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01.-03.06.2013 - Letzte Aktualisierung: 03.06.2013 Champions League

VELUX EHF Final4: Hamburg beendet Kieler Triple-Träume

Nach 33:39 am Sonntag gegen Kielce im Spiel um Platz 3

CL, Halbfinale: 01.06.2013, Sa., 18.00: THW Kiel - HSV Hamburg: 33:39 (16:19)
Update #4 KN-Berichte, Videos, Fotos, weitere Stimmen und Spielbericht ergänzt ...

Auch die zehn Treffer von Marko Vujin konnten Hamburg nicht stoppen.
Klicken Sie zum Vergrößern! Auch die zehn Treffer von Marko Vujin konnten Hamburg nicht stoppen.
Der Kieler Traum von der erhofften Triple-Verteidigung ist geplatzt: Am frühen Samstagabend unterlagen die "Zebras" im Halbfinale der "VELUX EHF Champions League" einem bärenstarken HSV Hamburg mit 33:39 (16:19). In der ausverkauften Lanxess-Arena in Köln fand der THW besonders in der Abwehr zu keinem Zeitpunkt in die Partie und rannte ab der 20. Spielminute einem Rückstand hinterher. Trotz 10/4 Treffern von Marko Vujin gelang es den Kielern nicht, die Hansestädter mit ihrem überragenden Spielmacher Domagoj Duvnjak (11 Tore) noch zu stellen. Während Hamburg am Sonntag (18 Uhr) im Endspiel den FC Barcelona fordert, geht es für den THW um 15.15 Uhr gegen KS Vive Targi Kielce aus Polen um den dritten Platz.
Alles schien angerichtet für das erhoffte Traumfinale, nachdem der FC Barcelona relativ souverän Kielce im ersten Halbfinale mit 28:23 ausschalten konnte. Die mit 20.000 Zuschauern restlos gefüllte Lanxess-Arena war wie schon 2010 und 2012 fest in schwarz-weißer Fanhand, und der THW hatte gegen den HSV Hamburg seit fünf Pflichtspielen nicht mehr verloren. Alfred Gislason konnte allerdings nicht wie erhofft personell aus dem Vollen schöpfen, denn Christian Zeitz hatte seinen Mittelhandbruch noch nicht auskuriert und fiel für das Finalturnier aus. Ansonsten standen aber alle 14 "Zebras" bereit, um zum siebten Mal in der Vereinsgeschichte das Endspiel der Königsklasse zu erreichen.
Rasante Partie von Beginn an
Einmal mehr der überragende Hamburger: Domagoj Duvnjak  erzielte elf Treffer.
Klicken Sie zum Vergrößern! Einmal mehr der überragende Hamburger: Domagoj Duvnjak erzielte elf Treffer.
Und die Partie zwischen dem neuen und alten deutschen Meister und dem Bundesliga-Fünften nahm von Beginn an ordentlich Fahrt auf: Pascal Hens erkämpfte einen Siebenmeter, den Lindberg zum 1:0 für Hamburg verwandelte, und nachdem Jicha mit seinem Geschoss nur die Latte traf, sorgte Duvnjak vom Kreis sogar für das 2:0. Alfred Gislason nahm bereits jetzt eine erste Veränderung im Deckungssystem vor: Statt Daniel Narcisse deckte nun Filip Jicha vorgezogen in der 3:2:1-Deckung, und tatsächlich fanden die Kieler nun in die Partie: Narcisse bediente einmal Marko Vujin und einmal Marcus Ahlm - 2:2. Und nachdem Duvnjak die Hansestädter noch einmal in Front brachte, gelang dem THW durch Sprenger per Gegenstoß nach weitem Omeyer-Pass, Marko Vujin mit einem fantastischen Hüftwurf und Marcus Ahlm nach schnellem Pass von Jicha die 5:3-Führung. Dies veranlasste Martin Schwalb dazu, bereits in der 8. Spielminute die erste Auszeit zu nehmen.
