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29./30.01.2006 - Letzte Aktualisierung: 30.01.2006 EM 2006 / Nationalmannschaft

Deutschland gegen Frankreich chancenlos

Mit 1:3 Punkten in die Hauptrunde

Update #1 KN-Bericht ergänzt...

Christian Zeitz erzielte 3 Tore gegen Frankreich.
Klicken Sie zum Vergrößern! Christian Zeitz erzielte 3 Tore gegen Frankreich.
Die leisen deutschen Hoffnungen auf den Halbfinaleinzug bei der EM in der Schweiz haben einen herben Dämpfer erhalten. Gegen den bärenstarken WM-Dritten Frankreich war das DHB-Team in ihrem abschließenden Gruppenspiel der Gruppe B chancenlos und unterlag letztlich schmeichelhaft mit 25:27 (11:13).
Somit geht Deutschland mit 1:3 Punkten in die Hauptrunde und kann das Halbfinale vorerst nicht mehr aus eigener Kraft erreichen, weil auf einen Ausrutscher von Spanien (3:1) und Frankreich (2:2) gewartet werden muss.

Das Team von Heiner Brand, der zunächst Johannes Bitter im Tor aufbot, kam am Sonntag zunächst gut ins Spiel: Mit drei Treffern des wie gewohnt starken Kreisläufers Andrej Klimovets und auch einem von Christian Zeitz erarbeitete sich Deutschland einen 5:3-Vorsprung (9.). Frankreich hielt aber gegen und ging in der 17. Minute durch einen von 6 Treffern des agilen Michael Guigou erstmals in Führung, und baute diese über 9:7 und 13:10 langsam aus. Obwohl sich der Rückraum, vor allem der angeschlagene Pascal Hens, gegen die offensive und aggressive französische Abwehr schwer tat, hielt das DHB-Team noch den Anschluss, mit zwei weiteren Klimovets-Treffern zum Ende der ersten Halbzeit verkürzte man auf 11:13.
Nikola Karabatic wird von Andrej Klimovets attackiert.
Klicken Sie zum Vergrößern! Nikola Karabatic wird von Andrej Klimovets attackiert.

Bis zur 39. Minute hielt Deutschland gut mit, durch zwei herrliche Anspiele von Christian Zeitz auf Michael Kraus und Andrej Klimovets hielt sich die Mannschaft bis zum 15:17 im Spiel. Dann allerdings gelang nicht mehr viel: Der überragende Thierry Omeyer verbarrikadierte sein Tor, die französischen Angriffe konnten nur noch selten fair unterbunden werden. Nur ein Tor gelang dem DHB-Team innerhalb von 14 Minuten, und auch der mittlerweile eingewechselte Henning Fritz konnte daher nicht verhindern, dass Frankreich über 20:15 (44.) und 24:16 (53.) von dannen zog. Im Gefühl des sicheren Sieges schaltete der WM-Dritte in der Endphase einen Gang herunter, während die deutsche Mannschaft weiter aufopferungsvoll kämpfte und so noch bis zum Schluss - auch dank zwei schöner Treffer des erstmals eingesetzten Dominik Klein - auf 25:27 verkürzen konnte.

(Sascha Krokowski)

Gruppe B, 3. Spieltag: 29.01.06, So., 15.15: Deutschland - Frankreich: 25:27 (11:13)

Deutschland:
Fritz (3 Paraden), Bitter (8 Paraden); Hens (1), von Behren, Roggisch, Klein (2), Preiß (1), Hegemann, Kraus (3), Zeitz (3), Jansen (3/1), Klimovets (6), Kehrmann (4), Michel (2); Trainer: Brand
Frankreich:
Ploquin (n.e.), Omeyer (17 Paraden); Fernandez (5/1), Dinart (2), G. Gille, B. Gille (1), Narcisse (5), Girault, Karabatic (2), Kempe, Abati (4), Abalo (2), Guigou (6/4), Bosquet; Trainer: Onesta
Schiedsrichter:
Dolejs / Kohout (Tschechien)
Siebenmeter:
Deutschland: 3/1 (Kehrmann vorbei (6.), Omeyer hält Michel (17.));
Frankreich: 5/5
Zeitstrafen:
Deutschland: 4 (2x Roggisch (16., 47.), Klimovets (13.), Kehrmann (41.));
Frankreich: 4 (2x Abati (12., 60.), Karabatic (30.), B. Gille (50.))
Spielfilm:
1. Hz.: 2:0, 2:1, 3:1, 3:2, 4:2 (7.), 4:3, 5:3, 5:5, 6:5, 6:7 (16.), 7:7, 7:9 (23.), 9:9, 9:11, 10:11, 10:13, 11:13;
2. Hz.: 12:13, 12:16 (34.), 13:16, 13:17, 15:17 (39.), 15:20 (44.), 16:20, 16:24 (53.), 17:24, 17:25, 18:25, 18:26, 21:26 (58.), 21:27, 25:27.
Zuschauer:
6600 (ausverkauft) (St. Jakobshalle, Basel (Schweiz))

