Aus den Kieler Nachrichten vom 30.10.2013:
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Hamburg. Im Juni jubelten die Handballer des HSV
Hamburg noch über den Gewinn der Champions League.
Vier Monate später ist die Stimmung im Keller:
Erst die lächerliche Posse um Geschäftsführer Frank
Rost, der im Kompetenzgerangel mit Matthias Rudolph
entnervt die Brocken hinschmiss, dann der
Bundesliga-Fehlstart mit 0:4-Punkten und nun der
Rücktritt des Präsidenten selbst.
Die Doppelbelastung des eigenen Unternehmens und des
HSV Hamburg habe ihn zu dieser Entscheidung bewogen,
lautet die Begründung. Rudolph: "Außerdem leidet das
Familienleben durch die räumliche Entfernung, und ich
kann der Aufgabe als Präsident in der Form nicht so
nachkommen, wie es sein sollte." Doch was nun verkündet
wurde, stand schon länger fest - und hat ganz andere
Gründe: Rudolphs Verhältnis zu Trainer Martin Schwalb
gilt als zerrüttet, was dieser allerdings bestreitet:
"Wir haben immer ein gutes Verhältnis gehabt." Dennoch,
nach der
26:32-Heimniederlage am
7. September gegen den THW Kiel soll es gewaltig gekracht
haben, der 55 Jahre alte Betreiber mehrerer Apotheken
warf danach die Brocken hin. Öffentlich wurde der Schritt
erst am späten Montagabend, obwohl Rudolph mit der
Familie weit weg in Florida urlaubt.
17 Monate lang hatte der Unternehmer aus dem Ruhrgebiet
den schwierigen Klub geführt. Als Hauptgesellschafter
übernahm er die Anteile seines Bruders Andreas, der von
2004 bis 2011 Mäzen und Alleinherrscher war. Der
58-Jährige soll mehr als 20 Millionen Euro in den HSV
gepumpt haben, der bis heute keine richtige
Nachwuchsarbeit leistet. Beim Meister von 2011 und
amtierenden Champions-League-Sieger, 2002 mit der Lizenz
des Zweitligisten Schwartau als Kunstprodukt an die Elbe
verpflanzt, ist die Euphorie jedoch verflogen und der
Ticketverkauf rückläufig.
Matthias Rudolph beteuert, seine Anteile nicht veräußern
zu wollen. Nach Informationen des "Hamburger Abendblatts"
gab es aber schon Probleme bei den September-Gehältern,
sie sollen nur dank einer Abschlagzahlung von Hauptsponsor
Andreas Rudolph gezahlt worden sein. Ohne die Rudolphs,
die den Verein seit Jahren künstlich am Leben halten, ist
der teure Kader nicht zu finanzieren. Für Vizepräsident
Frank Spillner und Schatzmeister Jens Lingthaler, die
vorerst die Führungsaufgaben übernommen haben, bedeutet
das: Die Luft wird dünner.
(aus den Kieler Nachrichten vom 30.10.2013)