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19.06.2006 WM 2007

Sport1: "Jetzt müssen wir uns über die Fußballer freuen"

Schwedens langer Weg umsonst

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Aus Sport1:

München - Sie heißen Lövgren, Gentzel, Vranjes, Ahlm oder auch Andersson. Sie sind Schweden und haben am Wochenende dem Drehbuch ihrer Nationalmannschaft ein weiteres trauriges Kapitel hinzugefügt: die verpasste Qualifikation zur WM 2007 in Deutschland. Zwar gewannen die "Tre Kronors" das Rückspiel mit 26:25 (12:10) auf Island, doch die Hypothek der 28:32-Hinspielniederlage war zu groß. Island fährt zur WM, den erfolgsverwöhnten Schweden bleibt - mal wieder - nur die Zuschauerrolle.
Schon 2004 verpasste die Skandinavier das Olympische Turnier in Athen. Es folgte eine magere WM 2005 mit einem enttäuschenden elften Platz und eine verpatzte EM-Qualifikation 2006.

Nun der erneute Tiefschlag für die vielen schwedischen Bundesliga-Akteure, für die die WM im Land ihres Arbeitgebers sicherlich ein unvergessener Karriere-Höhepunkt gewesen wäre.

Schwedens Kapitän Stefan Lövgren (THW Kiel) spricht bei Sport1.de über die Enttäuschung der verpassten Qualifikation, die Nachwirkungen des Ausscheidens und die Gründe für das Scheitern.

Sport1:
Herr Lövgren, wobei störe ich Sie gerade?
Stefan Lövgren:
Ich bin gerade in Köln angekommen, wo ich mir das WM-Vorrundenspiel der Schweden gegen England anschauen werde.
Sport1:
Die Fußballer haben Ihnen ja einiges voraus.
Stefan Lövgren:
Das stimmt. Wir müssen uns jetzt über die Fußballer freuen und leider nicht über die Handballer.
Sport1:
Und das, obwohl ihr Team im Rückspiel zwischenzeitlich mit 17:12 führte. Wo liegen die Gründe des Scheiterns?
Stefan Lövgren:
Wir haben die Möglichkeiten gehabt, das ist richtig. Aber irgendwie haben wir das Tor nicht mehr getroffen. Es ist fraglich, ob psychologische Gründe den Ausschlag gaben. Jedenfalls haben wir während des Spiels nicht die Lösung gefunden, ansonsten hätte man gegensteuern können. Welches die wirklichen Gründe sind, weiß ich zurzeit nicht. Da müssen wir die beiden Spiele analysieren.
Sport1:
Fakt ist, dass es ein großer Schock ist. Wie verarbeiten die Spieler dieses negative Erlebnis?
Stefan Lövgren:
Ganz ehrlich: Ich habe keine Ahnung. Das Turnier wäre etwas ganz Besonderes gewesen. Nicht nur für die Spieler, die in den Vereinen der Bundesliga spielen. Auch in Schweden verfolgt man das Geschehen in der Bundesliga mit großem Interesse. Momentan ist der Schock einfach groß, und wir sind alle sehr traurig. Viele Spieler sind erst einmal in den Urlaub gefahren. Vielleicht schaffen sie es, das Ausscheiden dort zu verarbeiten.
Sport1:
Wie wirken Sie der Pleite entgegen?
Stefan Lövgren:
Ich hoffe, dass dieser Kurztrip zur WM und mein anschließender Aufenthalt in meinem Ferienhaus in Schweden mit meiner Familie dazu beiträgt. Dafür habe ich immerhin dreieinhalb Wochen Zeit.
Sport1:
Wie hat die Mannschaft auf das Ausscheiden reagiert?
Stefan Lövgren:
Wir waren richtig enttäuscht. Es ging aber nicht hauptsächlich um das Spiel auf Island, sondern um das Hinspiel in Stockholm. Dort haben wir eigentlich ganz ordentlich gespielt - bis fünf Minuten vor Schluss. Da haben wir die Qualifikation verspielt. Für den Handball in Schweden ist das eine schwere Niederlage. Der Weg zurück in die Spitze wird für uns sehr, sehr schwer.
Sport1:
Haben Sie nach der verpassten Qualifikation an ein Karriere-Ende in der Nationalmannschaft gedacht?
Stefan Lövgren:
Nein, das war und ist für mich kein Thema. Wir haben auch gar nicht darüber nachgedacht, was passieren wird, wenn wir scheitern sollten. Unser Fokus liegt nun auf der Qualifikation zu den Olympischen Spielen 2008 in Peking. Jeder Spieler kann nun in Ruhe darüber nachdenken, ob er bei diesem Projekt mitmachen möchte.
Sport1:
Wie sieht die Zukunft der Zusammenarbeit von Trainer Ingemar Linell und dem schwedischen Handballverband aus? Beide Seiten haben eine Aufhebungsklausel, die bis zum 30. Juni gezogen werden kann.
Stefan Lövgren:
Soweit ich weiß, ist noch keine Entscheidung gefallen. Auch nicht bei unserem Trainer Ingemar Linell. Er hat zwar noch einen gültigen Vertrag, aber aus Erfahrung weiß man, dass sich solche Sachen schnell ändern können. Ich gehe allerdings davon aus, dass er weitermachen wird.
Sport1:
Ihr Team ist schon in der Qualifikation gescheitert. Wie weit schaffen es die Kollegen vom Fußball bei der WM?
Stefan Lövgren:
Erst einmal müssen sie die Vorrunde überstehen, das wird schwer genug. Und dann kommt es vielleicht zum Spiel gegen Deutschland. Das wäre der Hammer! Ab da ist dann alles möglich.
(Das Gespräch führte Christian Nier, © 2006 Sport1)


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