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17./19.04.2001 - Letzte Aktualisierung: 19.04.2001 Medien

Serdarusic in Sport1: Wir werden weiter um den Titel spielen

Update #1

Sport1 führte ein ausführliches Interview mit THW-Coach Noka Serdarusic.
Inhalt: Teil 1 | Teil 2

Interview - Teil 1

Im ersten Teil geht Serdarusic auf das Ausscheiden in der Champions League ein. Er spricht über die Kritik am THW und über die Planungen für die nächste Serie. Von einem Umbruch hält Serdarusic gar nichts.

Sport1:
Zwei Wochen sind vergangenen nach dem Aus von Barcelona. Was bleibt in ihrer Erinnerung?
Serdarusic:
Es ist immer noch sehr bitter, wie wir ausgeschieden sind. Wir waren sehr nah dran an Barcelona. Man hat gesehen, dass uns nicht viel getrennt hat von der besten Mannschaft in Europa. Es waren Kleinigkeiten. Hätten wir die Überzahl kurz vor Schluss besser genutzt, würden wir jetzt im Finale stehen und nicht Barcelona. Aber so ist der Sport.
Sport1:
Wir verarbeiten Sie diese Niederlage?
Serdarusic:
Wir sind Sportler. Da gehören Niederlagen dazu. Das Leben geht weiter. Etwas habe ich schon verdaut, anderes wird noch dauern. Besonders was teilweise in den Medien geschrieben steht, schlägt mir aber auf den Magen. Da werden auf einmal Spieler hart kritisiert, die im vergangenen Jahr noch alles gewonnen haben, was es zu gewinnen gab. Man fragt sich schon, ob das richtig ist. Ich nehme das zur Kenntnis, aber weiß nicht, was das soll. Lügen werden verbreitet, um Schlagzeilen zu machen.
Sport1:
Nun wird immer in Kiel vom Umbruch gesprochen...
Serdarusic:
Es gibt viele Vereine, die haben schon jetzt mehr Spieler verpflichtet als wir. Nirgendwo wird aber von einem Umbruch gesprochen. Nur bei uns. Bei uns gehen zwei Spieler, und es kommen zwei. Henning Fritz für Axel Geerken, und Piotr Przybecki für Wolfgang Schwenke.
Sport1:
Davon, eine neue Mannschaft zu formen, kann also keine Rede sein?
Serdarusic:
Für mich wäre es ein Umbruch, wenn Petersen, Wislander und Olsson aufhören, Bjerre weggeht, Martin Schmidt und Christian Scheffler aufhören und wir holen sieben neue Leute dafür. Das wird aber nicht der Fall sein. Deswegen kann ich beim besten Willen nicht von einem Umbruch sprechen. Ich hoffe auch, dass es bei uns keinen Umbruch geben wird. Denn davon halte ich nichts. Eine neue Mannschaft zu formen dauert sicherlich zwei, drei Jahre, bis man etwas geschafft hat und etwas erreichen kann. Ich denke aber nicht, dass ein Verein damit spielen kann, einfach die Leute auszutauschen, und dann abwartet, wohin der Weg führt. Ich bin zuversichtlich, dass der THW in der nächsten Saison wieder um den Titel spielen wird - auch ohne großen Namen unter den Zugängen.