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 30.01.2006:

DHB-Team beendet seinen Höhenflug

27:25 - Frankreich zeigt Brand-Schützlingen Grenzen auf; Halbfinale in weiter Ferne
Basel - Überraschungsüberflieger Deutschland hat bei der Handball-EM wieder Bodenkontakt. Nach dem 31:31 gegen Weltmeister Spanien zeigte Frankreich der DHB-Auswahl zum Abschluss der Vorrunde gestern in Basel die Grenzen auf und gewann verdient mit 27:25 (13:11).

Der ohnehin flüchtige Traum von der Titelverteidigung dürfte damit vorzeitig geplatzt sein. Am Sonnabend mühte sich das Team von Bundestrainer Heiner Brand zwar zum erwarteten 31:26 (18:15) über Außenseiter Slowakei, nach der Niederlage gegen die Franzosen ist der Titel aus eigener Kraft aber nicht mehr zu schaffen. Deutschland zieht als Gruppendritter mit nur einem Pluspunkt in die Hauptrunde ein, die morgen in Basel angepfiffen wird.

Alle hätten gesehen, dass es seiner Mannschaft vor allem an Durchschlagskraft im Angriff gefehlt habe, bemängelte Brand. "Frankreich hat genau wie Spanien die wesentlich größeren Alternativen im Rückraum." Die Bilanz gegen den südlichen Nachbarn wurde schon vor dem entscheidenden Gruppenspiel in dunklen Farben gezeichnet. Einmal nur gab es für die DHB-Auswahl in 13 zurückliegenden Spielen seit 2001 ein Erfolgserlebnis: beim 32:22 im WM-Halbfinale 2003 in Portugal.

Frankreichs großes Plus, die Überlegenheit in der Athletik, dominierte auch gestern das Spielgeschehen und stellte den deutschen Angriff vor unlösbare Probleme. Daran änderte auch die Unterstützung der überwiegend deutschen Fans in der mit 6600 Zuschauern ausverkauften St. Jakobshalle nichts. Bis zur zehnten Minute hielt die DHB-Auswahl knapp die Nase vorn, danach übernahm der WM-Dritte mit einem überragenden Thierry Omeyer im Tor Rhythmus und Spielregie. "Nach der Niederlage gegen Spanien herrschte ganz miese Stimmung. Wir wussten, dass uns nur ein Sieg über Deutschland im Turnier lässt. Entsprechend haben wir uns reingekniet", sagte THW-Ass Nikola Karabatic, der am Sonnabend gegen Spanien mit elf Toren auftrumpfte, seine besten Szenen gestern aber in der Abwehr hatte. Gemeinsam mit den Haudegen Didier Dinart, Jerome Fernandez und den Gille-Brüdern zog der 21-jährige Kieler eine Wand hoch, an der sich die Deutschen die Zähne ausbissen. Das nicht nur im übertragenen Sinne. Saures gab es vor allem vom Magdeburger Raubein Joel Abati, das Schiedsrichtergespann Dolejs/Kohout kniff jedoch alle vier Augen zu. "Wir wurden benachteiligt", zürnte Brand, "und das nicht zum ersten Mal".

Pascal Hens hatte gegen Spanien noch neunmal getroffen, gestern war der Hamburger ein Ausfall. Ausflüchte suchte er nicht. Auch den Schmerz nach ausgekugeltem kleinen Finger der Wurfhand aus dem Slowakei-Spiel herrührend, ließ er nicht gelten. "Habe ich kaum gespürt", sagte der Lange vom HSV, "ich bin einfach mit dem falschen Bein aus dem Bett gestiegen". Christian Zeitz, beim Unentschieden gegen Spanien ebenfalls ein Leistungsträger, wollte seine schwache Leistung gar nicht kommentieren und eilte abweisend an der Journalistenschar vorüber. Die Verteidigungsrede übernahm Brand: Seine gerade überstandene Virusinfektion habe zuviel Substanz gekostet, erklärte der Bundestrainer. Derweil freute sich Karabatic auf kommende Aufgaben. "Die Hauptrunde kann kommen." Gestern hat Frankreich die Rolle des Überfliegers übernommen, der Ex-Weltmeister ist ein heißer EM-Favorit.

(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 30.01.2006)

 


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