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29.08.2012 Champions League

Zebra-Journal: Hammergruppe für den THW

Titelverteidiger spielt bereits in der Vorrunde gegen Finalgegner Atletico Madrid

Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 25.08.2012:

Mit etwas Verwunderung hatte Dominik Klein die Auslosung für die neue Champions-League-Saison zur Kenntnis genommen. "Irgendwie seltsam, dass man in der Vorrunde mit Atletico Madrid gegen den Gegner aus dem letzten Finale spielt", sagte der Linksaußen vom Titelverteidiger THW Kiel. Madrid und auch Veszprem seien sehr starke Gegner in der Vorrunde, sagte Klein, nachdem in Herzogenaurach, dem Sitz des EHF-Sponsors Adidas, die Kugeln aus den Gläsern gezogen worden waren.
"Aber egal, wer unsere Gegner sind", so Klein selbstbewusst. "Wir müssen in jeder Gruppe versuchen, jedes Spiel zu gewinnen." Selbstredend ist erneut Köln das Nahziel für den dreimaligen Champions-League-Sieger, das Final4-Turnier in der Lanxess-Arena, das am 1./2. Juni den besten europäischen Club der Saison kürt. Nun könnte man einwenden, dass Madrid nicht mehr die Mannschaft vom Kölner Finale ist. Die Finanz- und Wirtschaftskrise hatte enorme Auswirkungen auf den Spitzenclub. Vereinsmäzen Domingo Diaz de Mera hat ein Vermögen verloren mit dem Flughafen in Ciudad Real, der inzwischen stillgelegt ist. Und so wurden im Sommer viele Verträge mit teuren Spielern gelöst, um den Etat zu entlasten. Prominenteste Abgänge waren Chema Rodriguez (nach Veszprem) und die französischen Olympiasieger Didier Dinart und Luc Abalo, die durch die Petro-Dollars angelockt wurden, mit denen katarische Investoren Paris Handball zur Top-Adresse entwickeln wollen. Die Ablöse des Rechtsaußen Abalo soll bei rund 600.000 Euro gelegen haben. Rekord für einen Flügelspieler. Trainer Talant Duschebajew steht freilich immer noch ein Star-Ensemble zur Verfügung. Regisseur Alvaro Ferrer kommt wie Angel Romero aus Leon, Jakov Gojun vom kriselnden Klub RK Zagreb, auch Xavier Barachet (aus Chambery) zählt zu den besten Rückraum-Rechten Europas. Wer diese Mannschaft um die Toptorhüter Javier Hombrados und Arpad Sterbik unterschätzt, wird böse unter die Räder kommen.

Einer der spannendsten Clubs Handball-Europas ist der zweite hochkarätige Gegner, MKB Veszprem KC. Der ungarische Serienmeister, gegen den sich Kiel zuletzt im Viertelfinale 2006/07 durchsetzte, schien vor einem Jahr noch von einer Pleite bedroht; es war von ausstehenden Gehältern die Rede. Doch dann stieg der Club wie Phönix aus der Asche. Im Frühjahr gab es sogar Spekulationen, der Brausehersteller Red Bull wolle einsteigen. "Das hätte die gesamte Tektonik des europäischen Handballs verändert", meinte THW-Trainer Alfred Gislason dazu. Aber die Berichte erwiesen sich als Ente. "Es gibt keine Gespräche und keine Pläne in diese Richtung", erklärt Red-Bull-Sprecherin Tina Deutner auf Anfrage.

