Interview mit Klaus-Dieter Petersen:
Seine Markenzeichen sind Verläßlichkeit und Teamgeist, das
elegante oder spektakuläre Spiel ist nicht seine Sache.
Seine Vorteile liegen woanders.
Klaus-Dieter Petersen ist ein Kämpfer,
er gewinnt seine Schlachten am eigenen Kreis.
"Ich sehe mich als zweikampfstarken Abwehrspieler, der
sich hart, aber fair für die Mannschaft einsetzt",
beschreibt der 32-jährige Abwehrspezialist seine eigenen Stärken
selbst. Vom einstigen "Strafbankkönig" der Handball-Bundesliga hat sich
"Pitti", wie Freunde und Fans den
gebürtigen Hannoveraner nur nennen, längst zur anerkannten
Führungspersönlichkeit entwickelt. Als Kapitän der
Nationalmannschaft ist
Petersen eine der
Integrationsfigurens im deutschen Handball. Beim
amtierenden nationalen Champion THW Kiel bildet er mit dem
"Welthandballer des Jahrhunderts"
Magnus Wislander das Kernstück im
Defensivbollwerk. Seit 1993 spielt
Petersen für die Kieler Zebras,
sein Bundesliga-Debüt gab er in der Saison 1989/90 für
den VfL Gummersbach.
Eigentlich ist der stolze Familienvater
Klaus-Dieter Petersen momentan weder aus
seinem Verein THW Kiel noch aus der DHB-Auswahl
von Trainer Heiner Brand wegzudenken, doch jetzt müssen beide
Teams ohne den 1,98 m großen Abwehrrecken auskommen.
Petersen fällt für die nächsten Monate
verletzungsbedingt aus, nachdem ihm am 26. Oktober 2000
freie Knochen- und Knorpelteilchen aus dem linken Sprunggelenk
operativ entfernt werden mussten. Der Eingriff verlief reibungslos,
und nun bereitet sich
"Pitti" in der Sport-Reha Kiel-Wellingdorf
bei den Mannschaftsphysiotherapeuten
Uwe Brandenburg
und Hauke Mommsen auf sein Comeback vor.
Von seinem Optimismuss hat er nichts verloren, und so hat
Klaus-Dieter Petersen schon wieder
ehrgeizige Ziele für die verbleibenden Spiele der laufenden Saison.
Mit ihm sprach living sports-Mitarbeiter Sascha Klahn.
- Zebra:
-
Pitti, wie ist es zu dieser Verletzung gekommen?
- Klaus-Dieter Petersen:
-
Ich bin während des Trainings häufig umgeknickt. Beschwerden gab es
irgendwo immer schon, doch das waren meist eigentlich nur kleine
Wehwechen. Richtige Schmerzen habe ich erst direkt nach den
Olympischen Spielen in Sydney bekommen.
- Zebra:
-
Es ist Deine erste schwere Verletzung. Was hast Du in dem Moment
gefühlt, als Dir klar wurde, dass Du womöglich länger ausfallen würdest?
- Klaus-Dieter Petersen:
-
Ich habe zunächst gedacht, dass ich halt ein paar Tage Ruhe benötige und
nach einer Woche langsam wieder anfangen könnte, zu trainieren. Dem war
dann nicht so. Zwar bildeten sich der Erguss und die Reizung in der
Kapsel wieder zurück, doch als ich 14 Tage später wieder mit dem
Training anfing, hatte ich bereits nach zehn Minuten wieder starke
Schmerzen und der Knöchel war sofort wieder dick geschwollen. Zu dem
Zeitpunkt war mir erst wirklich klar, dass irgendetwas ernsthaft kaputt
sein muss.
- Zebra:
-
Eine Operation war nicht mehr abzuwenden. Gab es einen Punkt, an dem Du
anfingst zu überlegen, wieviel Du Deinem Körper noch zumuten kannst?
- Klaus-Dieter Petersen:
-
Ich wusste zwar, dass irgendetwas in dem Fuss kaputt war, aber ich
wusste auch, dass man mein Problem einwandfrei medizinisch beheben
konnte. Da ich in den letzten zehn Jahren die Erfahrung gemacht habe,
dass der medizinische und physiotherapeutische Bereich im Sport große
Fortschritte gemacht hat, war ich mir sicher, meine Verletzung ohne
große Nachwirkungen auskurieren zu können.
