Die deutsche Handball-Nationalmannschaft hat keins der beiden
Testspiele beim amtierenden Afrikameister Tunesien gewinnen
können. Unterlag man am Sonnabend in Tunis trotz zwischenzeitlicher
22:18-Führung noch mit
24:25 (12:13), verspielte
Deutschland am Sonntag in Hammamet in den letzten 40 Sekunden eine
Zwei-Tore-Führung und musste letztlich in ein
23:23-Unentschieden einwilligen.
Die beiden Testspiele in Nordafrika dienten Heuberger bereits zur
Vorbereitung auf die im Juni anstehenden WM-Playoffs. Für
Wael Jallouz und Co. sind diese
Partien die letzten Härtetests vor der nächste Woche beginnenden
Afrikameisterschaft in Algerien.
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Während sich 16 europäische Nationalmannschaften in Dänemark den
letzten Feinschliff vor der am Sonntag beginnenden
Europameisterschaft verpassen, legte
der Weltmeister von 2007 in Tunesien eine Sonderschicht ein.
Obwohl mit Michael Haaß,
Steffen Weinhold,
Sven-Sören Christophersen, Holger Glandorf und Patrick Groetzki
mehrere Stammkräfte fehlten, nahm Martin Heuberger die Tests
sehr ernst: "Solche Auswärtsspiele sind für die Entwicklung
unserer jungen Mannschaft Gold wert", so der Bundestrainer.
Wie schon bei den überzeugenden Siegen gegen
Russland und
Island am vergangenen
Wochenende setzte das DHB-Team erneut auf eine 6:0-Deckung
mit Patrick Wiencek und
Hendrik Pekeler im Mittelblock.
Es entwickelte sich eine torarme Partie, in der Deutschland
zwar den besseren Start hatte, aber in Überzahl nach 5:3-Führung
wieder den Ausgleich hinnehmen musste. Die Führung wechselte
ständig, wogegen auch Patrick Wienceks
fünf Treffer nicht halfen.
Als Deutschland Mitte der zweiten Halbzeit aber einen
6:1-Zwischenspurt hinlegte, wähnte man sich beim zwischenzeitlichen
22:18 acht Minuten vor Schluss bereits als Sieger. Doch binnen
drei Minuten konnten die Tunesier, bei den Wael Jallouz
einen Treffer erzielte, wieder egalisieren. Noch einmal legte
das DHB-Team auf 24:22 vor, doch in den letzten drei Spielminuten
wollte ihm kein Treffer mehr gelingen. Stattdessen sorgte Mahmoudi
40 Sekunden vor Schluss für den letzten Treffer, die letzte
Ausgleichschance - ein Freiwurf Gensheimers - blieb in der
tunesischen Deckung hängen.
- Tunesien:
-
Majed, Magaiz, Hlal; Hedoui (1), Toumi (2), Gharbi (2), Tej (3),
Touati (1), Soussi, Bannour (1), Alouine (4), Jallouz
(1), Mahmoudi (1), Sanaii (3), Hmida, Boughanmi (6/3), Hosni, Hamed,
Chouiref; Trainer: Hasanefendic
- Deutschland:
-
Vortmann, Heinevetter, Wolff; Kneer (2), Gensheimer (6/3), Roggisch,
Lemke, Wiencek (5), Danner, Reichmann
(4), Wiede (2), Pekeler, Kneule (1), Strobel, Häfner (2),
Klein (2); Trainer: Heuberger
- Schiedsrichter:
-
Ion Lopez Bustamante / Javier Alvarez Mata (Spanien)
- Zeitstrafen:
-
Tunesien: 3 (Touati, Boughanmi, Tej);
Deutschland: 3 (2x Pekeler, Kneule)
- Siebenmeter:
-
Tunesien: 3/3;
Deutschland: 3/3
- Spielfilm:
-
1. Hz.: 3:5 (11.), 6:6 (15.), 9:7 (20.), 10:11 (27.), 12:12 (30.), 13:12;
2. Hz.: 13:14 (33.), 17:16 (41.), 18:20 (46.), 18:22 (52.), 20:22 (53.), 22:22 (55.), 22:24 (57.), 24:24 (59.), 25:24.
- Zuschauer:
-
4.000 (Palais des Sports d'El Menzah, Tunis (TUN))
In Hammamet rotierte Bundestrainer Martin Heuberger seine
Mannschaft noch einmal mächtig durch - und setzte diesmal
auf Oliver Roggisch und Felix Danner im Mittelblock. Wie schon
am Vortag entwickelte sich eine von den Defensivreihen geprägte
Partie, in der sich das DHB-Team nach ausgeglichener Anfangsphase
aber zunächst einmal absetzen konnte. Bis auf vier Treffer zog
Deutschland zwischenzeitlich davon, der Gastgeber konnte bis
zum Seitenwechsel aber noch auf 11:13 verkürzen.
