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Supercup-Sieger 2005!
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Der THW Kiel hat sein erstes Pflichtspiel der neuen Saison gewonnen und den Flensburg-Fluch
abgelegt: Dank einer enormen Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit bogen die Zebras das Spiel
nach einem zweischenzeitlichen 6-Tore-Rückstand letztlich zu einem verdienten 36:34 (15:19)-Sieg um.
Beste Torschützen gegen den Pokalsieger und Erzrivalen waren
Frode Hagen
und
Nikola Karabatic, die in der mit 10000 Zuschauern ausverkauften
Münchener Olympiahalle jeweils 6 mal erfolgreich waren.
Das Interesse am "Duell der Giganten" der Vorsaison war riesig in München - der Stadt, die
seit vielen Jahren keinen Profi-Handball mehr zu Gesicht bekam. Die 10000 Zuschauer sahen
anfangs einen nervösen deutschen Meister, dem viele technische Fehler unterliefen und in
der Abwehr durch Abstimmungsschwierigkeiten dem neuen Flensburger Kreisläufer Michael Knudsen
viel Freiraum ließen. Dieser erzielte auch die ersten beiden Treffer für den Pokalsieger, die
Zebras konnten durch einen Treffer von
Ahlm (nach schönem
Anspiel von
Zeitz) und einen von
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Jubel auf der Kieler Bank schon kurz vor Schluss.
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Kim Andersson verwandelten Siebenmeter aber jeweils ausgleichen.
Dennoch wirkte die SG in dieser Phase eingespielter, nach einem weiteren Doppelschlag vom
starken Knudsen sowie einem Siebenmeter von Christiansen zog Flensburg nach 10 Minuten mit 7:3 davon.
Noka Serdarusic brachte nun
Szilagyi
für
Hagen, doch dieser hatte mit seinen Würfen, ähnlich wie
in dieser Phase der agile
Kavticnik, einfach kein Glück.
Angetrieben von einem starken
Stefan Lövgren hielt der THW dennoch
dagegen und kämpfte sich Mitte der ersten Halbzeit auf 7:9 heran. In dieser Phase standen beide
Abwehrreihen sehr gut, Tore waren nur durch Strafwürfe und Tempo-Gegenstöße möglich.
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Spielszene.
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Serdarusic testete weiter und brachte den wiedergenesenen
Nikola Karabatic, der nicht nur defensiv im Mittelblock, sondern
auch im Angriff im Rückraum Mitte Akzente setzte. Drei Treffer vom Kreis von Jonny Jensen in
der Schlussphase des ersten Durchgangs ließen den THW dennoch nicht an Flensburg näher
herankommen, es ging mit einer 19:15-Führung für die SG in die Kabinen.
Auch die zweite Hälfte begann zunächst alles andere als verheißungsvoll:
Stefan Lövgren bekam von den insgesamt gut pfeifenden
Schiedsrichtern Dang/Zacharias eine Strafzeit aufgebrummt,
Flensburg nutzte dies schnell und konsequent durch Treffer der guten Lijewski und Nielsen
zum 21:15 aus. Doch die SG brachte sich in der 33. Minute selbst aus dem Tritt, als
Knudsen und Nielsen innerhalb von 10 Sekunden auf die Bank mussten. Der THW fand nun
in doppelter Überzahl endlich ins Spiel: Angetrieben durch den bärenstarken
Karabatic und den vom Punkt nervenstarken
Frode Hagen kam der THW binnen sieben Minuten zum 22:22-Ausgleich,
wenige Sekunden später brachte Marcus Ahlm seinen Club
erstmals in Führung.
Es entwickelte sich nun ein offener Schlagabtausch, bei dem sich vor allen Dingen der
sich zwischen den Pfosten steigernde
Henning Fritz hinter
einem nun gut funktionierenden Mittelblock
auszeichnen konnte. Lediglich seinem Gegenüber Jan Holpert sowie dem starken
Polen Marcin Lijewski konnten es die Zuschauer verdanken, dass der THW das Spiel in
dieser Phase nicht schon entscheiden konnte. Beim Stand von 31:31 (54.) bekam Lijewski
seine zweite Zeitstrafe, doch die Zebras konnten die Überzahl diesmal nicht nutzen.
