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20./21.09.2000 - Letzte Aktualisierung: 21.09.2000 Olympia 2000

Deutschland nach Super-Sieg gegen Jugoslawien so gut wie im Viertelfinale

Kehrmann und Fritz überragend

Großes Update #4

Hier geht's zum Update vom 21.09...

Deutschland steht nach einem tollen 28:22 (13:11)-Sieg über Mitfavorit Jugoslawien so gut wie im Viertelfinale, um ganz sicher zu gehen, muß aus den verbleibenden zwei Spielen gegen Rußland und Ägypten noch ein Punkt geholt werden.
Starker Rückhalt seines Teams: Henning Fritz.
Starker Rückhalt seines Teams: Henning Fritz.
Bundestrainer Heiner Brand überraschte die Jugoslawen, die mit den Bundesligastars Jovanovic (Hameln), Skrbic (Nordhorn) und Perunicic (THW) antraten, mit zwei personellen Veränderungen: Ins Tor stellte er den Magdeburger Henning Fritz für Jan Holpert (Flensburg), auf Rechtsaußen mußte Bernd Roos (Großwallstadt) dem jungen Lemgoer Florian Kehrmann weichen. Zwei Maßnahmen, die sich bezahlt machen sollten.

Nach ausgeglichenem Start (2:2, 4.) ging Deutschland mit 4:2 und 5:3 in Führung. Maßgeblich daran beteiligt: Henning Fritz mit mehreren tollen Paraden. Doch nach einer 7:5-Führung (13.) kassierte "Pitti" Petersen seine zweite Zeitstrafe. Jugoslawien nutzte die numerische Überlegenheit und glich durch Nenad Perunicic zum 7:7 (14.) aus.

Trifft zum 11:9: Volker Zerbe.
Trifft zum 11:9: Volker Zerbe.
Doch die deutsche Auswahl ließ sich nicht beirren, prompt führt man durch Baur (Strafwurf) und Kehrmann wieder mit 10:8 (20.), nach dem 11:9 durch Zerbe (22.) ist Jugoslawiens Trainer Vujovic ratlos, nimmt eine Auszeit. Eine "La Ola"-Welle geht durch die Halle. Brandt fordert von seinem Team: "Schafft mehr Platz für Zerbe!" Dies setzte die Mannschaft um und "Zebu" traf sofort nach Wiederanpfiff zum 12:9, doch Nenad Perunicic verkürzt mit seinem vierten Tor wieder umgehend auf 10:12 (24.).

Bitter: Daniel Stephan erneut verletzt.
Bitter: Daniel Stephan erneut verletzt.
Dann Schocksekunde für das deutsche Team: Daniel Stephan knickt böse um, wird getaped, kann später aber weiterspielen. Kehrmanns Einsatz erweist sich als Glücksgriff. In der 26. Minute markiert er mit einem tollen Heber das 13:10. Nachdem Matic einen Siebenmeter zum 11:13 verwandelt hat, geht es in die Kabinen.

Ihren Zwei-Tore-Vorsprung kann die deutsche Mannschaft zunächst bis zum 16:14 (38.) halten, dann dreht die deutsche Mannschaft richtig auf, die Tore fallen fast im Minutentakt: 17:14 von Behren per Strafwurf (40.), 18:14 Schwarzer vom Kreis (42.), 19:14 Daniel Stephan per zweiter Welle (42.). Vujovic nimmt erneut eine Auszeit, Co-Trainer Bob Hanning fordert: "Ruhig weiterspielen!"
Einer der besten: Youngster Florian Kehrmann.
Einer der besten: Youngster Florian Kehrmann.

Auch nach dem Time-Out setzt die deutsche Mannschaft ihr "Power-Play" fort, Zerbe und Kehrmann erhöhen zum 20:14 (47.) und 21:14 (48.). Das war die Vorentscheidung! Deutschland konnte es sich in den restlichen Minuten sogar leisten, Klaus-Dieter Petersen nach seiner zweiten Zeitstrafe auf der Bank zu lassen.

Das deutsche Team jubelt nach der tollen Leistung!
Das deutsche Team jubelt nach der tollen Leistung!
Zwar verkürzten die "Jugos" noch einmal auf 17:21 (49.), aber Frank von Behren blieb beim folgenden Siebenmeter eiskalt und traf zum 22:17 (50.), ein ganz wichtiger Treffer. Youngster Florian Kehrmann entschied dann mit seinen Treffern zum 24:18 (54.), 25:19 (56.) und 26:20 (58.) das Spiel fast im Alleingang. Ein verdienter Sieg der deutschen Mannschaft: Super-Leistung im Angriff, stabile Abwehr und ein toller Henning Fritz - mehr als ein Dutzend Paraden - im Tor. Das macht Appetit auf mehr!