In der zweiten Halbzeit aber verloren die Deutschen nach dem
15:13 zehn Minuten lang komplett den Faden. Dies nutzten die
Nordafrikaner eiskalt aus und gingen erstmals selbst in Führung
- auch dank "Zebra" Wael Jallouz, der
an alter Wirkungsstätte sechs Treffer erzielte. Doch nach dem
16:18 kämpfte sich das DHB-Team wieder zurück und drehte die
Partie wieder zu seinen Gunsten. Als Dominik Klein
vom Kreis wieder einen Zwei-Tore-Vorsprung für den Weltmeister
von 2007 herstellte, waren nur noch wenige Minuten zu spielen.
Mit einem 23:21 für Deutschland ging es in die dramatische
Schlussminute. Jallouz tankte sich
durch, traf zum Anschluss und holte eine Zeitstrafe gegen seinen
Vereinskameraden Patrick Wiencek
heraus. Trotz von Heuberger genommener Auszeit schaffte es die
Mannschaft nicht, die restlichen 30 Sekunden herunterzuspielen.
Stattdessen kam der Afrikameister zu einem letzten schnell
vorgetragenen Angriff, der in eine umstrittene Strafwurf-Entscheidung
mündete - so traf Boughanmi nach dem Schlusspfiff zum umjubelten
23:23-Remis.
Nichtsdestotrotz konnte Martin Heuberger der Nordafrika-Reise
vieles Positives abgewinnen: "Auch dieses Spiel war wichtig für
den Lernprozess der Mannschaft. Da konnte uns nichts Besseres
passieren. Für uns war diese Reise mit einer relativ jungen
Mannschaft Gold wert. Mit dem Ergebnis bin ich im Endeffekt
zufrieden", so Heuberger, der aber bemängelte, "zu viele freie
Situationen nicht genutzt" zu haben.
- Tunesien:
-
Majed, Magaiz, Hlal; Hedoui, Toumi (1), Gharbi (1), Tej (1), Touati (1),
Soussi, Bannour, Alouine (4), Jallouz (6),
Mahmoudi, Sanaii (2), Hmida, Boughanmi (6/4), Hosni, Hamed, Chouiref;
Trainer: Hasanefendic
- Deutschland:
-
Vortmann, Heinevetter, Wolff; Kneer (2), Gensheimer (4/2), Roggisch, Lemke (3),
Wiencek (2), Danner (2),
Reichmann (4), Wiede (1),
Pekeler, Kneule (2), Strobel (1),
Häfner, Klein (2); Trainer: Heuberger
- Schiedsrichter:
-
Ion Lopez Bustamante / Javier Alvarez Mata (Spanien)
- Zeitstrafen:
-
Tunesien: 5 (2x Hamed, Hmida, Hedoui, Sanaii);
Deutschland: 4 (Danner, Kneule, Kneer, Wiencek)
- Siebenmeter:
-
Tunesien: 4/4;
Deutschland: 5/2 (Gensheimer auf die Latte, Majed hält Gensheimer und Reichmann)
- Spielfilm:
-
1. Hz.: 0:2 (5.), 3:6 (12.), 6:7 (19.), 7:11 (24.), 10:13 (30.), 11:13;
2. Hz.: 12:13 (31.), 13:15 (35.), 15:15 (38.), 18:16 (45.), 18:18 (48.), 18:19 (50.), 19:21 (55.), 23:23.
- Zuschauer:
-
3.000 (Salle de Hammamet, Hammamet (TUN))
Aus den Kieler Nachrichten vom 14.01.2014:
Handballer blieben im hitzigen Tunesien cool
Hammamet/Tunis. Die Bilanz auf dem Papier ist negativ, das Resümee
des Bundestrainers nicht: Trotz einer Niederlage und eines Unentschiedens
blickte Martin Heuberger positiv auf die Nordafrika-Reise seiner
Handball-Auswahl zurück. "Ich bin sehr zufrieden mit dem Verlauf dieser
Expedition", sagte der Chefcoach. "Diese beiden Spiele waren wichtig für
den Lernprozess der jungen Mannschaft."
Der Plan des 49-Jährigen, mit einer solchen Reise die Komfortzone des
mitteleuropäischen Handballs zu verlassen, war aufgegangen. Aus seiner
Sicht waren die Partien vor heißblütigen Fans die perfekte Simulation für
die Playoff-Spiele im Juni. Dann geht es um die Qualifikation für die WM
2015 in Doha - und um die Zukunft des deutschen Handballs.
Bei der 24:25-Niederlage am Sonnabend und auch beim 23:23 am Sonntag verlor
das Team um Kapitän Oliver Roggisch, das auf vier Stammkräfte im Rückraum
verzichten musste, vorübergehend die Kontrolle im Hexenkessel von Hammamet,
in dem fanatische Anhänger den stark besetzten Afrikameister mit Trommeln
und Gesängen antrieben. "Aber in dieser Atmosphäre haben wir, als die
Niederlage drohte, voll dagegen gehalten", lobte Heuberger.
(aus den Kieler Nachrichten vom 14.01.2014)