- Zebra:
-
Was bedeutet das für Deine Zukunft als Profi-Handballer?
- Klaus-Dieter Petersen:
-
Ich glaube, dass ich auch weiterhin fit sein werde, körperliche
Höchstleistungen über mehrere Jahre zu bringen. Während der Operation
hat man sich das Gelenk auch von innen angesehen und festgestellt, dass
die Knorpelflächen noch total in Ordnung sind. Und das ist schließlich
entscheidend für große Belastung über mehrere Jahre.
Ich fühle mich körperlich fit -ÿbis auf die jetzt noch geschwächte
Muskulatur am linken Bein. Aber das holen wir schon wieder auf. Und ein
Gutes hat die Operation ja auch: Ich kann in der Zeit endlich mal gut
meine Defizite in der Rumpfmuskulatur aufarbeiten.
- Zebra:
-
Zum Thema Nationalmannschaft: Nach den Olympischen Spielen hieß es, Du
würdest die Fortsetzung Deiner internationalen Karriere noch überdenken
müssen. Hast Du mittlerweile, vielleicht auch aufgrund Deiner
Verletzung, eine Entscheidung getroffen?
- Klaus-Dieter Petersen:
-
Wenn der Bundestrainer mich haben möchte, dann werde ich im Sommer
wieder für Deutschland spielen. Warum sollte ich auch aufhören, ich habe
ja noch kein Abschiedsspiel gemacht. Die Europameisterschaft in Schweden
werde ich noch mal spielen.
Ich bin fest davon überzeugt, dass im Januar für die Nationalmannschaft
eine schwere Weltmeisterschaft kommen wird, weil Heiner Brand viele
junge Spieler mitnehmen muss, da wir momentan viele Verletzte sowie
Rücktritte zu verzeichnen haben. Es werden sicher wieder Stimmen laut
werden, was mit dem deutschen Handball los sei. Aber das hat diese
Mannschaft nicht verdient, man muss ihr jetzt ein wenig Zeit geben.
- Zebra:
-
Du bist also nach wie vor bekannt optimistisch und bester Stimmung?
- Klaus-Dieter Petersen:
-
Ich schaue immer nach vorn. Für mich ist ein Glas immer halb voll, nie
halb leer. Vor der Operation haben die Ärzte mir gesagt, dass ich im
März mit meiner Genesung rechnen darf. Mein persönliches Ziel, welches
auch unsere Physiotherapeuten
Hauke Mommsen und
"Casey" Brandenburg
verfolgen, ist es, dass ich Weihnachten schon wieder leicht laufen,
joggen kann, und dass ich dann im Januar einen Monat Zeit habe, in der
Weltmeisterschaftspause wieder fit zu werden, um zum ersten Punktspiel
nach der WM wieder einsatzfähig zu sein. Entscheidend wird aber sein,
dass die Ärzte Dr. Pries und Christian Büll wieder grünes Licht geben.
- Zebra:
-
Bis dahin scheint es noch ein langer Weg zu sein. Was ist es Moment für
ein Gefühl, auf der Tribüne zu sitzen und nicht in das Spielgeschehen
eingreifen zu können?
- Klaus-Dieter Petersen:
-
Ich sehe es nicht so, dass ich nicht helfen kann. Das Helfen beginnt im
Mannschaftssport in der Kopfarbeit, dass man Selbstbewusstsein schafft.
Ich versuche mein Team durch gute Stimmung von außen zu unterstützen,
dass die Jungs ans Gewinnen glauben und dafür kämpfen.
- Zebra:
-
Bist Du bei jedem Spiel in der Halle live dabei?
- Klaus-Dieter Petersen:
-
Das Spiel gegen Braga war das erste, welches ich gesehen habe. Die
anderen Spiele habe ich vor dem Computer im
Live-Chat und im Live-Ticker
verbracht. Ich war sehr positiv überrascht, wie schnell und gut die
Berichterstattung im Internet auf der Homepage des THW ist. Das ist
wirklich besser als im Radio. Eine Wahnsinnsleistung, auf die der THW
sehr stolz sein darf. So ein Niveau haben selbst Fußballvereine nicht,
die wahrscheinlich wesentlich größere Etats für solch eine Homepage
haben.
