Interviews mit Jonas Ernelind:
Nach dem ersten Saisonspiel
in Wuppertal
führte Hallenheft-Redakteur Sascha Klahn ein
Interview mit THW-Neuzugang
Jonas Ernelind.
- Zebra:
-
Jonas, für Dich geht es sportlich zurzeit
kräftig bergauf.
Schon in der letzten Saison warst Du in Schweden auf Platz drei der
Torschützenliste und wurdest in das Allstar-Team der Elitserien gewählt.
Wie sieht eine kurze Bilanz des abgelaufenen Jahres für Dich aus?
- Jonas Ernelind:
-
Zu Beginn der vergangenen Saison lief es für mich persönlich sehr gut,
vielleicht sogar zu gut. Nach ein paar Spielen wußten ale, auf den
Ernelind müssen wir besonders aufpassen,
der darf keine Würfe bekommen. Unsere Mannschaft, der IK Sävehof,
startete sehr gut und dann folgte ein Auf und Ab durch die Saison.
Am Ende schieden wir im Viertelfinale der Playoffs gegen Skövde aus.
Nach zwei Heimniederlagen kamen wir noch einmal mit zwei Auswärtssiegen
in dieses Best-of-Five-Match zurück, doch letztlich verloren wir das fünfte
Spiel in Skövde. Es war also denkbar knapp.
- Zebra:
-
Und bis dahin war der THW Kiel längst auf Dich aufmerksam geworden.
Wann gab es die ersten Kontakte und wie ging es dann weiter?
- Jonas Ernelind:
-
Unser erstes Gespräch fand, wenn ich mich recht erinnere,
am 29. Dezember 1999 statt. Uwe Schwenker
rief mich an. Zuvor hatte ich schon mit Stefan
Lövgren gesprochen und Interesse bekundet.
Danach ging alles ganz schnell. Schon Anfang Januar habe ich mich
dann mit Uwe und
Noka in Göteborg getroffen, alles besprochen
und mich dann sehr bald für den THW Kiel entschieden.
- Zebra:
-
Warum hast Du Dich so schnell für den THW Kiel entschieden?
- Jonas Ernelind:
-
Warum nicht? Klar, der THW Kiel ist ein super Verein, hier spielen drei
weitere Schweden und die Verbindung in meine Heimat Göteborg ist sehr gut.
Das machte alles sehr einfach und es war nicht schwer, nach Kiel zu ziehen.
- Zebra:
-
Konntest Du die Nähe und die guten Fährverbindungen denn schon nutzen?
- Jonas Ernelind:
-
Nein, denn ich hatte einfach keine Zeit, mal eben nach Hause zu fahren.
Aber es ist einfach für unsere Freunde und Eltern, uns hier zu besuchen.
Und es ist auch sehr gut für meine Freundin Therese, wenn sie mal über
das Wochenende zurück nach Hause möchte.
- Zebra:
-
Was bedeutet dieser Wechsel für Dich?
- Jonas Ernelind:
-
Schon als kleiner Junge habe ich immer davon geträumt,
Handball als Profisportler zu spielen. Und der THW Kiel ist für mich ein
Traumverein. Es paßt alles hervorragend zusammen.
- Zebra:
-
Welche Bedeutung hat es für Dich, daß hier in Kiel mit
Lövgren,
Olsson und
Wislander drei weitere Schweden spielen?
- Jonas Ernelind:
-
Das bedeutet mir sehr viel. Mit allen dreien habe ich vorher schon
zusammen in der Nationalmannschaft gespielt. Nun ist es für mich hier
in Kiel einfacher, da ich schon ein paar Leute kenne.
- Zebra:
-
Die Vorraussetzung sind also geschaffen, damit Du Dich nun noch besser
individuell verbessern kannst?
- Jonas Ernelind:
-
Klar. Hier kann ich viel mehr trainieren. In Schweden habe ich immer nur
einmal am Tag trainiert und mußte nebenher noch arbeiten. Da blieb
einfach nicht mehr viel Zeit übrig. Hier kann ich mich ganz auf den
Sport konzentrieren. Und hier spiele ich natürlich immer mit und
gegen gute Mannschaften und Spieler. Das ist sehr gut.
- Zebra:
-
Erhöht das Deine Chancen für die Nationalmannschaft?
Dein kurzfristiges Ziel, so war zu lesen, sei ein Stammplatz im
schwedischen Team.
- Jonas Ernelind:
-
Noch sind Pierre Thorsson und Johann Pettersson die Nummer eins und zwei.
Ich glaube allerdings nicht, daß der Abstand noch sehr groß ist, aber da mußt
Du wohl Bengt Johansson fragen. Wenn der entscheidene Augenblick kommt,
werde ich da sein - hoffe ich.
