20./21.09.2000 - Letzte Aktualisierung: 21.09.2000 | Olympia 2000 |
Großes Update #4 |
Starker Rückhalt seines Teams: Henning Fritz. |
Nach ausgeglichenem Start (2:2, 4.) ging Deutschland mit 4:2 und 5:3 in Führung. Maßgeblich daran beteiligt: Henning Fritz mit mehreren tollen Paraden. Doch nach einer 7:5-Führung (13.) kassierte "Pitti" Petersen seine zweite Zeitstrafe. Jugoslawien nutzte die numerische Überlegenheit und glich durch Nenad Perunicic zum 7:7 (14.) aus.
Trifft zum 11:9: Volker Zerbe. |
Bitter: Daniel Stephan erneut verletzt. |
Ihren Zwei-Tore-Vorsprung kann die deutsche Mannschaft zunächst bis zum 16:14 (38.) halten, dann dreht die deutsche Mannschaft richtig auf, die Tore fallen fast im Minutentakt: 17:14 von Behren per Strafwurf (40.), 18:14 Schwarzer vom Kreis (42.), 19:14 Daniel Stephan per zweiter Welle (42.). Vujovic nimmt erneut eine Auszeit, Co-Trainer Bob Hanning fordert: "Ruhig weiterspielen!"
Einer der besten: Youngster Florian Kehrmann. |
Auch nach dem Time-Out setzt die deutsche Mannschaft ihr "Power-Play" fort, Zerbe und Kehrmann erhöhen zum 20:14 (47.) und 21:14 (48.). Das war die Vorentscheidung! Deutschland konnte es sich in den restlichen Minuten sogar leisten, Klaus-Dieter Petersen nach seiner zweiten Zeitstrafe auf der Bank zu lassen.
Das deutsche Team jubelt nach der tollen Leistung! |
Bester Werfer für Deutschland war Florian Kehrmann (Lemgo) mit sieben Toren, gefolgt von Zerbe (Lemgo, 6) und von Behren (Minden, 6/3). Klaus-Dieter Petersen konnte keinen Treffer erzielen. Für Jugoslawien traf Knezevic (5/1) am häufigsten, Nenad Perunicic traf viermal, hatte aber eine Trefferquote von nur 40 Prozent.
Die weiteren Ergebnisse aus
Gruppe A:
Rußland - Korea: 26:24 (9:11), Ägypten - Kuba: 29:26 (12:11).
Gruppe B: Frankreich - Spanien: 25:23 (11:11),
Slowenien - Australien: 33:20 (13:9), Tunesien - Schweden: 18:27 (11:13).
Linskaußen Stefan Kretzschmar äußerte sich in der Bild-Zeitung noch heftiger: "Das war Krieg", stöhnte er. "Die drehen dir die Brustwarzen um, kneifen dir in die Eier, spucken dich an." Die deutsche Mannschaft sei nach dem Viertelfinal-Aus bei der WM in Ägypten nicht gut auf die Jugoslawen zu sprechen gewesen: Deren "fiese" (Bild) Sprüche ('Deutsche können nicht Handball spielen, nur Krieg führen') hätten die Männer in der Kabine ausgehängt. "Das hat uns heiß gemacht", sagte Kretzschmar gegenüber der Bild.
Hatte Grund zum Nachdenken: Nenad Perunicic. |
Bundestrainer Brand versucht in all der Euphorie cool zu bleiben: "Wenn wir heute verloren hätten, wäre es nochmal eng geworden. Es war eine Freude zuzusehen. Wir haben ein wichtiges Spiel gewonnen und guten Handball geboten. Darüber können wir uns allerdings nur kurz freuen, denn wir müssen uns schon auf die nächste Au Florian Kehrmann entfleuchte im Überschwung ein "Wir können gegen jeden Gegner der Welt bestehen!", aber "Pitti" mahnte: "Man erwischt nicht immer so einen Tag!" Deshalb ging auch fast keinem der Spieler das Wort "Medaille" über die Lippen. "Jetzt müssen wir sehen, dass wir am Freitag auch gegen die Russen so spielen", so Klaus-Dieter Petersen. Er selbst glaubt: "Wir schlagen die Russen!" Und nur Heiner Brand setzte nochmals schnell einen Dämpfer. "Wir haben gezeigt, daß wir Streß aushalten können", verabschiedete er sich, "aber der Streß geht weiter."
Christian Schwarzer ist optimistisch: "Jetzt ist alles möglich, wir wollen eine Medaille", wagte er einen kessen Blick nach vorn. Nur der "ewige Verlierer" Volker Zerbe zweifelt mit der Erfahrung aus über 240 Länderspielen noch am großen Glück und eigener Zuversicht. "Ich habe mit der DHB-Auswahl noch nichts Greifbares gewonnen. Jugoslawien war
Erfreut war NOK-Präsident Tröger über die Leistung der DHB-Sieben: "Das war begeisternd, einfach mitreißend!" Und auch die Presse überschlug sich, von "dem besten Spiel seit Jahren" war die Rede. Freuen konnte man sich aber nicht nur über die gute Leistung der Männer auf dem Feld, sondern auch über den Teamgeist, der in der gesamten Mannschaft herrscht. Lakenmacher, Bezdicek und Roos, die das Spiel von der Tribüne verfolgen mußten, feierten mit den Fans und der Mannschaft - Teaminterne Animosiäten: Fehlanzeige. Kein Wunder, denn Heiner Brand stellt klar, daß es keine feste erste Sieben gibt: "Wir sind in der guten Situation, daß wir dem einen oder anderen mal eine Pause gönnen können. Ich will mich ohnehin nicht auf eine erste oder zweite Position festlegen."
Auf jugoslawischer Seite dagegen war man am Boden zerstört: Der von den deutschen Medien heftig kritisierte Nenad Perunicic, der mit einem angeschlagenen Knie in die Partie gegangen war, viermal getroffen hatte, ausgeteilt hatte aber auch einstecken mußte, verstand die Welt nicht mehr: "Es gibt keine Erklärung für diese Pleite." Nach dem Spiel hat er "seinem Freund "Pitti" erstmal gratuliert. "Ist doch selbstverständlich", meinte Nenad, der in der deutschen Deckung den Schlüssel zum Sieg sah: "Gegen diese 6:0 war es schwer zu spielen. Ich alleine konnte es auch nicht machen. Und als dann in der zweiten Halbzeit bei uns das Chaos ausbrach, hatten wir keine Chance mehr", meinte der am Knie verletzte Perunicic, der nicht in Bestform ist.
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