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03.09.2003 Bundesliga / Geschichte

Rückblick: Vor 25 Jahren: Großwallstadt legt Kiel in 15 Minuten auf Kiel

Bundesliga: 02.12.1978, Sa.: TV Großwallstadt - THW Kiel: 15:13 (6:9)
Die THW-Mannschaft 78/79.
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Am kommenden Samstag tritt der THW wieder einmal beim TV Großwallstadt an - es ist das 56. Duell der beiden "Liga-Dinos" seit Einführung der eingleisigen höchsten deutschen Spielklasse 1977. Anlass für Andreas Müller, auf das Aufeinandertreffen der beiden Traditionsvereine vor 25 Jahren zurückzublicken.
Von Andreas Müller

"Heimsieg!", nicht anders konnte die Parole des TV Großwallstadt vor dem dritten Bundesligaspiel gegen den THW Kiel im Dezember des Jahres 1978 lauten. Dabei tat sich allerdings der Deutsche Meister reichlich schwer, die Leistungsstärke der Nordlichter richtig einzuschätzen. Denn der vermeintlich leichte Gegner, der dem TV Großwallstadt zu Beginn der Adventszeit in die Rudolf-Harbig-Sporthalle schneite, hatte schon zwei Gesichter in der noch jungen Saison gezeigt. Schon vor Rundenbeginn schlugen an der Ostsee hohe Wellen, als es zum offenen Bruch zwischen Abteilungsleiter Gert Hinrich Reese und einem Großteil der Mannschaft kam. Erst nach seinem Rücktritt kehrte allmählich wieder etwas Ruhe ein und die Akteure zurück zu sportlichen Belangen.

Nach Sperre noch nicht wieder in Form: Predrag Timko.
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In die Saison selbst war die Mannschaft zunächst blendend gestartet, war nach vier Spieltagen bei 8:2 Punkten noch unbesiegt und nur aufgrund des schlechteren Torverhältnisses hinter dem TuS Nettelstedt und dem VfL Gummersbach auf Rang fünf der Tabelle. Gleichwohl sorgte gerade der vierte Spieltag für Entsetzen beim THW, denn ausgerechnet Torjäger Predrag Timko wurde nach einer Tätlichkeit im Spiel gegen Jahn Gensungen für die folgenden vier Wochen gesperrt und ohne den Jugoslawen waren die Zebras weit nicht mehr so souverän wie noch zuvor. Dem guten Start folgten vier Niederlagen in Serie. Dem dann doch recht überraschenden 18:14-Heimsieg gegen die hoch gehandelte Mannschaft aus Dankersen folgte schon drei Tage später in der Kieler Ostseehalle der nächste Dämpfer: eine 14:19-Pleite gegen FA Göppingen. Man konnte also gespannt sein, welches Gesicht der THW, seit Anfang des Monats mit neuem Coach, am bayerischen Untermain zeigen würde.

Soviel war klar, Favorit war die Mannschaft aus Schleswig-Holstein - die sich mittlerweile wieder in der Nähe der Abstiegszone befand - sicher nicht, diese Bürde lag beim Gastgeber aus Großwallstadt. Doch auch die Hausherren, obwohl seit dem 24. Januar 1976 zu Hause unbesiegt, offenbarten in den letzten Heimspielen ungeahnte Schwächen. Nur sehr mühsam kam das Angriffsspiel des Tabellendritten gegen Leverkusen und Rintheim in die Gänge, nur mittels exzellenter Abwehrarbeit konnten die Punkte gesichert werden.

So ging die Mannschaft um die Weltmeister Manfred Hofmann, Manfred Freisler, Claus Hormel und Kurt Klühspies zwar zunächst schnell mit 4:1 in Front, doch der THW wollte endlich seinen ersten Bundesligasieg gegen die Bayern landen und hielt überraschend stark mit. Frech traten die Nordlichter auf, spielten mit geschickten Tempowechseln sowie gefährlichen und schnellen Tempogegenstößen, glichen nicht nur zum 4:4 aus sondern hielten in der Folge das Spiel auch offen. Flatternde Nerven und überhastete Abschlüsse mußte Großwallstadts Trainer Klaus Zöll seiner Mannschaft attestieren, die zudem Probleme mit der Manndeckung von Wolfgang Stolz gegen Peter Meisinger und kurzzeitig Kurt Klühspies hatte. Insbesondere die treffsicheren Außenspieler Uli Knop und Dieter Krause waren maßgeblich daran beteiligt, daß nach 30 Minuten ein ansehnlicher Vorsprung auf der Anzeigetafel prangte: 9:6.

Mit vier Toren einer der besten Werfer: Dieter Krause.
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Doch die Spieler der Gastgeber schienen Enttäuschung und Spott der Fans zur Pause nicht überhört zu haben, zu Beginn der zweiten Halbzeit präsentierte sich ein ganz anderer TVG, der nunmehr dem THW kräftig zusetzte. Eine kampfstarke Sieben sah man nun auf dem Parkett der Harbig-Halle, die nun auch wieder zurück zu alter Konterstärke fand, einen davon nutzte Claus Hormel zum 9:9-Ausgleich. Immer wieder war der glänzende Großwallstädter Schlußmann Manfred Hofmann Ausgangspunkt schneller und gefährlicher Gegenstöße, der vierte von Claus Hormel in Halbzeit zwei bringt den TVG gar mit 13:10 in Führung. Die Kieler Auswahl gerät zunehmend in Probleme, insbesondere von Predrag Timko kommt viel zu wenig. Mit einem Schnitt von knapp fünf Toren pro Partie in die Saison gestartet, bleibt er an jenem Abend wirkungslos, verwandelt nur einen Siebenmeter. Ein weiterer Strafwurf von ihm und einen Siebenmeter von Wolfgang Stolz wurden zur Beute von Manfred Hofmann, der wie Peter Meisinger in hohem Maße dazu beitrug, daß der THW nicht mehr gefährlich zurück ins Spiel kommen konnte: Als auch die offene Manndeckung der Schwarz-Weißen in den letzten 90 Sekunden wirkungslos verpuffte, mußte die Mannschaft von Trainer Gerd Welz endgültig die dritte Bundesliganiederlage gegen die Unterfranken hinnehmen.

Für den THW mit der Folge, weiter im hinteren Mittelfeld der Bundesliga festzusitzen, und für den TVG mit der großen Option, bald wieder höhere Ansprüche anmelden zu können. Erfreut wird im Großwallstädter Lager insbesondere der 15:10-Auswärtssieg des VfL Gummersbach beim TuS Hofweier aufgenommen, denn dieser liefert die Grundlage, gut zwei Wochen später durch einen Heimsieg gegen Hofweier die Tabellenführung der Eliteklasse wieder zu übernehmen.

(© 2003 Andreas Müller)

Bundesliga: 02.12.1978, Sa.: TV Großwallstadt - THW Kiel: 15:13 (6:9)

Logo Torschützen TV Großwallstadt:
Hormel (4), Klühspies (4/3), Freisler (3), Meisinger (3), Fischer (1)
Logo Torschützen THW Kiel:
Knop (4), Krause (4), Graeper (2), Elwardt (1), Willisch (1), Timko (1/1)
Zeitstrafen:
Großwallstadt: 0;
THW: 2
Siebenmeter:
Großwallstadt: 3/3;
THW: 3/1
Zuschauer:
1450 (Rudolf-Harbig-Sporthalle, Elsenfeld)


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