- Zebra:
-
Wie beurteilst Du selbst Deine Olympiaaussichten?
- Jonas Ernelind:
-
Ich weiß es nicht. Ich glaube, daß Thorsson und Pettersson nach Sydney
fahren werden. Natürlich hoffe ich noch, daß vielleicht ich mitkommen darf.
Es ist aber sehr schwer. Bei 15 Spielern im Kader werden wohl keine drei
Rechtsaußen dabei sein.
- Zebra:
-
Aber die jungen Spieler, so wie auch, werden sicher spätestens nach den
Olympischen Spielen ihre Chancen bekommen müssen. Steht die schwedische
Nationalmannschaft nach Sydney vor einem altersmäßigen Umbruch?
- Jonas Ernelind:
-
Natürlich muß auch mal mit jungen Spielern experimentiert werden und die
jungen Spieler müssen sich ausprobieren können, allerdings nicht in einem
so wichtigen Turnier. Desweiteren glaube ich eigentlich nicht, daß wir ein
Umbruchproblem in der schwedischen Nationalmannschaft bekommen werden.
Nicht alle Spieler sind schon so alt, daß sie nach Sydney aufhören werden.
Und dann werden wir das Niveau eben mit den jungen Spielern halten müssen.
- Zebra:
-
Welche sportlichen Ziele verfolgst Du selbst?
- Jonas Ernelind:
-
Die Olympischen Spiele sind mein großes Ziel. Und wenn nicht in diesem Jahr,
dann eben in vier Jahren in Athen - oder am besten beide. Und dann ist da
ja noch die Weltmeisterschaft im kommenden Januar.
- Zebra:
-
Haben sich Deine Chancen in der Nationalmannschaft durch Deinen Wechsel zum
THW Kiel erhöht?
- Jonas Ernelind:
-
Vielleicht. Es ist ein Vorteil,
Olsson,
Lövgren und
Wislander zu kennen.
Das ist ein Plus.
- Zebra:
-
Trotz der unterschiedlichen Systeme in Kiel und in der Nationalmannschaft?
- Jonas Ernelind:
-
Das System in der Nationalmannschaft kenne ich schon ganz gut.
- Zebra:
-
Und an das Kieler System mußt Du Dich erst noch gewöhnen?
- Jonas Ernelind:
-
Ja, aber für einen Außenspieler ist es nicht so schwer, die Spielzüge
zu erlernen. Es ist meist eine Sache des richtigen Timing. Und meine
Abwehrarbeit muß ich natürlich noch stark verbessern.
- Zebra:
-
Welchen Eindruck hst Du denn bislang vom Training beim THW Kiel?
- Jonas Ernelind:
-
In der Vorbereitung war es erwartungsgemäß sehr hart. Aber auch in
Schweden war das schon immer hart. Nur hier ist das Training viel
intensiver, wir trainieren mindestens zweimal am Tag. In Schweden haben
wir lange nicht so viel getan. Ein Trainingslager hat in Schweden ungefähr
vier Tage gedauert, hier waren es neun Tage. Und das war wirklich verdammt
hart.
- Zebra:
-
Das Gröbste hast Du damit wohl überstanden. Hast Du Dich denn schon ganz
gut in der Mannschaft eingelebt?
- Jonas Ernelind:
-
Ja, das kann ich so sagen. Eine Mannschaft hat natürlich immer verschiedene Typen,
aber alle Spieler hier sind gute Menschen. Es herrscht ein sehr freundliches
Klima. Ich fühle mich wohl.
- Zebra:
-
Mit welchen Vorstellungen und Erwartungen gehst Du in Deine erste Saison
beim THW Kiel?
- Jonas Ernelind:
-
Die Vorbereitung verlief fast so wie erwartet. Jetzt muß ich die ersten
Punktspiele abwarten. Es ist schwer zu sagen, wie ich mich dann in der
Bundesliga zurecht finden werde. Aber die Vorbereitungsspiele gegen
Bundesligisten wie Minden, Hameln und Hildesheim haben gezeigt, daß
es schon ganz gut ging. Ein Deutscher Meistertitel, die Champions League
oder auch der DHB-Pokal wären schon etwas ganz besonderes für mich. Aber
allein schon in dieser unglaublichen Stimmung hier in der Ostseehalle
zu spielen, ist die Erfüllung eines Traums.
(15.08.2000)
Interview: Sascha Klahn, entnommen dem THW-Hallenheft "Zebra".
Seit dem 20. Januar 2000 ist es perfekt.
Jonas Ernelind, 23-jähriger Rechtsaußen,
spielt ab der Saison 2000/2001 für den THW. Zebra-Online
führte mit
Jonas, dem sein schwedischer Nationaltrainer
Bengt Johansson eine große Zukunft bescheinigt, ein Interview per
E-Mail.
