THW-Logo
26.11.2002 Champions League / Mannschaft / Medien

Kieler Nachrichten: Zebras haben Respekt zurück erobert

Aus den Kieler Nachrichten vom 26.11.2002:

Das Frühlingswetter mit Sonnenschein und Temperaturen um die 15 Grad ließ der THW-Tross gestern mit einem weinenden Auge in Zagreb zurück. Tröster für die November-Waschküche in der Heimat war indes der süße 28:23-Triumph beim Champions League-Rivalen RK Zagreb, den die Zebras vergnügt mit auf die Heimreise über München nach Hamburg nahmen. Adieu Tristesse: Der dritte Erfolg in der europäischen Königsklasse des Handballs ist ein weiterer Beleg dafür, dass Kiel das Tal der Tränen verlassen hat und nach dem zehnten Pflichtspielsieg in Folge zu gewohnter Stärke und gelassener Siegermentalität zurück gefunden hat.
Fünf Erfolge in der Bundesliga, zwei im DHB-Pokal, und in der Champions League strahlt die Zebra-Weste nach 6:0 Punkten ebenfalls im hellsten Weiß. Abstieg bleibt ein Kieler Unwort, der Meister hat sich neue Ziele gesetzt. Zum Beispiel in der Meisterschaft: Fünf Spiele stehen bis zur WM-Pause im Januar auf dem Programm, vier davon in der heimischen Ostseehalle. Zehn Punkte aus diesen Partien seien nicht unrealistisch, orakelt Manager Uwe Schwenker. Im Pokal erwartet Überflieger TBV Lemgo am 12. Dezember den THW. Auch dieser Wettbewerb ist trotz der Schwere der Aufgabe nicht abgeschrieben. Lemgos sportliche Leitung hebt mahnend den Finger. Keine Frage, die Zebras haben verloren gegangenen Respekt bei der Konkurrenz zurück erobert.

In der Champions League wäre das Zwischenziel Viertelfinale mit einem Sieg am kommenden Sonntag in Skopje bereits erreicht. Dann ist auch Platz eins in der Gruppe D fast realisiert. Ein lohnendes Ziel, weil der THW im Viertelfinal-Rückspiel Heimrecht genießen würde. Und zwar in der Ostseehalle, wie Schwenker betont. Hätten die Kieler zuerst Heimrecht, müssten sie umziehen. Die Halle wäre an diesem Termin belegt.

RK Zagreb treiben derweil andere Sorgen. Die Heimniederlage könnte das vorzeitige Aus bedeuten. Katzenjammer ist in der kroatischen Hauptstadt ausgebrochen. "Kiel hat RK vernichtet", titelte gestern die SN, Kroatiens größte Sportzeitung, martialisch. Zagreb habe sich vorführen lassen und sei unter dem Tempospiel der Deutschen zusammengebrochen. Als "Held des Spiels" hob die SN Henning Fritz hervor, "der Teufelskerl zwischen den Pfosten". Dem eigenen Team werden nur noch geringe Chancen für das Viertelfinale eingeräumt. Es müsse schon ein Wunder geschehen, um beim Mitbewerber um Platz zwei, dem rumänischen Meister Savinesti, bestehen zu können. Auch Noka Serdarusic, fundierter Kenner der kroatischen Handballszene, räumt seinen ehemaligen Landsleuten nur noch Außenseiterchancen ein. "Die Rumänen spielen aggressiver und geordneter."

Doch nicht nur sportlich hakt's beim Olympiasieger von 1996. Handball, einst die Sportart Nummer eins im Lande, befindet sich in der Gunst der Fans auf rasender Talfahrt. Chronische Finanznot ist die Folge. Auch Meister RK Zagreb bekommt dieses deutlich zu spüren, Gehälter bleiben aus, und die Sparversuche grenzen ans Groteske. So bestritten die Zebras das obligatorische Champions League-Bankett nur mit Schiedsrichtern und wenigen Vereinsvertretern. Zagrebs Spieler wurden nach Hause geschickt. Sparmaßnahmen...

(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 26.11.2002)


(26.11.2002) Ihre Meinung im Fan-Forum? Zur Newsübersicht Zur Hauptseite