Aus den Kieler Nachrichten vom 27.12.2002:
Nichts welkt schneller als sportlicher Lorbeer. Handballmeister THW Kiel erfuhr seine Berg- und Talfahrt 2002
auf ganz krasse Art. Im Mai von 20000 Menschen auf dem Rathausplatz wegen des zehnten deutschen Titels
überschwänglich gefeiert, fanden sich die Zebras fünf Monate später als Tabellenletzter wieder. Im
bundesdeutschen Sportblätterwald rauschte es, höhnische Kommentare inklusive. Trotz anhaltenden
Verletzungspechs rappelte sich der Meister aber wieder auf. THW-Trainer
Noka Serdarusic zog im KN-Gespräch
eine Zwischenbilanz und gab einen Ausblick auf 2003.
- Kieler Nachrichten:
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Die Hinrunde kann sie nicht wirklich zufrieden stellen, oder?
- Noka Serdarusic:
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Natürlich war ich davon ausgegangen, dass wir wieder um den
Titel mitspielen, aber das Verletzungspech gleich zu Beginn der Saison hat
uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Dabei stellt sich die Frage
erst gar nicht, was wäre gewesen, wenn wir durchweg mit
Lozano, mit
Lövgren,
mit Olsson, mit
Jacobsen, mit
Preiß und mit einem gesunden
Przybecki hätten
spielen können? Ich hatte sie nicht und basta. Was wir trotzdem ohne diese
Spieler erreicht haben, ist nicht so schlecht. Positiv war, dass der Einsatz
immer stimmte. Sicher haben wir einige Punkte liegen lassen. Aber wir haben
Spiele gewonnen, in der die Mannschaft mehr aus sich heraus geholt hat als
in ihr steckte. Herausragend waren Magdeburg, Lemgo und Wallau. Außerdem
habe ich nicht erwartet, dass wir uns in der Champions League so sicher für
das Viertelfinale qualifizieren würden.
- Kieler Nachrichten:
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Ist in der Liga alles nach Plan gelaufen?
- Noka Serdarusic:
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Dass Lemgo, Magdeburg und Flensburg den Takt angeben würden, ist keine
Überraschung. Beeindruckt hat mich aber der Alleingang von Lemgo. Das konnte
man so nicht erwarten. Aber Vorsicht. Der Titel ist längst nicht in
trockenen Tüchern. Sollten Leistungsträger wie Zerbe, Stephan oder Baur
längerfristig ausfallen, könnten Flensburg oder Magdeburg schnell auf die
Überholspur einbiegen.
- Kieler Nachrichten:
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Was ist aus den THW-Saisonzielen geworden?
- Noka Serdarusic:
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Klar, die Meisterschaft müssen wir abhaken. Bitter ist, dass wir nach tollen
Auswärtssiegen im DHB-Pokal einen Schritt vor Hamburg nach Flensburg gelost
wurden. Dennoch werden wir den Kopf nicht in den Sand stecken. Die
Mannschaft ist viel stärker als bei der Punktspiel-Niederlage zu
Saisonbeginn. In der Champions League gilt die Losung, dass wir Alles
erreichen, aber keine Versprechungen abgeben können.
- Kieler Nachrichten:
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Einige Personalentscheidungen sind gefallen. Werden die Verträge mit
Bjerre
und Dominikovic verlängert?
- Noka Serdarusic:
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Ich habe mit beiden Spielern gesprochen. Eine Entscheidung ist noch nicht
gefallen. Davor hat sicherlich noch nicht das gezeigt, was wir von ihm
erwarten, aber er ist steigerungsfähig.
Morten hat nach dem Ausfall von
Staffan Olsson einige brillante Spiele gezeigt. Er muss diese Leistung
bestätigen. Zweieinhalb Jahre hat er mich enttäuscht, jetzt werde ich nicht
nach wenigen guten Wochen sofort glauben können, dass es so weiter geht.
Fakt ist, dass beide einen Anschlussvertrag bekommen, wenn ihre Leistungen
im Februar stabil gut bleiben.
- Kieler Nachrichten:
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Gibt es aktuell noch eine Verstärkung?
- Noka Serdarusic:
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Wir sind am Ball. Der Kubaner Garcia wäre ein Kandidat, ist zurzeit aber
verletzt. In der WM-Vorbereitung habe ich keine Spieler in Kiel, um ihn
ernsthaft auf Bundesliga-Tauglichkeit prüfen zu können. Vielleicht eröffnet
sich aber eine ganz andere Chance: In den kommenden Tagen soll Garcia, der
in Island spielt, auch Isländer werden und für die Nationalmannschaft
auflaufen. Anfang Januar steigt in Kopenhagen ein Turnier, an dem auch
Island teilnimmt. Mal sehen...
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 27.12.2002)