04.05.2012 | DHB-Pokal |
Henrik Lundström. |
Lundström, der mit Isabel verheiratet ist, drei Kinder hat - Colin, James und Stella - alle in Kiel geboren, blickt mit Freude auf seine Kieler Zeit zurück. Wehmut ist nicht dabei. Viele hätten ihn auf seinen Abschied von Kiel angesprochen, fast alle hätten gefragt, ob er jetzt traurig sei, sagt er. "Ich habe mit Nein geantwortet. Traurig bin ich wirklich nicht. Vielmehr habe ich Heimweh, bin eben ein echter Göteborger Junge." Alles habe seine Zeit, sinniert der Schwede. Jetzt freue er sich auf die Rückkehr in seine Heimatstadt. "Und ich bin gespannt auf das, was kommt."
Für zwei Jahre hat Henrik Lundström bei Redbergslids unterschrieben. Er wechselt von einem zum anderen Rekordmeister. Die Göteborger wurden's 20-mal, ihr aktueller Trainer ist Magnus Wislander, der Welthandballer des Jahrhunderts, jener geniale Ballkünstler, der dem THW von 1990 bis 2002 die Tür in die erfolgreichste Zeit der Vereinsgeschichte öffnete. Wislander gab den THW-Verantwortlichen 2003 auch den Tipp, war mitverantwortlich für Lundströms Wechsel über die Ostsee nach Kiel. Und Wislander holt seinen Schützling jetzt zurück, will den Routinier als Leithammel für seine Handball-Rasselbande installieren. "Die meisten Spieler von Redbergslids sind erst um die 20. Weil das Geld knapp wurde, wurden hier lange Zeit kleinere Brötchen gebacken. Jetzt sieht es besser aus, Redbergslids will wieder um Titel mitspielen, und ich soll helfen", sagt der immer noch pfeilschnelle Außen, der die Fans mit Wurftechnik und Spielverständnis begeistert. "Es stimmt", nickt Lundström, "ich profitiere viel von meiner guten Technik. Die aber ist mir nicht zugeflogen." Ganz nach oben schafften es nämlich nur jene Spieler, die bereit seien, Extraschichten zu schieben. "Du musst im Training mehr machen als andere." Seinen Appell richtet er an alle jungen Handballer, die etwas erreichen wollen: "Auch, wenn es manchmal schwerfiel, aber wenn die anderen zu Hause waren, habe ich allein in der Trainingshalle mit dem Ball geübt."
Parallel zum Handball will sich der Familienvater in Göteborg um seine Zeit nach dem Sport kümmern, er strebt eine Ausbildung bei einer Finanzfirma an, dem Hauptsponsor von Redbergslids. "Ich möchte nicht ewig vom Handball abhängig sein." Und Lundström freut sich auf die neuen Trainingszeiten, die ihn in Göteborg erwarten. "Die dürften sehr viel kürzer sein als in Kiel, dann habe ich endlich mehr Zeit für meine Familie." Henrik Lundström bezeichnet sich als extremen Familienmenschen. "Sie ist das Wichtigste, ich liebe die gemeinsamen Mahlzeiten, liebe es, mit den Kindern und meiner Frau zusammen zu sein. Zuhause bin ich glücklich." Deswegen, fügt er mit einem Schmunzeln an, werde er auch die langen Auswärtsreisen nicht vermissen. "In Schweden sind wir nach einem Auswärtsspiel abends wieder zurück."
Das neue Zuhause ist weitestgehend eingerichtet. "Wir haben jetzt viel zu tun, in Kiel müssen wir die Dinge abwickeln, in Schweden neu organisieren." Die Lundströms haben sich ein Haus in Floda gekauft, der kleine Ort liegt an der Peripherie von Göteborg - und fast in der Nachbarschaft der Familien von Magnus Wislander, Stefan Lövgren, Pelle Linders und Peter Gentzel. Alles ehemalige THW-Stars und ebenfalls echte Göteborger Jungs. "Ich freue mich auf die neue Nachbarschaft, wir haben zusammen gespielt, und wir sind Freunde geworden."
Und Kiel? Vermissen wird er viele Mitspieler, sagt Henrik Lundström. "Und natürlich die Halle, diese Emotionen, diese Gänsehaut. Das ist unglaublich." Bei Redbergslids wird alles ein wenig kleiner, im Schnitt kommen 700 statt 10 000 Zuschauer. "Ich weiß es, aber ich werde zufrieden sein." Und der letzte Auftritt in Kiel, das Abschiednehmen? "Komisch wird es sein. Ich bin gespannt auf meine Gefühle, wenn ich zum letzten Mal in diese großartige Arena einlaufe."
(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 04.05.2012)
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