Ausgeglichenes Spiel mit vielen Toren
Tatsächlich fand der Außenseiter nun wieder zurück in die Partie - auch, weil Daniel Narcisse bei Lijewskis Treffer zum 4:5-Anschluss eine Zeitstrafe aufgebrummt bekam. Das Spiel blieb rasant, die Führung wechselte ständig: Jicha tankte sich in Unterzahl auf der rechten Seite zum 6:5 durch, doch Lindberg und Jansen drehten den Spielstand zugunsten der Hamburger, die nach zwei fulminanten Hens-Sprungwürfen gar auf 9:7 erhöhten. Glücklicherweise blieb Marko Vujin vom Siebenmeterpunkt cool und egalisierte per Doppelschlag. Da Omeyer zudem einen Lijewski-Wurf parierte und dem Polen wenig später ein technischer Fehler unterlief, lagen die "Zebras" durch einen Sigurdsson-Treffer nach einer Viertelstunde sogar wieder in Führung.
Hamburg erarbeitet sich Vorsprung
Filip Jicha war sechsmal erfolgreich.
Klicken Sie zum Vergrößern! Filip Jicha war sechsmal erfolgreich.
Indes: Besonders mit der Abwehrleistung konnte Alfred Gislason so gar nicht zufrieden sein. Der Isländer stellte daher noch einmal um und wechselte Momir Ilic und Rene Toft Hansen ein, die fortan den Mittelblock der 6:0-Deckung bildeten. Im Angriff übernahm zudem Aron Palmarsson die Spielmacherposition. Der HSV Hamburg aber blieb von der neuen Abwehrvariante unbeeindruckt, der niemals zu bändigende Domagoj Duvnjak traf zum 10:10, ehe Lijewski mit einem Sprungwurf Hamburg in Überzahl wieder in Front warf. Bei den Kielern lief in dieser Phase auch im Angriff nicht mehr viel zusammen: Ekberg bekam einen Schrittfehler abgepfiffen, Palmarsson scheiterte an Bitter und Vujins Hüftwurf flog am Tor vorbei. So erarbeiteten sich die Hamburger, die sich im Angriff mehr und mehr in einen Rausch spielten, ein kleines Polster. Symptomatisch die Situation in der 22. Spielminute: Lijewski bediente Vujin mustergültig, der Kroate knallte den Wurf an die Latte, doch der Abpraller fand seinen Weg zurück zu Lijewski, der den Ball am Kieler Block vorbei zum 14:11 in die Maschen drosch.
Kiel verkürzt noch nach Sechs-Tore-Rückstand
Pascal Hens überzeugte mit acht Treffern und guten Anspielen.
Klicken Sie zum Vergrößern! Pascal Hens überzeugte mit acht Treffern und guten Anspielen.
Wutentbrannt nahm Alfred Gislason seine Auszeit, doch seine laute Ansprache konnte das Spielgeschehen nicht entscheidend beeinflussen. Das kleine Hamburger Polster wuchs in den folgenden Minuten kontinuierlich an, weil Johannes Bitter sich in dieser Phase mehrmals auszeichnen konnte, während der Hamburger Rückraum um Hens, Lijewski und Duvnjak gegen die zu defensiv agierende Kieler Deckung immer wieder Lösungen parat hatte. Als Lijewski den an den Kreis auflösenden Duvnjak bediente, betrug der Vorsprung des HSV bereits fünf Tore, und nachdem auch der gut aufgelegte Vujin an Bitter scheiterte und dieser Jansen zum Gegenstoß auf die Reise schickte, war Hamburg bereits auf 19:13 enteilt. Immerhin gelang den "Zebras" in den letzten drei Minuten vor dem Seitenwechsel noch Ergebniskosmetik: Narcisse per Sprungwurf, ein Gegenstoß durch Ekberg und ein Durchbruch Jichas brachten die aufopferungsvoll kämpfenden Kieler immerhin noch auf 16:19 heran.