- Zebra:
-
Ein Grund dafür, warum Du Dich dazu entschlossen hast, den THW-Fans auf
dieser Seite am
27. November für einen Live-Chat zur Verfügung zu
stehen?
- Klaus-Dieter Petersen:
-
Der Entschluss zu dieser Aktion fiel eigentlich schon in Sydney. Ich
stehe bereits seit der Weltmeisterschaft in Ägypten mit Webmaster
Thorsten Drewes über den Computer in sehr gutem Kontakt. Jetzt ist es
erst einmal ein Test. Vielleicht bricht ja auch der Computer zusammen.
Ich habe keine Ahnung, wieviele Leute in solch einen Chat passen. Große
Romane werde ich als Antwort sicher nicht schreiben können - nicht mit
meinem Ein-Finger-Suchsystem. Ich hoffe nur, dass alles auf einem
anständigen Niveau bleibt.
- Zebra:
-
Zurück zum Handball. Wann hoffst Du, wieder an Deine alten Leistungen
anzuknüpfen, um der Mannschaft auch auf dem Parkett helfen zu können?
- Klaus-Dieter Petersen:
-
Darüber mache ich mir jetzt noch keine Gedanken. Erst einmal ist es
wichtig, dass ich wieder gesund werde. Der Trainer wird mich dann
entsprechend meines Leistungsstandes einsetzen. Was ich dafür tun kann,
ist, in der Reha nicht nur mit meinem verletzten Fuß, sondern für die
gesamte Physis zu arbeiten. Dann werde ich auch wieder an die Leistungen
der letzten Jahre herankommen.
- Zebra:
-
Momentan läuft es in der Mannschaft nicht immer rund, Du bist der Erste,
der nun längerfristig ausfällt. Ist der Kader nicht doch zu klein?
- Klaus-Dieter Petersen:
-
Nein, das denke ich nicht. Warum auch? Mit diesem Konzept hatten wir in
den letzten Jahren immer Erfolg. Alle Spieler verhalten sich
professionell, jeder einzelne weiß, dass er ein wichtiger Bestandteil
der Mannschaft ist. Und wenn das Verletzungspech doch zuschlägt, dann
kann der Verein immer noch bis zum 15. Januar reagieren. Danach müsste
soetwas allerdings von den verbleibenden Spielern kompensiert werden.
Meiner Meinung nach ist es besser, einen qualitativ hochwertigen Kader
zu haben als breite Masse.
- Zebra:
-
Als Dein Ersatzmann wurde Dein guter Freund
Mike Bezdicek verpflichtet.
Hättest Du nicht lieber zusammen mit ihm gespielt?
- Klaus-Dieter Petersen:
-
Ich habe ihn erst in einem Spiel für uns gesehen. Aber ich finde,
"Bezze" hat sich hervorragend in unser
Spielsystem eingefügt, und er
zeigt schon nach so kurzer Zeit tolle Spiele. Ich bin mir sicher, wenn
ich wieder da bin, muss ich mir meinen Stammplatz zurück erkämpfen, was
bei seiner Leistung aber sehr schwierig werden dürfte. Allerdings hat
man schon in der Nationalmannschaft gesehen, dass wir beide sehr gut
zusammenspielen können. Ich bin relativ fest davon überzeugt, dass wir
diese Saison noch zusammenspielen werden. Und wenn seine Leistungen
weiterhin so gut sind, dann wird er auch im nächsten Jahr noch in Kiel
spielen. Im Endeffekt zählt nur die Leistung, wer spielen wird.
- Zebra:
-
Mike Bezdicek
hat beim THW Kiel aber nur einen Vertrag für acht Monate,
danach wird er nach eigenem Bekunden wieder bei GWD Minden spielen.
- Klaus-Dieter Petersen:
-
Vor der Saison hat er auch gesagt, er habe einen Vertrag in Minden, und
jetzt ist er in Kiel.