Styger erzielte mit seinem einzigen Treffer an diesem Abend gar die Führung
für Flensburg, doch nach unzähligen Aluminiumtreffern hatte der THW nun endlich auch
mal das Glück auf seiner Seite:
Frode Hagens Strafwurf prallte
von der Latte an Jan Holperts Rücken, von dort trudelte der Ball ins Flensburger Tor.
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Kieler Jubel über den dritten Supercup-Erfolg.
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Lijewski und
Karabatic schraubten ihr Torekonto weiter nach oben zum 33:33. Nachdem sich dann
Mattias Andersson, der in den letzten sieben Minuten
wieder für
Henning Fritz zwischen die Pfosten durfte,
sich gleich zweimal glänzend auszeichnen konnte, machte der zuvor lange Zeit durch
einen guten
Adrian Wagner ersetzte
Henrik Lundström mit zwei Treffern in der Schlussphase alles klar:
Der THW Kiel ist zum driten Mal nach 1995 und 1998 Gewinner des deutschen Supercup.
(Sascha Krokowski)
Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.
THW-Geschäftsführer Uwe Schwenker gegenüber Sport1:
Das wurde auch mal Zeit. [Der THW hatte neun Spiele in Folge gegen die SG nicht
gewonnen, Anm. d. Red].
Wir sind zwar aufgrund der vielen Neuen und einiger Verletzungsprobleme noch nicht
im Vollbesitz unserer Kräfte, aber die Moral war klasse.
SG-Geschäftsführer Thorsten Storm gegenüber Sport1:
Jede Serie geht einmal zu Ende. Nun konzentrieren wir uns ganz auf den Bundesliga-Start.
Nein, wir sind noch nicht bei 100 Prozent, es gibt noch vieles, was wir
verbessern können. In der ersten Halbzeit haben wir viele einfache Tore
kassiert, in der zweiten Halbzeit haben wir das dann aber in den Griff
bekommen.
[Zu den Neuzugängen:] Alle haben bisher gute und schlechte Phasen gehabt,
man kann keinen herausheben. Es ist aber wichtig, dass
Nikola Karabatic wieder in der Mannschaft steht.
Er hat seine Sache hier heute sehr gut gemacht.
- THW Kiel:
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Fritz (24.-54. Minute und 4 Siebenmeter, 8 Paraden),
M. Andersson (1.-24. und 54.-60. Minute, 6 Paraden);
Linders,
K. Andersson (4/1),
Lundström (2),
Kavticnik (4/1),
Hagen (6/4),
Lövgren (5/1),
Wagner (3),
Ahlm (5),
Schindler (n.e.),
Szilagyi,
Zeitz (1),
Karabatic (6);
Trainer: Serdarusic
- SG Flensburg-Handewitt:
-
Beutler (31.-40. Minute, 1 Parade),
Holpert (1.-30. und 40.-60. Minute, 13 Paraden);
Solberg (3),
K. Nielsen (5),
Berge (n.e.),
Sprem (1),
Jensen (3),
Christiansen (8/6),
Holm (n.e.),
Stryger (1),
Lijewski (6),
Boldsen (2),
Kos,
Knudsen (5);
Trainer: Andersson
- Schiedsrichter:
-
Dang (Mainz) / Zacharias (Mainz)
- Zeitstrafen:
-
THW: 4 (2x Lövgren (32., 47.), Kavticnik (16.),
Ahlm (60.));
Flensburg: 5 (2x Knudsen (33., 47.), 2x Lijewski (38., 54.), K. Nielsen (33.))
- Siebenmeter:
-
THW: 8/7 (Holpert hält K. Andersson (10.));
Flensburg: 6/6
- Spielfilm:
-
1. Hz.: 1:1, 2:2, 3:4, 3:7 (10.), 5:7, 7:9 (17.), 7:11, 9:13, 10:15, 12:15, 13:17, 15:19;
2. Hz.: 15:21 (33.), 18:21, 18:22 (37.), 23:22 (40.), 24:23, 25:25, 27:25 (47.), 27:27, 29:27,
29:29, 31:31, 32:33 (57.), 35:33 (58.), 36:34.