Hamburg kontert Kieler Aufholjagd
Nach dem Seitenwechsel sollte die große Aufholjagd weiter gehen - so zumindest der Wunsch des schwarz-weißen Anhangs in der Arena. Und nachdem Narcisse Sigurdsson zum 17:19 bediente und Jicha in Unterzahl das 18:20 folgen ließ, schien der THW wieder in Schlagdistanz zu kommen. Hamburg aber blieb weiterhin unbeeindruckt, Pascal Hens sorgte mit einem sehenswerten Anspiel auf Vori und einen eigenen Sprungwurf wieder für eine Vier-Tore-Führung. Die Kieler zogen das Tempo noch mehr an, schlossen ihre Angriffe immer schneller ab und hatten damit durch Ahlm, Jicha, Vujin und Narcisse
Daniel Narcisse im Anflug.
Klicken Sie zum Vergrößern! Daniel Narcisse im Anflug.
in dieser Phase auch Erfolg. Jedoch stand die THW-Deckung auch im zweiten Durchgang nicht so sattelfest wie gewohnt, so dass der HSV seinen Vorsprung durch zwei Lijewski-Treffer verteidigte. Als der Pole dann aber seinen nächsten Wurf über den mittlerweile von Andreas Palicka gehüteten Kasten drosch, hätten die "Zebras" beim Stand von 22:25 wieder bis auf zwei Treffer verkürzen können. Vujin scheiterte jedoch an Bitter und Vori bestrafte dies postwendend zum 26:22. Dann scheiterte auch Ilic an Hamburgs Schlussmann, und nachdem sich Flohr erfolgreich in ein riskantes Anspiel Narcisse' auf Ilic stürzte, war Hamburg durch zwei Lindberg-Treffer sogar wieder auf 28:22 enteilt.
Duvnjak aus dem Spiel, THW verkürzt
Alfred Gislason nahm eine erneute Auszeit und brachte Thierry Omeyer zurück in die Partie. Gegen die Treffer des bärenstarken Duvnjak war der Franzose aber machtlos, so dass die Kieler trotz der Tore Vujins und Palmarssons nicht verkürzen konnten. Nach 46 Minuten stand es 30:24 für die Mannschaft von Trainer Martin Schwalb, als der THW Kiel seine Deckung einmal mehr umstellte: Aron Palmarsson agierte nun an der Spitze einer 5+1-Deckung und versuchte Duvnjak aus dem Spiel zu nehmen. Tatsächlich hatten die "Zebras" mit dieser Maßnahme etwas Erfolg. Das Hamburger Angriffsspiel lahmte kurzzeitig, lediglich Pascal Hens konnte in den folgenden fünf Minuten mit einem überraschenden Schlagwurf Thierry Omeyer überraschen. Die Hoffnung auf einen Kieler Finaleinzug wurde bei den lautstarken Fans von Minute zu Minute wieder größer, zumal der THW nun auch endlich einmal Glück hatte: Ein Vujin-Wurf wurde von Johannes Bitter an den Pfosten gelenkt, doch von dort trudelte der Ball noch einmal gegen den Hamburger Schlussmann und letztlich hinter die Torlinie zum zwischenzeitlichen 26:30. Und spätestens, als die Kieler ein Duvnjak-Geschoss abblockten und Vujin mit seinem zehnten Treffer auf 28:31 verkürzte, hatten der THW und seine Fans acht Minuten vor Schluss wieder Morgenluft gewittert.

