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17.04.2002 Interview

Ein Pendler zwischen den Welten - Florian Wisotzki im Interview

Gegen den VfL Gummersbach feierte Florian Wisotzki sein Debüt in der Ostseehalle (siehe auch Spielbericht). Für den 21-jährigen Rückraumspieler mit dem Doppelspielrecht war es der erste Auftritt vor 10000 Zuschauern. Eine ganz andere Welt als in der 2. Bundesliga, wo er mit seinem Stammverein HSG Tarp/Wanderup spielt. ZEBRA bat Florian Wisotzki zum Gespräch.
Zebra:
Florian, wie hast Du Dein Ostseehallen-Debüt in der Partie gegen den VfL Gummersbach selbst erlebt?
Florian Wisotzki:
Florian Wisotzki.
Klicken Sie für weitere Infos! Florian Wisotzki.
Ich war schon vorher sehr nervös. Um ehrlich zu sein, hatte ich in dieser Saison noch gar nicht mit einem Einsatz gerechnet. Also kam das Debüt ziemlich überraschend. Aber damit hat sich ein lang gehegter Wunsch erfüllt. Es hat sehr viel Spaß gemacht, vor 10000 Zuschauern zu spielen. Und es war sehr aufregend.
Zebra:
Du pendelst derzeit zwischen der ersten und der zweiten Liga. Da gibt es doch sicher deutliche Unterschiede, oder?
Florian Wisotzki:
Kiel und Tarp sind zwei absolut verschiedene Welten: die ausverkaufte Ostseehalle ist nicht mit unseren Heimspielen in Tarp zu vergleichen. Dort spielen wir im Schnitt vor 450, vielleicht 500 Zuschauern. Der Etat von rund 125000 Euro steht in keinem Verhältnis zu dem des THW Kiel. Aber trotzdem halten wir uns in Tarp sehr gut. Aber das Kieler Umfeld ist halt sehr professionell. Und soetwas einmal selbst zu erleben ist sehr, sehr gut. Das sollte jeder junge Spieler einmal miterleben dürfen. Der Unterschied zum THW Kiel ist überall zu erkennen.
Zebra:
Fühlst Du Dich schon als echtes Zebra?
Florian Wisotzki:
Das ist schwer zu beurteilen, da ich auch sehr froh bin, noch immer in Tarp zu spielen. Schließlich komme ich von dort, und auch meine Familie und meine Freunde wohnen dort. Während meiner Bundeswehrzeit bin ich natürlich immer hin- und hergefahren und habe irgendwie zwischen Tür und Angel gelebt. Jetzt habe ich aber eine Wohnung in Kiel und fühle mich auch hier zuhause. Außerdem gibt mir die Mannschaft das Gefühl, gut aufgenommen zu sein.
Zebra:
Wie eng ist Dein Kontakt zur Mannschaft, wie oft nimmst Du am Training teil?
Florian Wisotzki:
Ich nehme inzwischen an jedem Training teil, trainiere also fünf bis sechs Mal die Woche in Kiel. Und zudem fahre ich normalerweise noch einmal in der Woche zum Training nach Tarp.
Zebra:
Welchen Einfluss hat diese Veränderung auf Deine sportliche Entwicklung?
Florian Wisotzki:
Einen durchweg positiven. Ich habe einen Trainer mit sehr viel Erfahrung, der sowohl als Spieler als auch als Trainer sehr viel erreicht hat. Und ich spiele jetzt in einer Mannschaft, in der die einzelnen Akteuren schon alle sehr viel erreicht haben. Wenn man entsprechend Acht gibt und den nötigen Willen mitbringt, dann bietet sich einem die große Chance, unglaublich viel zu lernen.
Zebra:
Und die nötige Spielpraxis sammelst Du noch in der zweiten Liga?
Florian Wisotzki:
Genau. Ich soll das Gelernte natürlich sofort in Tarp umsetzen. Bisher habe ich auch jedes Spiel in der zweiten Liga mitgemacht. Momentan stehen wir als Zwölfter vier Punkte vor einem Abstiegsplatz und sollten bei drei zu gewinnenden Heimspielen auch so gut wie durch sein. Denn eigentlich brauchen wir wohl nur noch vier Punkte für den Klassenerhalt.
Zebra:
Welche Ziele hast Du Dir für Deine sportliche Zukunft gesetzt?
Florian Wisotzki:
Zunächst möchte ich bis zum Ablauf meines Vertrages am 30. Juni 2003 den Sprung in den Profi-Bereich geschafft haben. Ob ich dann beim THW Kiel bleiben kann, ist eine andere Frage. Natürlich ist es ein hohes Ziel, sich hier zu etablieren. Dafür muss ich hart arbeiten, und deswegen will ich bis dahin so viel wie möglich in diesem hervorragenden Umfeld trainieren.
Zebra:
Der THW Kiel hat das Endspiel im Europacup erreicht. Träumst Du schon von einem Einsatz gegen Barcelona?
Florian Wisotzki:
Auch wenn ich nicht eingesetzt werden würde, wäre ich sehr gern dabei, um so etwas großes einmal selbst zu erleben. Hoffentlich überschneiden sich die Termine nicht mit denen von Tarp. Die Chance auf einen Einsatz kann ich nicht ernsthaft beziffern, es bleibt wohl eher abzuwarten.
Zebra:
Trotzdem könnte man meinen, das Verletzungspech der anderen könnte Dein Glück werden.
Florian Wisotzki:
Des einen Leid, des anderen Freud. Trotzdem wünsche ich allen, dass sie so schnell wie möglich wieder fit werden. Schon während meines ersten Einsatzes habe ich mitbekommen, dass ich noch sehr viel an mir arbeiten muss. Die Unterschiede sind noch groß. Dennoch war dieser Einsatz natürlich einer neuer Schub nach vorn.
Das Gespräch führte Sascha Klahn (living sports).


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