Kiel. Anfang Juni sorgte Handballmeister THW Kiel mit
der Verpflichtung von Manager
Thorsten Storm
für Schlagzeilen. Vorgänger
Uwe Schwenker
war empört, die Fans liefen Sturm, der Aufsichtsrat, Kapitän
Filip Jicha und Trainer
Alfred Gislason machten dagegen keinen
Hehl daraus, dass sie sich auf eine Zusammenarbeit mit
Storm freuen, der sich einst in der
Marketingabteilung der Zebras seine erste Sporen verdiente. Da
die Rhein-Neckar Löwen keinen Nachfolger für
Storm (Vertrag bis Juni 2015) finden,
wird die Rückkehr des Nordfriesen aber zur Hängepartie.
- Kieler Nachrichten:
-
Herr Storm, die Löwen sperren sich,
der THW erwartet Sie sehnsüchtig. Wie fühlt sich das Leben
zwischen den Stühlen an?
- Thorsten Storm:
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Es ist nicht einfacher geworden, aber das war auch nicht zu erwarten.
- Kieler Nachrichten:
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Wann rechnen Sie denn damit, in Kiel anfangen zu können?
- Thorsten Storm:
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Im Moment rechne ich mit gar nichts und konzentriere mich auf
meine Arbeit und das, was hier getan werden muss.
- Kieler Nachrichten:
-
Sie sollen in Ihren Kompetenzen beschnitten worden sein.
Wie sieht Ihr Alltag aus?
- Thorsten Storm:
-
Ich habe genug zu tun. Morgens geht es los, abends wird Pause
gemacht. Und die wichtigen Entscheidungen werden eng mit dem
Aufsichtsrat abgestimmt. Wir haben viele Jahre erfolgreich
zusammengearbeitet, das ist nun nicht anders.
- Kieler Nachrichten:
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Wie verhalten Sie sich beispielsweise in der Personalie
Niklas Landin? An dem Torwart soll auch der THW sehr großes Interesse haben.
- Thorsten Storm:
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Das Interesse des THW hat mir Klaus Elwardt
(Ex-Manager des THW, d. Red.) schon vor mehr als einem Jahr mitgeteilt.
Das ist den Löwen bekannt. Niklas wird sich ganz alleine entscheiden,
wohin die Reise für ihn nach dieser Saison geht. Er ist einer der besten
Torhüter der Welt und gleichzeitig ein richtig guter Typ, der genau
überlegt was er macht. Das wird er sicher nicht von mir abhängig machen.
- Kieler Nachrichten:
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Bei der Vorstellung der neuen Mannschaft wurden Sie von einigen
Löwen-Fans ausgepfiffen, warum?
- Thorsten Storm:
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Jeder Fan hat seine Meinung und Wahrnehmung. Das muss man respektieren.
Genauso wie meine Entscheidung, nach dem Auslaufen meines Vertrages
hier ab 2015 eine neue Aufgabe beim THW anzugehen.
- Kieler Nachrichten:
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Wie haben die Spieler, die Sie alle nach Mannheim geholt haben,
auf den Wechsel reagiert?
- Thorsten Storm:
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Sie wissen, dass ich immer 100 Prozent gebe. Egal, in welcher
Situation und in welchen Momenten. Und hier herrschte in den
vergangenen Jahren nicht immer eitel Sonnenschein. Ich habe
diese Mannschaft in den zurückliegenden Spielzeiten zusammenstellen
dürfen, deshalb gibt es auch Vertrauen. Gefreut hat sich keiner,
aber wir sind alle Profis, und jeder Vertrag geht einmal zu Ende.
- Kieler Nachrichten:
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Wie hat Nikolaj Jacobsen, der neue
Trainer, darauf reagiert?
- Thorsten Storm:
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Das ist natürlich kein guter Start für Nikolaj,
aber er hat es verstanden, unsere Beziehung hat sich nicht verändert. Wir
sind seit unserer gemeinsamen Zeit in Kiel befreundet. Man darf das
alles auch nicht überbewerten. Das wird ihn in seiner Arbeit und
auch die Leistung der Mannschaft nicht beeinflussen, wenn das Umfeld
so ruhig bleibt wie in den letzten zwei Jahren.
- Kieler Nachrichten:
-
Wurde der Verein von Ihrem Abschied überrascht? Oder warum ist es so
schwierig, einen Nachfolger zu finden?
- Thorsten Storm:
-
Es ist alles sauber gelaufen, und es wird auch viel zu viel Wirbel
gemacht. Ich habe meinen Aufsichtsrat gerade deswegen rechtzeitig
informiert, damit man hier planen kann. Mir liegt dieser Klub sehr
am Herzen, und ich möchte, dass der positive Weg fortgeführt wird.
