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01.02.2007 WM 2007 / Nationalmannschaft

Kieler Nachrichten: Auf den "stillen Star" Jansen ist stets Verlass

Zeitz macht sich für Fritz stark: "Macht keinen Sinn"

Aus den Kieler Nachrichten vom 01.02.2007:

Köln - Keine Pause, kein Verschnaufen. Das achte Spiel innerhalb von elf Tagen führte die DHB-Auswahl am Dienstag in der Kölnarena mit dem 27:25-Sieg über Spanien ins WM-Halbfinale. Schon vergessen, denn im Semifinale brennt heute (17.30 Uhr, ZDF) Frankreich auf Revanche für die 26:28-Niederlage in der Hauptrunde.
Der Europameister hielt sich am Dienstag mit dem 21:18-Viertelfinal-Sieg über Kroatien für die Schmach gegen das DHB-Team schadlos. Gefeiert wurde der Triumph über den Olympiasieger mit Bier vom Fass, das Kölnarena-Angestellte im Presseraum zapften und per prall gefüllten Tabletts in die französische Kabine schafften.

"Hätte ich nur ein Bier getrunken, wäre ich umgekippt", sagte Torsten Jansen. Nach dem Spanien-Spiel, so der Linksaußen vom HSV Hamburg, sei er völlig platt gewesen: "Ich habe Durst und will eigentlich nur noch ins Bett." Torsten Jansen ist der stille Star der deutschen Mannschaft. Der Hamburger spielt unauffällig, aber mit höchster Effizienz, große Gesten und Showeffekte liegen ihm nicht. "Das sollen andere machen." Schon beim EM-Titelgewinn 2004 in Slowenien zählte der 30-Jährige zu den Leistungsträgern im Team. Dort war Jansen weit mehr als ein Ersatz für den verletzten Stefan Kretzschmar. Jetzt überzeugt er erneut mit Leistung, ist mit 26 Toren die aktuelle deutsche Nummer drei der Scorerliste hinter Pascal Hens (37) sowie Florian Kehrmann (35) und glänzt vor allem bei der 87-prozentigen Trefferquote. Jansen war es auch, der den "spanischen Stieren" mit sechs Toren, vor allem den entscheidenden beiden Treffern in der Schlussphase, den Ring durch die Nase zog. "Vor dem Siebenmeter hat er mir zugenickt. Da wusste ich, dass er ihn reinmacht", meinte Bundestrainer Heiner Brand zur entscheidenden Szene: "Torsten hat die Highlights gesetzt. Er spielt ein gutes Turnier, auf ihn ist Verlass."

Dabei ist Tore verhindern seine große Leidenschaft. "In der Abwehr den Mann zu stehen, bedeutet mir viel mehr, als ein Tor zu erzielen." Bei Heiner Brand besetzt Jansen die linke Halbposition in der Abwehr und hält damit seinem abwehrschwachen Vereinskollegen Hens den Rücken frei. "Den Job erledigt er wie kein Zweiter", schwärmt Hens. Ob der polnische Star Lijewski, Frankreichs Narcisse oder zuletzt Spaniens Belaustegui: Wer bei dieser WM über rechts zum deutschen Tor wollte, war bei Jansen stets in besten Händen.

Der gebürtige Solinger, der Bankkaufmann lernte und neben dem Sport ein Fernstudium in Politik und Geschichte betreibt, findet Kraft in seiner jungen Familie. Freundin Anke machte ihn mit der Geburt von Tochter Hanna erst vor einem knappen Monat zum Vater. Weil Ankes Eltern in Köln wohnen, sehen sie sich in diesen Tagen regelmäßig. "Das lenkt ab", freut er sich über die kurzen Treffs mit seinen "Frauen". Über das mögliche WM-Finale macht Torsten Jansen sich noch keine Gedanken. "Erst kommt Frankreich, die wollen wir unbedingt schlagen. Wenn man zwei Stufen auf einmal nimmt, liegt man ganz schnell auf der Schnauze."

Derweil machte sich der Kieler Christian Zeitz bereits Gedanken über die Zeit nach der WM. Die alle bewegende Torhüterfrage treibt auch den THW-Linkshänder um. Es müsse sich was ändern in Kiel, fordert der 26-Jährige. Es könne nicht sein, dass Henning Fritz dritter Torwart ist und nicht bei Auswärtsspielen dabei sein dürfe. "Hier hat doch jeder gesehen, was Henning kann. Es macht keinen Sinn, wenn es so weitergeht." Ein Appell, den Heimtrainer Noka Serdarusic wohl nicht überhören dürfte.

Derweil erwartet Heiner Brand heute ein ganz schweres Spiel. "Wir werden andere Franzosen als in der Zwischenrunde sehen", glaubt er. Der Bundestrainer kann auf alle 16 Spieler seines Kaders zurückgreifen, auch auf den Lemgoer Markus Baur, der nach einer Zerrung wieder ins Team rückt. Pascal Hens freut sich auf das erneute Duell mit dem Europameister: "Die wollen Revanche. Da kann es für uns nur ein Mittel geben: Vollgas, Vollgas, Vollgas."

(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 01.02.2007)


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