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10.12.2003 Karlchen

Karlchens Einwurf: Was Lord Nelson mit der Statistik aus dem Eisenach-Spiel zu tun hat

Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:

Ich liebe Statistiken. Sie sind der Puderzucker jeder journalistischen Berichterstattung, man könnte auch sagen, eine Sportschau ohne Statistik ist wie ein Cappuccino ohne Schokoladenstreusel. Was wäre das für ein Wochenende, wenn wir zum Beispiel von einem Fußballspiel nicht erfahren würden, daß irgendein Spieler 56 Prozent seiner Zweikämpfe gewinnt und dafür vom Trainer den goldenen Blumentopf bekommt oder das jeder vierzehndreiviertelte Eckstoß zu einem Tor führt. Ach, wunderbare Statistik.
Aber das gibt es natürlich auch im Handball. In der vergangenen Saison wurden in der Handball-Bundesliga 61,8 Prozent aller Spiele von den Heimmannschaften gewonnen. Aha. Roman warf 6,5 Tore pro Spiel, Stefan 5,5. In der zweiten Halbzeit fallen mehr Tore, als in der Ersten. Und jetzt - Huch!? Die wenigsten Zeitstrafen hatten die Zebras in der Saison 2002/2003, nur 7,1 Minuten pro Spiel. Früher war das anders, aber da hatten wir ja auch noch Wolle und Max, die brachten es zusammen auf 932 Strafminuten, also immerhin fast 16 Stunden. Allerdings auch auf sieben Meistertitel und noch ein paar andere Pokale, womit es natürlich jetzt recht interessant wäre darüber nachzudenken, ob es einen Zusammenhang zwischen Strafminuten und Meistertitel gibt. Wahrscheinlich nicht, denn die meisten Strafen hatte im vergangenen Jahr Eisenach, 11,1 Minuten pro Spiel, leider nur Platz 14.

Apropos Eisenach, das Spiel vor zehn Tagen ist eine richtige Fundgrube für Statistiker gewesen. Die meisten Aktionen, also Würfe, Fouls, Husarenstücke, Zeitstrafen und natürlich auch Tore hatte Christian Zeitz zu verzeichnen, bereits bis zu seiner ersten Auswechslung in der 18. Minutebrachte er es auf 10 davon. Nun waren diese nicht alle erfolgreich (eher im Gegenteil), aber es zeigt auch, daß er ein echter Tatmensch ist. Bei ihm denke ich immer an einen berühmten Spruch des englischen Admirals Lord Horatio Nelson, dem Sieger von Trafalgar. Beim Kontakt mit feindlichen Schiffen (um das 18. Jahrhundert ist das natürlich Frankreich, also hört gut zu liebe Zebras, denkt an Paris) predigte er seinen Offizieren: "Vergeßt alle Taktik und Manöver, ich sage euch ... immer ran an den Feind." Nelson hätte seine Freude an Zeitz gehabt (und wir Kieler Zuschauer und glücklicherweise Noka auch).

Und jetzt etwas zur Statistik aus dem Spiel gegen Eisenach: Immer wenn ein Zebra einen Fehlwurf hatte, danach aber zwei Tore in Folge warf, war das die Garantie für weitere Tore. Wahrscheinlich ist dies das berühmte Gesetz der Serie. Auch unser Elf-Tore-Mann Johan fing mit einem Fehlversuch an, der Rest aber ist Jubel. Und Zeitz? Nach der Halbzeit ein Fehlversuch, dann zwei Tore in Folge und er legte gleich weiter nach. Ein anderer Beweis für die Gesetze der Statistik ist Marcus Ahlm, das heißt ein Fehlversuch, dann vier Tore in Folge. Fairerweise muß gesagt werden, daß Niko seine ersten vier Tore ohne vorausgehenden Fehlversuch erzielte - also keine Regel ohne Ausnahme, was in unserer wunderbaren Welt der Statistik natürlich wieder als Beweis gilt. Letztendlich aber zählt vor allem eines, daß der THW bei Saisonschluß ganz oben steht - mit oder gegen die statistischen Werte und Wahrscheinlichkeiten.

(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)


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