Allerdings nur für fünf Sekunden: Hamburg antwortete sofort per schneller Mitte und nutzte den Kieler Wechsel von Marko Vujin auf Momir Ilic eiskalt aus: Während Hens sich zum 32:28 durch die THW-Deckung tankte, bekam Marcus Ahlm zudem eine Zeitstrafe aufgebrummt. Die "Zebras" blieben aber zunächst auf der Überholspur: Sigurdsson traf in Unterzahl vom Kreis, Narcisse beantwortete einen Hens-Treffer postwendend zum 30:33 und sorgte gleichzeitig für eine Hinausstellung gegen Lijewski. Die Überzahlsituation vermochte der THW allerdings nicht konsequent zu nutzen: Nachdem Vori das 34:30 erzielte, bevor Marcus Ahlm aufs Parkett zurückkehrte, setzte Sigurdsson einen Heber neben das Tor.

Duvnjak sorgt für Entscheidung
Enttäuschte "Zebras" nach dem Schlusspfiff.
Klicken Sie zum Vergrößern! Enttäuschte "Zebras" nach dem Schlusspfiff.
Dennoch konnten die Kieler auch weiterhin auf die Wende hoffen, als Lindberg einen Siebenmeter per Heber an die Latte warf und Narcisse postwendend auf 31:34 stellte. Doch Domagoj Duvnjak traf im Gegenzug vom Kreis zum 35:31, und nachdem Jicha an Bitter scheiterte und Duvnjak mit seinem mittlerweile zehnten Treffer gar das 36:31 für Hamburg erzielte, war die Partie entschieden.
Am Sonntag gegen Kielce
Während die Hansestädter über ihren ersten Finaleinzug in der Champions League jubelten, verließen die Kieler gesenkten Hauptes das Parkett. Am Sonntag muss der THW daher nun schon um 15.15 Uhr antreten, statt des Traumfinals gegen Barcelona geht es nun um den Bronzerang gegen Kielce - und um eine zusätzliche Prämie von immerhin 50.000 Euro.

(Sascha Krokowski)

Video: Einlauf der Teams in die Arena
Video: Highlights des Spiels
Video: Superzeitlupen-Impressionen

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Lesen Sie bitte auch:


Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Alfred Gislason:
Natürlich bin ich traurig und enttäuscht, dass wir es nicht in das Finale geschafft haben. Gratulation an den HSV. Sie waren heute das bessere Team und haben verdient gewonnen. Bei uns haben viele Sachen nicht geklappt, die hätten klappen müssen, um zu gewinnen. Wir hatten Probleme in der Abwehr und ließen sowohl in der 3:2:1-Deckung als auch in der 6:0-Formation die Aggressivität vermissen. Noch einmal Glückwunsch an den HSV.
THW-Kapitän Marcus Ahlm:
Der HSV hat den Sieg verdient, sie waren das bessere Team. Wir haben zu viele Chancen vergeben und zu viele Fehler gemacht. Ich bin enttäuscht, dass wir das Finale nicht erreicht haben, aber um das zu schaffen, hätten wir besser spielen müssen.
Hamburgs Trainer Martin Schwalb:
Offensichtlicherweise war es eine Partie auf sehr hohem Level, besonders hinsichtlich der zweiten Welle und der Tore, die wir aus unserer Abwehrarbeit heraus gemacht habem. Ich glaube, dass beide Abwehrreihen Probleme hatten. 39:33 ist ein ungewöhnliches Ergebnis für uns. Natürlich sind wir sehr glücklich, dass wir mit dem THW mithalten konnten und über 60 Minuten einen guten Angriff gespielt haben. Unsere Abwehr war nicht ganz so gut, wir haben dort einige Fehler gemacht. Aber ich bin glücklich, dass wir das Finale erreicht haben.
Hamburgs Rechtsaußen Hans Lindberg:
Ich bin sehr zufrieden. Es ist schwer, den THW zu schlagen. Das letzte Mal haben wir das 2007 geschafft. Heute hat bei uns alles geklappt. Wir haben viel trainiert und eine Menge Videos vom THW gesehen. Wir hatten einfach einen guten Tag.
Hamburgs Rückraumspieler Pascal Hens gegenüber Eurosport:
Wenn man so spielt, kann man schon davon sprechen, dass das ein überragendes Spiel war. Wir haben gekämpft von Anfang bis Ende. Wir hatten das große Ziel ins Finale zu kommen und morgen wollen wir den nächsten Schritt machen. Ein geiles Spiel, auf das wir stolz sein können. Es war schon eines der guten Spiele von uns. Dass wir so eine Leistung abrufen, macht mich stolz.
Hamburgs Torhüter Johannes Bitter gegenüber Eurosport:
Wir haben mit viel Emotionen und Willen gespielt, vorne so geile Sachen gespielt. Klar, dass Kiel viele Tore macht, ist bekannt, aber was wir im Angriff gespielt haben, war phänomenal. Die Chancen morgen sind 50:50, wenn wir so spielen, muss Barcelona vor uns Respekt haben.
THW-Linksaußen Dominik Klein gegenüber Eurosport:
Es gehört zum Sport, auch verlieren zu können. Der HSV hat verdient gewonnen, die Hamburger haben uns teilweise ausgespielt. Für mich ist es jetzt etwas schwer, etwas zum Spiel zu sagen, wenn man nicht so sehr eingreifen konnte. Leider haben wir das Halbfinale verloren, das müssen wir akzeptieren. Wir haben eigentlich ganz gut ins Spiel gefunden, aber dann doch teilweise mit der Brechstange gespielt und es nicht geschafft, das zu spielen, was wir uns vorgenommen haben. Der HSV hat das aber auch gut gemacht, ruhig gespielt, taktisch klug gespielt. Wir haben dennoch mit unseren tollen Fans im Rücken bis zum Ende gekämpft.

