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26.08.2013 Mannschaft

Zebra-Journal: Das wird ein Zwischenjahr

Trotz Umbruch: THW-Trainer Alfred Gislason will weiter um alle Titel mitspielen

Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 24.08.2013:

Die Konkurrenz sieht ein Licht am Ende des Tunnels. In den vergangenen neun Jahren feierte der THW Kiel achtmal die Meisterschaft, nur der HSV Hamburg hat noch eine Erinnerung daran, wie es ist, mit der Schale in der Hand auf einem Balkon zu stehen. In dieser Saison, da sind sich alle Experten einig, wird das Rennen um Platz eins in der Handball-Bundesliga ein sehr enges. Nicht ausgeschlossen, dass am Ende aber trotzdem wieder die Zebras jubeln werden.
Alfred Gislason, der mit den Kielern in den vergangenen fünf Jahren zehn Titel einsammelte, gefällt die neue Rolle. "Jetzt werden von der Konkurrenz Siege gegen uns erwartet", sagt der Trainer des Rekordmeisters, dessen Kader mit Marcus Ahlm (neuer Aufsichtsrat), Thierry Omeyer (zurück zu Montpellier AHB), Daniel Narcisse (Paris St. Germain) und Momir Ilic (MKB Veszprem) vier Weltstars verlassen haben. Deshalb entspannte es den Isländer, dass Christian Zeitz seinem Freund Ilic nicht vorzeitig an den Plattensee gefolgt ist. Der Linkshänder, bis Saisonende an den THW gebunden, unterschrieb im Juni einen Drei-Jahres-Vertrag beim ungarischen Meister und verkündete, am liebsten umgehend für die Magyaren spielen zu wollen. Doch seinem neuen Arbeitgeber gelang es nicht, eine entsprechende Ablösesumme zu bieten. Außerdem fehlte in dem aufgeblähten Kader auch ein Platz für Zeitz. Nach einer Aussprache mit den THW-Bossen entschied sich der 32-Jährige, seinen Vertrag in Kiel doch zu erfüllen. "Christian wird in den kommenden Monaten alles für den THW geben, da sind wir uns absolut sicher", sagten die Geschäftsführer Klaus Elwardt und Stefan Adam nach dem Krisengipfel. Auch Zeitz versprach, in seiner elften Saison in Kiel, "alles für den THW tun zu wollen".

Auch mit Zeitz wartet auf Gislason reichlich Arbeit, muss er mit dem Tunesier Wael Jallouz und dem dänischen Vize-Weltmeister Rasmus Lauge zwei sehr junge Rückraumspieler einbinden. Um besonders Lauge die Zeit zur Eingewöhnung zu geben, verzichtete der THW Kiel auch darauf, sich darum zu bemühen, Domagoj Duvnjak (ab 2014 ein Kieler) vorzeitig aus seinem Vertrag beim HSV auszulösen. Der schwarz-weiße Plan ist, die jungen Wilden einzuspielen und spätestens in der kommenden Saison, dann mit Duvnjak, wieder eine Top-Adresse im europäischen Handball zu werden. Gislason bezeichnet die Saison als "Zwischenjahr", allerdings wäre er nicht Gislason, wenn er das Rennen um weitere Trophäen bereits aufgegeben hätte. "Wir wollen etwas gewinnen." Auf nationaler Ebene geht auch weiterhin kein Weg am Double-Sieger vorbei, doch auf dem Weg zum "Final4" der Champions League in Köln warten hohe Hürden auf den dreimaligen Champion. "Die Mannschaften, mit denen wir hier um den Titel spielen, habe alle einen deutlich größeren Kader." Teams wie der mit Millionen aus Katar aufgepumpte franzosische Meister Paris St. Germain oder der FC Barcelona, der nach der demütigenden Finalniederlage gegen den HSV Hamburg Weltstars wie Nikola Karabatic und Kiril Lazarov eingekauft hat, dürften für die jungen Zebras noch eine Nummer zu groß sein.

Die Risiken sind auch Gislason bekannt. "Wir waren in den vergangenen Jahren noch nie so darauf angewiesen, dass wir von schweren Verletzungen verschont bleiben." Würden Rene Toft Hansen (Abwehr) oder Filip Jicha (Angriff) längerfristig ausfallen, hätte das Baustellen unabsehbarer Größe zur Folge. Außerdem wäre es zunächst einmal schwerlich möglich, auf dem Niveau zu rotieren, auf dem in der Vorsaison das Personal kreiselte. Einer, der sich aus dem Leistungssport verabschiedet hat, will dem THW nun in neuer Funktion helfen: Marcus Ahlm. Der ehemalige Kapitän übernahm den vakanten Posten im Aufsichtsrat. Im fünfkopfigen Führungsgremium war seit zwei Jahren ein Platz verwaist, weil Klaus Elwardt, das für die sportlichen Belange zuständige Mitglied, den erkrankten Uli Derad als Manager ersetzte.

Wie der THW wollte auch der HSV einen großen Sportlernamen für die Management-Riege verpflichten. Der Champions-League-Sieger holte zum 1. Juli Frank Rost als Geschäftsführer an Bord, doch nur sechs Wochen später warf der ehemalige Fußball-Nationaltorhüter das Handtuch. In der kurzen Zeit hatten sich zwischen ihm und der Vereinsführung offenbar zu große Differenzen aufgebaut.

Neben dem HSV, der sich unter anderem mit dem spanischen Weltmeister Joan Canellas, Adrian Pfahl (VfL Gummersbach) und Petar Djordjic (SG Flensburg) verstärkt hat, wird sich Kiel auf Titeljagd begeben. Auch die SG Flensburg-Handewitt und die Rhein-Neckar Löwen werden zu dem Quartett gehören, das am Ende den Meister stellt.

(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 24.08.2013)


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