Aus den Kieler Nachrichten vom 10.05.2014:
Die Handball-Bundesliga (HBL) erlebt in diesen Wochen eine
ihre spannendsten Serien. Eine, die in Entscheidungsspiele
münden könnte - und damit in einer Blamage für diesen
attraktiven Sport. Die Spielordnung sieht ein Hin- und
Rückspiel vor, sollten am 24. Mai, dem letzten Spieltag,
zwei Mannschaften punkt- und torgleich an der Spitze stehen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass das passiert, ist nicht gering.
Aber wann sollen sie stattfinden? Der THW nimmt am 31. Mai/1.
Juni am "
Final4" der Champions League in Köln teil. Am 3.
Juni bereitet Bundestrainer Martin Heuberger seine
Nationalmannschaft mit einem finalen Testspiel in Wetzlar
gegen Norwegen auf die Play-Offs gegen Polen (7. und 14.
Juni) vor, in denen sich entscheidet, ob die Auswahl des
Deutschen Handball-Bundes (DHB) nach der
EM 2014 in Dänemark auch die WM 2015
in Katar verpasst. Play-Offs, in denen beispielsweise die
Zebras
Filip Jicha (Tschechien)
und
Marko Vujin (Serbien) keine
Zeit mehr für eine gemeinsame Löwenjagd haben werden - sie
sind dann schon längst Gegner.
Weil auch die HBL diese Termine kennt, schlägt Spielleiter
Andreas Wäschenbach nun ein Finale an einem neutralen Ort
vor. Das klingt nach einer sinnvollen Alternative, macht
aber auch deutlich, wie amateurhaft der Verband mit dieser
brisanten Situation umgeht. Wie kann es sein, dass eine
Spielordnung klar und deutlich zwei Endspiele vorsieht, nun
aber auf dem kleinen Dienstweg auch ein Finale denkbar ist?
Warum nicht einfach von anderen Sportarten lernen, die
offenbar deutlich professioneller gemanagt werden? So sieht
auch die Deutsche Fußball Liga (DFL) ein Entscheidungsspiel
an einem neutralen Ort vor. Doch bevor es dazu kommt, müsste
viel mehr passieren als eine identische Punktzahl und das
gleiche Torverhältnis. Sollte beides tatsächlich der Fall
sein, würde zunächst die Anzahl der geschossenen Saisontore
den Ausschlag geben. Ist auch die gleich, gibt es drei
weitere Kriterien, die erfüllt werden müssen, bevor noch
einmal angestoßen wird.
Erstens: Punkt- und Torverhältnis im direkten Vergleich der beiden Saisonspiele.
Zweitens: Die Zahl der Auswärtstore im direkten Vergleich.
Drittens: Die Höhe der in der gesamten Spielzeit geschossenen Auswärtstore.
Im Klartext: Die Fußballvereine müssten sich zahlentechnisch
in eineiige Zwillinge verwandeln, damit die DFL ein Endspiel
ansetzt, für das auch die Fußballer keine Zeit haben.
Die Verantwortlichen der HBL wären gut beraten, dieses Vorbild
zu kopieren. Und zu beten, dass der THW und die Löwen am Ende
mindestens um ein Tor getrennt sind. Das absurde Szenario ist
für die Betroffenen auch nur mit Galgenhumor zu ertragen. So
schlug Alfred Gislason als Tatort
für ein Finale Köln vor. Wann? Am 2. Juni, einen Tag nach dem
"Final4". Dann müssten die Zebras nur ihren Rückflug verschieben.
Dem THW-Trainer wäre es sehr recht, wenn es vor dem 3. Juni
ausgetragen werden könnte. An diesem Tag beginnt er in seiner
isländischen Heimat den Sommerurlaub. Sollte das Spiel danach
stattfinden, schlägt er Akureyri vor, seinen Geburtsort. Im
Wissen, dass es sich nicht um einen wirklich neutralen Ort
handelt.
Was noch? Klar, der HSV. Die heißeste Pressemitteilung der
Saison im Wortlaut: "Ich, Andreas Rudolph, trete mit sofortiger
Wirkung von meinem Amt als Präsident des HSV Handball zurück."
Bezeichnend für das Selbstverständnis des Selbstverliebten ist
schon das erste Wort seiner Botschaft - Ich.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 03.05.2014)