Aber auch ohne den Brause-Konzern scheint wieder Geld zu fließen. Es heißt, vor allem die Millionen von Daimler-Benz in Ungarn seien dafür verantwortlich. Auf dieser Basis entwickelten die Ungarn den Plan, Superstar Laszlo Nagy schon zu dieser Saison vom FC Barcelona loszueisen. Da sie aber die Ablöse von drei Millionen Euro nicht zahlen wollten, bleibt der Rückraum-Linkshänder. Vorerst. Auch ohne Nagy lässt sich eine "Hispanisierung" Veszprems feststellen. Nachfolger von Lajos Mocsai als Trainer ist Antonio Carlos Ortega. Er lotste den chilenischen Kreisläufer Marco Oneto (der schon seit seiner Jugend in Spanien spielte) und Flügelspieler Christian Ugalde vom FC Barcelona nach Ungarn, dazu auch Chema Rodriguez. Der Regisseur hatte zuvor seinen bis 2013 datierten Vertrag in Madrid aufgelöst. Seine einstigen Clubkollegen sieht er nun recht schnell wieder. Zu den größten Versprechen des Welthandballs zählt der iranische Star Imam Jamali. Der 2,06m große Rückraumspieler erzielte bei der Junioren-WM in Griechenland 80 Tore (darunter zwölf gegen Ungarn) und soll nun dem Kubaner Carlos Perez auf Rückraum links nachfolgen. Jamali erhielt in Veszprem einen Vierjahresvertrag. "Mein Ziel ist klar: Ich will einer der besten Spieler der Welt werden", sagte der Iraner: "Aber ich weiß, dass ich viel zu lernen habe."

Während Madrid und Veszprem den Titelverteidiger jederzeit in Gefahr bringen können, gilt der schwedische Meister IK Sävehof als krasser Außenseiter. Immerhin haben sich die Südschweden zum dritten Mal in Folge qualifiziert. In der letzten Saison erreichten sie gar das Achtelfinale, scheiterten aber klar an Kopenhagen.

Auch Pivovarna Lasko Celje hat nicht mehr die große Klasse jener Mannschaft, die 2004 das Finale gegen die SG Flensburg gewann. Sogar innerhalb Sloweniens hat der Club aus der Küstenstadt Koper dem Traditionsverein den Rang abgelaufen.

Die Spiele gegen Madrid und Kiel seien "ein Geschenk des Himmels", sagte Trainer Vladan Matic. "Ich bin sehr glücklich, dass wir so starke Gegner bekommen haben." Man werde mit Sävehof um den vierten Platz in der Gruppe kämpfen, der das Achtelfinale bedeutet.

Welcher Qualifikant den letzten Platz in der Gruppe einnimmt, steht erst am 9. September fest. Favorit des Viererturniers ist der HCM Constanta. Sollte sich der rumänische Spitzenklub gegen Tatran Presov, SSV Bozen und Rishon Le Zion durchsetzen, dann käme es zu einem Wiedersehen mit Milutin Dragicevic, der nach seinem unglücklichen Gastspiel an der Förde an das Schwarze Meer zurückgekehrt ist. Auch Regisseur Damir Doborac, der bis zum Sommer in Magdeburg spielte, ist ein alter Bekannter.

Nicht nur die Kieler Gruppe ist attraktiv, auch die Gegner der beiden anderen deutschen Klubs sind es. Vizemeister Flensburg bekommt es mit Medwedi Tschechow, HB Montpellier und Ademar Leon zu tun, womöglich auch mit dem HSV Handball, der über das Wildcard-Turnier kommen muss. Und die Füchse Berlin jubelten über das Los FC Barcelona. Auch die Kadetten Schaffhausen, RK Zagreb und Pick Szeged sind renommierte Adressen im europäischen Handball.

Das gibt es zu verdienen:

  • Teilnahme an der Gruppenphase: 40.000 Euro.
  • Sieger in der Gruppenphase: 40.000 Euro; Zweiter: 30.000 Euro; Dritter: 20.000 Euro, Vierter: 10.000 Euro.
  • Erreichen des Achtelfinales: 25.000 Euro.
  • Erreichen des Viertelfinales: 40.000 Euro.
  • Teilnahme am Final Four: 100.000 Euro.
  • Sieger FF: 250.000 Euro; Finalteilnehmer: 150.000 Euro; Dritter: 100.000 Euro; Vierter: 50.000 Euro.
  • Wer in der Vorrunden-Gruppe den ersten Platz belegt und am Ende auch die Champions League gewinnt, kann 495.000 Euro an Prämien verdienen.
(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 25.08.2012)


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