- Zebra:
-
Wo glaubst Du den THW Kiel platziert, wenn Du wieder in das
Spielgeschehen eingreifen wirst?
- Klaus-Dieter Petersen:
-
Dann stehen wir in der Bundesliga auf dem zweiten oder dritten Platz,
damit es in der Rückserie noch aufwärts gehen kann. Und in der Champions
League spielen wir hoffentlich im Februar mit mir im Viertelfinale.
- Zebra:
-
Welche Erwartungen hast Du jetzt an den Rest der Saison?
- Klaus-Dieter Petersen:
-
Die gleichen Erwartungen wie vor der Saison. Ich hoffe darauf, im Finale
der Champions League endlich wieder gegen Barcelona zu stehen, damit wir
uns für die Niederlage aus dem letzten Jahr bedanken können.
- Zebra:
-
Ein Jahr später: Ist der THW Kiel nur älter oder tatsächlich noch
stärker geworden?
- Klaus-Dieter Petersen:
-
Ich kann mir durchaus vorstellen, dass wir in diesem Jahr noch stärker
als im letzten spielen können. Wir sind ein Jahr weiter, und Stefan
Lövgren ist noch eingespielter als zuvor. Ich glaube daran, dass wir
auch in diesem Jahr wieder irgendetwas nach Hause holen werden.
- Zebra:
-
Danke für das Gespräch,
Pitti. Dir eine schnelle, erfolgreiche Genesung
und alles Gute für den weiteren Saisonverlauf.
Wenn für die meisten Bundesliga-Spieler die Saison am 3. Mai zu Ende sein
wird, dann hat unser
Klaus-Dieter Petersen
noch großes vor. Als Kapitän der
deutschen Handball-Nationalmannschaft träumt
"Pitti"
auch nach zehn Jahren im DHB-Trikot noch vom ganz großen Wurf. Bei der
im Sommer anstehenden
Weltmeisterschaft in Ägypten möchte er seine Auswahl nach der Bronzemedaille
bei der vergangenen Europameisterschaft nun zu noch höheren Ehren führen.
Vorher allerdings wird er wie immer alles für seinen THW Kiel geben, um am
Ende der Saison seine Bilanz als erfolgreichster aktueller deutscher
Nationalspieler weiter auszubauen. Auch nach so vielen Erfolgen mangelt es
ihm ganz sicher nicht an Motivation.
Unser Abwehrspezialist ist ein echter
Kämpfer und stets fair bei der Sache. Living sports-Mitarbeiter Sascha Klahn
traf unseren
"Pitti" vor dem
Viertelfinal-Rückspiel in Pamplona
zu einem Gespräch.
- Zebra:
- Ihr habt in der Bundesliga gegen Lemgo gewonnen, in
Dutenhofen aber zuletzt einen wichtigen Punkt eingebüßt und liegt nun mit
vier Punkten Rückstand an dritter Stelle. Wie ist zur Zeit die Stimmung in
der Mannschaft?
- Petersen:
- Die Stimmung ist
eigentlich so ganz gut. Es sind
natürlich viele Spieler ein bißchen angeschlagen, verletzt. Dadurch war die
Leistung natürlich nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben.
- Zebra:
- Habt
ihr jetzt Eure anfänglichen Saisonziele korrigiert oder habt ihr Euch neue
Ziele gesetzt? Ist der Titel bei Euch in den Köpfen vielleicht schon
abgehakt, zumindest, was die deutsche Meisterschaft betrifft?
- Petersen:
- Die
Deutsche Meisterschaft? Gut, um die kämpft man jedes Jahr, das gehört dazu.
Und solange die Chance da ist, wird da auch weiter drum gefightet. Das ist
noch immer mit der schönste Titel, den man gewinnen kann. Das war auch
letztes Jahr so und ich hoffe, daß wir die Flensburger und die Lemgoer noch
abfangen können.
- Zebra:
- Vor dem Lemgo-Spiel hast Du gesagt:
"Das wird ein
leichtes Spiel. Die putzen wir weg!" Du hast letztendlich Recht behalten,
aber gibt es auch einige Kollegen z.B. im Lemgo, die Dir solche Sprüche auch
mal übel nehmen, oder gehört das einfach dazu?
