 60 Minuten einen guten
Angriff gespielt haben. Unsere Abwehr war nicht ganz so gut,
wir haben dort einige Fehler gemacht. Aber ich bin glücklich,
dass wir das Finale erreicht haben.
Hamburgs Rechtsaußen Hans Lindberg:
Ich bin sehr zufrieden. Es ist schwer, den THW zu schlagen.
Das letzte Mal haben wir das 2007 geschafft. Heute hat bei
uns alles geklappt. Wir haben viel trainiert und eine Menge
Videos vom THW gesehen. Wir hatten einfach einen guten Tag.
Hamburgs Rückraumspieler Pascal Hens gegenüber Eurosport:
Wenn man so spielt, kann man schon davon sprechen, dass das ein
überragendes Spiel war. Wir haben gekämpft von Anfang bis Ende.
Wir hatten das große Ziel ins Finale zu kommen und morgen wollen
wir den nächsten Schritt machen. Ein geiles Spiel, auf das wir
stolz sein können. Es war schon eines der guten Spiele von uns.
Dass wir so eine Leistung abrufen, macht mich stolz.
Hamburgs Torhüter Johannes Bitter gegenüber Eurosport:
Wir haben mit viel Emotionen und Willen gespielt, vorne so geile
Sachen gespielt. Klar, dass Kiel viele Tore macht, ist bekannt, aber
was wir im Angriff gespielt haben, war phänomenal. Die Chancen morgen
sind 50:50, wenn wir so spielen, muss Barcelona vor uns Respekt haben.
Es gehört zum Sport, auch verlieren zu können. Der HSV hat verdient
gewonnen, die Hamburger haben uns teilweise ausgespielt. Für mich ist
es jetzt etwas schwer, etwas zum Spiel zu sagen, wenn man nicht so
sehr eingreifen konnte. Leider haben wir das Halbfinale verloren, das
müssen wir akzeptieren. Wir haben eigentlich ganz gut ins Spiel gefunden,
aber dann doch teilweise mit der Brechstange gespielt und es nicht
geschafft, das zu spielen, was wir uns vorgenommen haben. Der HSV hat
das aber auch gut gemacht, ruhig gespielt, taktisch klug gespielt.
Wir haben dennoch mit unseren tollen Fans im Rücken bis zum Ende gekämpft.
THW fehlte Agressivität - Duvnjak und Hens führten HSV zum verdienten 39:33-Sieg im Halbfinale
Köln. Die Besiegten waren fassungslos, die Sieger konnten es
nicht fassen: Nach dem 39:33 (19:16)-Sieg gegen den THW Kiel
suchten die Angestellten des HSV Hamburg lange nach den richtigen
Worten. Martin Schwalb sprach davon, "gut mitgehalten"
zu haben. Darüber, dass "beide Abwehrreihen ihre Probleme gehabt
hätten". Schließlich fiel ihm doch auf, dass solche Sätze für
einen Trainer, der gerade erstmals das Finale der Champions League
erreicht hat, eher ungewöhnlich sind. Dann sagte er den Satz,
den alle als Einleitung erwartet hatten: "Ich freue mich."
Wie groß der Gegner aus Sicht der Sieger gewesen sein muss, offenbarte
Rechtsaußen Hans Lindberg, der davon sprach, dabei gewesen zu sein, als
der HSV zuletzt die Kieler besiegte. "Das muss 2007 gewesen sein." Eine
gefühlte Zeitspanne, tatsächlich hatten die Hamburger im November 2011
zuletzt gegen den THW gewonnen. Seitdem verloren sie siebenmal in Folge,
was sich wohl wie eine sechsjährige Trockenzeit anfühlen mag.
Sieben Minuten vor dem Abpfiff war noch alles möglich. Auch, weil
Marko Vujin dem THW mit seinen zehn Toren
die Hoffnung bewahrt hatte. Der Titelverteidiger lag mit vier Toren
(30:34) zurück, als "Goggi" Sigurdsson
einen Heber neben den Pfosten setzte, und Johannes Bitter die Faust
ballte. "Da wusste ich, dass jetzt nicht mehr viel schief gehen kann."
Sie hätten an sich geglaubt, sagte der HSV-Torhüter, der maßgeblich
dafür verantwortlich ist, dass der HSV nach einem verpatzten Saisonstart
in den Erntemonaten zu seiner wahren Stärke gefunden hat.
Unglaublich, wie schnell Bitter nach seinem Kreuzbandriss wieder zu
alter Form auflief. "Wir haben nicht auf die Anzeigentafel geschaut
und uns immer eingeredet, dass wir es schaffen können", sagte er. "Wir
hatten uns vorgenommen, einfach mal nicht nachzudenken." Hätten sie das
getan, wäre ihnen sicher die 30:33-Niederlage aus
dem Oktober in den Sinn gekommen. 28:23 hatten sie in der 49. Minute
geführt, um dann noch zu verlieren.
