THW-Logo

Interviews mit Jonas Ernelind:

Inhalt: Interview Saison 2000/2001 | Interview nach der Vertragsunterzeichnung mit dem THW

Interview Saison 2000/2001

[Bild: Jonas Ernelind] Nach dem ersten Saisonspiel in Wuppertal führte Hallenheft-Redakteur Sascha Klahn ein Interview mit THW-Neuzugang Jonas Ernelind.
Zebra:
Jonas, für Dich geht es sportlich zurzeit kräftig bergauf. Schon in der letzten Saison warst Du in Schweden auf Platz drei der Torschützenliste und wurdest in das Allstar-Team der Elitserien gewählt. Wie sieht eine kurze Bilanz des abgelaufenen Jahres für Dich aus?
Jonas Ernelind:
Zu Beginn der vergangenen Saison lief es für mich persönlich sehr gut, vielleicht sogar zu gut. Nach ein paar Spielen wußten ale, auf den Ernelind müssen wir besonders aufpassen, der darf keine Würfe bekommen. Unsere Mannschaft, der IK Sävehof, startete sehr gut und dann folgte ein Auf und Ab durch die Saison. Am Ende schieden wir im Viertelfinale der Playoffs gegen Skövde aus. Nach zwei Heimniederlagen kamen wir noch einmal mit zwei Auswärtssiegen in dieses Best-of-Five-Match zurück, doch letztlich verloren wir das fünfte Spiel in Skövde. Es war also denkbar knapp.
Zebra:
Und bis dahin war der THW Kiel längst auf Dich aufmerksam geworden. Wann gab es die ersten Kontakte und wie ging es dann weiter?
Jonas Ernelind:
Unser erstes Gespräch fand, wenn ich mich recht erinnere, am 29. Dezember 1999 statt. Uwe Schwenker rief mich an. Zuvor hatte ich schon mit Stefan Lövgren gesprochen und Interesse bekundet. Danach ging alles ganz schnell. Schon Anfang Januar habe ich mich dann mit Uwe und Noka in Göteborg getroffen, alles besprochen und mich dann sehr bald für den THW Kiel entschieden.
Zebra:
Warum hast Du Dich so schnell für den THW Kiel entschieden?
Jonas Ernelind:
Warum nicht? Klar, der THW Kiel ist ein super Verein, hier spielen drei weitere Schweden und die Verbindung in meine Heimat Göteborg ist sehr gut. Das machte alles sehr einfach und es war nicht schwer, nach Kiel zu ziehen.
Zebra:
Konntest Du die Nähe und die guten Fährverbindungen denn schon nutzen?
Jonas Ernelind:
Nein, denn ich hatte einfach keine Zeit, mal eben nach Hause zu fahren. Aber es ist einfach für unsere Freunde und Eltern, uns hier zu besuchen. Und es ist auch sehr gut für meine Freundin Therese, wenn sie mal über das Wochenende zurück nach Hause möchte.
Zebra:
Was bedeutet dieser Wechsel für Dich?
Jonas Ernelind:
Schon als kleiner Junge habe ich immer davon geträumt, Handball als Profisportler zu spielen. Und der THW Kiel ist für mich ein Traumverein. Es paßt alles hervorragend zusammen.
Zebra:
Welche Bedeutung hat es für Dich, daß hier in Kiel mit Lövgren, Olsson und Wislander drei weitere Schweden spielen?
Jonas Ernelind:
Das bedeutet mir sehr viel. Mit allen dreien habe ich vorher schon zusammen in der Nationalmannschaft gespielt. Nun ist es für mich hier in Kiel einfacher, da ich schon ein paar Leute kenne.
Zebra:
Die Vorraussetzung sind also geschaffen, damit Du Dich nun noch besser individuell verbessern kannst?
Jonas Ernelind:
Klar. Hier kann ich viel mehr trainieren. In Schweden habe ich immer nur einmal am Tag trainiert und mußte nebenher noch arbeiten. Da blieb einfach nicht mehr viel Zeit übrig. Hier kann ich mich ganz auf den Sport konzentrieren. Und hier spiele ich natürlich immer mit und gegen gute Mannschaften und Spieler. Das ist sehr gut.
Zebra:
Erhöht das Deine Chancen für die Nationalmannschaft? Dein kurzfristiges Ziel, so war zu lesen, sei ein Stammplatz im schwedischen Team.
Jonas Ernelind:
Noch sind Pierre Thorsson und Johann Pettersson die Nummer eins und zwei. Ich glaube allerdings nicht, daß der Abstand noch sehr groß ist, aber da mußt Du wohl Bengt Johansson fragen. Wenn der entscheidene Augenblick kommt, werde ich da sein - hoffe ich.
Zebra:
Wie beurteilst Du selbst Deine Olympiaaussichten?
Jonas Ernelind:
Ich weiß es nicht. Ich glaube, daß Thorsson und Pettersson nach Sydney fahren werden. Natürlich hoffe ich noch, daß vielleicht ich mitkommen darf. Es ist aber sehr schwer. Bei 15 Spielern im Kader werden wohl keine drei Rechtsaußen dabei sein.
Zebra:
Aber die jungen Spieler, so wie auch, werden sicher spätestens nach den Olympischen Spielen ihre Chancen bekommen müssen. Steht die schwedische Nationalmannschaft nach Sydney vor einem altersmäßigen Umbruch?
Jonas Ernelind:
Natürlich muß auch mal mit jungen Spielern experimentiert werden und die jungen Spieler müssen sich ausprobieren können, allerdings nicht in einem so wichtigen Turnier. Desweiteren glaube ich eigentlich nicht, daß wir ein Umbruchproblem in der schwedischen Nationalmannschaft bekommen werden. Nicht alle Spieler sind schon so alt, daß sie nach Sydney aufhören werden. Und dann werden wir das Niveau eben mit den jungen Spielern halten müssen.
Zebra:
Welche sportlichen Ziele verfolgst Du selbst?
Jonas Ernelind:
Die Olympischen Spiele sind mein großes Ziel. Und wenn nicht in diesem Jahr, dann eben in vier Jahren in Athen - oder am besten beide. Und dann ist da ja noch die Weltmeisterschaft im kommenden Januar.
Zebra:
Haben sich Deine Chancen in der Nationalmannschaft durch Deinen Wechsel zum THW Kiel erhöht?
Jonas Ernelind:
Vielleicht. Es ist ein Vorteil, Olsson, Lövgren und Wislander zu kennen. Das ist ein Plus.
Zebra:
Trotz der unterschiedlichen Systeme in Kiel und in der Nationalmannschaft?
Jonas Ernelind:
Das System in der Nationalmannschaft kenne ich schon ganz gut.
Zebra:
Und an das Kieler System mußt Du Dich erst noch gewöhnen?
Jonas Ernelind:
Ja, aber für einen Außenspieler ist es nicht so schwer, die Spielzüge zu erlernen. Es ist meist eine Sache des richtigen Timing. Und meine Abwehrarbeit muß ich natürlich noch stark verbessern.
Zebra:
Welchen Eindruck hst Du denn bislang vom Training beim THW Kiel?
Jonas Ernelind:
In der Vorbereitung war es erwartungsgemäß sehr hart. Aber auch in Schweden war das schon immer hart. Nur hier ist das Training viel intensiver, wir trainieren mindestens zweimal am Tag. In Schweden haben wir lange nicht so viel getan. Ein Trainingslager hat in Schweden ungefähr vier Tage gedauert, hier waren es neun Tage. Und das war wirklich verdammt hart.
Zebra:
Das Gröbste hast Du damit wohl überstanden. Hast Du Dich denn schon ganz gut in der Mannschaft eingelebt?
Jonas Ernelind:
Ja, das kann ich so sagen. Eine Mannschaft hat natürlich immer verschiedene Typen, aber alle Spieler hier sind gute Menschen. Es herrscht ein sehr freundliches Klima. Ich fühle mich wohl.
Zebra:
Mit welchen Vorstellungen und Erwartungen gehst Du in Deine erste Saison beim THW Kiel?
Jonas Ernelind:
Die Vorbereitung verlief fast so wie erwartet. Jetzt muß ich die ersten Punktspiele abwarten. Es ist schwer zu sagen, wie ich mich dann in der Bundesliga zurecht finden werde. Aber die Vorbereitungsspiele gegen Bundesligisten wie Minden, Hameln und Hildesheim haben gezeigt, daß es schon ganz gut ging. Ein Deutscher Meistertitel, die Champions League oder auch der DHB-Pokal wären schon etwas ganz besonderes für mich. Aber allein schon in dieser unglaublichen Stimmung hier in der Ostseehalle zu spielen, ist die Erfüllung eines Traums.
(15.08.2000)
Interview: Sascha Klahn, entnommen dem THW-Hallenheft "Zebra".