- Petersen:
- Nein, in Lemgo
nimmt mir das keiner übel. Das war halt nur so, wie die Erfahrung aus den
letzten Jahren war, wo gerade gegen Flensburg und Lemgo die Ostseehalle von
Anfang an da war, wo jeder Spieler schon eineinhalb Stunden vor dem Spiel
verschwitzt in die Kabine kommt und so motiviert ist. Das hat man vielleicht
gegen die Spanier nicht so gemerkt. Vielleicht war im Hinterkopf immer, daß
man das gewinnen will, und das Viertelfinale war vielleicht nicht so in den
Köpfen drin, wie es hätte sein müssen. Aber das ist jetzt beim Rückspiel
anders. Jeder weiß, um was es da geht. Wir haben in all den Jahren zuhause
nicht so gute Ergebnisse gebracht, wie letzten Jahr z.B. gegen die Kroaten,
wo wir das im Rückspiel in Split dann auch noch geschafft haben. Und da habe
ich auch gleich nach dem Spiel den Ansatz drin gesehen, daß wir das noch
schaffen können. Wir haben eine gute Mannschaft, und wenn alle fit sind,
dann werden wir das auch schaffen!
- Zebra:
- Was ist in diesem Jahr anders als
im letzten Jahr? Im Moment erscheint es so, daß ein bißchen die Luft raus
ist.
- Petersen:
- Eigentlich nicht.
Anders ist, daß wir dieses Jahr in einem
anderen europäischen Wettbewerb gespielt haben, daß die Gegner wesentlich
schwerer waren als im letztjährigen EHF-Pokal, wo eigentlich zuletzt nur
Flensburg und die Kroaten richtige Gegner waren. Und dieses Jahr ist da halt
jedes Spiel sehr aufwendig. Dadurch kommt dann der enge Spielplan, wodurch
wir imer nur noch Mittwoch - Samstag - Mittwoch spielen. Das ist halt der
Unterschied zum letzten Jahr. Vielleicht haben wir in diesem Jahr auch nicht
soviele Auswärtspunkte geholt, wie in den Jahren davor, obwohl ich da auch
sehe, daß die Gegner, gegen die wir in den letzten Jahren die Punkte geholt
haben, auswärts noch alle kommen. Da müssen wir überall noch hin. Und wenn
wir dort wie in den letzten Jahrengewinnen, dann ist alles noch drin.
- Zebra:
- Lemgo spielt noch in
Flensburg und Flensburg kommt noch zu Euch ...
- Petersen:
- Das stimmt.
Wir haben eigentlich in den Jahren zuvor in
Nettelstedt, in Magdeburg und in Niederwürzbach immer sehr gut ausgesehen.
Da haben wir immer gepunktet. Warum soll das in diesem Jahr nicht wieder so
sein? Dann sind wir wieder oben dran.
- Zebra:
- Du wirkst immer besonders
motiviert. Habt ihr bei Euch im Team oder hast insbesondere Du da spezielle
psychologischen Tricks? Oder ist man vor einem Spiel sowieso so heiß, da
braucht man soetwas nicht mehr?
- Petersen:
- So besondere Tricks eigentlich
nicht. Ich bin eigentlich einer, der schon eine Stunde vorm Spiel sehen
will, daß die Leute heiß sind, sich mit dem Spiel beschäftigen. Vielleicht
gehe ich auch mal nicht der gegnerischen Mannschaft "Guten Tag" sagen, auch
wenn man die Mitspieler alle kennt, weiß, um welche Landsmänner es sich da
handelt, oder weil man sie aus der Nationalmannschaft kennt. Dann wundern
die sich vielleicht vorm Spiel schon und machen sich vielleicht Gedanken
darüber und nicht über das Spiel.
- Zebra:
- Apropos Nationalmannschaft. Für
Dich ist die Saison noch sehr lang. Im Sommer steht noch die WM in Ägypten
an. Wo sind im Moment für Dich Deine Prioritäten?