Champions League, Halbfinale: 01.06.13, Sa., 18.00: THW Kiel - HSV Hamburg: 33:39 (16:19)

Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-36., 41.-60., 9 Paraden), Palicka (36.-41., 1 Parade); Toft Hansen, Sigurdsson (3), Sprenger (2), Ahlm (4), Wiencek (n.e.), Ekberg (2), Palmarsson (1), Narcisse (4), Ilic (1), Klein, Jicha (6), Vujin (10/4); Trainer: Gislason
Logo Hamburg HSV Hamburg (GER Flagge GER):
Bitter (1.-60., 13 Paraden), Herrmann (bei einem Siebenmeter, keine Parade); Kraus (n.e.), Schröder (n.e.), Duvnjak (11), Jansen (2), Lackovic (1), Flohr, Vori (5), Lindberg (7/3), Terzic (n.e.), Nilsson, Lijewski (5), Hens (8), Petersen (n.e.); Trainer: Schwalb
Schiedsrichter:
Thierry Dentz / Denis Reibel (Frankreich)
Zeitstrafen:
THW: 5 (Narcisse (9.), Sprenger (17.), 2x Sigurdsson (31., 59.), Ahlm (52.));
Hamburg: 4 (Vori (14.), Duvnjak (34.), 2x Lijewski (48., 53.))
Siebenmeter:
THW: 4/4;
Hamburg: 4/3 (Lindberg an die Latte (55.))
Spielfilm:
1. Hz.: 0:2, 2:2 (5.), 2:3, 5:3 (7.), 5:5, 6:5, 6:7 (11.), 7:7, 7:9, 10:9 (15.), 10:12 (19.), 11:12, 11:14 (22.), 12:14, 12:17 (25.), 13:17, 13:19 (27.), 16:19;
2. Hz.: 17:19, 17:20, 18:20 (32.), 18:22, 19:22, 19:23, 20:23, 20:24 (37.), 21:24, 21:25, 22:25, 22:28 (41.), 23:28, 23:29, 24:29, 24:30, 26:30 (48.), 26:31, 28:31 (52.), 28:32, 29:32, 29:33, 30:33, 30:34, 31:34 (55.), 31:37 (58.), 32:37, 32:39, 33:39.
Zuschauer:
20.000 (ausverkauft) (Lanxess-Arena, Köln)
Spielgrafik:
Spielgraphik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 03.06.2013:

Fassungslos nach bitterer Pille

THW fehlte Agressivität - Duvnjak und Hens führten HSV zum verdienten 39:33-Sieg im Halbfinale
Köln. Die Besiegten waren fassungslos, die Sieger konnten es nicht fassen: Nach dem 39:33 (19:16)-Sieg gegen den THW Kiel suchten die Angestellten des HSV Hamburg lange nach den richtigen Worten. Martin Schwalb sprach davon, "gut mitgehalten" zu haben. Darüber, dass "beide Abwehrreihen ihre Probleme gehabt hätten". Schließlich fiel ihm doch auf, dass solche Sätze für einen Trainer, der gerade erstmals das Finale der Champions League erreicht hat, eher ungewöhnlich sind. Dann sagte er den Satz, den alle als Einleitung erwartet hatten: "Ich freue mich."

Wie groß der Gegner aus Sicht der Sieger gewesen sein muss, offenbarte Rechtsaußen Hans Lindberg, der davon sprach, dabei gewesen zu sein, als der HSV zuletzt die Kieler besiegte. "Das muss 2007 gewesen sein." Eine gefühlte Zeitspanne, tatsächlich hatten die Hamburger im November 2011 zuletzt gegen den THW gewonnen. Seitdem verloren sie siebenmal in Folge, was sich wohl wie eine sechsjährige Trockenzeit anfühlen mag.

Sieben Minuten vor dem Abpfiff war noch alles möglich. Auch, weil Marko Vujin dem THW mit seinen zehn Toren die Hoffnung bewahrt hatte. Der Titelverteidiger lag mit vier Toren (30:34) zurück, als "Goggi" Sigurdsson einen Heber neben den Pfosten setzte, und Johannes Bitter die Faust ballte. "Da wusste ich, dass jetzt nicht mehr viel schief gehen kann." Sie hätten an sich geglaubt, sagte der HSV-Torhüter, der maßgeblich dafür verantwortlich ist, dass der HSV nach einem verpatzten Saisonstart in den Erntemonaten zu seiner wahren Stärke gefunden hat.

Unglaublich, wie schnell Bitter nach seinem Kreuzbandriss wieder zu alter Form auflief. "Wir haben nicht auf die Anzeigentafel geschaut und uns immer eingeredet, dass wir es schaffen können", sagte er. "Wir hatten uns vorgenommen, einfach mal nicht nachzudenken." Hätten sie das getan, wäre ihnen sicher die 30:33-Niederlage aus dem Oktober in den Sinn gekommen. 28:23 hatten sie in der 49. Minute geführt, um dann noch zu verlieren.

Nicht nachdenken - das klappte beim überragenden Domagoj Duvnjak besonders gut. An seinem 25. Geburtstag bekam der Marathonmann des HSV von den Kollegen eine Erdbeertorte und verschenkte an den THW elf Tore. Überraschend stark auch Pascal Hens (8), der gegen Kiel zuletzt oft enttäuschte und dem der Ruf anhaftet, in wichtigen Spielen eher unwichtig zu sein. "So gut hat er seit drei, vier Jahren nicht mehr gespielt", lobte Alfred Gislason, der als Schlüssel für die Niederlage die fehlende Aggressivität in der Deckung ausmachte, die in keiner Formation funktionierte.

39 Gegentore - in den Archiven des Rekordmeisters muss lange geblättert werden, um eine solche Zahl zu finden. "Ich bin sehr enttäuscht", sagte der THW-Trainer, dessen Team ab der 20. Minute deutlich hinterherlief. "Aber wir haben von Anfang an gesagt, dass sich eine Saison wie die vergangene nicht wiederholen lässt." Meister sind die "Zebras" erneut geworden, auch den DHB-Pokal hatten sie verteidigt, zur Wiederholung des Triples fehlten am Ende nur zwei Siege. "Hamburg hat den Sieg einfach verdient", sagte Gislason.