Interview nach der Vertragsunterzeichnung mit dem THW

[Bild: Jonas Ernelind] Seit dem 20. Januar 2000 ist es perfekt. Jonas Ernelind, 23-jähriger Rechtsaußen, spielt ab der Saison 2000/2001 für den THW. Zebra-Online führte mit Jonas, dem sein schwedischer Nationaltrainer Bengt Johansson eine große Zukunft bescheinigt, ein Interview per E-Mail.
Zebra-Online:
Die Öffentlichkeit hörte durch die Handball-Woche das erste Mal am 18. Januar von einer möglichen Verpflichtung. Seit wann hast Du in Kontakt mit dem THW gestanden?
Ernelind:
Kiel hat mich zum ersten Mal einen Tag vor Silvester angesprochen.
Zebra-Online:
Du warst ja auch beim SC Magdeburg im Gespräch. Was waren die Gründe, daß Du Dich für den THW Kiel entschieden hast?
Ernelind:
Ich glaube, der THW ist für die meisten Handballspieler ein Traumverein, besonders wenn Du aus Schweden und Göteburg kommst - und außerdem konnte ich keine schlechten Seiten am THW entdecken!
Zebra-Online:
Hast Du vor oder nach Deiner Entscheidung mit einem unserer drei Schweden über Deinen Wechsel gesprochen?
Ernelind:
Stefan [Lövgren] war derjenige, der mich zuerst angesprochen hat und mich gefragt hat, ob ich Interesse hätte, zum THW zu wechseln. Ich habe dann einige Male mit Stefan vor und nach meiner Entscheidung gesprochen.
Zebra-Online:
Was hältst Du vom THW Kiel, besonders im internationalen Vergleich zu anderen Klubs?
Ernelind:
Ich denke, der THW ist einer der besten Klubs in Europa, und das schon seit vielen Jahren. Toll ist außerdem das große Interesse für Handball in Kiel!
Zebra-Online:
Hast Du schon einmal ein Spiel in der Ostseehalle live oder im Fernsehen gesehen? 7250 Zuschauer sind ja eine ganz Menge. Kennst Du so eine Kulisse?
Ernelind:
Klar, ich habe mir schon einige Spiele im TV und auf Video angeschaut. Das wird großen Spaß machen, vor so einem Publikum wie in Kiel zu spielen! Ich habe einmal bei einem Vorbereitungsspiel zur WM im "Dome" in Kairo gegen Ägypten vor einer ähnliche Kulisse aus 15000 lautstarken ägyptischen Fans gespielt.
Zebra-Online:
Kennst Du Deinen Kollegen auf Rechtsaußen, Martin Schmidt?
Ernelind:
Ich weiß noch nicht so viel über ihn, ich habe ihn im Fernsehen in einigen Spielen gesehen, aber er scheint ein klasse Typ zu sein. Und wenn er beim THW spielt, ist klar, daß er natürlich ein guter Spieler ist.
Zebra-Online:
Was ist Dein persönliches Ziel in Kiel?
Ernelind:
Ich will mich erst einmal als Handballspieler weiterentwickeln und dann will ich natürlich ein Teil des Kieler Erfolges werden!
Zebra-Online:
Bis zum Wechsel dauert es ja gar nicht mehr so lange. Bist Du schon in Kiel gewesen oder hast Dich sogar nach einer Wohnung umgesehen?
Ernelind:
Bis jetzt noch nicht. Ich hoffe, daß ich im März Zeit finde, Kiel zu besuchen. Unsere Saison in Schweden endet ungefähr Mitte April, die meiner Freundin Therese, die ebenfalls für IK Sävehof in der ersten Liga in Schweden spielt, Ende April. Mit Ihr zusammen werde ich mich dann in Kiel nach einer gemeinsamen Wohnung umsehen.
Zebra-Online:
Wie waren denn die Reaktionen in Deinem persönlichem Umfeld und in Deinem Klub, als der Wechsel bekannt wurde?
Ernelind:
Es wußten nur ganz wenige Leute von meinem Kontakt zum THW, da herrschte dann schon große Überraschung, als alle hörten, daß ich zum THW und nicht zum SC Magdeburg wechsele. Aber jeder, mit dem ich nach der Entscheidung sprach, meinte, daß ich die richtige Wahl getroffen hätte.
Zebra-Online:
Das finden wir natürlich auch! In einem Interview mit den Kieler Nachrichten hat sich Dein Nationaltrainer Bengt Johansson sehr lobend über Dich geäußert. Warst Du ein wenig enttäuscht, daß Du nicht mit zur EM nach Kroatien fahren durftest?
Ernelind:
Klar, man hofft schon immer, daß man doch mitfährt, aber das war keine Überraschung für mich. Schweden hat eben eine Menge sehr guter Rechtsaußen!
Zebra-Online:
Jonas, Danke für das Gespräch und viel Erfolg mit IK Sävehof und in Zukunft dem THW Kiel!
(08.02.2000)
Interview: Thorsten Drewes.