- Petersen:
- Die Prioritäten
liegen ganz klar darin, einen Titel dieses Jahr zu gewinnen. Denn wenn man
die Saison mit einem Titel abschließt, dann entspannt das ja auch so ein
bißchen. Das ist natürlich nachher auch gut für die Leistung in der
Nationalmannschaft, wenn man dann mit neuem Selbstbewußtsein in eine neue
Vorbereitung geht. Nach der Saison sind ja auch noch sechs Wochen Zeit, in
denen man sich wieder erholen kann. Und deswegen, will ich mit dem THW etwas
gewinnen, und was dann hinterher in Ägypten passiert, das ergibt sich von
ganz alleine und das sehen wir dann. Außerdem haben wir für Ägypten ja eine
ganz gute Gruppe bekommen und können da jetzt ganz zuversichtlich hinfahren.
- Zebra:
-
Spielst Du auch nach zehn Jahren noch gerne in der
Nationalmannschaft? Oder sind die zusätzlichen Spiele sind für Dich
mittlerweile eine Überbelastung?
- Petersen:
-
Nein, auch dann noch nicht.
- Zebra:
- Ihr hattet mit der Nationalmannschaft gerade
einen Lehrgang in
Kaiserau. Ihr habt, wie gesagt, eine gute Gruppe erwischt - wie ist die
Stimmung jetzt vor der WM? Welche Ziele erscheinen Euch realistisch?
- Petersen:
- Ziel ist erstmal, das Achtelfinale zu erreichen. Auch wenn wir
gegen die Ägypter im eigenen Land spielen, wo eine Halle mit 30.000
Zuschauern gefüllt sein wird, die halt sehr viel Stimmung verbreiten, das
wird schon mal für jeden von uns ein Erlebnis sein. Selbst wir Kieler sind
es ja nur gewohnt, mit 7.000 Zuschauern zu spielen,was sich ja in den
nächsten Jahren ändern wird. Dann haben wir 10.000 Zuschauer, aber dann
haben die Ägypter immer noch dreimal so viel. Und zu den anderen
Mannschaften kann ich zur Zeit wenig sagen. Ziel ist natürlich, den
Gruppensieg zu erringen und dann im Achtelfinale auf eine Mannschaft aus der
Parallelgruppe zu treffen, die aber auch nicht so stark sein würde, daß dann
doch schon das Viertelfinale erreicht werden sollte.
- Zebra:
- Was haben denn
Magnus und Staffan
zur Auslosung gesagt? Die Schweden haben ja eine schwere
Gruppe erwischt, treffen unter anderem auf Jugoslawien und Frankreich.
- Petersen:
- Ich glaube,
unsere beiden Schweden sind mit ihrer Gruppenauslosung
auch zufrieden. Sie sind ja immerhin Europameister und dann fürchten sie
keine Mannschaft. Die werden sicherlich auch Erster werden und dann den
gleichen Weg gehen.
- Zebra:
- Es ist die Rede davon, die deutsche
Nationalmannschaft bei einer eventuellen Gefährdung, bei Warnungen des
Auswärtigen Amtes vor Reisen nach Ägypten nicht antreten zu lassen. Wie
siehst Du die Lage?
- Petersen:
- Ich sehe das
genauso wie mein Präsident vom
Deutschen Handball-Bund, der Herr Strombach. Wenn das Auswärtige Amt sagt,
daß wir nicht fahren sollen, weil Ägypten ein Krisengebiet ist, dann ist es
die Sache auch nicht wert, da wir alle Familie haben. Die Sicherheit der
Spieler sollte vorgehen. Das wird dann aber der Deutsche Handball-Bund
entscheiden und ich werde mich dann der Entscheidung fügen.
- Zebra:
- Gibt es
besonders engen Kontakt zwischen Dir als Kapitän, dem Bundestrainer Heiner
Brand und dem DHB? Hast Du Einfluß auf die Entscheidung?
- Petersen:
- Nein, ich
möchte da auch gar keinen Einfluß drauf haben, weil das eine Sache vom
Deutschen Handball-Bund ist. Die werden das entscheiden, ob sie das
verantworten können oder nicht. Ich habe da gar nicht die Informationen und
täglich deswegen zu telefonieren, dazu habe ich auch keine Lust. Das heißt,
daß ich mich bis zum Saisonende um den THW kümmere, und bis dahin wird das
sicher entschieden sein. Dann sehen wir, was passiert.