Interview - Teil 2

Noka Serdarusic hat trotz der Enttäuschungen der laufenden Serie das Rennen um den Einzug in den Europapokal noch nicht aufgegeben. "Wir werden jetzt noch alles tun, um vielleicht den vierten Platz doch noch zu schaffen", sagt der Erfolgscoach im zweiten Teil des Sport1-Interviews.
Sport1:
In Kiel bewegt sich etwas in Sachen Halle. Die Ostseehalle soll 10.500 Menschen fassen in der nächsten Saison. Wird die Arena die Handball-Halle in Europa?
Serdarusic:
Ich bin jemand, der ungern schimpft über das Publikum. Wenn man aber die Fans im Palau Blaugrana in Barcelona sieht, und dort waren 8500 Zuschauer, dann ist es egal, ab man in Köln oder Kiel ist - selbst 20000 Fans sind nicht so laut wie die Spanier. Die Ostseehalle wird ein Handball-Tempel sein, in dem Spitzen-Handball gespielt wird, auch wenn die Raben etwas anderes sehen wollen. Es ist für jeden Spieler und für jeden, der in diesem Verein arbeitet, eine riesige Verantwortung und eine große Motivation. Unsere Fans, die seit 20 Jahren dabei sind, kriegen noch heute eine Gänsehaut, wenn die Halle ausverkauft ist und wenn ein gutes Spiel gespielt wird.
Sport1:
Was müssen potenzielle Zugänge des THW mitbringen?
Serdarusic:
Qualität müssen sie mitbringen. Man hat geschrieben, dass Serdarusic nur mit alten Leuten arbeiten kann. Da hat man vergessen, dass ich damals die mit Abstand jüngste Mannschaft in der Liga übernommen hatte. Einige von den Spielern sind mit 21, 22, 23 in die Nationalmannschaft gekommen, und wir sind mit sieben Punkten Abstand Meister geworden. Das will aber keiner wissen. Einige haben sich hier in Kiel ein Denkmal gesetzt. Einer ist Jahrhundert-Handballer geworden. Jetzt will man den unbedingt rausgeschmissen sehen. Da spiele ich nicht mit, auch wenn ich die Verantwortung übernehmen muss. Es ist leicht, zu sagen: Die Alten müssen weg. Das habe ich oft gehört. Dieser Satz ist für mich Schwachsinn. Denn die Alten haben im vergangenen Jahr alles gewonnen, was es zu gewinnen gab. Solche Spieler soll man rausschmeißen? Das ist für mich Blödsinn. Man schlägt nur jetzt auf den THW ein. Wenn irgendjemand gedacht hatte, der THW wird immer Meister sein, dann versteht der nichts vom Leben. Jetzt werden wir mal nicht Erster, und man fragt, wie das sein kann. So etwas geht locker an mir vorbei.
Sport1:
Sie sind jetzt acht Jahre lang beim THW Kiel. Könnten Sie sich vorstellen, auch Ihre Trainerkarriere in Kiel zu beenden?
Serdarusic:
Ich kann mir alles vorstellen. Ich kann mir kaum vorstellen, dass ich in Europa viel bessere Vereine und viel bessere Bedingungen finden kann. Wenn ein Valero Rivera, der fünf Jahre jünger ist als ich, schon 17 Jahre in Barcelona Trainer ist und noch zehn Jahre dort bleiben will, frage ich mich: Warum sollte ich das nicht auch tun? Valero Rivera hat auch nicht nur 17 Jahre lang Erfolg gehabt. Er hat in seinen ersten acht Jahren wesentlich weniger Erfolg gehabt als ich. Es ist nur in Deutschland komisch: Wenn man länger bei einem Verein ist, wird irgendwann gesagt: Der kann sich und die Mannschaft nicht mehr motivieren. Da wird versucht, etwas zu konstruieren. Das kann ich nicht nachvollziehen.
Sport1:
Nenad Perunicic soll gehen. Damit verlieren Sie einen Ihrer wichtigsten Spieler. Ein Top-Star unter den Zugängen fehlt noch. Kommen noch neue Stars? Welche neuen Ziele können Sie sich mit dem THW setzen?
Serdarusic:
In dieser Saison haben wir sicher einige Turbulenzen erlebt. Wir wollten unter die ersten Drei kommen. Das schaffen wir in keinem Fall. Wir haben unser Ziel verfehlt. Ich sage immer wieder: Man muss die Latte immer höher setzen, um überhaupt alles geben zu können. Wenn ich sie hoch ansetze, gebe ich alles, um drüber zu kommen. Wenn ich sie unten ansetze, muss ich nicht viel tun. Wir werden jetzt noch alles tun, um vielleicht den vierten Platz doch noch zu schaffen, obwohl ich weiß, dass die SG Wallau ein sehr gutes Restprogramm hat. Aber wenn ich sehe, dass wir guten Handball spielen, kann ich damit gut leben. Dann kommt es darauf an, was alles passiert: Ich kann nicht sagen, was passiert, wenn ich nicht weiß, wer spielen wird. Es ist sicherlich nicht egal, ob Perunicic spielt oder jemand anders. Ich muss erst mal abwarten, was passiert. Dann kann ich sagen, was ich erwarte. Vorher nicht.
Sport1:
Wird der THW auch in der nächsten Saison um den Titel mitspielen?
Serdarusic:
Ja, und das wird er in den nächsten 30 Jahren. Wenn man immer in einer ausverkauften Halle vor 10.500 Zuschauern spielt, wird man nicht darauf hinarbeiten, um den Klassenerhalt zu spielen. Der Verein wird immer daran arbeiten, eine Spitzenmannschaft zusammenzukriegen. Darüber muss man gar nicht diskutieren.


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