- Zuschauer:
-
10000 (ausverkauft) (Olympiahalle, München)
Aus den Kieler Nachrichten vom 31.08.2005:
Ein Sieg für das Selbstvertrauen
THW Kiel beendete Niederlagen-Serie gegen Flensburg mit Supercup-Triumph - Aufholjagd belohnt
München - Der THW Kiel hat es geschafft. Der deutsche Meister hat gestern Abend
nicht nur den Supercup gewonnen. Die Zebras haben durch den 36:34 (15:19)-Sieg in
München gegen die SG Flensburg auch einen letzten Fleck auf ihren weißen Weste
getilgt. Seit dem 25. Mai 2002 konnten die Kieler den Erzrivalen nicht mehr
besiegen. Acht Niederlagen, ein Remis - dieses bittere Kapitel Vereinsgeschichte
kann der THW nun endgültig schließen.
"Der Supercup ist nicht so wichtig", sagte Kreisläufer Marcus Ahlm,
"vielmehr nimmt die Mannschaft aus diesem Sieg viel Selbstvertrauen für die
Bundesliga mit." Dabei sah es in der mit 10 200 Zuschauern ausverkauften Olympiahalle
gestern Abend allerdings lange nicht aus. Die Abwehr offenbarte zunächst große
Abstimmungsprobleme. Da Marcus Ahlm und Nikola Karabatic
verletzungsbedingt einige Wochen ausgefallen waren, fehlte den Zebras die Zeit, eine
Betonwand aufzurichten. Trainer Noka Serdarusic probierte auch
gestern weiter und wechselte kräftig durch. Das nutzten die Flensburger vor allem mit
dem bärenstarken Michael Knudsen, der die Kieler Deckung immer wieder aufknackte.
Fünf schnelle Tore des dänischen Neuzugangs am Kreis legten den Grundstein für
eine deutliche SG-Führung zur Pause. Als Knudsen sich ein Päuschen gönnte,
nahm Jonny Jensen den gleichen Weg zum Kieler Tor, in dem an diesem Abend zunächst
auch die beiden Keeper Henning Fritz und
Mattias Andersson blass blieben. Unsortiert in der Abwehr,
unkonzentriert im Angriff. Auch der "Meister-Rückraum" mit
Stefan Lövgren, Frode Hagen und
Christian Zeitz wirkte gegen den kompakten SG-Riegel in der
ersten Halbzeit ratlos. Kam ein Ball auf das Tor, dann hatte SG-Torhüter Jan Holpert
eine Hand dazwischen.
Kiel lief von Beginn an einem deutlichen Rückstand hinterher und THW-Coach
Noka Serdarusic machte das Beste aus der Situation - er
ließ auch seinen zweiten Anzug auf die Platte. Ende der ersten Halbzeit standen mit
Nikola Karabatic, Kim Andersson,
Vid Kavticnik und Pelle Linders
gleich vier "Neue" auf dem Feld. Schlechter lief es nicht.
Kiel lag zur Pause mit 15:19 zurück und rannte bald einem Sechs-Tore-Rückstand
hinterher. Flensburg hatte das Zebrafell schon in der Tasche, da zeigten die Kieler,
warum sie im letzten Jahr deutscher Meister geworden sind - mit großer Moral und keinem
Blick für die Anzeigetafel. Dort stand es schließlich 21:15 für Flensburg. Unbeirrt
von der ausweglosen Lage fanden sie in der Abwehr endlich die richtige Ein- und
Aufstellung, Welthandballer Henning Fritz deutete an,
dass sein derzeitiges Formtief ein Ende haben könnte. Im Angriff lief der Ball
ruhiger und mit geringerer Fehlerquote durch die Reihen.
Ihren Spaß hatten die Zuschauer besonders an Nikola Karabatic
und Kim Andersson, deren Würfe für das menschliche Auge
und den Mensch Holpert zu schnell waren. Kiel drehte die Partie und ging in der
40. Minute erstmals in Führung. In einem offenen Schlagabtausch ließen die beiden
Teams, die sich nun auf Augenhöhe begegneten, die Zuschauer bis zum Schlusspfiff im
unklaren, wer den Supercup gewinnen würde. Erst als der bärenstarke
Karabatic in den letzten Sekunden noch einmal
Henrik Lundström am Kreis herrlich anspielte und der
Linksaußen traf, rissen die Kieler die Arme hoch. Verdient hatten sie es sich. "Ein
psychologisch wichtiger Sieg", freute sich Henning Fritz,
"verlieren wollten die Flensburger ganz sicher nicht."