- Zebra-Online:
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Die Öffentlichkeit hörte durch die Handball-Woche das erste Mal
am 18. Januar von einer möglichen Verpflichtung. Seit wann hast Du
in Kontakt mit dem THW gestanden?
- Ernelind:
-
Kiel hat mich zum ersten Mal einen Tag vor Silvester angesprochen.
- Zebra-Online:
-
Du warst ja auch beim SC Magdeburg im Gespräch. Was waren die Gründe, daß
Du Dich für den THW Kiel entschieden hast?
- Ernelind:
-
Ich glaube, der THW ist für die meisten Handballspieler ein Traumverein,
besonders wenn Du aus Schweden und Göteburg kommst - und außerdem konnte
ich keine schlechten Seiten am THW entdecken!
- Zebra-Online:
-
Hast Du vor oder nach Deiner Entscheidung mit einem unserer drei
Schweden über Deinen Wechsel gesprochen?
- Ernelind:
-
Stefan [Lövgren] war derjenige, der mich
zuerst angesprochen hat und mich gefragt hat, ob ich Interesse hätte, zum
THW zu wechseln. Ich habe dann einige Male mit Stefan
vor und nach meiner Entscheidung gesprochen.
- Zebra-Online:
-
Was hältst Du vom THW Kiel, besonders im internationalen Vergleich
zu anderen Klubs?
- Ernelind:
-
Ich denke, der THW ist einer der besten Klubs in Europa, und das schon
seit vielen Jahren. Toll ist außerdem das große Interesse für Handball
in Kiel!
- Zebra-Online:
-
Hast Du schon einmal ein Spiel in der Ostseehalle live oder im Fernsehen gesehen?
7250 Zuschauer sind ja eine ganz Menge. Kennst Du so eine Kulisse?
- Ernelind:
-
Klar, ich habe mir schon einige Spiele im TV und auf Video angeschaut. Das wird
großen Spaß machen, vor so einem Publikum wie in Kiel zu spielen!
Ich habe einmal bei einem Vorbereitungsspiel zur WM im "Dome" in Kairo gegen Ägypten
vor einer ähnliche Kulisse aus 15000 lautstarken ägyptischen Fans gespielt.
- Zebra-Online:
-
Kennst Du Deinen Kollegen auf Rechtsaußen,
Martin Schmidt?
- Ernelind:
-
Ich weiß noch nicht so viel über ihn, ich habe ihn im Fernsehen in einigen
Spielen gesehen, aber er scheint ein klasse Typ zu sein. Und wenn er
beim THW spielt, ist klar, daß er natürlich ein guter Spieler ist.
- Zebra-Online:
-
Was ist Dein persönliches Ziel in Kiel?
- Ernelind:
-
Ich will mich erst einmal als Handballspieler weiterentwickeln und dann
will ich natürlich ein Teil des Kieler Erfolges werden!
- Zebra-Online:
-
Bis zum Wechsel dauert es ja gar nicht mehr so lange. Bist Du schon in
Kiel gewesen oder hast Dich sogar nach einer Wohnung umgesehen?
- Ernelind:
-
Bis jetzt noch nicht. Ich hoffe, daß ich im März Zeit finde, Kiel
zu besuchen. Unsere Saison in Schweden endet ungefähr Mitte April,
die meiner Freundin Therese, die ebenfalls für IK Sävehof in der ersten Liga in
Schweden spielt, Ende April.
Mit Ihr zusammen werde ich mich dann in Kiel nach einer gemeinsamen
Wohnung umsehen.
- Zebra-Online:
-
Wie waren denn die Reaktionen in Deinem persönlichem Umfeld und in Deinem
Klub, als der Wechsel bekannt wurde?
- Ernelind:
-
Es wußten nur ganz wenige Leute von meinem Kontakt zum THW, da herrschte
dann schon große Überraschung, als alle hörten, daß ich zum THW
und nicht zum SC Magdeburg wechsele. Aber jeder, mit dem ich nach der
Entscheidung sprach, meinte, daß ich die richtige Wahl getroffen hätte.
- Zebra-Online:
-
Das finden wir natürlich auch!
In einem Interview mit den Kieler Nachrichten hat sich Dein
Nationaltrainer Bengt Johansson sehr lobend über Dich geäußert.
Warst Du ein wenig enttäuscht, daß Du nicht mit zur EM nach Kroatien
fahren durftest?
- Ernelind:
-
Klar, man hofft schon immer, daß man doch mitfährt, aber das war keine
Überraschung für mich. Schweden hat eben eine Menge sehr guter
Rechtsaußen!
- Zebra-Online:
-
Jonas, Danke für das Gespräch und viel
Erfolg mit IK Sävehof und in Zukunft dem THW Kiel!
(08.02.2000)
Interview:
Thorsten Drewes.