Bester Werfer für Deutschland war Florian Kehrmann (Lemgo) mit sieben Toren, gefolgt von Zerbe (Lemgo, 6) und von Behren (Minden, 6/3). Klaus-Dieter Petersen konnte keinen Treffer erzielen. Für Jugoslawien traf Knezevic (5/1) am häufigsten, Nenad Perunicic traf viermal, hatte aber eine Trefferquote von nur 40 Prozent.

Die weiteren Ergebnisse aus Gruppe A: Rußland - Korea: 26:24 (9:11), Ägypten - Kuba: 29:26 (12:11).
Gruppe B: Frankreich - Spanien: 25:23 (11:11), Slowenien - Australien: 33:20 (13:9), Tunesien - Schweden: 18:27 (11:13).

Update vom 21.9.:

Nach dem tollen Spiel brach beim DHB-Team die Freude heraus, ein Indianertanz wurde auf das Parkett gelegt: "Wir hatten noch eine Rechnung offen, die haben wir heute beglichen", schrie Kreisläufer Christian Schwarzer. Stark war auch, daß die deutsche Mannschaft trotz diverser Nicklichkeiten der Jugoslawen kühlen Kopf bewahrte und sich nicht in Privatkriege verstrickte. Markus Baur: "Bei der WM haben wir das noch unterschätzt, diesmal blieben wir diszipliniert!" Dabei hatte es der Wetzlarer nicht leicht, er geriet mit THW-Star Nenad Perunicic aneinander. Der Jugoslawe wurde in der deutschen Presse heftig kritisiert, er soll Baur mehrfach angespuckt haben (siehe dazu auch: "Die Spuckaffäre: Perunicic war's nicht").

Linskaußen Stefan Kretzschmar äußerte sich in der Bild-Zeitung noch heftiger: "Das war Krieg", stöhnte er. "Die drehen dir die Brustwarzen um, kneifen dir in die Eier, spucken dich an." Die deutsche Mannschaft sei nach dem Viertelfinal-Aus bei der WM in Ägypten nicht gut auf die Jugoslawen zu sprechen gewesen: Deren "fiese" (Bild) Sprüche ('Deutsche können nicht Handball spielen, nur Krieg führen') hätten die Männer in der Kabine ausgehängt. "Das hat uns heiß gemacht", sagte Kretzschmar gegenüber der Bild.

Hatte Grund zum Nachdenken: Nenad Perunicic.
Hatte Grund zum Nachdenken: Nenad Perunicic.
Nationalmannschaftskapitän Petersen versuchte zu derweil vermitteln: "Angespuckt?", "Pitti" zuckte nur mit den Schultern. "Das war heute ein sehr faires Spiel. Ich habe gegen Jugoslawien schon andere Schlachten erlebt." Statt den Gegner zu kritisieren, lobte er lieber seine Spieler: Neben dem "überragenden Florian Kehrmann" (so Daniel Stephan) und einem toll haltenden Henning Fritz wollte Petersen noch zwei andere Spieler genannt haben: "Zerbe und von Behren waren supergut." Zu Nenads Leistung meinte Klaus-Dieter Petersen: "Man merkt ihm an, daß ihm das Selbstvertrauen fehlt. Das ist nicht der Perunicic, den wir in Kiel kennen."

Bundestrainer Brand versucht in all der Euphorie cool zu bleiben: "Wenn wir heute verloren hätten, wäre es nochmal eng geworden. Es war eine Freude zuzusehen. Wir haben ein wichtiges Spiel gewonnen und guten Handball geboten. Darüber können wir uns allerdings nur kurz freuen, denn wir müssen uns schon auf die nächste Au Florian Kehrmann entfleuchte im Überschwung ein "Wir können gegen jeden Gegner der Welt bestehen!", aber "Pitti" mahnte: "Man erwischt nicht immer so einen Tag!" Deshalb ging auch fast keinem der Spieler das Wort "Medaille" über die Lippen. "Jetzt müssen wir sehen, dass wir am Freitag auch gegen die Russen so spielen", so Klaus-Dieter Petersen. Er selbst glaubt: "Wir schlagen die Russen!" Und nur Heiner Brand setzte nochmals schnell einen Dämpfer. "Wir haben gezeigt, daß wir Streß aushalten können", verabschiedete er sich, "aber der Streß geht weiter."

