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15.11.2002 Interview / Champions League

Noka Serdarusic im Interview: "Dieses Jahr überleben"

Wie zufrieden ist der Trainer mit dem Start in die Champions League und wer sind seine Favoriten in der Königsklasse des europäischen Handballs? Im ZEBRA-Gespräch mit Redakteur Sascha Klahn (living sports) gibt Noka Serdarusic die Antworten.
Zebra:
Noka, war der Auswärtserfolg in Bukarest ein Auftakt nach Maß?
Noka Serdarusic:
Noka Serdarusic: "Für uns das allerwichtigste: Dieses Jahr zu überleben".
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Natürlich. Zuvor hatte ich ernsthaft überlegt, ob wir auswärts überhaupt zwei Punkte holen würden. Die Champions League an sich ist schon schwer genug, da ist es angesichts unserer derzeitigen Personalsituation nicht leichter geworden, gerade auch in der Fremde erfolgreich zu sein.
Zebra:
Ist dieser erste Sieg folglich schon ein wichtiger Schritt in Richtung Weiterkommen?
Noka Serdarusic:
Wenn man im Sport überhaupt solche Rechnungen anstellen kann, dann müssten wir alle drei Heimspiele gewinnen und auswärts mindestens zwei Punkte holen. Doch ob wir wirklich alle unsere drei Heimspiele gewinnen, vermag keiner vorhersagen. Die zweite Grundvoraussetzung hätten wir mit dem Auswärtserfolg in Bukarest zwar erfüllt, doch es bleibt noch schwer genug. Der erste Schritt ist jedenfalls gemacht. Ich glaube im übrigen nicht wie unser Geschäftsführer Uwe Schwenker, dass auch die beiden anderen Gruppengegner in Rumänien gewinnen werden. Savinesti hat sehr kompakt und hart gespielt, gegen die werden wir auch zuhause noch genug zu tun bekommen.
Zebra:
Wie schätzt Du die anderen beiden Gruppengegner ein?
Noka Serdarusic:
Zagreb hat nur international erfahrene Spieler in seinen Reihen, das sagt eigentlich schon genug. Zwei der Spieler aus diesem Kader hätten wir vielleicht auch gern gehabt, denn die waren schon bei uns zum Training. Der Kreisläufer ist der absolut beste Kroatiens. Und Skopje hat in der Qualifikation in Sandefjord gewonnen und sie zuhause an die Wand gespielt! Wir wissen, was sie können. Zwar verlor Skopje am letzten Wochenende gegen Zagreb zuhause, aber sie hatten einfach einen schwachen Tag erwischt. Ihr Torwart, der sonst der beste in der Mannschaft ist, hat so gut wie keinen Ball angefasst. Und zur Halbzeit hatte Skopje sogar noch klar geführt.
Zebra:
Gab es für Dich Überraschungen am ersten Gruppen-Spieltag?
Noka Serdarusic:
Richtige Überraschungen gab es für mich keine. Man konnte nicht unbedingt erwarten, dass Zagreb auswärts gewinnt. Ein bisschen gewundert hat mich, dass Moskau zuhause gegen Montpellier (30:31 (15:11); Anm. d. Red.) verloren hat. Die Russen hatte ich eigentlich sehr, sehr stark eingeschätzt - obwohl Montpellier eine sehr gute Truppe beisammen hat.
Zebra:
Wen siehst Du diese Saison in der Champions League ganz vorn?
Noka Serdarusic:
In erster Linie die Spanier und Montepellier.
Zebra:
Und was ist mit dem Titelverteidiger SC Magdeburg?
Noka Serdarusic:
Magdeburg gehört selbstverständlich auch dazu.
Zebra:
Der SC Magdeburg war im letzten Jahr in der Bundesliga auch sehr früh weiter abgeschlagen - und gewann daraufhin die Champions-League. Ein realistisches Vorbild?
Noka Serdarusic:
Nein! Die hatten ihre komplette Truppe beisammen, wir kriechen derzeit auf dem Zahnfleisch. Ich habe noch zwölf Spieler zur Verfügung, die nicht einmal alle gesund sind. Mit Magdeburg im letzten Jahr kann man das nicht vergleichen. Die haben sogar aus Flachs ihre besten Leute mitunter rausgenommen. Das hätte ich allerdings auch nie getan. Denn bei uns gibt es kein Schonen und keinen Betrug an den Zuschauern. Jeder erwartet, dass wir Leistung bringen. Und dann sollen auch die Besten spielen. Wenn wir trotzdem verlieren, dann haben wir eben Pech gehabt.
Zebra:
ZEBRA: Und wo steht der THW Kiel? Vor ein paar Tagen hast Du davon gesprochen, dass die Mannschaft momentan kein internationales Format mehr hätte...
Noka Serdarusic:
Wir haben auch heute kein internationales Format. Wir kämpfen noch immer um den Anschluss in der Bundesliga. Das ist nicht der THW, den ich haben wollte: Ich muss auf Lövgren in der Mitte, Olsson auf Halbrechts, Lozano auf Halblinks und Alhm (vorzeitiger Transfer an von Ystad geforderter Ablösesumme gescheitert; Anm. d. Red.) am Kreis verzichten.
Zebra:
Was macht man in dieser Situation?
Noka Serdarusic:
Für uns ist es das allerwichtigste, dieses Jahr zu überleben, d.h. die Gruppenspiele zu überstehen, um im kommenden Jahr noch im Viertelfinale dabei zu sein. Bis dahin hoffe ich, dass sich unsere Situation deutlich verbessern wird, also Lozano und Olsson zurückkehren und Jacobsens Knie weitere Fortschritte macht. Und dann werden auch wir wieder stärker sein.
Zebra:
Sind die beiden Pokalwettbewerbe nun die neue Hoffnung des THW Kiel?
Noka Serdarusic:
Wenn man bedenkt, wieviele Minuspunkte in der Bundesliga und wieviele Probleme wir momentan haben, dann sind wir trotz der schlimmen Lage noch wirklich gut im DHB-Pokal und in der Champions League dabei. Aber wie gesagt, es geht in erster Linie darum, dieses Jahr zu überleben. Allerdings hat man zum Beispiel auch im Pokalspiel in Hamburg gesehen, dass wir uns nicht versteckt, nicht geschont haben, es ging uns ums Gewinnen.
(Das Gespräch führte Sascha Klahn (living sports).)


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