- Zebra:
- Du bist zur
Zeit der erfolgreichste aktuelle Nationalspieler, hast Du noch Fernziele bis
zu Deinem Karriereende, vielleicht mit der Nationalmannschaft?
- Petersen:
- Ja,
natürlich möchte ich mit der Nationalmannschaft in Sydney dabeisein.
Irgendwo haben wir ja mal eine Bronzemedaille gewonnen und jetzt wird es
vielleicht auch mal Zeit, das wir noch mehr gewinnen. Das ist das Ziel von
mir in den nächsten Jahren.
- Zebra:
- Wielange wirst Du voraussichtlich noch
spielen?
- Petersen:
- Das weiß ich noch nicht so genau. Bis eine vier
davorsteht. Auf alle Fälle will ich länger spielen als Stefan Hecker!
- Zebra:
- Wie lange halten denn die Knochen eines
Kreisläufers? In der
aktuellen Ausgabe der Sports sagst Du in einem Artikel über den
körperbetonten Kampf an der Sechsmeterlinie, das sei alles nur halb so wild.
- Petersen:
- Ich weiß nicht,
das kann morgen vorbei sein. Aber man kann da
nicht viel drüber sagen. Man spielt einfach jedes Jahr, und solange es geht,
spielt man weiter - so lange die Leistung stimmt. Aber ich glaube schon, daß
ich noch ein paar Jahre spielen werde, warum auch nicht? Ob ich dann immer
vorne und hinten spiele, das weiß ich auch nicht. Vielleicht spiele ja
irgendwann nur noch hinten oder nur noch vorne. Das weiß man ja nicht. Das
entscheidet dann die Leistung. Aber solange ich Spaß dabei habe, möchte ich
auch noch spielen.
- Zebra:
- Du hast Dich im Angriff in der letzten Zeit
wieder verbessert. Hast Du jetzt neuen Ansporn durch die neue Konkurrenz von
Andreas Rastner. Wie ist Dein Verhältnis zu
Andreas?
- Petersen:
- Nein, das ist
keine Konkurrenz. Wir beide sind Mannschaftskameraden und wir sprechen auch
viel miteinander. Ich helfe ihm und er hilft mir. Ich sehe da kein Problem
drin. Ob es Ansporn ist? Ja, ich kann mit Sicherheit sagen, daß dadurch
wieder ein Leistungsschub gekommen ist. Letztes Jahr habe ich halt sehr viel
privat durchgemacht, ich bin Vater geworden, ich bin sehr oft verletzt in
die Spiele gegangen. Wo man halt nicht hundertprozentig fit war, konnte man
dann auch nicht die Leistung im Angriff bringen. Was natürlich in dem Moment
auch nicht so rüberkommt. Man spielt ja, aber daß man angeschlagen ist,
sieht ja auch keiner. Mit Sicherheit war die Leistung in der letzten Saison
nicht so, wie ich mir das vorgestellt hatte. Da habe ich dieses Jahr in der
Vorbereitung versucht, anzusetzen, und das hat ja auch geklappt.
- Zebra:
- Du
spielst noch immer ständig mit einer Armmanschette. Hat das einen besonderen
Grund oder ist das nur Vorsicht?
- Petersen:
- Nein, da ist nur
ein
Ellenbogenschützer, weil der Schleimbeutel in dem Gelenk schon etwas lädiert
ist. Sobald ich darauf falle, wird der wieder dick. Damit das nicht
passiert, trage ich den Ellenbogenschützer. Wenn das wieder dick wird, kann
man nicht so richtig auf das Tor werfen, und das will ja auch keiner.
Deswegen trägt man den lieber, obwohl ich sonst immer lieber ohne Schützer
spiele.
(15.01.99)
Interview: Sascha Klahn (living sports), entnommen dem THW-Hallenheft "Zebra".
Mehr Infos über Klaus-Dieter Petersen unter
Spielerporträt Klaus-Dieter Petersen.