Der TBV Lemgo musste als letztes deutsches Team im Europapokal
die Segen streichen. Der Bundesliga-Spitzenreiter konnte im
Halbfinale des Europapokals
der Pokalsieger die
32:36-Hinspiel-Niederlage in Göteburg nicht wettmachen und
verlor stattdessen in eigener Halle vor 3200 Zuschauern
sogar mit 35:37 (20:18).
Überragender Spieler war der THW-Neuzugang
Martin Boquist,
der acht seiner elf Tore in Durchgang eins erzielte.
Magnus Wislander war sechs Mal
erfolgreich.
Göteburg trifft nun im
Finale auf die Mannschaft Ciudad Real (ESP),
die trotz einer Niederlage beim slowenischen Pokalsieger Celje weiterkam.
Magnus Wislander freute sich in den Kieler Nachrichten
über den warmherzigen Applaus in der Lipperlandhalle vor dem Spiel:
"So doll hatte ich mir das nicht vorgestellt. Andererseits hat es in
zwölf Jahren beim THW nie ein böses Wort zwischen Kiel und Lemgo gegeben."
In der Pressekonferenz nach der Partie öffnete Wislander
dann noch kurzerhand seine Trainingsjacke und präsentierte ein
ziemlich verschwitztes T-Shirt mit dem Aufdruck:
"Max ist back". "Für uns ist der Finaleinzug eine riesige Überraschung.
So etwas hat es im schwedischen Vereinshandball jahrzehntelang nicht gegeben",
zeigte sich Wislander in den KN bei allem Stolz
auch zwiegespalten, "weil es der THW durch Lemgos Ausscheiden nun noch schwerer
hat, um sich für einen Europacup zu qualifizieren, denn jetzt müssen sie
schon Sechster werden." Zum Thema Nationalmannschaft sagte der
"alte Schwede": "Das ist derzeit überhaupt kein Thema. Tatsache ist, dass ich nie
gesagt habe, dass ich in Athen dabei bin. Vielleicht zwei Wochen nach Olympia -
bei den Paralympics."
San Antonio und Montpellier erreichen CL-Finale
Portland San Antonio (ESP) (Veszprem (HUN) raus) und
Montpellier (FRA) (Ljubljana raus) haben das
Finale der Champions League erreicht.
Alle anderen Ergebnisse der europäischen Wettbewerbe finden Sie unter
Europapokal.
Hier der Spielbericht von Sport1 zum Ausscheiden von Lemgo:
Die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben: Schwarzer & Co. verloren
erneut München - Der TBV Lemgo hat den Schritt ins
Finale des
Europapokals der Pokalsieger verpasst. Am Samstag verloren die
Ostwestfalen mit 35:37 (20:18) gegen das schwedische Team
Redbergslids Göteborg. Im Hinspiel hatte Lemgo mit 32:36 den Kürzeren
gezogen.
In Lemgo gaben beide Mannschaften von Beginn an Vollgas. Zerbe und
Schwarzer eröffneten den Torreigen. Nach vier Minuten waren schon
sieben Treffer zu verbuchen (4:3 für Lemgo).
Lemgo überzeugt mit schnellem Spiel
Der TBV überzeugte wie gewohnt mit schnellem Spiel, insbesondere
Christian Schwarzer am Kreis präsentierte sich in guter Form.
Doch auch die Schweden ließen sich nicht lumpen.
Martin Boquist, der
sein Geld in der nächsten Saison in Kiel verdienen wird, sorgte mit
einem seiner insgesamt elf Tore für den Ausgleich zum 5:5.
Nachdem die Lemgoer sich zwischenzeitlich die Führung erkämpften
(9:7, Kehrmann), kamen die Gäste wieder heran und glichen zum 10:10
(17.) aus.
Lemgoer müssen mehr tun
Die Lemgoer mussten mehr tun - mindestens vier Tore Vorsprung waren
ja nötig. Tatsächlich schienen die TBV-Spieler auch auf Final-Kurs
einzuschwenken.
Die Ostwestfalen wussten sich immer wieder mit schönen Aktionen,
unter anderem traumhaften Anspielen an den Kreis, in Szene zu setzen.
Beim 18:15 hatten sich die Deutschen eine gute Ausgangsbasis für den
weiteren Spielverlauf erarbeitet. Sie sollten es allerdings nicht
schaffen, diesen Drei-Tore-Vorsprung mit in die Pause zu nehmen. Sie
ließen die Gegner zum Wechsel bis auf 18:20 herankommen.
Diese Tendenz setzt sich fort
Diese Tendenz setzte sich auch zu Beginn der zweiten Spielhälfte
fort. Die Ostwestfalen leisteten sich zu viele Fehler - die Gäste
nutzten das eiskalt aus, drehten das Blatt und sicherten sich mit dem
24:23 die erste Führung.
Göteborg probierte es immer wieder mit Einzelaktionen, war dadurch
schwer auszurechnen und kam mit diesem Rezept auch immer wieder
durch. Zudem wussten die Gäste in der Abwehr zu gefallen.
Mudrow stellt Deckung um
Coach Mudrow stellte die Deckung auf 5:1 um, doch auch diese Maßnahme
war nicht von Erfolg gekrönt. Die Schweden blieben vorne (27:25,
Wislander).
Und nicht nur das, sie bauten ihren Vorsprung noch aus. Das lag zum
einen daran, dass
Wislander & Co. eine konzentrierte Leistung boten,
zum anderen aber auch daran, dass den TBV-Spielern jetzt das Pech an
den Fingern zu kleben schien.
Immer wieder scheiterten die Deutschen an Pfosten und Latte. Bald
stand es 31:36. Die TBV-Akteure ließen sich zwar nicht hängen, kamen
drei Minuten vor Spielende auf 33:36 heran. Trotzdem war zu diesem
Zeitpunkt die Entscheidung praktisch gefallen, Lemgos Stolpern im
Halbfinale besiegelt.
TBV-Spieler Max Ramota sagte gegenüber Sport1: "Wir haben zu viele
Gegentore kassiert, zu schlecht in der Deckung agiert."
"Lassen den Kopf nicht hängen"
Jetzt richtet sich der Blick aber schon wieder nach vorne. "Wir
lassen den Kopf nicht hängen. Schon am Mittwoch geht's in der
Bundesliga weiter", so Ramota.
Während sich Redbergslids-Coach Magnus Johansson über den "größten
Sieg" seines Teams freute, zeigte sich Lemgos Trainer Volker Mudrow
enttäuscht: "Die haben mit uns so gespielt, wie wir mit ihnen spielen
wollten."
(Von Uli Heichele/Sandra Mesch, © 2003 Sport1)