Nicht nachdenken - das klappte beim überragenden Domagoj Duvnjak
besonders gut. An seinem 25. Geburtstag bekam der Marathonmann
des HSV von den Kollegen eine Erdbeertorte und verschenkte an den
THW elf Tore. Überraschend stark auch Pascal Hens (8), der gegen Kiel
zuletzt oft enttäuschte und dem der Ruf anhaftet, in wichtigen Spielen
eher unwichtig zu sein. "So gut hat er seit drei, vier Jahren nicht
mehr gespielt", lobte Alfred Gislason, der
als Schlüssel für die Niederlage die fehlende Aggressivität in der
Deckung ausmachte, die in keiner Formation funktionierte.
39 Gegentore - in den Archiven des Rekordmeisters muss lange
geblättert werden, um eine solche Zahl zu finden. "Ich bin sehr
enttäuscht", sagte der THW-Trainer, dessen Team ab der 20. Minute
deutlich hinterherlief. "Aber wir haben von Anfang an gesagt, dass
sich eine Saison wie die vergangene nicht wiederholen lässt." Meister
sind die "Zebras" erneut geworden, auch den DHB-Pokal hatten sie
verteidigt, zur Wiederholung des Triples fehlten am Ende nur zwei
Siege. "Hamburg hat den Sieg einfach verdient", sagte
Gislason.
Das sahen auch seine Spieler nicht anders, deren Ungemach nach der
Niederlage kein Ende nehmen wollte. So hart wie die Hamburger zuvor
ihr Tor beworfen hatten, so sehr wurden sie nun von Fragen genervt,
die sich um den bevorstehenden Umbruch drehten. Zwar werden mit
Marcus Ahlm (Karriereende),
Thierry Omeyer (womöglich Montpellier),
Momir Ilic (Veszprem) und
Daniel Narcisse (Paris) vier Säulen
gehen, doch darüber wollte nur Minuten nach der bittersten
Saisonniederlage keiner sprechen. "Fragt mich dazu bitte in der
nächsten Woche", sagte Omeyer, der
hinter einer zu passiven Deckung kein gutes Bild abgeben konnte.
"Wir haben es nicht geschafft, das Spiel zu lenken", sagte der
Franzose, der so gerne seinen 43. Titel gewonnen hätte. "Ich bin
sehr traurig, aber wir dürfen nicht vergessen, dass wir auch in
dieser Saison auf viele Dinge sehr stolz sein können."
(von Wolf Paarmann, Ralf Abratis und Merle Schaack, aus den Kieler Nachrichten vom 03.06.2013)
Unmittelbar nach dem Sieg gegen den THW Kiel wählte
ein HSV-Mitarbeiter ausgerechnet Torsten Jansen als
Interviewpartner aus. Der Linksaußen, nach dem
Kopfstoß gegen den Berliner Ivan Nincevic als
"Rambo-Handballer" ("Bild") abgestempelt, wurde bereits
beim Einlaufen von dem Gros der 20000 Zuschauer
gnadenlos ausgepfiffen. Was er in dem Interview sagte,
das er verschwitzt auf dem Parkett gab, war nicht zu
verstehen, das Publikum verzieh ihm auch als Sieger
nicht. Jansen, dem Filip Jicha
bereits in einem Interview mit der "Sport-Bild" zur Seite
gesprungen war, half erneut ein Kieler. "Diese Pfiffe
sind nicht in Ordnung", sagte Dominik Klein
durch das Hallenmikrofon. Er hatte sich viele Jahre mit dem
Hamburger in der Nationalmannschaft eine Position geteilt
und ihn "als ehrenwerten Sportler kennengelernt". Die
Reaktion der Zuschauer? Applaus.
(von Wolf Paarmann, Ralf Abratis und Merle Schaack, aus den Kieler Nachrichten vom 03.06.2013)
Christian Zeitz fehlte dem THW
Kiel, ein Einsatz war ausgeschlossen. Der Linkshänder, der
sich im Pokal-Halbfinale gegen die MT Melsungen (35:23)
vor sechs Wochen die rechte Mittelhand gebrochen hatte,
wollte in Köln aber auf der Bank sitzen. Dabei sein. Direkt
nach der Operation hatte der 32-Jährige noch gehofft, in
Köln mitspielen zu können. "Das Final4 ist mein Ziel."
Doch daraus wurde nichts. "Alfred
(Gislason, d. Red.) hat gleich gesagt, dass
Zeitz für den Rest der Saison
ausfallen wird", sagte Mannschaftsarzt
Dr. Detlev Brandecker.
"So ist es dann auch gekommen." Der Bruch sei, so
Brandecker, "nicht stabil
ausgeheilt". Gislason hätte
ihn in Köln aber auch dann nicht aufgestellt, wenn die
Heilung optimal verlaufen wäre. "Das Risiko war mir zu
groß, dass er dann in der Vorbereitung auf die neue
Saison ausfällt." Zeitz
selbst wollte sich gestern nicht mehr äußern. Ihm, das
ist offensichtlich, macht die Zwangspause schwer zu schaffen.
(von Wolf Paarmann, Ralf Abratis und Merle Schaack, aus den Kieler Nachrichten vom 03.06.2013)