Christian Schwarzer ist optimistisch: "Jetzt ist alles möglich, wir wollen eine Medaille", wagte er einen kessen Blick nach vorn. Nur der "ewige Verlierer" Volker Zerbe zweifelt mit der Erfahrung aus über 240 Länderspielen noch am großen Glück und eigener Zuversicht. "Ich habe mit der DHB-Auswahl noch nichts Greifbares gewonnen. Jugoslawien war

Erfreut war NOK-Präsident Tröger über die Leistung der DHB-Sieben: "Das war begeisternd, einfach mitreißend!" Und auch die Presse überschlug sich, von "dem besten Spiel seit Jahren" war die Rede. Freuen konnte man sich aber nicht nur über die gute Leistung der Männer auf dem Feld, sondern auch über den Teamgeist, der in der gesamten Mannschaft herrscht. Lakenmacher, Bezdicek und Roos, die das Spiel von der Tribüne verfolgen mußten, feierten mit den Fans und der Mannschaft - Teaminterne Animosiäten: Fehlanzeige. Kein Wunder, denn Heiner Brand stellt klar, daß es keine feste erste Sieben gibt: "Wir sind in der guten Situation, daß wir dem einen oder anderen mal eine Pause gönnen können. Ich will mich ohnehin nicht auf eine erste oder zweite Position festlegen."

Auf jugoslawischer Seite dagegen war man am Boden zerstört: Der von den deutschen Medien heftig kritisierte Nenad Perunicic, der mit einem angeschlagenen Knie in die Partie gegangen war, viermal getroffen hatte, ausgeteilt hatte aber auch einstecken mußte, verstand die Welt nicht mehr: "Es gibt keine Erklärung für diese Pleite." Nach dem Spiel hat er "seinem Freund "Pitti" erstmal gratuliert. "Ist doch selbstverständlich", meinte Nenad, der in der deutschen Deckung den Schlüssel zum Sieg sah: "Gegen diese 6:0 war es schwer zu spielen. Ich alleine konnte es auch nicht machen. Und als dann in der zweiten Halbzeit bei uns das Chaos ausbrach, hatten wir keine Chance mehr", meinte der am Knie verletzte Perunicic, der nicht in Bestform ist.

Gruppe A, 3. Spieltag: 20.09.00, Mi., 21.30: Jugoslawien - Deutschland: 22:28 (11:13)

Jugoslawien
Peric, Sterbik; Knezevic (5/1), Jovanovic (1), Perunicic (4), Butulja (1/1), Lapcevic (1), Matic (3/3), Milosaviljevic (1), Skrbic (2), Golic (3), Djurkovic (1); Trainer: Juvovic
Deutschland:
Jan Holpert (SG Flensburg-Handewitt, ein 7m), Henning Fritz (SC Magdeburg, 1.-60.); Frank von Behren (GWD Minden, 6/3), Bogdan Wenta (SG Flensburg-Handewitt), Stefan Kretzschmar (SC Magdeburg, 1), Christian Schwarzer (FC Barcelona, 3), Klaus-Dieter Petersen (THW Kiel), Volker Zerbe (TBV Lemgo, 6), Markus Baur (HSG D/M Wetzlar, 4/2), Jörg Kunze (TV Großwallstadt), Daniel Stephan (TBV Lemgo, 1), Florian Kehrmann (TBV Lemgo, 7); Trainer: Heiner Brand
Schiedsrichter:
Oie / Högsnes (Norwegen)
Zeitstrafen:
Jugoslawien: 3 (Perunicic, Skbric, Djurkovic);
Deutschland: 6 (Wenta, zweimal Petersen, Stephan, Kehrmann, von Behren)
Siebenmeter:
Jugoslawien: 5/5;
Deutschland: 6/5 (Baur verwirft)
Spielfilm:
1. Hz: 1:1, 2:1, 2:4, 3:4, 3:5, 4:5, 4:5, 5:6, 5:7, 7:7, 7:9, 8:9, 8:10, 9:10, 9:11, 9:12, 10:12, 10:13, 11:13;
2. Hz: 11:14, 12:14, 12:15, 13:15, 13:16, 14:16, 14:21, 17:21, 17:22, 18:22, 18:24, 19:24, 19:25, 20:25, 20:26, 21:26, 21:27, 21:28, 22:28
Zuschauer:
6000 (ausverkauft) ("Pavillon 2", Sydney/AUS)
Spielgraphik:
Spielgraphik


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