Bereits Anfang September war bei einer Kernspintomografie ein gering ausgeprägter Bandscheibenvorfall bei Kiels
Mannschaftskapitän festgestellt worden. Weil die Schmerzen erträglich waren, einigte man sich zunächst darauf, ihn
im Spielbetrieb zu belassen. "Die Belastung war allerdings so hoch, dass eine Besserung nicht eingetreten ist",
erklärte Mannschaftsarzt
Dr. Detlev Brandecker später.
Lövgren habe nach den Spielen zwei bis drei Tage nicht
trainieren können. Statt einer erforderlichen Stärkung der Rückenmuskulatur sei diese daher eher geschwächt worden.
"Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen und eine komplette Heilung anzusteuern, braucht
Stefan jetzt diese Pause",
so
Brandecker.
Lövgren durfte laut medizinischer Abteilung zwar weiterhin bei spieltaktischen Trainingseinheiten
dabei sein, sollte sich ansonsten aber schonen und begleitende Reha-Maßnahmen bei THW-Physiotherapeut
Andreas Hypa absolvieren.
- Zebra:
-
Stefan, was war schlimmer: Der Bandscheibenvorfall oder die Hilflosigkeit am Spielfeldrand?
- Stefan Lövgren:
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Eigentlich war es nicht die Bandscheibe, sondern die Schmerzen an der Nervenwurzel. Aber da ich vorher
noch nie an der Seite gestanden habe und es eigentlich gewohnt war immer zu spielen, war es schon was anderes. Du
kannst nichts tun, und dann ist es, gerade wenn nicht gut läuft, besonders schlimm.
- Zebra:
-
Zahlt der THW Kiel derzeit den Tribut für die Erfolge und die damit verbundenen hohen Belastungen der
letzten Jahre?
- Stefan Lövgren:
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Ja. Aber was die eigentlichen Gründe für unser schlechtes Spiel sind, das weiß keiner. Umso besser, dass
wir in der Geschäftsführung und im engen Umfeld des Vereins Leute haben, die Ahnung vom Handball haben und genau um
unsere Situation und deren Entstehung wissen - und dass es Leute sind, die Geduld mit uns haben. Das finde ich
richtig, richtig gut. Schließlich kann diese Mannschaft guten Handball spielen. Natürlich müssen auch wir Spieler
uns jetzt zusammenreißen und alles versuchen, um aus dieser ungewohnten Lage herauszukommen.
- Zebra:
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Wie sinnvoll erscheinen unter diesen Umständen zweitere Belastungen wie z.B. eine Teilnahme an einer
inoffiziellen Vereins-Europameisterschaft?
- Stefan Lövgren:
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Wir sind angemeldet, also müssen wir auch spielen. Unsere Voraussetzungen sind nur nicht besonders gut.
Andererseits bietet sich in solchen Spielen auch die Möglichkeit, auf dem Platz wieder zusammenzufinden. Willst Du
oben mitspielen, dann kriegst Du auch solche Einladungen, darüber sollten wir uns nicht beschweren.
- Zebra:
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Kann denn ein Erfolg bei der Vereins-EM sogar der Weg aus der Kieler Krise sein?
- Stefan Lövgren:
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Natürlich! Noch wichtiger als zu gewinnen ist es allerdings, ins Spiel zurückzufinden, damit die
Mannschaft wieder ein gutes Gefühl für ihren Handball bekommt. Optimal wäre es natürlich zu gewinnen. Aber zunächst
sollten wir nach Kleinigkeiten schauen und Positives finden!