Nach sieben Jahren intensiver Zusammenarbeit bin ich mit Daniel Hopp
(Sohn von SAP-Gründer Dietmar Hopp, d. Red.) - der zwar nicht dem
Aufsichtsrat der Löwen angehört, aber natürlich eine sehr wichtige
Person für den Sport hier in der Region ist - befreundet. Und das
möchte ich auch nach Beendigung meines Vertrages sagen können.
- Kieler Nachrichten:
-
Glauben Sie, dass sich die ungeklärte Nachfolge auch auf den
sportlichen Bereich auswirken wird? Oder sehen Sie die Löwen,
die zuletzt Vizemeister wurden, trotzdem erneut auf Augenhöhe
mit dem THW Kiel?
- Thorsten Storm:
-
Es sind einige neue Spieler und ein neuer Trainer gekommen. Das
alles muss sich erst ein bisschen finden. Zudem ist der Kader
sehr jung, und viele Spieler gehen in ihre erste Bundesligasaison.
Aber ich halte sehr viel von Nikolaj Jacobsen, und es ist trotz
erneuter Etatreduzierung gelungen, die erste Sieben zu halten.
Sie werden gut spielen. Davon bin ich überzeugt.
- Kieler Nachrichten:
-
Am 6. September findet in Frankfurt der Tag des Handballs statt.
Die Idee, die Löwen gegen den HSV in einem Fußballstadion antreten
zu lassen, war Ihre. Wie stark können Sie sich denn jetzt noch um
die Umsetzung kümmern?
- Thorsten Storm:
-
Zunächst einmal ist es auch hier so, dass sich nicht alles um mich
dreht. Es geht um den Handball, hier wirken viele Kräfte zusammen.
Veranstalter sind die Commerzbank Arena und der Deutsche Handball-Bund,
Kretzsche (Stefan Kretzschmar, d. Red.), Buschi (Frank Buschmann,
d. Red.) oder die Landesverbände sind alle mit im Boot. Ich hoffe,
dass noch viel mehr Fans nach Frankfurt kommen. Der Handball kann
das gut gebrauchen.
- Kieler Nachrichten:
-
Wird die Veranstaltung, die ein Fest für den Handball werden soll,
durch die Situation bei den Löwen und dem Imageproblem des HSV -
Stichwort Lizenz - beschädigt?
- Thorsten Storm:
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Es sind über 36000 Tickets verkauft. Es gab über 300 Bewerbungen
für das Jugendturnier. Das wird ein Fest. Der HSV hat seine Lizenz
bekommen, und es wird ein Punktspiel gegen die Löwen und ein tolles
Promimatch (Team "Kretzsche" gegen Team "Buschi", d. Red.) geben.
Sport1 wird über drei Stunden live übertragen.
- Kieler Nachrichten:
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In Kiel freuen sich die Verantwortlichen auf Ihren Dienstbeginn,
die THW-Fans weniger. Wie gehen Sie damit um?
- Thorsten Storm:
-
Ich werde mit meinen Kollegen auf die Fans zugehen, wir werden
sprechen. Es geht immer nur ganz oder gar nicht. Und ich mache
alles mit vollem Engagement und mit ganzem Herzen. Am Ende
entscheidet die Leistung.
- Kieler Nachrichten:
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Auch Uwe Schwenker, einer Ihrer Vorgänger
als THW-Manager, hat sich sehr negativ über Ihre Rückkehr geäußert.
Inzwischen ist er HBL-Präsident und damit ein Vertreter der Vereine.
Hat sich das Verhältnis wieder gebessert?
- Thorsten Storm:
-
Ich werde jeden unterstützen, der den Handball weiterbringt. Das habe
ich auch Uwe nach seiner Wahl gesagt. Es
geht um den Handball. Nicht um einzelne Personen.
- Kieler Nachrichten:
-
Stimmt es, dass Sie sich mit Ihrer Familie in Kiel schon nach
einem Haus umsehen?
- Thorsten Storm:
-
Ja, das stimmt. Unsere Tochter kommt in die fünfte Klasse, das ist
für sie ein ganz wichtiger Schritt in ihrem jungen Leben. Deshalb
werden meine Frau und die beiden Kinder so oder so bald in die Heimat
zurückkehren.
- Kieler Nachrichten:
-
Es war immer wieder zu hören, dass Sie sich auch einen Wechsel in
den Fußball vorstellen können. Warum sind Sie letztlich doch
Handballer geblieben? Das beste Image hat diese Sportart derzeit
ja nicht..
- Thorsten Storm:
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Ich liebe diesen Sport, denn da steckt viel Leidenschaft drin.
Vielleicht ist das der Grund.
(Das Gespräch führte Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 28.07.2014)