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30.08.2013 Mannschaft

Zebra-Journal: Der ganze Stolz Hammamets

Wael Jallouz kommt als erster Tunesier an die Förde und weiß seine Heimatstadt hinter sich

Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 24.08.2013:

Mit beeindruckender Sprungkraft kann Jallouz eine Flugshow bieten.
Klicken Sie zum Vergrößern! Mit beeindruckender Sprungkraft kann Jallouz eine Flugshow bieten.

Der THW Kiel schlägt ein neues Kapitel auf. Mit Wael Jallouz verpflichtete der Rekordmeister erstmals einen Tunesier. Der Stern des Rechtshänders ging bei der Junioren-WM 2011 in Griechenland auf, als der Rückraumspieler sich mit seiner außergewöhnlichen Sprungkraft und Wurfgewalt am Gewinn der Bronzemedaille beteiligte.
Den Kielern fiel Jallouz im August vergangenen Jahres erneut auf, als er beim Super Globe in Katar in der Gruppenphase acht Tore gegen die Zebras warf. Der 22-Jährige war seinerzeit von seinem Arbeitgeber AS Hammamet an den Asienmeister Mudhar ausgeliehen worden. Jallouz, an dem auch der FC Barcelona und die Rhein-Neckar Löwen großes Interesse gehabt haben sollen, nutzte die Bühne in der Wüste ein drucksvoll.

Bundesweit macht er zu Jahresbeginn erneut Schlagzeilen, als er bei der WM in Spanien die deutsche Mannschaft nahezu im Alleingang besiegte (25:23). Jallouz, der zu diesem Zeitpunkt bereits einen Drei-Jahres-Vertrag in Kiel unterschrieben hatte, warf im Gruppenspiel in Granollers acht Tore aus sehr großen Entfernungen. "Da hat er uns ein paar ganz schone Dinger reingeschweißt", sagte Linksaußen Dominik Klein, der sich schon in Spanien auf die Zusammenarbeit mit dem neuen Teamkollegen freuen konnte.

Wael Jallouz ist der erste Tunesier in Diensten des THW Kiel. Der 22-Jährige kommt mit der Empfehlung einer starken Fitness an die Förde.
Klicken Sie zum Vergrößern! Wael Jallouz ist der erste Tunesier in Diensten des THW Kiel. Der 22-Jährige kommt mit der Empfehlung einer starken Fitness an die Förde.
Jallouz ist ein sympathischer, entspannter Typ, der auch sehr pragmatisch mit dem deutschen Winter und dem Fastenmonat Ramadan umgeht. Unmittelbar nach dem WM-Turnier kam er nach Kiel, um sich hier im Sportmedizinischen Institut der Uni auf Herz und Nieren testen zu lassen. Ein eisiger Wind fegte durch die Stadt, auf den Straßen lag eine geschlossene Schneedecke. Und Jallouz? Posierte mit THW-Schal, Daunenjacke, Regenschirm und einem Dauergrinsen vor Kreuzfahrtschiffen für ein Foto-Shooting. "Das Wetter und die Kälte werden meine Leistungen nicht beeinflussen", verspricht er. Auch die Religion nicht. Als Muslim müsste er sich eigentlich an die Regeln des Ramadan halten. Eine rund vierwöchige Fastenzeit im Sommer, in der erst nach Sonnenuntergang gegessen und getrunken werden darf. Für einen Leistungssportler ein eher ungünstiger Tagesablauf, deshalb will er sich dem auch nicht unterwerfen. "Es kann nicht der Sinn meiner Religion sein, dass die Gesundheit leidet, und ich meine Arbeit nicht mehr richtig ausüben kann." Für ihn sei es nicht wichtig, den Glauben durch Äußerlichkeiten zu beweisen. "Ich trage ihn in meinem Herzen."

Als Sechsjähriger träumte er noch von einer Tenniskarriere, doch in den Straßen der tunesischen Hauptstadt ist der Handball die Volkssportart Nummer eins "In anderen Städten spielen alle Fußball", sagt der 1,97-Meter-Hüne. "Bei uns werfen wir mit Bällen auf Garagentore."

In Hammamet ist Jallouz schon jetzt ein Star. Als er seinen Vertrag im Grand Hotel "Le Sultan" unterschrieb, kamen der Bürgermeister und mehr als 80 Medienvertreter, darunter zahlreiche Kamerateams. Hachemi Hassouna, Präsident von AS Hammamet, adelte ihn als "Sohn der Stadt".

Vater Salem, der 15 Jahre lang an einer Hotelrezeption arbeitete und fließend Deutsch spricht, ist fest davon überzeugt, dass sein ältester Sohn die hohen Erwartungen erfüllen wird. "Er ist ein guter Junge, er schafft das." Die Fußspuren, in die Wael Jallouz tritt, sind allerdings große. Er wird das Trikot mit der Nummer 22 erben. Das trug in Kiel auch schon der ehemalige Welthandballer Nikola Karabatic. "Ich weiß, dass dieser Wechsel eine große Herausforderung ist", sagt Jallouz. "Aber ich bin mutig genug, diesen Schritt zu wagen." Jallouz, der in Melsdorf das Haus der Familie Omeyer bezogen hat, die im Juni nach Montpellier zurückkehrte, bringt alle Voraussetzungen mit, um sich in der Bundesliga durchzusetzen. Die Ärzte bestätigten ihm bei der Leistungsdiagnostik Werte, die Zebras in der Regel erst nach einem Jahr Trainingsarbeit mit Alfred Gislason haben.

Das sagt Alfred Gislason

"Er bringt unglaubliche körperliche Fähigkeiten mit und kann einmal ein richtig Guter werden. Wael wird sich aber noch an unseren Rhythmus gewöhnen müssen. In der tunesischen Nationalmannschaft musste er sich im Spiel ohne Ball nicht viel bewegen, das geht bei uns nicht."

(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 24.08.2013)


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