Das sahen auch seine Spieler nicht anders, deren Ungemach nach der Niederlage kein Ende nehmen wollte. So hart wie die Hamburger zuvor ihr Tor beworfen hatten, so sehr wurden sie nun von Fragen genervt, die sich um den bevorstehenden Umbruch drehten. Zwar werden mit Marcus Ahlm (Karriereende), Thierry Omeyer (womöglich Montpellier), Momir Ilic (Veszprem) und Daniel Narcisse (Paris) vier Säulen gehen, doch darüber wollte nur Minuten nach der bittersten Saisonniederlage keiner sprechen. "Fragt mich dazu bitte in der nächsten Woche", sagte Omeyer, der hinter einer zu passiven Deckung kein gutes Bild abgeben konnte. "Wir haben es nicht geschafft, das Spiel zu lenken", sagte der Franzose, der so gerne seinen 43. Titel gewonnen hätte. "Ich bin sehr traurig, aber wir dürfen nicht vergessen, dass wir auch in dieser Saison auf viele Dinge sehr stolz sein können."

(von Wolf Paarmann, Ralf Abratis und Merle Schaack, aus den Kieler Nachrichten vom 03.06.2013)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 03.06.2013:

Gute Worte für Torsten Jansen

Unmittelbar nach dem Sieg gegen den THW Kiel wählte ein HSV-Mitarbeiter ausgerechnet Torsten Jansen als Interviewpartner aus. Der Linksaußen, nach dem Kopfstoß gegen den Berliner Ivan Nincevic als "Rambo-Handballer" ("Bild") abgestempelt, wurde bereits beim Einlaufen von dem Gros der 20000 Zuschauer gnadenlos ausgepfiffen. Was er in dem Interview sagte, das er verschwitzt auf dem Parkett gab, war nicht zu verstehen, das Publikum verzieh ihm auch als Sieger nicht. Jansen, dem Filip Jicha bereits in einem Interview mit der "Sport-Bild" zur Seite gesprungen war, half erneut ein Kieler. "Diese Pfiffe sind nicht in Ordnung", sagte Dominik Klein durch das Hallenmikrofon. Er hatte sich viele Jahre mit dem Hamburger in der Nationalmannschaft eine Position geteilt und ihn "als ehrenwerten Sportler kennengelernt". Die Reaktion der Zuschauer? Applaus.

(von Wolf Paarmann, Ralf Abratis und Merle Schaack, aus den Kieler Nachrichten vom 03.06.2013)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 03.06.2013:

Zeitz' Hand spielte nicht mit

Christian Zeitz fehlte dem THW Kiel, ein Einsatz war ausgeschlossen. Der Linkshänder, der sich im Pokal-Halbfinale gegen die MT Melsungen (35:23) vor sechs Wochen die rechte Mittelhand gebrochen hatte, wollte in Köln aber auf der Bank sitzen. Dabei sein. Direkt nach der Operation hatte der 32-Jährige noch gehofft, in Köln mitspielen zu können. "Das Final4 ist mein Ziel."

Doch daraus wurde nichts. "Alfred (Gislason, d. Red.) hat gleich gesagt, dass Zeitz für den Rest der Saison ausfallen wird", sagte Mannschaftsarzt Dr. Detlev Brandecker. "So ist es dann auch gekommen." Der Bruch sei, so Brandecker, "nicht stabil ausgeheilt". Gislason hätte ihn in Köln aber auch dann nicht aufgestellt, wenn die Heilung optimal verlaufen wäre. "Das Risiko war mir zu groß, dass er dann in der Vorbereitung auf die neue Saison ausfällt." Zeitz selbst wollte sich gestern nicht mehr äußern. Ihm, das ist offensichtlich, macht die Zwangspause schwer zu schaffen.

(von Wolf Paarmann, Ralf Abratis und Merle Schaack, aus den Kieler Nachrichten vom 03.06.2013)


(01.-03.06.2013) Ihre Meinung im Fan-Forum? Zur Newsübersicht Zur Hauptseite