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 31.08.2005)
Aus Sport1.de vom 31.08.2005:
Umgekehrte Vorzeichen
München - Der THW Kiel hat durch den Supercup-Gewinn gegen die SG Flensburg-Handewitt
den bisherigen Verlauf der Vorbereitung auf den Kopf gestellt.
Nach einer äußerst durchwachsenen Vorbereitung ging Kiel als krasser Außenseiter
in die Partie in München. Flensburg hingegen hatte zuvor 13 Partien am Stück gewonnen.
Nun das überraschende Ende in der Olympiahalle: Der THW machte aus einem 15:21 ein 36:34.
Auf dem Parkett flankierte Feuerwerk das THW-Siegerteam. Zu Queens "We are the Champions"
jubelten die Kieler Stars den 10.000 Fans entgegen.
Der Meister hat seine Vormachtstellung untermauert und seinem größten Widersacher die Leviten gelesen.
Genügend Zündstoff vor dem Saisonstart.
"Das macht Lust auf mehr"
THW-Kreisläufer
Marcus Ahlm erklärte freudestrahlend:
"Es ist ein geiles Gefühl, Flensburg zu schlagen. Siege sind immer ein gutes Omen."
Kiel wurde nach den Supercup-Erfolgen 1995 und 1998 jeweils Meister.
Nationalspieler
Christian Zeitz bekommt jedenfalls langsam Appetit
auf die nächste Saison. "Siege gegen Flensburg sind natürlich etwas Besonderes. Das macht
Lust auf mehr", meinte der Linkshänder.
Nach neun sieglosen Pflichtspielen gegen den Pokalsieger hintereinander bedeutete der Gewinn des
Supercups den ersten Sieg des THW seit dem 25. Mai 2002. Dabei hatte im ersten Durchgang nichts
auf einen Sieg des THW hingedeutet.
Doch am Ende setzten sich die Kieler nach einer deutlichen Leistungssteigerung in Hälfte zwei noch durch.
"Wir müssen uns einfach zusammenreißen"
Der Schwede
Ahlm bilanzierte: "Wir haben uns in der Kabine gesagt, wir
müssen uns einfach zusammenreißen. Nur dann haben wir eine Chance. Das ist uns gelungen."
Verärgerung machte sich dagegen unter den Flensburger Akteuren nach der unnötigen Niederlage breit.
Der Däne Lars Christiansen schimpfte im Gespräch mit Sport1.de: "Das Spiel hätten wir nie verlieren
dürfen. Das haben wir uns selbst zuzuschreiben."
Kieler Probleme in der Defensive
Trotz des Erfolges im Supercup läuft auch beim Meister noch längst nicht alles rund.
Gerade in der Defensive offenbarte der THW gegen Flensburg in der ersten Hälfte große
Schwächen. Die Abstimmung im Mittelblock funktioniert noch nicht so, wie es sich Trainer Noka Serdarusic vorstellt.
Daher fordert Kreisläufer
Ahlm auch:
"Wir müssen noch stabiler spielen über 60 Minuten, vor allem in der Abwehr."
"Hätten lieber noch drei Wochen Zeit"
Noka Serdarusic kann sich daher nur zum Teil über den ersten Titel
der Saison freuen: "19 Gegentore in der ersten Halbzeit sind zu viel. Insgesamt sind wir noch
nicht so weit. Ich hätte lieber noch drei Wochen Zeit bis zum ersten Bundesliga-Spieltag."
Immerhin muss der THW noch nicht an diesem Wochenende zum Ligastart antreten, sondern erst am 6. September beim HSV Hamburg.
Nicht alles negativ sehen wollte Flensburgs Coach Kent-Harry Andersson. Der 56-Jährige
nahm die Niederlage gelassen: "Ich bin trotzdem ganz zufrieden, wir haben gut mitgehalten."
"Ergebnis keine Überraschung"
Mit einem Augenzwinkern fügte Andersson schließlich noch hinzu:
"Wir haben jetzt zum dritten Mal hintereinander den Supercup verloren. Insofern war das Ergebnis keine Überraschung."
2003 hatte Flensburg gegen den TBV Lemgo (28:32) und ein Jahr später gegen den HSV Hamburg (24:25)
die Supercup-Endspiele jeweils verloren. Ein Omen ist daraus nicht abzuleiten...
(Aus Sport1.de, von Timo Hölscher/Michael Schwartz)