Aus dem offiziellen THW-Magazin "ZEBRA", von Sascha Klahn:
Bundestrainer Martin Heuberger gab ZEBRA ein exklusives
Interview. Darin äußert er sich unter anderem zu den
Neuzugängen im Kieler Dress und zur Nachwuchsarbeit des
Rekordmeisters. Gleichzeitig blickt er voraus auf den
Handball-Supercup der Nationalmannschaften: Anfang
November bestreitet die DHB-Auswahl in Bremen und
Hamburg gleich drei Testspiele.
- ZEBRA:
-
Herr Heuberger, wie schätzen Sie derzeit den THW Kiel ein?
- Martin Heuberger:
-
Die beiden Heimsiege gegen Gummersbach und Wetzlar waren etwas
glücklich und letztlich das Ergebnis individueller Stärke in der
Schlussphase. Der personelle Aderlass im Vergleich zur Vorsaison
ist spürbar - trotzdem ist der THW in der Erfolgsspur geblieben
und Tabellenführer. Die Mannschaft wird sich im Laufe der Zeit
weiter stabilisieren. In der Rückrunde wird es wahrscheinlich
noch schwieriger, gegen den THW zu punkten.
- ZEBRA:
-
Zwei neue Zebras, Rasmus Lauge und
Wael Jallouz, haben Sie 2011 bei der
Junioren-WM erlebt. Wie schlagen sich die beiden aus Ihrer Sicht?
- Martin Heuberger:
-
Für Jallouz, einen jungen Mann mit
riesigem Talent, ist die Umstellung von der tunesischen Liga auf
die DKB HBL gewaltig. Aber er wird sich stabilisieren und braucht
einfach Zeit. Von Rasmus Lauge bin ich
positiv überrascht - er ist ein sehr kreativer Spieler, der sein
Potenzial wiederholt angedeutet hat. Beide befinden sich aber noch
in einem Umstellungsprozess.
- ZEBRA:
-
2011 war Deutschland mit Ihnen auf der Bank Juniorenweltmeister -
aber keiner Ihrer Spieler ist beim THW gelandet. Warum?
- Martin Heuberger:
-
In der damaligen Mannschaft hätte auch Christian Dissinger im
Vergleich mit Jallouz und
Lauge das nötige Potenzial gehabt, aber
er ist leider durch viele Verletzungen zurückgeworfen worden.
Unser Team bestand aus vielen guten Einzelspielern, die aber in
ihrem Alter noch nicht die erforderliche individuelle Qualität
für den THW Kiel gehabt hätten - das muss ich sagen.
- ZEBRA:
-
Mit Steffen Weinhold wechselt in der
kommenden Saison ein aktueller Nationalspieler nach Kiel.
- Martin Heuberger:
-
Ich finde es gut, dass sich der THW auf dem deutschen Markt
umgesehen hat. Für Steffen ist das nach
Flensburg ein weiterer Schritt, mit dem Wechsel nach Kiel wird er
ganz oben angekommen sein. Beharrlichkeit und Geduld haben sich bei
ihm ausgezahlt, und mit 27 hat er noch einige Jahre auf Top-Niveau
vor sich. Er ist ein anderer Typ als Marko Vujin,
hat Qualitäten in der Abwehr und kann den THW mit seiner Spielfähigkeit
bereichern.
- ZEBRA:
-
Der THW Kiel ist aber nicht nur Bundesliga, sondern hat mittlerweile
auch Qualitäten in der Nachwuchsarbeit. Welche Eindrücke haben Sie da
gewonnen?
- Martin Heuberger:
-
Der THW betreibt eine intensive Jugendarbeit mit Top-Nachwuchstrainern
wie Raul Alonso und
Klaus-Dieter Petersen. Für junge Spieler ist
es eine riesige Motivation, beim großen THW zu trainieren und zu spielen.
Die ersten Ergebnisse des Engagements sind vielleicht bald auch in unseren
Nachwuchsmannschaften zu sehen - da befinden sich einige "Jungzebras" im
Blickfeld unserer Trainer. Das Engagement für die Jugend muss der THW
weiter forcieren, denn es wäre doch toll, wenn eines Tages ein junges
Zebra aus dem eigenen Stall in der Sparkassenarena spielt.
- ZEBRA:
-
Themenwechsel: Anfang des Monats hatten Sie ihre Nationalspieler zum
Lehrgang versammelt. Wie lief es?
- Martin Heuberger:
-
Wir haben gut trainiert, und in Sachen 5:1-Abwehr gab es erste Schritte.
Aber da brauchen wir noch mehr Zeit, um das für den Einsatz im Spiel
optimal vorzubereiten.
- ZEBRA:
-
Vorbereiten ist ein gutes Stichwort: Vor einigen Tagen wurde Ihre
Forderung nach mehr Zeit mit der Nationalmannschaft vermeldet. Ist
die Zeit vor dem Supercup Anfang November etwa zu kurz?
- Martin Heuberger:
-
Nein, das war im Vorfeld so abgesprochen. Ich meine in dieser Diskussion
die Zeit vor wichtigen Quali-Spielen. Wir haben gegen Montenegro und
Tschechien nur zwei Trainingseinheiten und einen Reisetag gehabt - die
Ergebnisse kennt jeder. Auch das waren Gründe, warum wir die Qualifikation
für die Europameisterschaft verpasst haben, und solche Fehler dürfen wir
nicht wiederholen. Das stelle ich über alles. Ich weiß, wie schwierig es
ist, die entsprechenden Lücken im Spielplan aufzuspüren, denn da müssen
sich Liga und DHB in den engen Rahmen des internationalen Kalenders fügen.
Aber wenn es ein wirkliches Interesse gibt, die Nationalmannschaft zu
unterstützen, werden wir da Kompromisse finden.
- ZEBRA:
-
Der Supercup ist eine gute Gelegenheit, sich wieder einer großen Öffentlichkeit
vorzustellen. Wie sind Ihre Erwartungen?
- Martin Heuberger:
-
Wir haben mit Schweden, Ägypten und Polen drei gute Gegner und wollen uns
in Bremen und Hamburg erfolgreich präsentieren. Dazu werden wir den
bestmöglichen Kader aufbieten. Es ist aber auch eine gute Gelegenheit,
das neue Gesicht der Nationalmannschaft vorzustellen. In den vergangenen
zwei, drei Jahren ist - auch wegen einer anderen Rollenverteilung - viel
passiert. Ich bin überzeugt, dass wir diesmal mehr Schwung als 2011 aus
dem Supercup mitnehmen können. Den brauchen wir auch auf unserem Weg zu
den WM-Play-offs im Juni.
(aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "ZEBRA", von Sascha Klahn)