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05.05.2005 Bundesliga / Interview

Uwe Schwenker im Handballwoche-Interview: "Sport lebt von Emotionen"

Die Handball-Woche.
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In der aktuellen Handballwoche Ausgabe 18/2005 spricht THW-Manager Uwe Schwenker über die Meisterschaftschancen seines THW, die Rivalität mit der SG Flensburg-Handewitt und die Situation der Liga. Wir präsentieren das Interview mit freundlicher Genehmigung der Handballwoche.
Handballwoche:
Herzlichen Glückwunsch zur Meisterschaft!
Uwe Schwenker:
Glückwünsche nehme ich noch nicht an.
Handballwoche:
Wann nehmen Sie die denn entgegen?
Uwe Schwenker:
Erst wenn alles theoretisch nicht mehr anders möglich ist. Aber im Ernst: Ich weiß, wir haben uns eine gute Ausgangslage geschaffen, zumal mit dem Sieg in Lübbecke. Aber wir haben noch einige Hürden vor uns. Und vor allem haben wir Respekt vor allen Gegnern, die jetzt noch kommen. Es kann immer noch was passieren.
Handballwoche:
Vor zwei Jahren gab es einen großen Umbruch in Kiel. Wie hat es der THW geschafft, so schnell an die Spitze zurück zu kehren?
Uwe Schwenker:
Für mich ist der Umbruch immer noch nicht abgeschlossen. Schießlich kommen in der neuen Saison wieder vier, vielleicht sogar fünf Spieler hinzu. Erst danach ist für mich der Umbruch vollends abgeschlossen. Hoffentlich haben wir dann eine Mannschaft, die so im Kern dann Jahre zusammenspielen kann und nur noch auf einzelnen Positionen ergänzt wird.
Handballwoche:
Vier Neuzugänge stehen mit Kim Andersson, Vid Kavticnik, Pelle Linders und Nikola Karabatic fest. Wer könnte der Fünfte sein?
Uwe Schwenker:
Wir suchen noch jemanden für Halblinks und Mitte.
Handballwoche:
In der Sportbild lieferten Sie sich mit Flensburgs Manager Thorsten Storm ein Wortduell, von Hass war gar die Rede. Wie groß ist die Rivalität wirklich?
Uwe Schwenker:
Der Sport lebt doch von Emotionen, keine Frage. Und sowohl für Kiel als auch für Flensburg ist das positiv. Beide haben sich national und international etabliert. Genau betrachtet wird hier im Norden innerhalb von 80 Kilometern von zwei Teams Weltklasse-Handball geboten. Dass da eine gewisse Rivalität entsteht, dass es zu Sticheleien kommt, ist doch klar. Aber eigentlich ist das eher für beide Parteien befruchtend. Und für mich ist es das Salz in der Suppe.
Handballwoche:
Im Pokalfinale hatten Sie gegen Flensburg das Nachsehen. Jetzt stehen Sie in der Bundesliga wieder vor der SG. Das muss eine Genugtuung sein.
Uwe Schwenker:
Genugtuung ja. Aber das Pokalfinale stand ja unter einem besonderen Stern. Wir haben eigentlich ohne Vier, ohne Lövgren, ohne Andersson, ohne Preiß und ohne Zeitz, der nach 20 Minuten raus musste, gespielt. Deshalb denke ich, dass unsere Jungs gestärkt aus der Niederlage rausgegangen sind und das ja auch mit dem Sieg in Magdeburg drei Tage später eindrucksvoll bewiesen haben. Die Mannschaft so sowieso eine unheimliche Willens- und eine große mentale Stärke. Sie glaubt bis zuletzt an den Sieg. Exemplarisch ist da das Spiel in Hamburg. Wenn man in den letzten sieben Sekunden den Ausgleich hinnimmt und dann trotzdem noch den Siegtreffer erzielt, hat das nichts mit Glück zu tun, sondern zeugt von einer Klasseleistung der ganzen Mannschaft, die nicht zusammengesackt ist, sonder immer weiter gespielt und an den Sieg geglaubt hat. Das ist ein entscheidendes Indiz für den Erfolg.
Handballwoche:
Über den Kieler Tellerrand geschaut: Was gibt es neues in Sachen Zentralvermarktung der Liga oder bei den TV-Verträgen?
Uwe Schwenker:
Ich halte es für deplaziert, so etwas wieder in der Öffentlichkeit zu diskutieren. Das gibt nur Anlass zu Spekulationen. Ich hoffe wirklich, dass man da in absehbarer Zukunft etwas hinbekommt. Aber es gibt leider diese Vielzahl von Sponsoren nicht, die sich als großer Partner der Liga und des Sports engagieren. Aber ein oder zwei fallen mir schon ein.
Handballwoche:
Meldungen über finanzielle Probleme bei einigen Klubs der Liga erschweren die Suche dazu...
Uwe Schwenker:
Das ist ein sehr komplexes Thema. Wir in Kiel als Branchenprimus wissen, dass wir am Tropf eines starken Wettbewerbs und einer starken Liga hängen. Auf der einen Seite kritisiert man schnell das wirtschaftliche Gebaren, wenn einige Vereine mit Vollgas gegen die Wand fahren und selbst wenn sie dagegen gefahren sind, immer noch den Fuß auf dem Gas haben; andererseits hofft man, dass Traditionsvereine noch die Kurve kriegen, denn sie sind ja auch für unseren Zuschauerzuspruch wichtig. Ich kann mir sogar einmal vorstellen, dass nicht alle Vereine ihre Lizenz bekommen werden. Aber in dieses Verfahren bin ich nicht so eingebunden.
Handballwoche:
In der Champions League stehen sich mit Barcelona und Ciudad Real zwei spanische Klubs gegenüber. Hat die "Liga asobal" der Bundesliga den Rang als stärkste Liga der Welt abgelaufen?
Uwe Schwenker:
Nein, das denke ich nicht. In der Breite ist die Bundesliga auf jeden Fall die stärkste Liga der Welt. In der Spitze ist die spanische Liga topp, keine Frage. Aber nach den großen vier Teams mit Barcelona, Portland, Ciudad Real und Leon kommt ein Leistungsbruch. Den gibt es in der Bundesliga nicht. Das ist bei uns schon deutlich ausgeglichener. Deshalb haben wir die stärkste Liga der Welt.
(Das Gespräch führte HW-Redakteur Olaf Bruchmann, aus der Handballwoche Ausgabe 18/2005)


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